Franziska von Verschuer | Goethe-Universität Frankfurt am Main (original) (raw)

Book Reviews by Franziska von Verschuer

Research paper thumbnail of "Widersprüche des Medizinischen. Eine wissenssoziologische Studie zu Konzepten der 'Transsexualität'", Katharina Jacke (Rezension)

Sexuologie. Zeitschrift für Sexualimedizin, Sexualtherapie und Sexualwissenschaft, 2017

Papers by Franziska von Verschuer

Research paper thumbnail of Um/Ordnungen des Lebens. Konturen einer dekolonialen Analytik ökologischer Krisen

Leben Regieren: Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert, 2023

Die ökologischen Krisen der Gegenwart gehören zu den bislang fundamentalsten Bedrohungen menschli... more Die ökologischen Krisen der Gegenwart gehören zu den bislang fundamentalsten Bedrohungen menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebens auf der Erde. Spätestens seit der Ausrufung des Anthropozäns – eines neuen Erdzeitalters, in dem der Mensch zur wichtigsten und zerstörerischsten geologischen Kraft geworden sei – erfährt diese Erkenntnis eine stetig wachsende Aufmerksamkeit in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Dabei wurde vielfach kritisiert, dass der Diskurs um das Anthropozän in verschiedener Hinsicht zu kurz greift (für einen Überblick siehe Barla und von Verschuer 2022). Der vorliegende Aufsatz möchte innerhalb dieser Debatte eine Perspektive stark machen, die sich weniger der vielstimmigen Kritik an der Vorstellung eines undifferenzierten Kollektivsubjekts »Mensch« anschließt, als vielmehr die damit verbundene Vision einer Zukunft problematisiert, die entweder nur das Ende oder die Erlösung der als singulär verstandenen Welt bereithält. Solche Zukunftsszenarien, so unser Argument, sind Produkt der linearen Temporalität und Weltenvergessenheit des Anthropozäns. Wir diskutieren diese Auffassung von der Welt im Folgenden als Ausdruck einer Ordnung des Lebens in der kolonialen Moderne, die gleichzeitig Ursprung der sozial-ökologischen Verheerungen unserer Zeit ist, und entwerfen mögliche Konturen einer dekolonialen Analytik dieser Ordnung.

Research paper thumbnail of Dis/continuities of Extractivism in Conservationism: The Case of Seed Banking

Berliner Gazette, 2022

Conservation measures secure not only a wealth of natural resources that are in danger of being l... more Conservation measures secure not only a wealth of natural resources that are in danger of being lost, but also the world and the way the world is produced. Hence, structures and mechanisms are being secured that caused the very loss in the first place, Franziska von Verschuer argues in her contribution to the BG text series “After Extractivism,” exploring the case of seed banking.

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A multiplicity of socio-ecological crises currently challenges the foundations and conditions of human and more-than-human life on Earth. While climate change today is ubiquitous in the public discourse, the accelerating loss of an ever-greater diversity of life forms is only recently (again) beginning to attract a similar amount and quality of attention. This is due, not least, to an increasing number of projects in species and ecosystem conservation taking on the responsibility to care for the persistence of more-than-human life on Earth.

There are many forms of conservation corresponding to the many forms of ecological loss we are now witnessing. Here, losses of species in the animal and plant world as well as losses of habitats and ecosystems on which these species depend attract most attention, whereas another layer of ecological loss that proves to be increasingly existential is conspicuously underrecognized: loss of genetic diversity within species. This kind of ecological loss has grave consequences, especially for agriculturally relevant plants and their adaptation to changing environmental conditions – an issue that becomes ever more critical in light of the rapid ecological changes of the present.
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Research paper thumbnail of Dis/Kontinuitäten des Extraktivismus: Konservierung natürlicher Ressourcen (der Fall Saatgut Banking)

Berliner Gazette - Kultur, Politik und Digitales, 2022

Konservierungsstrategien sichern nicht nur eine Vielfalt natürlicher Ressourcen, die verloren zu ... more Konservierungsstrategien sichern nicht nur eine Vielfalt natürlicher Ressourcen, die verloren zu gehen droht, sondern auch eine Welt und einen Modus des In-der-Welt-Seins, die diesen Verlust überhaupt erst hervorgebracht haben, argumentiert Franziska von Verschuer in ihrem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism” am Beispiel des Saatgutbankings.

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Die Gegenwart ist von multiplen sozial-ökologischen Krisen geschüttelt, die die Grundfesten und Bedingungen menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebens auf der Erde in Frage stellen. Während der Klimawandel im öffentlichen Diskurs allgegenwärtig ist, findet der stetig zunehmende Verlust einer immer größeren Vielfalt von Lebensformen erst seit Kurzem (wieder) ein ähnliches Maß an Beachtung. Verantwortlich hierfür zeichnen nicht zuletzt eine wachsende Zahl von Projekten und Strategien zur Konservierung von Arten und Ökosystemen, die sich der Verantwortung für den Fortbestand mehr-als-menschlichen Lebens auf der Erde stellen.

Es gibt viele Formen von Konservierung, die auf verschiedene Weise den vielen Formen ökologischen Verlusts entgegenzuwirken suchen, die sich gegenwärtig entfalten. Hier wiederum stehen der Verlust von Tier- und Pflanzenarten sowie von Lebensräumen und Ökosystemen, von denen diese Arten abhängen, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine weitere Form des ökologischen Verlustes, auf dessen existenzielle Dimension Expert*innen schon seit Langem hinweisen, findet demgegenüber auffallend wenig öffentliche Beachtung: der Verlust genetischer Vielfalt innerhalb von Arten. Diese Form des Diversitätsverlusts hat schwerwiegende Folgen, insbesondere für landwirtschaftlich relevante Pflanzen und ihre Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen – ein Thema, das angesichts der raschen ökologischen Veränderungen der Gegenwart immer wichtiger wird.
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Research paper thumbnail of Anthropocene

Matter: Journal of New Materialist Research, 2022

A spectre is haunting the world-the spectre of the Anthropocene. Denominating a fundamental shift... more A spectre is haunting the world-the spectre of the Anthropocene. Denominating a fundamental shift of the relationship between humanity and nature, the Anthropocene marks a new geological era in the history of the planet. The eponymous Anthropos, that is, humans as a collective, is said to have become a geophysical force on a planetary scale, crossing multiple boundaries and in doing so affecting the functioning of the Earth system as a whole. ...

Research paper thumbnail of Interview: Die zapatistische "Reise für das Leben" - Aufbruch in eine Welt, in der viele Welten Platz haben

Ya Basta Netz Blog, 2021

Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung, eine "Erklärung für das Leben". Damit läuteten sie ... more Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung, eine "Erklärung für das Leben". Damit läuteten sie ein Jahr ein, das für die Zapatistische Bewegung und Idee in besonderer Weise im Zeichen des Widerstands steht-gegen die Kolonisierung und "für das Leben". Wir haben in den letzten Wochen mit den Soziologinnen Franziska und Katharina hin- und hergeschrieben und sie gefragt, was es mit der Reise auf sich hat.

