Elif Özmen | Justus-Liebig-University Giessen (original) (raw)

Papers by Elif Özmen

Research paper thumbnail of Academic freedom: normative ideals, contemporary challenges

Zeitschrift für Politikwissenschaft , 2024

There is broad agreement within both science and society about the value of academic freedom. The... more There is broad agreement within both science and society about the value of academic freedom. There is disagreement, however, about which forms or degrees, if any, of political and moral regulation might harm or benefit science. Academic freedom, just like free speech in general, has turned into a contentious issue within society as a whole. Competing ideas about science and its social functions, as well as the norms of justice and legitimacy, are debated.

Research paper thumbnail of Der "Green Deal" und die Wissenschaft

Frankfurter Allgemeine Zeitung , 2024

Research paper thumbnail of Welches Wissen, wessen Meinung? Über die epistemischen Hoffnungen der Demokratie

Normative Konstituenten der Demokratie, hrsg. von J. Nida-Rümelin, T. Greger, A. Oldenbourg , 2024

Der Beitrag reflektiert das Verhältnis von Wissen und Meinungen, Wahrheit und Demokratie im Ausga... more Der Beitrag reflektiert das Verhältnis von Wissen und Meinungen, Wahrheit und Demokratie im Ausgang von einer epistemischen Krisendiagnose. Hierzu wird zunächst das altbekannte Konzept der Wissensgesellschaft mit Blick auf seine analytisch-deskriptiven und diagnostisch-normativen Dimensionen reaktiviert. Als ausgezeichnetes Wissen in der Wissensgesellschaft gilt wissenschaftliches Wissen, weil es als gesichert und verbindlich, objektiv und vertrauenswürdig, öffentlich zugänglich und intersubjektiv nachvollziehbar gelten kann. Mit der Wissens- bzw. Wissenschaftsgesellschaft werden üblicherweise positive Wirkungen für die Demokratie verbunden: Rationalisierung, Innovationen, Politiktechnologie und Effekte der politischen Stabilisierung. Aber es droht auch die Gefahr einer Epistemisierung des Politischen und damit die Gefahr einer undemokratischen, unpolitischen oder alternativlosen Demokratie. Der erste Teil des Beitrags endet mit der Empfehlung, das Verhältnis von Wissen, Wahrheit und Politik in der Demokratie nicht zu eng zu führen.
Daran schließt der nächste Abschnitt zunächst an, indem der Wert der Meinungsfreiheit für die Demokratie und ihre charakteristischen öffentlichen Diskurse, Differenzen und Dissense herausgestellt wird. Epistemische Kriterien für die Begrenzung der freien Meinungsäußerung und -verbreitung sind daher ungebührlich. Meinungsfreiheit umfasst auch das Recht auf „falsche“ – unmoralische, unwahre, unwissenschaftliche – Meinungen. Allerdings lässt sich das Gut der Meinungsfreiheit, das einer Epistemisierung einerseits enge Grenzen setzt, doch andererseits mit epistemischen Gründen rechtfertigen. Schließlich ist Meinungsfreiheit dazu gut, dass wir uns Meinungen bilden, die so gut, wahr und vernünftig wie nur möglich sind. Die epistemische Hoffnung, dass uns die epistemische Qualität unserer Meinungen nicht völlig gleichgültig ist, ist eine wichtige normative Quellen der Vertrauens- und Anerkennungwürdigkeit der kollektiven Selbstbestimmung in der Demokratie. Damit darf aber, so das Fazit, die Verbindung von Wissen, Wahrheit und Politik in der Demokratie nicht vollständig negiert werden.

Research paper thumbnail of Wissenschaftliche Dissenskultur. Was sich aus der Debatte um Wissenschaftsfreiheit lernen lässt

Forschung & Lehre, 2024

Ohne die Freiheit von wissenschaftsfremden Einflussnahmen kann Wissenschaft die ihr eigentümliche... more Ohne die Freiheit von wissenschaftsfremden Einflussnahmen kann Wissenschaft die ihr eigentümlichen Ziele – die Ermittlung signifikanter Wahrheiten, das Verstehen, Erklären und Begründen natürlicher und lebensweltlicher Phänomene, die Entwicklung adäquater Theorien und darauf gründender praktischer Anwendungen – nicht gut realisieren. Daher herrscht gegenwärtig große Einigkeit darüber, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre schlechthin konstituierend ist für die Wissenschaft. Uneinigkeit besteht hingegen bezüglich der Frage, ob und welche „Politisierung“ der Wissenschaft zuträglich oder schädlich ist.

Research paper thumbnail of Pornographie und Gewaltverherrlichung

Handbuch Angewandte Ethik (Hgg Neuhäuser, Rathers, Stöcker), 2023

Handbuchartikel

Research paper thumbnail of Glück, Pech und Schicksal

Handbuch Angewandte Ethik (Hgg Neuhäuser, Rathers, Stöcker), 2023

Handbuchartikel

Research paper thumbnail of Falsche Vulgarisierung liberaler Freiheit

liberal. Das Magazin der Freiheit, 2023

Wenn es den Liberalismus nicht gebe, müsste man ihn erfinden. Als Feindbild dient er jedenfalls ... more Wenn es den Liberalismus nicht gebe, müsste man ihn erfinden. Als Feindbild dient er jedenfalls ganz unterschiedlichen politischen Bewegungen. Jedoch bedienen sich nicht nur die Verächter des Liberalismus, sondern auch manche Apologeten eines Zerrbildes, um ihre eigene (und eigentümlich schlichte) Position zu schärfen. Ein solcher Vulgärliberalismus, dem man zumeist in öffentlichen und sozialmedialen Arenen begegnet, ist der Gegenstand dieses kurzen Essays, dessen Kernthese lautet: Die sozialen, ethischen, ökonomischen und politischen Dimensionen der liberalen Freiheit, die sich aus einer ideengeschichtlichen Schau leicht erschließen lassen, werden durch einen vulgären Freiheitsbegriff sträflich ignoriert. Zudem untergräbt eine Vulgarisierung liberaler Freiheit die normative Attraktivität des Liberalismus.

