Andreas Hetzel | University of Hildesheim (original) (raw)
Papers by Andreas Hetzel
Theory, Culture & Society, 2023
While philosophy has been defined as a critical endeavour since Plato, the critical potential of ... more While philosophy has been defined as a critical endeavour since Plato, the critical potential of rhetoric has been mostly overlooked. In recent years, critique itself – as a means of enlightenment and emancipation – has come under attack. While there have been various attempts to renew and strengthen critical theory and practice, rhetoric has not yet played a part in these attempts. Addressing this lacuna, the article argues that rhetoric can function as a critical force within philosophy. The rhetorical perspective confronts the claim to rational discourse and universal knowledge with the contingency of philosophical languages, means of representation, and social practices. Moreover, it allows us to think of critique as an activity of a subject that is at the same time constituted and transformed by it. This opens up the possibility of a rhetorical philosophizing that meets its critical standards by taking into account both the conditions of its own speaking and what it must exclude as its ‘other’ in order to function.
The controversy between philosophy and rhetoric is above all also a political controversy, i.e. a... more The controversy between philosophy and rhetoric is above all also a political controversy, i.e. a controversy about the very nature of politics. Whereas philosophy defines politics as policy, as the art of leading and controlling an already established state, rhetoric understands the political as the agonal field of the self-creation of society.
VIERTELJAHRSSCHRIFT FÜR WISSENSCHAFTLICHE PÄDAGOGIK, 2010
Am leeren Ort der Macht, 2013
Unbestimmtheitssignaturen der Technik, 2005
Dass technische Artefakte mit bestimmten Wirkungen einhergehen, scheint trivial, ihre Wirksamkeit... more Dass technische Artefakte mit bestimmten Wirkungen einhergehen, scheint trivial, ihre Wirksamkeit gehört zu ihrem Wesen. Werkzeuge sind dazu da, ein Material zu bearbeiten; sie manipulieren die uns umgebende Natur. Maschinen erzeugen Artefakte, welche die Welt nicht einfach nur manipulieren: Mit den Produkten unserer Maschinen schaffen wir uns vielmehr eine zweite Natur, die uns wie ein Gehäuse umgibt. Computer schließlich sind in der Lage, gänzlich neue Welten zu imaginieren und zu generieren; sie haben eine gleichsam demiurgische Kraft. Diese vielfältigen Wirkungen der Technik können ganz unterschiedlich erklärt werden. Das gängigste Modell ihrer Erklärung bildet nach wie vor die Handlungstheorie. Handlungstheoretische Ansätze leiten die Wirkungen technischer Artefakte aus den Intentionen derjenigen Akteure ab, die sie schaffen und verwenden. In letzter Konsequenz verweist dann alle Technik auf einen nicht selbst technisch verfassten Technik-Nutzer. Aus handlungstheoretischer Perspektive bedient sich ein Akteur, der eine Situation verändern und Zwecke verwirklichen will, der Technik als eines Mittels. Die Wirkungen der technischen Artefakte auf unsere Welt wären dann verlängerte Intentionen, die Artefakte selbst Intentionalitäts-Prothesen. Als Prototyp jeder Technik gilt im Rahmen dieses Erklärungsansatzes das Werkzeug; auch Maschinen und Computer werden hier als, wenn auch komplexe, Werkzeuge verstanden. Im Folgenden frage ich zunächst, mit welchen begrifflichen Implikationen die handlungstheoretische Deutung der Technik einher-1 | Wichtige Hinweise verdanke ich den Diskussionen mit Marc Rölli in unserem gemeinsamen Seminar L'homme machine (WS 2004/05) sowie Gesprächen mit den Teilnehmern meiner beiden Seminare Technik als Dispositiv 1 (SS 2003