Research paper thumbnail of How to take care of the plants that feed the world? Zur Versammlung naturkultureller Zukünfte in Saatgutbanken

Birgit Blättel-Mink (Hg.) 2021: Gesellschaft unter Spannung. Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020, 2021

Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Gl... more Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive zum Zweck der Herstellung globaler Ernährungssicherheit durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Die damit einhergehende Industrialisierung und Homogenisierung landwirtschaftlicher Produktion leistete jedoch auch einem Verlust pflanzengenetischer Vielfalt Vorschub, der bald zum globalen ökologischen Problem wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erhob daraufhin die Konservierung von Agrobiodiversität in Saatgutbanken zu ihrer Kernstrategie gegen die sogenannte „genetische Erosion“. Der vorliegende Beitrag untersucht die internationale Saatgutbank auf der arktischen Insel Spitzbergen, die heute als Knotenpunkt der globalen Anstrengungen zur Verfügbarmachung landwirtschaftlicher Nutzpflanzenvielfalt für die Zukunft gelten kann. Sie unterscheidet sich von anderen Saatgutbanken dadurch, dass sie als Backup-Speicher für Sicherheitskopien des in den Genbanken der Welt konservierten Saatguts dient. Im „ewigen Eis“ bewahrt, sollen die als unschätzbar wertvoll geltenden Ressourcen gegen eine Vielzahl von Risiken rückversichert werden, denen die Sammlungen in aller Welt ausgesetzt sind.

In einem Vortrag zum zwölfjährigen Jubiläum des arktischen Saatgutspeichers im Jahr 2020 brachte ein Vertreter der FAO das fürsorgende Selbstverständnis der Bewahrer*innen der globalen landwirtschaftlichen Biodiversität auf den Punkt: „Taking Care of the Plants that Feed the World”. Dieses Selbstverständnis stellt der Beitrag auf den Prüfstand, in dem die Frage erörtert wird, inwiefern Saatgutkonservierung als Praxis der Sorge begriffen werden kann, worauf sich die Sorge- und Konservierungsbemühungen letzten Endes richten und welche performativen Wirkungen dies für un/mögliche Zukünfte hat. Dem zugrunde liegt eine technoökologische Perspektive auf die Frage, wie Relationen zwischen Menschen und ihren nicht-menschlichen Mitwelten in technowissenschaftlichen Praktiken in Kraft gesetzt werden. Wie die untrennbar verwobene Geschichte der Gefährdung und Konservierung von Agrobiodiversität veranschaulicht, sind ökologische Probleme, die zur Gefahr für menschliches Leben werden, eng mit der Gefährdung von Ökosystemen durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben. Während Konservierungsmaßnahmen auf den ersten Blick den Eindruck eines reaktiven Unter-Kontrolle-Bringens erwecken, zeigt der Beitrag eine Verschränktheit von Natur und Kultur im Design des arktischen Saatgutspeichers auf, die nicht nur anerkannt, sondern auch nutzbar gemacht wird. Dies macht ein Verhältnis zu Natur und Zukunft im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung erkennbar, dessen Potenziale und Grenzen genauer in den Blick genommen werden.

Research paper thumbnail of Making Post/Anthropocentric Futures in Agrobiodiversity Conservation

Nature and Culture, 2021

Since the mid-twentieth century global modernization of agriculture, seed banking has become a co... more Since the mid-twentieth century global modernization of agriculture, seed banking has become a core technoscientific strategy to counteract agrobiodiversity loss and ensure future food security. This article develops a post-anthropocentric reading of the Svalbard Global Seed Vault as a nodal point of global ex situ conservation efforts. Based on qualitative expert interviews, I explore the rationality of crisis and salvation that underlies these efforts and discuss its roots in an anthropocentric relation to nature as a resource. By arguing that the latter produces the crises that conservation measures intend to counteract, I show how the Seed Vault conserves this resource-orientation. I then illustrate a concurrent unruliness of more-than-human worldly becoming the embracing of which, I argue, is a way for conservationism to cultivate different, non-crisic futures.

Research paper thumbnail of Freezing Lives, Preserving Humanism: Cryonics and the Promise of Dezoefication

Distinktion: Journal for Social Theory, 2019

Cryonics denotes research into and the practice of deep-freezing dead bodies for resuscitation in... more Cryonics denotes research into and the practice of deep-freezing dead bodies for resuscitation in a technologically advanced future. This article discusses the technoscientific practice and rationality of cryonics, focusing on two aspects in particular: the ways in which conceptions of life and death and their relation are being reconfigured, and the cryonic understanding of personality and its relation to the body. It complements the range of topics discussed in the literature on cryonics by adopting a feminist perspective and placing particular emphasis on the importance of taking into consideration the materiality, processuality and relationality of life and death in the cryonic imaginary. The analysis draws on Rosi Braidotti's adaptation of the conceptual pair of bios and zoe in order to demonstrate that cryonics is premised on the humanist separation of the human as a purely cultural being from 'Nature' as his materially determined other(s). The article argues that cryonics seeks to preserve not only individual lives, but also the increasingly challenged humanist conception of human life as exceptional, self-contained and independent of Nature. The notion of dezoefication is introduced to encapsulate the desire to disentangle the human from (his) nature. Finally, the analysis is complemented with Donna Haraway's approach to a relational ontology, which emphasizes the vulnerability that is associated with relationality. It thus accounts for the humanist bias against relationality and the fear of death as 'becoming other', which are considered to be constitutive of techno-utopian projects such as cryonics.

Research paper thumbnail of Die Anderen der Reproduktionsmedizin. Feministische Perspektiven auf Arbeit, Familie und Rassismus (Tagungsbericht)

feministische studien, 2018

Tagungsbericht zum Cornelia Goethe Colloquium an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im WS 2... more Tagungsbericht zum Cornelia Goethe Colloquium an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im WS 2017/18

Talks by Franziska von Verschuer

Research paper thumbnail of How to take care of the plants that feed the world? Zur Versammlung naturkultureller Zukünfte in Saatgutbanken

Vortrag zur Ad Hoc Gruppe "Die ökologische Gesellschaft unter Spannung: Sorgediskurse im 'Anthropozän'" beim 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Gesellschaft unter Spannung", 2020