Research paper thumbnail of What is scientific criticism for? Some Philosophical Reflections on Criticism and Evidence within the Scientific Ethos

Evidence Contestation. Dealing with Dissent in Knowledge Societies, 2023

Most activities aimed at achieving knowledge, and scientific activities in particular, require ev... more Most activities aimed at achieving knowledge, and scientific activities
in particular, require evidence. Producing evidence and referring to
evidence ensures the robustness of scientific hypothesis and the quality
of scientific theories. Moreover, evidence is necessary – albeit not
sufficient – for a scientific activity to be acknowledged both within the
scientific community and society in general. Science depends on criticism,
which not only includes evaluation, judgments and disapproval,
but also the contestation of evidence. While scientific evidence serves to
either support or counter a scientific hypothesis, its contestation is only
partly a devaluation of previous research findings and mostly a common
practice within science. How can these two aspects of evidence generation,
which we take for granted, coexist? How in particular are evidence
and the contestation and critique of evidence related to the norms of
scientific activity? And what are the ties and tensions between the contestation of evidence and criticism of science, between scientific ethos
and societal norms, and more broadly speaking between science and the
public recognition or refutation of scientific knowledge?
We assume that a philosophical approach will help to address these
questions by critically evaluating the underlying concepts.

Research paper thumbnail of Meinungsfreiheit als umkämpfter Begriff. Rechtliche, politische, moralische und epistemische Perspektiven

Ethik & Unterricht 3, 2022

In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig Ordnung in die zum Teil sehr hitzigen und verworrenen ... more In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig Ordnung in die zum Teil sehr hitzigen und verworrenen öffentlichen Debatten um Meinungsfreiheit zu bringen, indem die rechtlichen und politischen, aber auch die moralischen und erkenntnisbezogenen Argumente für und gegen Meinungsfreiheit skizziert und diskutiert werden. Zunächst wird Meinungsfreiheit als allgemeines Menschenrecht und als spezifisch demokratisches Grundrecht eingeführt. Die Bedeutung der Meinungsfreiheit für die individuelle Persönlichkeitsentfaltung und die kollektive Selbstbestimmung macht sie zu einem festen Bestandteil der Verfassung von freiheitlichen Demokratien. Entsprechend stark fällt der Schutz der Meinungsäußerungs- und Meinungsverbreitungsfreiheit aus, der in Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert wird (1). Dennoch stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen eine Äußerung als eine solche geschützte Meinung gelten soll. Gibt es zum Beispiel auch ein Recht darauf, dumme, abwegige, unwahrhaftige, hasserfüllte oder unmoralische Meinungen frei zu äußern? Tatsächlich sprechen nicht nur grundrechtliche, sondern auch moralische und erkenntnisbezogene Gründe dafür, selbst solche problematischen Meinungsäußerungen unter eine generelle Freiheitsvermutung zu stellen (2). Aber wozu ist das Recht der Meinungsfreiheit eigentlich gut, wenn es mit inhaltlichem Blödsinn, sozialen Zumutungen, persönlichen Verletzungen und diskursiven Enthemmungen einhergehen kann? Mit Bezug auf einige bekannte Konflikte zwischen Meinungsfreiheit und anderen Rechten und Gütern wird der umkämpfte Charakter der Meinungsfreiheit noch einmal vor Augen geführt (3)

Research paper thumbnail of 100 Jahre John Rawls, 50 Jahre Eine Theorie der Gerechtigkeit

Zeitschrift für Praktische Philosophie , 2021

Einleitung in den Themenschwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie: Am 21. Februar 20... more Einleitung in den Themenschwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie: Am 21. Februar 2021 wäre der US-amerikanische Philosoph John Bordley Rawls hundert Jahre alt geworden. Die Bedeutung seines Werkes für die politische Philosophie im Ganzen und die Theorie der liberalen, pluralistischen, sozialen und säkularen Demokratie im Besonderen lässt sich kaum überschätzen. Das gilt vor allem für das Opus Magnum Eine Theorie der Gerechtigkeit, welches 2021 ebenfalls einen runden Geburtstag feiert. Fünfzig Jahre nach ihrem Erscheinen gilt die Theorie als wichtigstes Werk des zeitgenössischen politischen Liberalismus und ihr Verfasser als Klassiker des politischen Denkens, auf den zahlreiche Begriffe, Impulse und Themen der aktuellen Debatten zurückzuführen sind. Dieses zweifache Jubiläum nimmt der vorliegende Schwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie zum Anlass, um aktuelle systematische Fragen der Theorie der Gerechtigkeit aufzugreifen, kritisch zu evaluieren und konstruktiv weiter zu entwickeln.

Research paper thumbnail of Der Einzelne und sein normatives Selbst. Zur Anthropologie und Politikethik des Transhumanismus

Wer bist du, Mensch? Transformationen menschlicher Selbstverständnisse im wissenschaftlich-technischen Fortschritt, hg. von Armin Grundwald, Herder Verlag, 2021

Die Philosophie im Ganzen und die politische Philosophie im Besonderen hat sich von der Vorstellu... more Die Philosophie im Ganzen und die politische Philosophie im Besonderen hat sich von der Vorstellung eines idealen Menschen oder einer idealen Gerechtigkeit weitgehend verabschiedet, dennoch ist ein solches „idealisierendes“ Moment nach wie vor präsent. So sind die diskursmächtigen Positionen der Gegenwart – die Gerechtigkeitstheorie, Menschenrechtsphilosophie und der demokratische Liberalismus – durch einen universalistischen Geltungsanspruch charakterisiert, der unabhängig von historischen Kontexten, kulturellen Varianzen und den subjektiven Menschenbildern, die sie hervorbringen, erhoben wird. Das geht so weit, den Erkenntniswert und die Begründungskraft von Aussagen über den Menschen – und damit die philosophische Relevanz der Anthropologie – im Ganzen zu bezweifeln. In dem Beitrag wird gezeigt, inwiefern mit den Mitteln einer negativen bzw. Partialanthropologie anthropologische Grundlagen des Liberalismus (und der liberalen Position in der Human Enhacement Debatte) ausgearbeitet werden können und zugleich die essentialistischen Fallstricke der Anthropologie vermieden werden. Als Leitkonzept dient das "normative Selbst" in der liberalen Traditionslinie von Hobbes bis hin zu Rawls.