Zwischen Anthropologie und Gesellschaftstheorie, 2005
als Gegenstand der Wissenschaft fällt unter die Gesetze der Objektivität. Objektivierung aber mac... more als Gegenstand der Wissenschaft fällt unter die Gesetze der Objektivität. Objektivierung aber macht verfügbar durch Subsumierung des Besonderen unter das Allgemeine, den Typus, die Regel, den Kausal-oder Funktionszusammenhang. Mit dieser wachsenden Verfügbarkeit als Theorie ist unweigerlich der Anfang zur praktischen Verfügbarkeit gegeben.« (Plessner 2003e: 130
Edition panta rei, 2005
Nicht dass eine fundamentale Ungewissheit nicht immer schon zum Leben dazu gehört hätte oder eine... more Nicht dass eine fundamentale Ungewissheit nicht immer schon zum Leben dazu gehört hätte oder eine mehr oder weniger konstante und universelle Bedingung menschlicher Existenz gewesen wäre, erÝ scheint als Problem, sondern - dass mit der Erfahrung einer Zunahme von Unbestimmtheit auch eine mit der Gesellschaft vernetzte TechÝ nik davon betroffen und in den Verunsicherungsprozess einbezogen ist; - dass gesellschaftliche Freiheits- und Optionsgewinne mit nachÝ haltigen Orientierungsverlusten Hand in Hand gehen; - dass die technowissenschaftliche Erzeugung von Wissen neuartige Zonen des Nichtwissens mit hervorbringt; - dass wir nicht wissen können, was wir eigentlich tun sollen und - dass der Umgang mit diesem Faktum die Startbedingung für eine zeitgemäß-unzeitgemäße Philosophie der Technik darstellt. Die Beiträge dieses Bandes (u.a. von Dreyfus, Dupuy, Hörning, Hubig, Nordmann und Willke) gehen nicht nur den unterschiedlichen Aspekten dieser Entwicklung nach. Sie unterÝ nehmen auch den ...
Die unendliche Aufgabe, 2006
Die Geschichte abendländischer politischer Theorien lässt sich nicht auf die Geschichte der polit... more Die Geschichte abendländischer politischer Theorien lässt sich nicht auf die Geschichte der politischen Philosophie beschränken. Von der antiken rhetorischen Tradition geht ein zweiter, von der Ideengeschichte weitgehend vernachlässigter Strang politischen Denkens aus, der insbesondere interessante Perspektiven für die Demokratietheorie eröffnet. Während die neuzeitlichen Staatsphilosophien dazu neigen, Demokratie in ihr selbst vorgängigen Vernunft-oder Rechtsprinzipien zu verankern, tendieren die antiken Rhetoriker zu einem radikalen Demokratieverständnis: zu einer rückhaltlosen Positivierung der demokratischen Auseinandersetzung, die sich immer auch auf die Institutionalisierungsformen der Demokratie selbst bezieht. Eine demokratische Staatsform, so führt etwa Tacitus aus, liegt dann und nur dann vor, wenn "omnia omnes poterant", wenn alle alles vermögen (Tac. Dial. 40, 3) 1. Diese Formulierung impliziert einerseits, dass im politischen Prozess alles-und das betrifft auch alle vermeintlichen Möglichkeitsbedingungen der Demokratie-zur Disposition gestellt werden kann. Andererseits besagt diese Formel, dass aus dem Prozess der Entscheidungsfindung niemand ausgegrenzt werden darf: Alle entscheiden hier über alle relevanten Angelegenheiten. Das Politikverständnis der klassischen Rhetorik unterscheidet sich hierin strikt von demjenigen der Philosophie. Während deren Vertreter seit Platon die Aufgabe der Politik in der Steuerung und Herstellung von Gesellschaft durch Experten zu sehen, die über ein exzeptionelles theoretisches Wissen verfügen, begreifen die antiken Rhetoriker das Politische als Medium einer sich über agonale Reden vollziehenden Selbstinstituierung der Gesellschaft. Aus der Sicht Platons
Die unendliche Aufgabe, 2006