Im Zuge westlicher Entwicklungspolitik wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in einigen Ländern des Gl... more Im Zuge westlicher Entwicklungspolitik wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Durch Industrialisierung und Homogenisierung sollten die landwirtschaftliche Produktion angekurbelt und globale Ernährungssicherheit hergestellt werden. Diese Entwicklung leistete allerdings auch einem Verlust pflanzengenetischer Vielfalt Vorschub, der bald zum globalen ökologischen Problem deklariert wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erhob daraufhin die Konservierung von Agrobiodiversität in Saatgutbanken zu ihrer Kernstrategie gegen die sogenannte „genetische Erosion“.
Im Zentrum meines Vortrags steht die internationale Saatgutbank auf der arktischen Insel Spitzbergen, die ich als Knotenpunkt der globalen Anstrengungen zur Verfügbarmachung landwirtschaftlicher Nutzpflanzenvielfalt und damit zur Gewährleistung globaler Ernährungssicherheit in der Zukunft begreife und erforsche. Sie unterscheidet sich von anderen Saatgutbanken dadurch, dass sie als Backup-Speicher für Sicherheitskopien des in den Genbanken der Welt konservierten Saatguts dient. Im „ewigen Eis“ bewahrt, sollen die als unschätzbar wertvoll geltenden Ressourcen gegen eine Vielzahl von Risiken rückversichert werden, denen die Sammlungen in aller Welt ausgesetzt sind: Erdbeben und Überflutungen, finanzielle Engpässe und Kapazitätsgrenzen sowie nicht zuletzt Kriege. Ein Vertreter der FAO brachte in seinem Vortrag zum diesjährigen 12. Jubiläum des arktischen Saatgutspeichers das fürsorgende Selbstverständnis der Bewahrer*innen der globalen landwirtschaftlichen Biodiversität auf den Punkt: „Taking Care of the Plants that Feed the World”. Dieses Selbstverständnis stelle ich in meinem Vortrag auf der Basis von Expert*inneninterviews und ethnographischer Forschung in Spitzbergen auf den Prüfstand. Dabei geht es im Kern darum, inwiefern Saatgutkonservierung als Praxis der Sorge begriffen werden kann, worauf sich die Sorge- und Konservierungsbemühungen letzten Endes richten und welche performativen Wirkungen dies für un/mögliche Zukünfte hat. Der Analyse zugrunde liegt eine technoökologische Perspektive auf die Frage, wie Relationen zwischen Menschen und ihren nicht-menschlichen Mitwelten in technowissenschaftlichen Praktiken in Kraft gesetzt werden (Lorenz-Meyer et al. 2019).
Wie die untrennbar verwobene Geschichte der Gefährdung und Konservierung von Agrobiodiversität veranschaulicht, sind ökologische Probleme, die zur Gefahr für menschliches Leben werden, eng mit der Gefährdung von Ökosystemen durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben. Während Konservierungsmaßnahmen auf den ersten Blick den Eindruck eines reaktiven Unter-Kontrolle-Bringens erwecken, lege ich im Vortrag dar, wie sich in meiner Forschung aufseiten der beteiligten Akteure ein Verständnis für die Verschränktheit von Natur und Kultur und die Performativität von Technologie zeigt. Davon ausgehend argumentiere ich, dass in der Praxis der Saatgutkonservierung ein Verhältnis zu Natur und Zukunft erkennbar wird, das sich im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung bewegt. Einerseits erscheint die Saatgutbank aufgrund ihrer nicht nur performativen, sondern inhärent politischen Wirksamkeit als ontopolitische Regierungstechnologie (Nimmo 2008); andererseits birgt die Anerkennung der Vulnerabilitäten, die aus der Verwobenheit von Natur und Kultur resultieren, Möglichkeiten einer verantwortungsvollen Gestaltung naturkultureller Zukünfte (Haraway 2018). Durch die Analyse dieses Spannungsverhältnisses soll ein Beitrag zur Schärfung der Begrifflichkeiten des soziologischen Sorgediskurses geleistet werden.

Research paper thumbnail of The technoscientific production of natureculture(s) in seed banking

Symposium SoCuM (University of Mainz): Posthuman? New Perspectives on Nature/Culture (Jenseits des Menschen? Posthumane Perspektiven auf Natur/Kultur), 2019

Since the twentieth century “green revolution”, the loss of plant genetic diversity has become a ... more Since the twentieth century “green revolution”, the loss of plant genetic diversity has become a global ecological problem for industrial agriculture. The core strategy for solving this problem is the preservation of genetic diversity in seed banks. Those, however, are exposed to a variety of threats ranging from natural disasters, such as earthquakes and floods, to man-made threats, such as financial and capacity limits or wars. In order to safeguard the highly valued resources, an international seed vault was established on the Arctic island of Spitsbergen in 2008, which serves as backup storage for the seeds conserved in gene banks worldwide. Storing the seeds in Norway, which has an international reputation for being politically stable, far from densely populated areas as well as surrounded by permafrost, is considered the best possible solution to ensure their preservation for the future.

The paper focusses on the relations between humans and their non-human environment that techno-scientific practices enact. Arising from a paradoxical invocation of nature as a threat and a promise for the future of human life, the practice of seed banking illustrates a relationship that oscillates between care and government. The iceberg enclosing the seed vault paradigmatically embodies this: while the permafrost provides a protective enclosure for the seeds, recent melt water intrusion has also turned it into a source of danger. The proposed posthuman perspective on nature-culture-relations demonstrates that the endangerment of human life through nature is complexly entangled with the endangerment of nature through (particular) human culture(s) and that therefore, both spheres cannot be considered separately. Rather, natureculture has always been artefactual and a product of technoscientific enactment.

--german--

Zur technowissenschaftlichen Produktion von Naturkultur am Beispiel Saatgutbanking

Seit der „grünen Revolution“ des 20. Jahrhunderts ist die industrielle Landwirtschaft mit dem heute globalen ökologischen Problem des Verlusts pflanzengenetischer Vielfalt konfrontiert. Kernstrategie zur Lösung dieses Problems ist die Konservierung genetischer Diversität in Saatgutbanken. Diese sind jedoch einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt; etwa Naturkatastrophen, wie Erdbeben und Überflutungen, oder menschen-gemachten Bedrohungen, wie finanziellen Engpässen und Kapazitätsgrenzen aber auch Kriegen. Um die als höchst wertvoll geltenden Ressourcen dagegen abzusichern, wurde 2008 auf der arktischen Insel Spitzbergen eine internationale Saatgutbank eröffnet, die als Backup-Speicher für das in den Genbanken der Welt konservierte Saatgut dient. Im als politisch stabil geltenden Norwegen, fernab dicht besiedelter Gebiete und umgeben von Permafrost, gilt das Saatgut als bestmöglich für die Zukunft gesichert.
Der Vortrag blickt auf die Relationen zwischen Menschen und ihrer nicht-menschlichen Mitwelt, die in technowissenschaftlichen Praktiken enaktiert werden. Das Beispiel Saatgutbanking illustriert eine Beziehung im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung, die aus einer paradoxen Anrufung der Natur als Bedrohung und gleichzeitig als Versprechen für die Zukunft menschlichen Lebens erwächst. Diese ist paradigmatisch durch den Eisberg verkörpert, der den Saatgutspeicher umgibt: der Permafrost fungiert einerseits als Sicherheit spendende Schutzhülle, andererseits wurde er in der jüngeren Vergangenheit durch den zunehmend schmelzenden Permafrost zur Gefahr. Die vorgeschlagene posthumane Perspektive auf das Verhältnis von Natur und Kultur veranschaulicht, dass die Gefahren der Natur für menschliches Leben eng mit der Gefährdung der Natur durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben sind und dass beide Sphären daher nicht getrennt voneinander zu denken sind. Vielmehr ist artefaktische Naturkultur immer schon Produkt technowissenschaftlicher Praxis.

Research paper thumbnail of Freezing Life, Escaping Death? Cryonics as a Meeting Point of Transhumanist Visions

Conference of the European Association for the Study of Science and Technology (EASST) , 2018

Transhumanism has gained more and more momentum over the last decades. It seeks to improve the hu... more Transhumanism has gained more and more momentum over the last decades. It seeks to improve the human condition by technologically interfering in the human body and its evolution. This talk focusses on cryonics as a meeting point of a number of transhumanist visions. The research into and the practice of deep-freezing dead bodies for resuscitation in a technologically advanced future aims to “cheat” death. For “lifespanners”, it holds the promise of curing their deadly diseases after all and that the degenerative process of aging can be decelerated or stopped. For “immortalists”, who envision the conflation of man and technology but don't expect the necessary technological advances to be achieved within their lifetime, cryonics serves as an interim technique “transporting” them to the future.
The paper is based on an analysis of cryonicists’ publications and a review of the social scientific literature. By adopting a Feminist Neomaterialist perspective, it becomes possible to show that cryonics and its promises are premised on and reproduce a power relation that fundamentally structures western culture: the humanist separation of the human as a purely cultural being from “nature” as his materially determined other(s). The preservation cryonics promises proves to be directed not only at individual lives, but also at the increasingly challenged humanist conception of human life as exceptional vis-à-vis other life forms, self-contained and independent from “nature”. The paper shows that although cryonics is seen as a door to a transhumanist future, it is equally guided by the past and humanist values.