Research paper thumbnail of Epistemische Offenheit als Wagnis

Wissenschaftsfreiheit im Konflikt, hg. von Elif Özmen, Metzler Verlag , 2021

Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, der behindert den Anspruch auf Wahrheit, welche di... more Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, der behindert den Anspruch auf Wahrheit, welche die wissenschaftliche Tätigkeit als solche charakterisiert. Ein solcher Zusammenhang zwischen epistemischer Offenheit und wissenschaftlichem Ethos wird in den aktuellen Debatten um die Freiheit der Wissenschaft regelmäßig hergestellt. In dem Beitrag wird versucht, die normativen Grundlagen, gegenwärtigen Herausforderungen und möglichen Grenzen der Wissenschaftsfreiheit mit Blick auf das Ethos der Wissenschaft auszuloten. Dabei wird zunächst die Frage diskutiert, wozu das Gut der Wissenschaftsfreiheit gut ist. Es werden verschiedene normative, d.h. epistemische, ethische und gesellschaftliche Erwartungen identifiziert, die mit der Freiheit der Wissenschaft einhergehen (1). Das bietet den Ausgangspunkt für die Charakterisierung der Wissenschaft als kollektive, kooperative und selbstregulierende Tätigkeit, die durch ein epistemisches und ethisches scientific ethos angeleitet wird. Darüber hinaus lassen sich Kongruenzen von Wissenschafts- und Meinungsfreiheit bzw. von freier Wissenschaft und freiheitlicher Demokratie bestimmen (2). Abschließend geht es nicht mehr um die Frage, wie frei die (wissenschaftliche/nichtwissenschaftliche) Meinung, sondern wie die freie Meinung sein sollte. Es wird argumentiert, dass mit dem epistemischen Wagnis der Freiheit eine konkrete epistemische Hoffnung verbunden ist, die zu erfüllen in der individuellen und institutionellen Verantwortung der Wissenschaft liegt (3).

Research paper thumbnail of Wissenschaftsfreiheit. Normative Grundlagen und aktuelle Herausforderungen

Aus Politik und Zeitgeschichte 46, 2021

Die Ideen der Wissenschaft und der freien Wissenschaft verweisen aufeinander. Sie sind auf normat... more Die Ideen der Wissenschaft und der freien Wissenschaft verweisen aufeinander. Sie sind auf normative Voraussetzungen und epistemische Hoffnungen gegründet, die durch Wissenschaftsfreiheit im Sinne eines negativen Abwehrrechts nicht garantiert werden können. In dem Beitrag wird dafür argumentiert, das robuste Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit mit Bezug auf das Ethos der (guten) Wissenschaft einerseits und spezifische gesellschaftliche und demokratischen Erwartungen andererseits zu reflektieren.

Research paper thumbnail of Wer wir sind und was wir werden können. Überlegungen zu einer (post)humanistischen Anthropologie

Über Menschliches. Anthropologie zwischen Natur und Utopie (hrg. von Elif Özmen), 2016

Die Bezeichnung Trans- oder Posthumanismus gibt einer heterogenen Gruppe von Theorien und Positio... more Die Bezeichnung Trans- oder Posthumanismus gibt einer heterogenen Gruppe von Theorien und Positionen aus verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen einen Namen, die darin übereinstimmen, die evolutionäre und kulturelle Historizität und Kontingenz der menschlichen Spezies als Ausgangspunkt einer affirmativen Beurteilung radikaler Selbst- und Umgestaltungen zu betrachten. Dabei scheinen die Fähigkeit zur Selbstgestaltung und der Wunsch nach Selbstoptimierung für Transhumanisten anthropologische Konstanten darzustellen – und zwar nicht bloß im Sinne struktureller Eigenschaften der charakteristischen (gegenwärtigen) menschlichen Lebensform. Menschen dürfen und sollen sich verbessern; Einschränkungen dieser Freiheit sollen unterbleiben bzw. bedürfen der Legitimation. Mithin handelt es sich um einen normativen Rahmen, der mit einer nicht-essentialistischen, nicht-substantiierten, aber dennoch anthropologischen Argumentation gesteckt wird. In dem Beitrag werden diese "versteckten" anthropologischen Prämissen des Transhumanismus diskutiert und ihr humanistischer Anspruch kritisch reflektiert. Das bildet die Grundlage für allgemeinere Überlegungen zum Status einer philosophischen Anthropologie bzw. zu der strukturierenden Funktion, die anthropologische Annahmen in jeder (!) normativen Theoriebildung haben.

Research paper thumbnail of Why Trump is not King Liar

Gießener Universitätsblätter 54, 2021

Ein Essay über die Macht der Wahrheit und Lüge in der Politik, der sich an den Schlagworten der „... more Ein Essay über die Macht der Wahrheit und Lüge in der Politik, der sich an den Schlagworten der „postfaktischen Demokratie“ und „Postwahrheitspolitik“ – drastischen Erosions- und Verfallserscheinungen der kollektiven Wirklichkeits- und Wahrheitsorientierung – orientiert. Diese Verfallsdiagnose schließt an die an die älteren Schlagworte der Postdemokratie bzw. Postpolitik an, so dass seit rund drei Jahrzehnten ein gravierender Partizipations- und Legitimitätsverlust demokratischer Gemeinschaften thematisiert wird, der sich an verschiedenen Dimensionen der Politikverdrossenheit offenbare: dem Misstrauen gegenüber politischen Agenden, Parteien und demokratischen Verfahren, dem Erstarken populistischer Bewegungen und antipolitischer Haltungen, dem allgemeinen Verfall der politischen Kommunikation und neuerdings an der zunehmenden Akzeptanz unverhohlener Lügen und Lügner in der Politik. Dieses faktische Auseinanderdriften von Demokratie als Herrschafts- und als Lebensform wirft mit Blick auf das konstatierte Phänomen des Postfaktischen eine Reihe von normativen Fragen auf, die die ethischen und epistemischen Grundlagen der Demokratie betreffen. Diese praktisch-politischen und normativ-philosophischen Beunruhigungen sind der Ausgangspunkt für meine Überlegungen, mit denen ich die vielbeschworene Krise der liberalen Demokratie als eine Krise der Wahrheit zu interpretieren vorschlage.