Drafts by Franziska von Verschuer

Research paper thumbnail of CfP 'Modes of Futuring between Care and Control: Engaging with the Conservation of Endangered More-Than-Human Life'

EASST/4S Joint Conference, Prague, Aug 2020, 2020

*CfP for EASST/4S Joint Conference, Prague, Aug 2020* The accelerating loss of biodiversity is o... more *CfP for EASST/4S Joint Conference, Prague, Aug 2020*

The accelerating loss of biodiversity is one of the central contemporary ecological crises that challenge the foundations and conditions of current forms of life on Earth. In the wake of this development and the associated threats, projects of environmental conservation that seek to care for the ongoingness of life have gained momentum. Exploring these from an STS perspective, we contribute to an important discourse about and intervention into the technoscientific politics of life and death in times of ecological crises.
We want to discuss how practices and technologies of conservation engage with endangered more-than-human life and what future worlds they bring to matter; how they account for the entanglement of fatal ecological developments with extractive naturalcultural forms of (human) life. In this context, we are interested in the notion of care: Who are the recipients of conservational care? What is the relation between care and control? How are conservation practices directed at the sustainability of more-than-human life embedded in power relations? We specifically want to discuss dis/continuities to humanist forms of controlling nature in conservational practices of care. Finally, we want to explore modes of futuring in conservational care. How does the temporality of urgency of ecological crises affect practices and politics of conservation and more-than-human forms of life? What could it mean for practices of conservation to (re)think ecological vulnerability and precarity, maybe even ext inction, as part of (techno)ecological processes of worlding? How can a notion of living and dying well together help us craft new modes of caring?

Research paper thumbnail of How (not) to think in/corporeal feminisms and environmental post/humanisms

What are we talking about when we talk about matter, sexual difference, the body and in/corporeal... more What are we talking about when we talk about matter, sexual difference, the body and in/corporeality in feminist theory? What role does environmentalism play for posthumanisms and the environment for the post/human? In what ways do and don't posthumanisms and new materialisms tie in with trajectories of feminist theory? We seek to explore these and further related questions through engaging with the work of Claire Colebrook. Colebrook makes an instructive contribution to feminist (new) materialisms by developing a genealogy that does not build on a critique of representationalist accounts of materiality. Instead, she discusses the early writings of Rosi Braidotti, Elizabeth Grosz and Luce Irigaray. Colebrook highlights that it is already in their theories of 'sexual difference' that they theorize matter and representation non-dualistically. While affirming the new materialist critique of phenomenology and poststructuralism, for Colebrook, the main issue with the de-corporealization of the body and matter is not a textualist, linguistic, postmodern and constructivist tradition of feminism. She rather develops a concept of matter as a positive, in/corporeal event that is neither 'the other' of representation, nor a negated origin. In her more recent work, Colebrook develops a critical account of posthumanisms in the Anthropocene. She argues that the biopolitical management of life posthumanist theories criticize and the ecological redemption they advocate are two sides of the same coin. Colebrook argues that insofar as finding the culprit for ecological threats and extinction-be it the Anthropos or Capitalism-entails the promise of a better humanity; the human becomes destroyer and preserver at once. According to her, posthumanisms promise to extinguish (the humanist idea of) Man through a turn to an ecological notion of life that reconciles the human with his environment. However, projections of survival based on this understanding are always anthropomorphic modes of existence that (re)enact (the humanist notion of) the human. These two strains of theory in Colebrook's work will be explored by engaging with key texts that present and discuss the respective arguments during two sessions of a one-day-workshop. Our discussions will be guided by the participants' particular interests in Colebrook's thinking, as it becomes relevant in their own research. The workshop is rounded off with a concluding reflection that traces the intriguing manner of thinking that runs through Colebrook's engagement with both thematical complexes. Participation is possible either actively or passively. Active participants will have the opportunity to discuss aspects of their own work with Claire Colebrook and the group. For active participation, please send an abstract of your research project that will be provided to all participants in advance. For active and passive participation both, please send a short statement of interest (max. 400 words in total).

Teaching Documents by Franziska von Verschuer

Research paper thumbnail of BA Seminar - Politik der Natur, WiSe 2020 (Syllabus)

Feministische, queere und dekoloniale Interventionen in die erkenntnisgenerierenden Praktiken der... more Feministische, queere und dekoloniale Interventionen in die erkenntnisgenerierenden Praktiken der Naturwissenschaften haben nicht nur die soziale Bedingtheit von Wissen betont, sondern auch dualistische Konzeptionen von Natur und Kultur irritiert. Ausgehend von diesen Überlegungen untersucht das Seminar die vielschichtigen sozialen, epistemologischen und politischen Implikationen des Konzeptes der „Natur“ sowie ihrer Dekonstruktion. Das Seminar ist in vier Blöcke unterteilt, die sich jeweils schwerpunktmäßig einem thematischen Aspekt widmen. Im Anschluss an eine Auseinandersetzung mit feministischen Kritiken der Geschichte und Theorien der Naturwissenschaften (Block I), werden zunächst die rassifizierenden und vergeschlechtlichten Implikationen des modernen Naturbegriffs diskutiert (Block II). Anschließend beschäftigen wir uns mit Formen des naturalisierenden Otherings im Zuge der Kolonialgeschichte der europäischen Moderne und lernen dabei nicht zuletzt auch indigene Perspektiven auf Natur und Dekolonialisierungsprozesse kennen (Block III). Abschließend nehmen wir queertheoretische Reformulierungen von Ökologie, Natur und des „Wilden“ sowie deren kritische Potenziale in den Blick (Block IV). Das Seminar soll zu einer kritischen Auseinandersetzung anregen und ein Verständnis für die Vielfältigkeit dessen vermitteln, was unter dem Begriff der Natur nicht nur verhandelt, sondern auch politisch mobilisiert wird. Das Seminar richtet sich dabei an fortgeschrittene B.A. Studierende und setzt die Bereitschaft zur Lektüre anspruchsvoller, auch englischsprachiger Texte voraus.

Books by Franziska von Verschuer

Research paper thumbnail of Leben Regieren. Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert

Campus Verlag, 2023

Die Covid-19-Pandemie und die ökologischen Krisen haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll d... more Die Covid-19-Pandemie und die ökologischen Krisen haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll die tiefgreifende Verwobenheit von Natur, Technologie und Gesellschaft verdeutlicht. Vor diesem Hintergrund machen die Beiträge dieses Bandes das Verhältnis von Natur und Kultur, Diskurs und Materialität zum Gegenstand sozialwissenschaftlicher Reflexionen. Orientiert an der Machtanalytik Michel Foucaults, Ansätzen der Wissenschafts- und Technikforschung sowie feministischen und postkolonialen Debatten gehen die Autor*innen der Frage nach, was Leben und dessen Regierung im 21. Jahrhundert ausmacht. Sie beleuchten anhand einer Vielzahl empirischer Phänomene die mannigfaltigen Zugriffe, Durchdrungenheiten und Artikulationen regierten Lebens. Dabei bringt der Band internationale Diskussionen um menschliches und »mehr-als-menschliches« Leben in einen produktiven Dialog mit Traditionslinien kritischer Theorie.