Research paper thumbnail of Wissenschaftsfreiheit im Konflikt (Inhaltsverzeichnis und Einleitung)

Wissenschaftsfreiheit im Konflikt. Grundlagen, Herausforderungen und Grenzen , 2021

Demokratie gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung sein und diese frei äußern und ve... more Demokratie gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung sein und diese frei äußern und verbreiten zu dürfen. Analog verhält es sich innerhalb der Institutionen der freien Wissenschaft und der kritischen Universität: Sie dienen der Selbstkontrolle wissenschaftlicher Tätigkeit, ebenso dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit. Aber unter welchen Voraussetzungen entwickelt Wissenschaftsfreiheit dieses epistemische, ethische und demokratische Potential? Darf man im universitären Raum alles sagen und diskutieren? Oder gibt es eine Grenze zwischen Freiheit und Zügellosigkeit? Wer sollte nach welchen Maßstäben Grenzen ziehen zwischen dem legitimen Wettbewerb um Meinungen einerseits und der Provokation, Diskriminierung und der Verachtung des Gegners andererseits? Gibt es normative Grundlagen für den Gebrauch der akademischen Freiheiten, die ihre Grenzen zu bestimmen erlauben? Diesen und weiteren Fragen zur Wissenschaftsfreiheit im Konflikt widmen sich die philosophischen Essays in diesem Band.

Research paper thumbnail of Wissenschaftsfreiheit in der Demokratie oder Wozu ist das Gut der Wissenschaftsfreiheit gut?

praefaktisch - Philosophie-blog, 2021

Es ist kein Zufall, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre unter ein und denselb... more Es ist kein Zufall, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre unter ein und denselben Art. 5 GG fallen mit der Freiheit der Meinung, Information, Presse und Kunst. Der Verbund dieser Kommunikationsgrundrechte dient dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit, die als unverzichtbar gilt für den Bestand und das Prosperieren der Demokratie. Zwar ist Wissenschaftsfreiheit kein universelles Menschen-oder Bürgerrecht. Aber ihre förderlichen Wirkungen entfaltet sie nicht nur innerhalb wissenschaftlicher Institutionen und Tätigkeitsfelder, sondern auch im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft.

Research paper thumbnail of Wo steht die politische Philosophie heute? Stellungnahmen

Information Philosophie, 2021

Fragen zur Lage der politischen Philosophie des Liberalismus - Antworten von Christine Chwaszcza,... more Fragen zur Lage der politischen Philosophie des Liberalismus - Antworten von Christine Chwaszcza, Stefan Gosepath, Christian Neuhäuser, Elif Özmen und Veronique Zanetti.

Research paper thumbnail of Kritik und Krise von Lebensformen: Der Blick von Immerschon

Philosophisches Jahrbuch 2, 2018

Mit dem Titel "Kritik von Lebensformen" – einem originellen und bestechenden, breit rezipierten B... more Mit dem Titel "Kritik von Lebensformen" – einem originellen und bestechenden, breit rezipierten Buch – verortete Rahel Jaeggi vor einigen Jahren das Konzept der Lebensform inmitten der philosophischen Kampfplätze der zeitgenössischen politischen Philosophie. Das Philosophische Jahrbuch hat diesem Thema eine "Kontroverse" gewidmet.

In meinem Beitrag widme ich mich der erkenntnistheoretischen Spannung in den Ausführungen Jaeggis: zwischen den immanenten Kriterien und Ansprüchen von spezifischen Lebensformen, an denen sie sich bewähren müssen und diesbezüglich auch evaluiert werden können, einerseits, und den Bedingungen der Möglichkeit von Reflexion, Bewertung und Kritik andererseits. Meines Erachtens gelingt es Jaeggi, wiewohl sie das Problem ausführlich thematisiert, nicht, diese Spannung aufzulösen und den epistemischen Gehalt der unterstellten Dynamik der Krise und Kritik von Lebensformen offenzulegen. Die „Frage nach der Rationalität von Lebensformen“, die auch eine Frage nach dem Subjekt und Standpunkt der Kritik provoziert, bleibt unbeantwortet, so lautet meine die folgenden Einwände und Nachfragen leitende These, solange auf dem „immer schon“ der Lebensformen bestanden wird.

Research paper thumbnail of Das Recht(e) in "Das Recht der Völker" von John Rawls

Hahn, H./Mosayebi, R. (Hg): John Rawls: Das Recht der Völker , 2019

Zum 20jährigen Jubiläum von John Rawls drittem Hauptwerk ist dieser kooperativer Kommentar in der... more Zum 20jährigen Jubiläum von John Rawls drittem Hauptwerk ist dieser kooperativer Kommentar in der Reihe "Klassiker Auslegen" erschienen. Mein Betrag widmet sich der "Einleitung" von Law of People, in der bereits die grundlegenden Begriffe und Problemstellungen, Thesen und Argumente skizziert und wichtige rechtsphilosophische Bestimmungen vorgenommen werden. Insbesondere kommen die Einsichten eines dezidiert politischen Liberalismus zum Tragen, so dass die soziale Wirksamkeit des Rechts der Völker in der Bestimmung seiner inhaltlichen Richtigkeit stets mitbedacht werden muss. Die Kontinuität der Theorien der Gerechtigkeit legt den Schluss nahe, dass Fragen internationaler Gerechtigkeit keine Theorie aus eigenem Recht begründen, d.h. weder von einem Standpunkt der Unparteilichkeit oder Verallgemeinerbarkeit aus reflektiert werden, noch zu einer globalen bzw. kosmopolitischen Gerechtigkeitskonzeption führen. Meine These ist, dass das Recht der Völker ist daher keine eigenständige Theorie der internationalen Gerechtigkeit ist, sondern lediglich Ergänzungen oder „Ausweitungen“ derjenigen Gerechtigkeitsgrundsätze bietet „die sowohl von liberalen als auch von nicht-liberalen, aber achtbaren Völkern als Maßstab ihres gegenseitigen Handelns akzeptiert werden können“ (RV, VI).