Research paper thumbnail of Um/Ordnungen des Lebens. Konturen einer dekolonialen Analytik ökologischer Krisen

Leben Regieren: Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert, 2023

Die ökologischen Krisen der Gegenwart gehören zu den bislang fundamentalsten Bedrohungen menschli... more Die ökologischen Krisen der Gegenwart gehören zu den bislang fundamentalsten Bedrohungen menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebens auf der Erde. Spätestens seit der Ausrufung des Anthropozäns – eines neuen Erdzeitalters, in dem der Mensch zur wichtigsten und zerstörerischsten geologischen Kraft geworden sei – erfährt diese Erkenntnis eine stetig wachsende Aufmerksamkeit in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Dabei wurde vielfach kritisiert, dass der Diskurs um das Anthropozän in verschiedener Hinsicht zu kurz greift (für einen Überblick siehe Barla und von Verschuer 2022). Der vorliegende Aufsatz möchte innerhalb dieser Debatte eine Perspektive stark machen, die sich weniger der vielstimmigen Kritik an der Vorstellung eines undifferenzierten Kollektivsubjekts »Mensch« anschließt, als vielmehr die damit verbundene Vision einer Zukunft problematisiert, die entweder nur das Ende oder die Erlösung der als singulär verstandenen Welt bereithält. Solche Zukunftsszenarien, so unser Argument, sind Produkt der linearen Temporalität und Weltenvergessenheit des Anthropozäns. Wir diskutieren diese Auffassung von der Welt im Folgenden als Ausdruck einer Ordnung des Lebens in der kolonialen Moderne, die gleichzeitig Ursprung der sozial-ökologischen Verheerungen unserer Zeit ist, und entwerfen mögliche Konturen einer dekolonialen Analytik dieser Ordnung.

Research paper thumbnail of Dis/continuities of Extractivism in Conservationism: The Case of Seed Banking

Berliner Gazette, 2022

Conservation measures secure not only a wealth of natural resources that are in danger of being l... more Conservation measures secure not only a wealth of natural resources that are in danger of being lost, but also the world and the way the world is produced. Hence, structures and mechanisms are being secured that caused the very loss in the first place, Franziska von Verschuer argues in her contribution to the BG text series “After Extractivism,” exploring the case of seed banking.

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A multiplicity of socio-ecological crises currently challenges the foundations and conditions of human and more-than-human life on Earth. While climate change today is ubiquitous in the public discourse, the accelerating loss of an ever-greater diversity of life forms is only recently (again) beginning to attract a similar amount and quality of attention. This is due, not least, to an increasing number of projects in species and ecosystem conservation taking on the responsibility to care for the persistence of more-than-human life on Earth.

There are many forms of conservation corresponding to the many forms of ecological loss we are now witnessing. Here, losses of species in the animal and plant world as well as losses of habitats and ecosystems on which these species depend attract most attention, whereas another layer of ecological loss that proves to be increasingly existential is conspicuously underrecognized: loss of genetic diversity within species. This kind of ecological loss has grave consequences, especially for agriculturally relevant plants and their adaptation to changing environmental conditions – an issue that becomes ever more critical in light of the rapid ecological changes of the present.
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Research paper thumbnail of Dis/Kontinuitäten des Extraktivismus: Konservierung natürlicher Ressourcen (der Fall Saatgut Banking)

Berliner Gazette - Kultur, Politik und Digitales, 2022

Konservierungsstrategien sichern nicht nur eine Vielfalt natürlicher Ressourcen, die verloren zu ... more Konservierungsstrategien sichern nicht nur eine Vielfalt natürlicher Ressourcen, die verloren zu gehen droht, sondern auch eine Welt und einen Modus des In-der-Welt-Seins, die diesen Verlust überhaupt erst hervorgebracht haben, argumentiert Franziska von Verschuer in ihrem Beitrag zur BG-Textreihe “After Extractivism” am Beispiel des Saatgutbankings.

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Die Gegenwart ist von multiplen sozial-ökologischen Krisen geschüttelt, die die Grundfesten und Bedingungen menschlichen und mehr-als-menschlichen Lebens auf der Erde in Frage stellen. Während der Klimawandel im öffentlichen Diskurs allgegenwärtig ist, findet der stetig zunehmende Verlust einer immer größeren Vielfalt von Lebensformen erst seit Kurzem (wieder) ein ähnliches Maß an Beachtung. Verantwortlich hierfür zeichnen nicht zuletzt eine wachsende Zahl von Projekten und Strategien zur Konservierung von Arten und Ökosystemen, die sich der Verantwortung für den Fortbestand mehr-als-menschlichen Lebens auf der Erde stellen.

Es gibt viele Formen von Konservierung, die auf verschiedene Weise den vielen Formen ökologischen Verlusts entgegenzuwirken suchen, die sich gegenwärtig entfalten. Hier wiederum stehen der Verlust von Tier- und Pflanzenarten sowie von Lebensräumen und Ökosystemen, von denen diese Arten abhängen, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Eine weitere Form des ökologischen Verlustes, auf dessen existenzielle Dimension Expert*innen schon seit Langem hinweisen, findet demgegenüber auffallend wenig öffentliche Beachtung: der Verlust genetischer Vielfalt innerhalb von Arten. Diese Form des Diversitätsverlusts hat schwerwiegende Folgen, insbesondere für landwirtschaftlich relevante Pflanzen und ihre Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen – ein Thema, das angesichts der raschen ökologischen Veränderungen der Gegenwart immer wichtiger wird.
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Research paper thumbnail of Anthropocene

Matter: Journal of New Materialist Research, 2022

A spectre is haunting the world-the spectre of the Anthropocene. Denominating a fundamental shift... more A spectre is haunting the world-the spectre of the Anthropocene. Denominating a fundamental shift of the relationship between humanity and nature, the Anthropocene marks a new geological era in the history of the planet. The eponymous Anthropos, that is, humans as a collective, is said to have become a geophysical force on a planetary scale, crossing multiple boundaries and in doing so affecting the functioning of the Earth system as a whole. ...

Research paper thumbnail of Interview: Die zapatistische "Reise für das Leben" - Aufbruch in eine Welt, in der viele Welten Platz haben

Ya Basta Netz Blog, 2021

Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung, eine "Erklärung für das Leben". Damit läuteten sie ... more Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung, eine "Erklärung für das Leben". Damit läuteten sie ein Jahr ein, das für die Zapatistische Bewegung und Idee in besonderer Weise im Zeichen des Widerstands steht-gegen die Kolonisierung und "für das Leben". Wir haben in den letzten Wochen mit den Soziologinnen Franziska und Katharina hin- und hergeschrieben und sie gefragt, was es mit der Reise auf sich hat.

Research paper thumbnail of How to take care of the plants that feed the world? Zur Versammlung naturkultureller Zukünfte in Saatgutbanken

Birgit Blättel-Mink (Hg.) 2021: Gesellschaft unter Spannung. Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020, 2021

Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Gl... more Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive zum Zweck der Herstellung globaler Ernährungssicherheit durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Die damit einhergehende Industrialisierung und Homogenisierung landwirtschaftlicher Produktion leistete jedoch auch einem Verlust pflanzengenetischer Vielfalt Vorschub, der bald zum globalen ökologischen Problem wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erhob daraufhin die Konservierung von Agrobiodiversität in Saatgutbanken zu ihrer Kernstrategie gegen die sogenannte „genetische Erosion“. Der vorliegende Beitrag untersucht die internationale Saatgutbank auf der arktischen Insel Spitzbergen, die heute als Knotenpunkt der globalen Anstrengungen zur Verfügbarmachung landwirtschaftlicher Nutzpflanzenvielfalt für die Zukunft gelten kann. Sie unterscheidet sich von anderen Saatgutbanken dadurch, dass sie als Backup-Speicher für Sicherheitskopien des in den Genbanken der Welt konservierten Saatguts dient. Im „ewigen Eis“ bewahrt, sollen die als unschätzbar wertvoll geltenden Ressourcen gegen eine Vielzahl von Risiken rückversichert werden, denen die Sammlungen in aller Welt ausgesetzt sind.

In einem Vortrag zum zwölfjährigen Jubiläum des arktischen Saatgutspeichers im Jahr 2020 brachte ein Vertreter der FAO das fürsorgende Selbstverständnis der Bewahrer*innen der globalen landwirtschaftlichen Biodiversität auf den Punkt: „Taking Care of the Plants that Feed the World”. Dieses Selbstverständnis stellt der Beitrag auf den Prüfstand, in dem die Frage erörtert wird, inwiefern Saatgutkonservierung als Praxis der Sorge begriffen werden kann, worauf sich die Sorge- und Konservierungsbemühungen letzten Endes richten und welche performativen Wirkungen dies für un/mögliche Zukünfte hat. Dem zugrunde liegt eine technoökologische Perspektive auf die Frage, wie Relationen zwischen Menschen und ihren nicht-menschlichen Mitwelten in technowissenschaftlichen Praktiken in Kraft gesetzt werden. Wie die untrennbar verwobene Geschichte der Gefährdung und Konservierung von Agrobiodiversität veranschaulicht, sind ökologische Probleme, die zur Gefahr für menschliches Leben werden, eng mit der Gefährdung von Ökosystemen durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben. Während Konservierungsmaßnahmen auf den ersten Blick den Eindruck eines reaktiven Unter-Kontrolle-Bringens erwecken, zeigt der Beitrag eine Verschränktheit von Natur und Kultur im Design des arktischen Saatgutspeichers auf, die nicht nur anerkannt, sondern auch nutzbar gemacht wird. Dies macht ein Verhältnis zu Natur und Zukunft im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung erkennbar, dessen Potenziale und Grenzen genauer in den Blick genommen werden.

Research paper thumbnail of Making Post/Anthropocentric Futures in Agrobiodiversity Conservation

Nature and Culture, 2021

Since the mid-twentieth century global modernization of agriculture, seed banking has become a co... more Since the mid-twentieth century global modernization of agriculture, seed banking has become a core technoscientific strategy to counteract agrobiodiversity loss and ensure future food security. This article develops a post-anthropocentric reading of the Svalbard Global Seed Vault as a nodal point of global ex situ conservation efforts. Based on qualitative expert interviews, I explore the rationality of crisis and salvation that underlies these efforts and discuss its roots in an anthropocentric relation to nature as a resource. By arguing that the latter produces the crises that conservation measures intend to counteract, I show how the Seed Vault conserves this resource-orientation. I then illustrate a concurrent unruliness of more-than-human worldly becoming the embracing of which, I argue, is a way for conservationism to cultivate different, non-crisic futures.

Research paper thumbnail of Freezing Lives, Preserving Humanism: Cryonics and the Promise of Dezoefication

Distinktion: Journal for Social Theory, 2019

Cryonics denotes research into and the practice of deep-freezing dead bodies for resuscitation in... more Cryonics denotes research into and the practice of deep-freezing dead bodies for resuscitation in a technologically advanced future. This article discusses the technoscientific practice and rationality of cryonics, focusing on two aspects in particular: the ways in which conceptions of life and death and their relation are being reconfigured, and the cryonic understanding of personality and its relation to the body. It complements the range of topics discussed in the literature on cryonics by adopting a feminist perspective and placing particular emphasis on the importance of taking into consideration the materiality, processuality and relationality of life and death in the cryonic imaginary. The analysis draws on Rosi Braidotti's adaptation of the conceptual pair of bios and zoe in order to demonstrate that cryonics is premised on the humanist separation of the human as a purely cultural being from 'Nature' as his materially determined other(s). The article argues that cryonics seeks to preserve not only individual lives, but also the increasingly challenged humanist conception of human life as exceptional, self-contained and independent of Nature. The notion of dezoefication is introduced to encapsulate the desire to disentangle the human from (his) nature. Finally, the analysis is complemented with Donna Haraway's approach to a relational ontology, which emphasizes the vulnerability that is associated with relationality. It thus accounts for the humanist bias against relationality and the fear of death as 'becoming other', which are considered to be constitutive of techno-utopian projects such as cryonics.

Research paper thumbnail of Die Anderen der Reproduktionsmedizin. Feministische Perspektiven auf Arbeit, Familie und Rassismus (Tagungsbericht)

feministische studien, 2018

Tagungsbericht zum Cornelia Goethe Colloquium an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im WS 2... more Tagungsbericht zum Cornelia Goethe Colloquium an der Goethe-Universität Frankfurt am Main im WS 2017/18

Research paper thumbnail of How to take care of the plants that feed the world? Zur Versammlung naturkultureller Zukünfte in Saatgutbanken

Vortrag zur Ad Hoc Gruppe "Die ökologische Gesellschaft unter Spannung: Sorgediskurse im 'Anthropozän'" beim 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Gesellschaft unter Spannung", 2020