Research paper thumbnail of Academic freedom: normative ideals, contemporary challenges

Zeitschrift für Politikwissenschaft , 2024

There is broad agreement within both science and society about the value of academic freedom. The... more There is broad agreement within both science and society about the value of academic freedom. There is disagreement, however, about which forms or degrees, if any, of political and moral regulation might harm or benefit science. Academic freedom, just like free speech in general, has turned into a contentious issue within society as a whole. Competing ideas about science and its social functions, as well as the norms of justice and legitimacy, are debated.

Research paper thumbnail of Der "Green Deal" und die Wissenschaft

Frankfurter Allgemeine Zeitung , 2024

Research paper thumbnail of Welches Wissen, wessen Meinung? Über die epistemischen Hoffnungen der Demokratie

Normative Konstituenten der Demokratie, hrsg. von J. Nida-Rümelin, T. Greger, A. Oldenbourg , 2024

Der Beitrag reflektiert das Verhältnis von Wissen und Meinungen, Wahrheit und Demokratie im Ausga... more Der Beitrag reflektiert das Verhältnis von Wissen und Meinungen, Wahrheit und Demokratie im Ausgang von einer epistemischen Krisendiagnose. Hierzu wird zunächst das altbekannte Konzept der Wissensgesellschaft mit Blick auf seine analytisch-deskriptiven und diagnostisch-normativen Dimensionen reaktiviert. Als ausgezeichnetes Wissen in der Wissensgesellschaft gilt wissenschaftliches Wissen, weil es als gesichert und verbindlich, objektiv und vertrauenswürdig, öffentlich zugänglich und intersubjektiv nachvollziehbar gelten kann. Mit der Wissens- bzw. Wissenschaftsgesellschaft werden üblicherweise positive Wirkungen für die Demokratie verbunden: Rationalisierung, Innovationen, Politiktechnologie und Effekte der politischen Stabilisierung. Aber es droht auch die Gefahr einer Epistemisierung des Politischen und damit die Gefahr einer undemokratischen, unpolitischen oder alternativlosen Demokratie. Der erste Teil des Beitrags endet mit der Empfehlung, das Verhältnis von Wissen, Wahrheit und Politik in der Demokratie nicht zu eng zu führen.
Daran schließt der nächste Abschnitt zunächst an, indem der Wert der Meinungsfreiheit für die Demokratie und ihre charakteristischen öffentlichen Diskurse, Differenzen und Dissense herausgestellt wird. Epistemische Kriterien für die Begrenzung der freien Meinungsäußerung und -verbreitung sind daher ungebührlich. Meinungsfreiheit umfasst auch das Recht auf „falsche“ – unmoralische, unwahre, unwissenschaftliche – Meinungen. Allerdings lässt sich das Gut der Meinungsfreiheit, das einer Epistemisierung einerseits enge Grenzen setzt, doch andererseits mit epistemischen Gründen rechtfertigen. Schließlich ist Meinungsfreiheit dazu gut, dass wir uns Meinungen bilden, die so gut, wahr und vernünftig wie nur möglich sind. Die epistemische Hoffnung, dass uns die epistemische Qualität unserer Meinungen nicht völlig gleichgültig ist, ist eine wichtige normative Quellen der Vertrauens- und Anerkennungwürdigkeit der kollektiven Selbstbestimmung in der Demokratie. Damit darf aber, so das Fazit, die Verbindung von Wissen, Wahrheit und Politik in der Demokratie nicht vollständig negiert werden.

Research paper thumbnail of Wissenschaftliche Dissenskultur. Was sich aus der Debatte um Wissenschaftsfreiheit lernen lässt

Forschung & Lehre, 2024

Ohne die Freiheit von wissenschaftsfremden Einflussnahmen kann Wissenschaft die ihr eigentümliche... more Ohne die Freiheit von wissenschaftsfremden Einflussnahmen kann Wissenschaft die ihr eigentümlichen Ziele – die Ermittlung signifikanter Wahrheiten, das Verstehen, Erklären und Begründen natürlicher und lebensweltlicher Phänomene, die Entwicklung adäquater Theorien und darauf gründender praktischer Anwendungen – nicht gut realisieren. Daher herrscht gegenwärtig große Einigkeit darüber, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre schlechthin konstituierend ist für die Wissenschaft. Uneinigkeit besteht hingegen bezüglich der Frage, ob und welche „Politisierung“ der Wissenschaft zuträglich oder schädlich ist.

Research paper thumbnail of Pornographie und Gewaltverherrlichung

Handbuch Angewandte Ethik (Hgg Neuhäuser, Rathers, Stöcker), 2023

Handbuchartikel

Research paper thumbnail of Glück, Pech und Schicksal

Handbuch Angewandte Ethik (Hgg Neuhäuser, Rathers, Stöcker), 2023

Handbuchartikel

Research paper thumbnail of Falsche Vulgarisierung liberaler Freiheit

liberal. Das Magazin der Freiheit, 2023

Wenn es den Liberalismus nicht gebe, müsste man ihn erfinden. Als Feindbild dient er jedenfalls ... more Wenn es den Liberalismus nicht gebe, müsste man ihn erfinden. Als Feindbild dient er jedenfalls ganz unterschiedlichen politischen Bewegungen. Jedoch bedienen sich nicht nur die Verächter des Liberalismus, sondern auch manche Apologeten eines Zerrbildes, um ihre eigene (und eigentümlich schlichte) Position zu schärfen. Ein solcher Vulgärliberalismus, dem man zumeist in öffentlichen und sozialmedialen Arenen begegnet, ist der Gegenstand dieses kurzen Essays, dessen Kernthese lautet: Die sozialen, ethischen, ökonomischen und politischen Dimensionen der liberalen Freiheit, die sich aus einer ideengeschichtlichen Schau leicht erschließen lassen, werden durch einen vulgären Freiheitsbegriff sträflich ignoriert. Zudem untergräbt eine Vulgarisierung liberaler Freiheit die normative Attraktivität des Liberalismus.

Research paper thumbnail of What is scientific criticism for? Some Philosophical Reflections on Criticism and Evidence within the Scientific Ethos

Evidence Contestation. Dealing with Dissent in Knowledge Societies, 2023

Most activities aimed at achieving knowledge, and scientific activities in particular, require ev... more Most activities aimed at achieving knowledge, and scientific activities
in particular, require evidence. Producing evidence and referring to
evidence ensures the robustness of scientific hypothesis and the quality
of scientific theories. Moreover, evidence is necessary – albeit not
sufficient – for a scientific activity to be acknowledged both within the
scientific community and society in general. Science depends on criticism,
which not only includes evaluation, judgments and disapproval,
but also the contestation of evidence. While scientific evidence serves to
either support or counter a scientific hypothesis, its contestation is only
partly a devaluation of previous research findings and mostly a common
practice within science. How can these two aspects of evidence generation,
which we take for granted, coexist? How in particular are evidence
and the contestation and critique of evidence related to the norms of
scientific activity? And what are the ties and tensions between the contestation of evidence and criticism of science, between scientific ethos
and societal norms, and more broadly speaking between science and the
public recognition or refutation of scientific knowledge?
We assume that a philosophical approach will help to address these
questions by critically evaluating the underlying concepts.

Research paper thumbnail of Meinungsfreiheit als umkämpfter Begriff. Rechtliche, politische, moralische und epistemische Perspektiven

Ethik & Unterricht 3, 2022

In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig Ordnung in die zum Teil sehr hitzigen und verworrenen ... more In diesem Beitrag wird versucht, ein wenig Ordnung in die zum Teil sehr hitzigen und verworrenen öffentlichen Debatten um Meinungsfreiheit zu bringen, indem die rechtlichen und politischen, aber auch die moralischen und erkenntnisbezogenen Argumente für und gegen Meinungsfreiheit skizziert und diskutiert werden. Zunächst wird Meinungsfreiheit als allgemeines Menschenrecht und als spezifisch demokratisches Grundrecht eingeführt. Die Bedeutung der Meinungsfreiheit für die individuelle Persönlichkeitsentfaltung und die kollektive Selbstbestimmung macht sie zu einem festen Bestandteil der Verfassung von freiheitlichen Demokratien. Entsprechend stark fällt der Schutz der Meinungsäußerungs- und Meinungsverbreitungsfreiheit aus, der in Artikel 5 des Grundgesetzes garantiert wird (1). Dennoch stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen eine Äußerung als eine solche geschützte Meinung gelten soll. Gibt es zum Beispiel auch ein Recht darauf, dumme, abwegige, unwahrhaftige, hasserfüllte oder unmoralische Meinungen frei zu äußern? Tatsächlich sprechen nicht nur grundrechtliche, sondern auch moralische und erkenntnisbezogene Gründe dafür, selbst solche problematischen Meinungsäußerungen unter eine generelle Freiheitsvermutung zu stellen (2). Aber wozu ist das Recht der Meinungsfreiheit eigentlich gut, wenn es mit inhaltlichem Blödsinn, sozialen Zumutungen, persönlichen Verletzungen und diskursiven Enthemmungen einhergehen kann? Mit Bezug auf einige bekannte Konflikte zwischen Meinungsfreiheit und anderen Rechten und Gütern wird der umkämpfte Charakter der Meinungsfreiheit noch einmal vor Augen geführt (3)

Research paper thumbnail of 100 Jahre John Rawls, 50 Jahre Eine Theorie der Gerechtigkeit

Zeitschrift für Praktische Philosophie , 2021

Einleitung in den Themenschwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie: Am 21. Februar 20... more Einleitung in den Themenschwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie: Am 21. Februar 2021 wäre der US-amerikanische Philosoph John Bordley Rawls hundert Jahre alt geworden. Die Bedeutung seines Werkes für die politische Philosophie im Ganzen und die Theorie der liberalen, pluralistischen, sozialen und säkularen Demokratie im Besonderen lässt sich kaum überschätzen. Das gilt vor allem für das Opus Magnum Eine Theorie der Gerechtigkeit, welches 2021 ebenfalls einen runden Geburtstag feiert. Fünfzig Jahre nach ihrem Erscheinen gilt die Theorie als wichtigstes Werk des zeitgenössischen politischen Liberalismus und ihr Verfasser als Klassiker des politischen Denkens, auf den zahlreiche Begriffe, Impulse und Themen der aktuellen Debatten zurückzuführen sind. Dieses zweifache Jubiläum nimmt der vorliegende Schwerpunkt der Zeitschrift für Praktische Philosophie zum Anlass, um aktuelle systematische Fragen der Theorie der Gerechtigkeit aufzugreifen, kritisch zu evaluieren und konstruktiv weiter zu entwickeln.

Research paper thumbnail of Der Einzelne und sein normatives Selbst. Zur Anthropologie und Politikethik des Transhumanismus

Wer bist du, Mensch? Transformationen menschlicher Selbstverständnisse im wissenschaftlich-technischen Fortschritt, hg. von Armin Grundwald, Herder Verlag, 2021

Die Philosophie im Ganzen und die politische Philosophie im Besonderen hat sich von der Vorstellu... more Die Philosophie im Ganzen und die politische Philosophie im Besonderen hat sich von der Vorstellung eines idealen Menschen oder einer idealen Gerechtigkeit weitgehend verabschiedet, dennoch ist ein solches „idealisierendes“ Moment nach wie vor präsent. So sind die diskursmächtigen Positionen der Gegenwart – die Gerechtigkeitstheorie, Menschenrechtsphilosophie und der demokratische Liberalismus – durch einen universalistischen Geltungsanspruch charakterisiert, der unabhängig von historischen Kontexten, kulturellen Varianzen und den subjektiven Menschenbildern, die sie hervorbringen, erhoben wird. Das geht so weit, den Erkenntniswert und die Begründungskraft von Aussagen über den Menschen – und damit die philosophische Relevanz der Anthropologie – im Ganzen zu bezweifeln. In dem Beitrag wird gezeigt, inwiefern mit den Mitteln einer negativen bzw. Partialanthropologie anthropologische Grundlagen des Liberalismus (und der liberalen Position in der Human Enhacement Debatte) ausgearbeitet werden können und zugleich die essentialistischen Fallstricke der Anthropologie vermieden werden. Als Leitkonzept dient das "normative Selbst" in der liberalen Traditionslinie von Hobbes bis hin zu Rawls.