Im Zuge westlicher Entwicklungspolitik wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in einigen Ländern des Gl... more Im Zuge westlicher Entwicklungspolitik wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Durch Industrialisierung und Homogenisierung sollten die landwirtschaftliche Produktion angekurbelt und globale Ernährungssicherheit hergestellt werden. Diese Entwicklung leistete allerdings auch einem Verlust pflanzengenetischer Vielfalt Vorschub, der bald zum globalen ökologischen Problem deklariert wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erhob daraufhin die Konservierung von Agrobiodiversität in Saatgutbanken zu ihrer Kernstrategie gegen die sogenannte „genetische Erosion“.
Im Zentrum meines Vortrags steht die internationale Saatgutbank auf der arktischen Insel Spitzbergen, die ich als Knotenpunkt der globalen Anstrengungen zur Verfügbarmachung landwirtschaftlicher Nutzpflanzenvielfalt und damit zur Gewährleistung globaler Ernährungssicherheit in der Zukunft begreife und erforsche. Sie unterscheidet sich von anderen Saatgutbanken dadurch, dass sie als Backup-Speicher für Sicherheitskopien des in den Genbanken der Welt konservierten Saatguts dient. Im „ewigen Eis“ bewahrt, sollen die als unschätzbar wertvoll geltenden Ressourcen gegen eine Vielzahl von Risiken rückversichert werden, denen die Sammlungen in aller Welt ausgesetzt sind: Erdbeben und Überflutungen, finanzielle Engpässe und Kapazitätsgrenzen sowie nicht zuletzt Kriege. Ein Vertreter der FAO brachte in seinem Vortrag zum diesjährigen 12. Jubiläum des arktischen Saatgutspeichers das fürsorgende Selbstverständnis der Bewahrer*innen der globalen landwirtschaftlichen Biodiversität auf den Punkt: „Taking Care of the Plants that Feed the World”. Dieses Selbstverständnis stelle ich in meinem Vortrag auf der Basis von Expert*inneninterviews und ethnographischer Forschung in Spitzbergen auf den Prüfstand. Dabei geht es im Kern darum, inwiefern Saatgutkonservierung als Praxis der Sorge begriffen werden kann, worauf sich die Sorge- und Konservierungsbemühungen letzten Endes richten und welche performativen Wirkungen dies für un/mögliche Zukünfte hat. Der Analyse zugrunde liegt eine technoökologische Perspektive auf die Frage, wie Relationen zwischen Menschen und ihren nicht-menschlichen Mitwelten in technowissenschaftlichen Praktiken in Kraft gesetzt werden (Lorenz-Meyer et al. 2019).
Wie die untrennbar verwobene Geschichte der Gefährdung und Konservierung von Agrobiodiversität veranschaulicht, sind ökologische Probleme, die zur Gefahr für menschliches Leben werden, eng mit der Gefährdung von Ökosystemen durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben. Während Konservierungsmaßnahmen auf den ersten Blick den Eindruck eines reaktiven Unter-Kontrolle-Bringens erwecken, lege ich im Vortrag dar, wie sich in meiner Forschung aufseiten der beteiligten Akteure ein Verständnis für die Verschränktheit von Natur und Kultur und die Performativität von Technologie zeigt. Davon ausgehend argumentiere ich, dass in der Praxis der Saatgutkonservierung ein Verhältnis zu Natur und Zukunft erkennbar wird, das sich im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung bewegt. Einerseits erscheint die Saatgutbank aufgrund ihrer nicht nur performativen, sondern inhärent politischen Wirksamkeit als ontopolitische Regierungstechnologie (Nimmo 2008); andererseits birgt die Anerkennung der Vulnerabilitäten, die aus der Verwobenheit von Natur und Kultur resultieren, Möglichkeiten einer verantwortungsvollen Gestaltung naturkultureller Zukünfte (Haraway 2018). Durch die Analyse dieses Spannungsverhältnisses soll ein Beitrag zur Schärfung der Begrifflichkeiten des soziologischen Sorgediskurses geleistet werden.

Research paper thumbnail of The technoscientific production of natureculture(s) in seed banking

Symposium SoCuM (University of Mainz): Posthuman? New Perspectives on Nature/Culture (Jenseits des Menschen? Posthumane Perspektiven auf Natur/Kultur), 2019

Since the twentieth century “green revolution”, the loss of plant genetic diversity has become a ... more Since the twentieth century “green revolution”, the loss of plant genetic diversity has become a global ecological problem for industrial agriculture. The core strategy for solving this problem is the preservation of genetic diversity in seed banks. Those, however, are exposed to a variety of threats ranging from natural disasters, such as earthquakes and floods, to man-made threats, such as financial and capacity limits or wars. In order to safeguard the highly valued resources, an international seed vault was established on the Arctic island of Spitsbergen in 2008, which serves as backup storage for the seeds conserved in gene banks worldwide. Storing the seeds in Norway, which has an international reputation for being politically stable, far from densely populated areas as well as surrounded by permafrost, is considered the best possible solution to ensure their preservation for the future.

The paper focusses on the relations between humans and their non-human environment that techno-scientific practices enact. Arising from a paradoxical invocation of nature as a threat and a promise for the future of human life, the practice of seed banking illustrates a relationship that oscillates between care and government. The iceberg enclosing the seed vault paradigmatically embodies this: while the permafrost provides a protective enclosure for the seeds, recent melt water intrusion has also turned it into a source of danger. The proposed posthuman perspective on nature-culture-relations demonstrates that the endangerment of human life through nature is complexly entangled with the endangerment of nature through (particular) human culture(s) and that therefore, both spheres cannot be considered separately. Rather, natureculture has always been artefactual and a product of technoscientific enactment.

--german--

Zur technowissenschaftlichen Produktion von Naturkultur am Beispiel Saatgutbanking

Seit der „grünen Revolution“ des 20. Jahrhunderts ist die industrielle Landwirtschaft mit dem heute globalen ökologischen Problem des Verlusts pflanzengenetischer Vielfalt konfrontiert. Kernstrategie zur Lösung dieses Problems ist die Konservierung genetischer Diversität in Saatgutbanken. Diese sind jedoch einer Vielzahl von Gefahren ausgesetzt; etwa Naturkatastrophen, wie Erdbeben und Überflutungen, oder menschen-gemachten Bedrohungen, wie finanziellen Engpässen und Kapazitätsgrenzen aber auch Kriegen. Um die als höchst wertvoll geltenden Ressourcen dagegen abzusichern, wurde 2008 auf der arktischen Insel Spitzbergen eine internationale Saatgutbank eröffnet, die als Backup-Speicher für das in den Genbanken der Welt konservierte Saatgut dient. Im als politisch stabil geltenden Norwegen, fernab dicht besiedelter Gebiete und umgeben von Permafrost, gilt das Saatgut als bestmöglich für die Zukunft gesichert.
Der Vortrag blickt auf die Relationen zwischen Menschen und ihrer nicht-menschlichen Mitwelt, die in technowissenschaftlichen Praktiken enaktiert werden. Das Beispiel Saatgutbanking illustriert eine Beziehung im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung, die aus einer paradoxen Anrufung der Natur als Bedrohung und gleichzeitig als Versprechen für die Zukunft menschlichen Lebens erwächst. Diese ist paradigmatisch durch den Eisberg verkörpert, der den Saatgutspeicher umgibt: der Permafrost fungiert einerseits als Sicherheit spendende Schutzhülle, andererseits wurde er in der jüngeren Vergangenheit durch den zunehmend schmelzenden Permafrost zur Gefahr. Die vorgeschlagene posthumane Perspektive auf das Verhältnis von Natur und Kultur veranschaulicht, dass die Gefahren der Natur für menschliches Leben eng mit der Gefährdung der Natur durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben sind und dass beide Sphären daher nicht getrennt voneinander zu denken sind. Vielmehr ist artefaktische Naturkultur immer schon Produkt technowissenschaftlicher Praxis.

Research paper thumbnail of Freezing Life, Escaping Death? Cryonics as a Meeting Point of Transhumanist Visions

Conference of the European Association for the Study of Science and Technology (EASST) , 2018

Transhumanism has gained more and more momentum over the last decades. It seeks to improve the hu... more Transhumanism has gained more and more momentum over the last decades. It seeks to improve the human condition by technologically interfering in the human body and its evolution. This talk focusses on cryonics as a meeting point of a number of transhumanist visions. The research into and the practice of deep-freezing dead bodies for resuscitation in a technologically advanced future aims to “cheat” death. For “lifespanners”, it holds the promise of curing their deadly diseases after all and that the degenerative process of aging can be decelerated or stopped. For “immortalists”, who envision the conflation of man and technology but don't expect the necessary technological advances to be achieved within their lifetime, cryonics serves as an interim technique “transporting” them to the future.
The paper is based on an analysis of cryonicists’ publications and a review of the social scientific literature. By adopting a Feminist Neomaterialist perspective, it becomes possible to show that cryonics and its promises are premised on and reproduce a power relation that fundamentally structures western culture: the humanist separation of the human as a purely cultural being from “nature” as his materially determined other(s). The preservation cryonics promises proves to be directed not only at individual lives, but also at the increasingly challenged humanist conception of human life as exceptional vis-à-vis other life forms, self-contained and independent from “nature”. The paper shows that although cryonics is seen as a door to a transhumanist future, it is equally guided by the past and humanist values.