Research paper thumbnail of Epistemische Offenheit als Wagnis

Wissenschaftsfreiheit im Konflikt, hg. von Elif Özmen, Metzler Verlag , 2021

Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, der behindert den Anspruch auf Wahrheit, welche di... more Wer die Freiheit der Wissenschaft beschneidet, der behindert den Anspruch auf Wahrheit, welche die wissenschaftliche Tätigkeit als solche charakterisiert. Ein solcher Zusammenhang zwischen epistemischer Offenheit und wissenschaftlichem Ethos wird in den aktuellen Debatten um die Freiheit der Wissenschaft regelmäßig hergestellt. In dem Beitrag wird versucht, die normativen Grundlagen, gegenwärtigen Herausforderungen und möglichen Grenzen der Wissenschaftsfreiheit mit Blick auf das Ethos der Wissenschaft auszuloten. Dabei wird zunächst die Frage diskutiert, wozu das Gut der Wissenschaftsfreiheit gut ist. Es werden verschiedene normative, d.h. epistemische, ethische und gesellschaftliche Erwartungen identifiziert, die mit der Freiheit der Wissenschaft einhergehen (1). Das bietet den Ausgangspunkt für die Charakterisierung der Wissenschaft als kollektive, kooperative und selbstregulierende Tätigkeit, die durch ein epistemisches und ethisches scientific ethos angeleitet wird. Darüber hinaus lassen sich Kongruenzen von Wissenschafts- und Meinungsfreiheit bzw. von freier Wissenschaft und freiheitlicher Demokratie bestimmen (2). Abschließend geht es nicht mehr um die Frage, wie frei die (wissenschaftliche/nichtwissenschaftliche) Meinung, sondern wie die freie Meinung sein sollte. Es wird argumentiert, dass mit dem epistemischen Wagnis der Freiheit eine konkrete epistemische Hoffnung verbunden ist, die zu erfüllen in der individuellen und institutionellen Verantwortung der Wissenschaft liegt (3).

Research paper thumbnail of Wissenschaftsfreiheit. Normative Grundlagen und aktuelle Herausforderungen

Aus Politik und Zeitgeschichte 46, 2021

Die Ideen der Wissenschaft und der freien Wissenschaft verweisen aufeinander. Sie sind auf normat... more Die Ideen der Wissenschaft und der freien Wissenschaft verweisen aufeinander. Sie sind auf normative Voraussetzungen und epistemische Hoffnungen gegründet, die durch Wissenschaftsfreiheit im Sinne eines negativen Abwehrrechts nicht garantiert werden können. In dem Beitrag wird dafür argumentiert, das robuste Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit mit Bezug auf das Ethos der (guten) Wissenschaft einerseits und spezifische gesellschaftliche und demokratischen Erwartungen andererseits zu reflektieren.

Research paper thumbnail of Wer wir sind und was wir werden können. Überlegungen zu einer (post)humanistischen Anthropologie

Über Menschliches. Anthropologie zwischen Natur und Utopie (hrg. von Elif Özmen), 2016

Die Bezeichnung Trans- oder Posthumanismus gibt einer heterogenen Gruppe von Theorien und Positio... more Die Bezeichnung Trans- oder Posthumanismus gibt einer heterogenen Gruppe von Theorien und Positionen aus verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen einen Namen, die darin übereinstimmen, die evolutionäre und kulturelle Historizität und Kontingenz der menschlichen Spezies als Ausgangspunkt einer affirmativen Beurteilung radikaler Selbst- und Umgestaltungen zu betrachten. Dabei scheinen die Fähigkeit zur Selbstgestaltung und der Wunsch nach Selbstoptimierung für Transhumanisten anthropologische Konstanten darzustellen – und zwar nicht bloß im Sinne struktureller Eigenschaften der charakteristischen (gegenwärtigen) menschlichen Lebensform. Menschen dürfen und sollen sich verbessern; Einschränkungen dieser Freiheit sollen unterbleiben bzw. bedürfen der Legitimation. Mithin handelt es sich um einen normativen Rahmen, der mit einer nicht-essentialistischen, nicht-substantiierten, aber dennoch anthropologischen Argumentation gesteckt wird. In dem Beitrag werden diese "versteckten" anthropologischen Prämissen des Transhumanismus diskutiert und ihr humanistischer Anspruch kritisch reflektiert. Das bildet die Grundlage für allgemeinere Überlegungen zum Status einer philosophischen Anthropologie bzw. zu der strukturierenden Funktion, die anthropologische Annahmen in jeder (!) normativen Theoriebildung haben.

Research paper thumbnail of Why Trump is not King Liar

Gießener Universitätsblätter 54, 2021

Ein Essay über die Macht der Wahrheit und Lüge in der Politik, der sich an den Schlagworten der „... more Ein Essay über die Macht der Wahrheit und Lüge in der Politik, der sich an den Schlagworten der „postfaktischen Demokratie“ und „Postwahrheitspolitik“ – drastischen Erosions- und Verfallserscheinungen der kollektiven Wirklichkeits- und Wahrheitsorientierung – orientiert. Diese Verfallsdiagnose schließt an die an die älteren Schlagworte der Postdemokratie bzw. Postpolitik an, so dass seit rund drei Jahrzehnten ein gravierender Partizipations- und Legitimitätsverlust demokratischer Gemeinschaften thematisiert wird, der sich an verschiedenen Dimensionen der Politikverdrossenheit offenbare: dem Misstrauen gegenüber politischen Agenden, Parteien und demokratischen Verfahren, dem Erstarken populistischer Bewegungen und antipolitischer Haltungen, dem allgemeinen Verfall der politischen Kommunikation und neuerdings an der zunehmenden Akzeptanz unverhohlener Lügen und Lügner in der Politik. Dieses faktische Auseinanderdriften von Demokratie als Herrschafts- und als Lebensform wirft mit Blick auf das konstatierte Phänomen des Postfaktischen eine Reihe von normativen Fragen auf, die die ethischen und epistemischen Grundlagen der Demokratie betreffen. Diese praktisch-politischen und normativ-philosophischen Beunruhigungen sind der Ausgangspunkt für meine Überlegungen, mit denen ich die vielbeschworene Krise der liberalen Demokratie als eine Krise der Wahrheit zu interpretieren vorschlage.