Research paper thumbnail of CfP 'Modes of Futuring between Care and Control: Engaging with the Conservation of Endangered More-Than-Human Life'

EASST/4S Joint Conference, Prague, Aug 2020, 2020

*CfP for EASST/4S Joint Conference, Prague, Aug 2020* The accelerating loss of biodiversity is o... more *CfP for EASST/4S Joint Conference, Prague, Aug 2020*

The accelerating loss of biodiversity is one of the central contemporary ecological crises that challenge the foundations and conditions of current forms of life on Earth. In the wake of this development and the associated threats, projects of environmental conservation that seek to care for the ongoingness of life have gained momentum. Exploring these from an STS perspective, we contribute to an important discourse about and intervention into the technoscientific politics of life and death in times of ecological crises.
We want to discuss how practices and technologies of conservation engage with endangered more-than-human life and what future worlds they bring to matter; how they account for the entanglement of fatal ecological developments with extractive naturalcultural forms of (human) life. In this context, we are interested in the notion of care: Who are the recipients of conservational care? What is the relation between care and control? How are conservation practices directed at the sustainability of more-than-human life embedded in power relations? We specifically want to discuss dis/continuities to humanist forms of controlling nature in conservational practices of care. Finally, we want to explore modes of futuring in conservational care. How does the temporality of urgency of ecological crises affect practices and politics of conservation and more-than-human forms of life? What could it mean for practices of conservation to (re)think ecological vulnerability and precarity, maybe even ext inction, as part of (techno)ecological processes of worlding? How can a notion of living and dying well together help us craft new modes of caring?

Research paper thumbnail of How (not) to think in/corporeal feminisms and environmental post/humanisms

What are we talking about when we talk about matter, sexual difference, the body and in/corporeal... more What are we talking about when we talk about matter, sexual difference, the body and in/corporeality in feminist theory? What role does environmentalism play for posthumanisms and the environment for the post/human? In what ways do and don't posthumanisms and new materialisms tie in with trajectories of feminist theory? We seek to explore these and further related questions through engaging with the work of Claire Colebrook. Colebrook makes an instructive contribution to feminist (new) materialisms by developing a genealogy that does not build on a critique of representationalist accounts of materiality. Instead, she discusses the early writings of Rosi Braidotti, Elizabeth Grosz and Luce Irigaray. Colebrook highlights that it is already in their theories of 'sexual difference' that they theorize matter and representation non-dualistically. While affirming the new materialist critique of phenomenology and poststructuralism, for Colebrook, the main issue with the de-corporealization of the body and matter is not a textualist, linguistic, postmodern and constructivist tradition of feminism. She rather develops a concept of matter as a positive, in/corporeal event that is neither 'the other' of representation, nor a negated origin. In her more recent work, Colebrook develops a critical account of posthumanisms in the Anthropocene. She argues that the biopolitical management of life posthumanist theories criticize and the ecological redemption they advocate are two sides of the same coin. Colebrook argues that insofar as finding the culprit for ecological threats and extinction-be it the Anthropos or Capitalism-entails the promise of a better humanity; the human becomes destroyer and preserver at once. According to her, posthumanisms promise to extinguish (the humanist idea of) Man through a turn to an ecological notion of life that reconciles the human with his environment. However, projections of survival based on this understanding are always anthropomorphic modes of existence that (re)enact (the humanist notion of) the human. These two strains of theory in Colebrook's work will be explored by engaging with key texts that present and discuss the respective arguments during two sessions of a one-day-workshop. Our discussions will be guided by the participants' particular interests in Colebrook's thinking, as it becomes relevant in their own research. The workshop is rounded off with a concluding reflection that traces the intriguing manner of thinking that runs through Colebrook's engagement with both thematical complexes. Participation is possible either actively or passively. Active participants will have the opportunity to discuss aspects of their own work with Claire Colebrook and the group. For active participation, please send an abstract of your research project that will be provided to all participants in advance. For active and passive participation both, please send a short statement of interest (max. 400 words in total).

Research paper thumbnail of BA Seminar - Politik der Natur, WiSe 2020 (Syllabus)

Feministische, queere und dekoloniale Interventionen in die erkenntnisgenerierenden Praktiken der... more Feministische, queere und dekoloniale Interventionen in die erkenntnisgenerierenden Praktiken der Naturwissenschaften haben nicht nur die soziale Bedingtheit von Wissen betont, sondern auch dualistische Konzeptionen von Natur und Kultur irritiert. Ausgehend von diesen Überlegungen untersucht das Seminar die vielschichtigen sozialen, epistemologischen und politischen Implikationen des Konzeptes der „Natur“ sowie ihrer Dekonstruktion. Das Seminar ist in vier Blöcke unterteilt, die sich jeweils schwerpunktmäßig einem thematischen Aspekt widmen. Im Anschluss an eine Auseinandersetzung mit feministischen Kritiken der Geschichte und Theorien der Naturwissenschaften (Block I), werden zunächst die rassifizierenden und vergeschlechtlichten Implikationen des modernen Naturbegriffs diskutiert (Block II). Anschließend beschäftigen wir uns mit Formen des naturalisierenden Otherings im Zuge der Kolonialgeschichte der europäischen Moderne und lernen dabei nicht zuletzt auch indigene Perspektiven auf Natur und Dekolonialisierungsprozesse kennen (Block III). Abschließend nehmen wir queertheoretische Reformulierungen von Ökologie, Natur und des „Wilden“ sowie deren kritische Potenziale in den Blick (Block IV). Das Seminar soll zu einer kritischen Auseinandersetzung anregen und ein Verständnis für die Vielfältigkeit dessen vermitteln, was unter dem Begriff der Natur nicht nur verhandelt, sondern auch politisch mobilisiert wird. Das Seminar richtet sich dabei an fortgeschrittene B.A. Studierende und setzt die Bereitschaft zur Lektüre anspruchsvoller, auch englischsprachiger Texte voraus.

Research paper thumbnail of Leben Regieren. Natur, Technologie und Gesellschaft im 21. Jahrhundert

Campus Verlag, 2023

Die Covid-19-Pandemie und die ökologischen Krisen haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll d... more Die Covid-19-Pandemie und die ökologischen Krisen haben in den vergangenen Jahren eindrucksvoll die tiefgreifende Verwobenheit von Natur, Technologie und Gesellschaft verdeutlicht. Vor diesem Hintergrund machen die Beiträge dieses Bandes das Verhältnis von Natur und Kultur, Diskurs und Materialität zum Gegenstand sozialwissenschaftlicher Reflexionen. Orientiert an der Machtanalytik Michel Foucaults, Ansätzen der Wissenschafts- und Technikforschung sowie feministischen und postkolonialen Debatten gehen die Autor*innen der Frage nach, was Leben und dessen Regierung im 21. Jahrhundert ausmacht. Sie beleuchten anhand einer Vielzahl empirischer Phänomene die mannigfaltigen Zugriffe, Durchdrungenheiten und Artikulationen regierten Lebens. Dabei bringt der Band internationale Diskussionen um menschliches und »mehr-als-menschliches« Leben in einen produktiven Dialog mit Traditionslinien kritischer Theorie.