Research paper thumbnail of Wissenschaftsfreiheit im Konflikt (Inhaltsverzeichnis und Einleitung)

Wissenschaftsfreiheit im Konflikt. Grundlagen, Herausforderungen und Grenzen , 2021

Demokratie gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung sein und diese frei äußern und ve... more Demokratie gründet auf dem Recht des Einzelnen, anderer Meinung sein und diese frei äußern und verbreiten zu dürfen. Analog verhält es sich innerhalb der Institutionen der freien Wissenschaft und der kritischen Universität: Sie dienen der Selbstkontrolle wissenschaftlicher Tätigkeit, ebenso dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit. Aber unter welchen Voraussetzungen entwickelt Wissenschaftsfreiheit dieses epistemische, ethische und demokratische Potential? Darf man im universitären Raum alles sagen und diskutieren? Oder gibt es eine Grenze zwischen Freiheit und Zügellosigkeit? Wer sollte nach welchen Maßstäben Grenzen ziehen zwischen dem legitimen Wettbewerb um Meinungen einerseits und der Provokation, Diskriminierung und der Verachtung des Gegners andererseits? Gibt es normative Grundlagen für den Gebrauch der akademischen Freiheiten, die ihre Grenzen zu bestimmen erlauben? Diesen und weiteren Fragen zur Wissenschaftsfreiheit im Konflikt widmen sich die philosophischen Essays in diesem Band.

Research paper thumbnail of Wissenschaftsfreiheit in der Demokratie oder Wozu ist das Gut der Wissenschaftsfreiheit gut?

praefaktisch - Philosophie-blog, 2021

Es ist kein Zufall, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre unter ein und denselb... more Es ist kein Zufall, dass die Freiheit der Wissenschaft, Forschung und Lehre unter ein und denselben Art. 5 GG fallen mit der Freiheit der Meinung, Information, Presse und Kunst. Der Verbund dieser Kommunikationsgrundrechte dient dem Schutz einer kritischen Öffentlichkeit, die als unverzichtbar gilt für den Bestand und das Prosperieren der Demokratie. Zwar ist Wissenschaftsfreiheit kein universelles Menschen-oder Bürgerrecht. Aber ihre förderlichen Wirkungen entfaltet sie nicht nur innerhalb wissenschaftlicher Institutionen und Tätigkeitsfelder, sondern auch im Verhältnis zur Gesamtgesellschaft.

Research paper thumbnail of Wo steht die politische Philosophie heute? Stellungnahmen

Information Philosophie, 2021

Fragen zur Lage der politischen Philosophie des Liberalismus - Antworten von Christine Chwaszcza,... more Fragen zur Lage der politischen Philosophie des Liberalismus - Antworten von Christine Chwaszcza, Stefan Gosepath, Christian Neuhäuser, Elif Özmen und Veronique Zanetti.

Research paper thumbnail of Kritik und Krise von Lebensformen: Der Blick von Immerschon

Philosophisches Jahrbuch 2, 2018

Mit dem Titel "Kritik von Lebensformen" – einem originellen und bestechenden, breit rezipierten B... more Mit dem Titel "Kritik von Lebensformen" – einem originellen und bestechenden, breit rezipierten Buch – verortete Rahel Jaeggi vor einigen Jahren das Konzept der Lebensform inmitten der philosophischen Kampfplätze der zeitgenössischen politischen Philosophie. Das Philosophische Jahrbuch hat diesem Thema eine "Kontroverse" gewidmet.

In meinem Beitrag widme ich mich der erkenntnistheoretischen Spannung in den Ausführungen Jaeggis: zwischen den immanenten Kriterien und Ansprüchen von spezifischen Lebensformen, an denen sie sich bewähren müssen und diesbezüglich auch evaluiert werden können, einerseits, und den Bedingungen der Möglichkeit von Reflexion, Bewertung und Kritik andererseits. Meines Erachtens gelingt es Jaeggi, wiewohl sie das Problem ausführlich thematisiert, nicht, diese Spannung aufzulösen und den epistemischen Gehalt der unterstellten Dynamik der Krise und Kritik von Lebensformen offenzulegen. Die „Frage nach der Rationalität von Lebensformen“, die auch eine Frage nach dem Subjekt und Standpunkt der Kritik provoziert, bleibt unbeantwortet, so lautet meine die folgenden Einwände und Nachfragen leitende These, solange auf dem „immer schon“ der Lebensformen bestanden wird.

Research paper thumbnail of Das Recht(e) in "Das Recht der Völker" von John Rawls

Hahn, H./Mosayebi, R. (Hg): John Rawls: Das Recht der Völker , 2019

Zum 20jährigen Jubiläum von John Rawls drittem Hauptwerk ist dieser kooperativer Kommentar in der... more Zum 20jährigen Jubiläum von John Rawls drittem Hauptwerk ist dieser kooperativer Kommentar in der Reihe "Klassiker Auslegen" erschienen. Mein Betrag widmet sich der "Einleitung" von Law of People, in der bereits die grundlegenden Begriffe und Problemstellungen, Thesen und Argumente skizziert und wichtige rechtsphilosophische Bestimmungen vorgenommen werden. Insbesondere kommen die Einsichten eines dezidiert politischen Liberalismus zum Tragen, so dass die soziale Wirksamkeit des Rechts der Völker in der Bestimmung seiner inhaltlichen Richtigkeit stets mitbedacht werden muss. Die Kontinuität der Theorien der Gerechtigkeit legt den Schluss nahe, dass Fragen internationaler Gerechtigkeit keine Theorie aus eigenem Recht begründen, d.h. weder von einem Standpunkt der Unparteilichkeit oder Verallgemeinerbarkeit aus reflektiert werden, noch zu einer globalen bzw. kosmopolitischen Gerechtigkeitskonzeption führen. Meine These ist, dass das Recht der Völker ist daher keine eigenständige Theorie der internationalen Gerechtigkeit ist, sondern lediglich Ergänzungen oder „Ausweitungen“ derjenigen Gerechtigkeitsgrundsätze bietet „die sowohl von liberalen als auch von nicht-liberalen, aber achtbaren Völkern als Maßstab ihres gegenseitigen Handelns akzeptiert werden können“ (RV, VI).