Die Demokratie befindet sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer realen und legitimatorischen... more Die Demokratie befindet sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer realen und legitimatorischen Krise. Zwei komplementäre Tendenzen bestimmen ihren gegenwärtigen Zustand: die Globalisierung und die Entkernung des Staates. Relevante politische Entscheidungen werden heute, wie das Beispiel der EU lehrt, immer weniger von demokratisch verfassten Institutionen getroffen, als vielmehr von überstaatlichen Bürokratien, Verhandlungsgremien, Expertenrunden und Politiknetzwerken; gleichzeitig tritt der Staat auch intern Entscheidungskompetenzen an andere gesellschaftliche Teilsysteme wie Wirtschaft und Recht ab. Er reduziert seine Aufgabe darauf, die Gesellschaft in einen möglichst attraktiven Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen zu verwandeln. Gesellschaft wird zu einer Ressource, deren ökonomische Ausbeutung vom Staat nicht verhindert, sondern befördert wird. Diejenigen Teile der Gesellschaft, die sich nicht ausbeuten lassen, werden aufgegeben, abgespalten, unsichtbar gemacht. In Begriffen gesellschaftlicher Ungleichheit lässt sich diese neue Situation insofern nicht mehr beschreiben, als die Partizipation weiter Teile der Bevölkerung an der Gesellschaft selbst auf dem Spiel steht. Politik und Demokratie werden zu hyperrealen Phänomenen (vgl. Baudrillard 1992), zu massenmedialen Inszenierungen (vgl. Meyer 1992), die über ein reales Ende politischer Praxis hinwegzutäuschen suchen. Den schwindenden Gestaltungs-und Partizipationsmöglichkeiten der Bürger entspricht eine Demokratieverdrossenheit sowie ein allgemeiner Vertrauensverlust gegenüber der Politik. Auf internationaler Ebene wird diese Demokratieverdrossenheit noch durch die fraglichen Versuche eines gewaltsamen "Demokratieexports", etwa nach Afghanistan und in den Irak, erhöht. Unter "Demokratie" können die Menschen im Nahen und Mittleren Osten heute kaum mehr etwas an
Contagion: Journal of Violence, Mimesis, and Culture, 2013
Der Autor geht in seinem Buch der Frage nach, wie es heute noch möglich ist, einen kritischen Kul... more Der Autor geht in seinem Buch der Frage nach, wie es heute noch möglich ist, einen kritischen Kulturbegriff zu etablieren, der weder instrumentalistisch verkürzt ist, noch in vollständige Beliebigkeit abgleitet. Wie lässt sich ein philosophischer Begriff von Kultur explizieren, wenn nicht nur-von der Hochkultur über die Streit-und Erinnerungskultur bis zur Unternehmenskultur-nahezu alles mit dem Epitheton (ornans) ,Kultur' ausgezeichnet wird,
Thesis Eleven, 2012
This article shows how Jürgen Habermas and Claude Lefort try to explain the relationship between ... more This article shows how Jürgen Habermas and Claude Lefort try to explain the relationship between universality and particularity in modern democratic societies, politics and civil society. It will demonstrate that Habermas defends a substantive kind of universality that is opposed to particular positions and thus to real politics. This article further argues that Lefort’s lesser known theory of negative universality is better at combining a universal and a particular perspective. It claims that where Habermas requires citizens to transform their particular interests, Lefort emphasizes that individual actors should acknowledge their particular position and interests when invoking universal principles. The article further argues that their disagreement leads to a different interpretation of ideology, politics, power, civil society, human rights, popular sovereignty, elections and the state.
Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 45.2/2020, 2020
Die Klimakrise, die mit der Gefahr einer irreversiblen Reduktion der Vielfalt des Lebens auf dies... more Die Klimakrise, die mit der Gefahr einer irreversiblen Reduktion der Vielfalt des Lebens auf dieser Erde einhergeht, kann als das drängendste ethische Problem unserer Zeit gelten. Mit der Übernutzung von Ökosystemen und dem Unterbrechen evolutionärer Linien greifen wir in einer nie zuvor gekannten Tiefe in die Natur ein. Wir bedrohen damit nicht nur die Möglichkeiten zukünftigen menschlichen Lebens. Was auf dem Spiel zu stehen scheint, ist zunehmend die Möglichkeit des Lebens selbst. Der Beitrag geht der Frage nach, ob und wieweit die aus den Fugen geratenen gesellschaftlichen Naturverhältnisse im Anthropozän neue Formen des Widerstands und zivilen Ungehorsams nötig machen bzw. legitimieren könnten. Ziviler Ungehorsam wird dabei als Möglichkeit der Demokratisierung unserer Naturverhältnisse über den menschlichen Rand hinaus begriffen.
Vortrag von Prof. Dr. Andreas Hetzel, Universität Hildesheim. Andreas Hetzel erläutert in diesem... more Vortrag von Prof. Dr. Andreas Hetzel, Universität Hildesheim. Andreas Hetzel erläutert in diesem Vortrag nicht nur wissenschaftliche Fakten zum Artensterben sondern stellt die Frage, welche Bedeutung dieses für unser Leben und für unser Selbstverständnis hat.
This paper outlines a social philosophy of borders with a focus on border related violence. Start... more This paper outlines a social philosophy of borders with a focus on border related violence. Starting with the current refugee crisis, I look first at walls and seas as places where the return of borders can be most dramatically experienced. A second section discusses and criticizes theories that attempt to describe borders only as institutions and dispositives. This investigation leads to a discussion of the normative implications of current border policies, particularly to the possibility of their democratization. Finally, based on current approaches, I argue for a notion of unconditional community and hospitality, which I understand as transformations of an older natural law tradition. Following this tradition I support an interpretation of today’s migratory movements as an expression of ‘presentist democracy’ and of a critical questioning of a postcolonial world order.
In meinem Beitrag skizziere ich eine Sozialphilosophie der Grenze und der durch Grenzen ausgeübten Gewalt. Dabei betrachte ich, ausgehend von den aktuellen Flüchtlingskatastrophen, zunächst Mauer und Meer als Orte, an denen eine Renaissance von Grenzen in besonders dramatischer Weise erfahrbar wird. Daraufhin diskutiere ich Theorien, die Grenzen ausschließlich als Institutionen und Dispositive zu beschreiben suchen. Diese Theorien vermögen es nicht, den normativen Implikationen aktueller Grenzpolitiken gerecht zu werden. Die Untersuchung dieser normativen Implikationen führt mich zu der Frage nach der Möglichkeit einer Demokratisierung von Grenzen. Abschließend plädiere ich, ausgehend von aktuellen Ansätzen eines Denkens unbedingter Gemeinschaft und Gastfreundschaft, die ich als Transformationen eines naturrechtlichen Erbes verstehe, dafür, die Migrationsbewegungen unserer Tage als Ausdruck einer ,präsentischen Demokratie' und einer kritischen Infragestellung unserer postkolonialen Weltordnung zu begreifen.
The Introduction to this volume compares the concept of speech in classical rhetoric with the ide... more The Introduction to this volume compares the concept of speech in classical rhetoric with the idea of language in modern pragmatics. Classical rhetoric doesnt know anything like our modern concept of language in the sense of a system of rules or competences; the classical authors only had a concept of
ungrounded speech, which is always already concretely situated, addressed and efficient. In opposition to this pragmatics (at least after Wittgenstein and Austin) tend to interpret speech acts in a foundationalist manner. They are governed by foregoing intentions, rules, institutions, and by games of giving and taking reasons. The single utterance then appears to be nothing more than the materialization of its universal preconditions.
Die von Colin Crouch und Jacques Rancière als "Postdemokratie" gekennzeichnete Situation verstehe... more Die von Colin Crouch und Jacques Rancière als "Postdemokratie" gekennzeichnete Situation verstehe ich nicht als bloße Kennzeichnung der apolitischen Jetztzeit, die durch den Neoliberalismus dominiert wird, oder als Epochenbezeichnung, sondern als ein allgemeines
Nachlassen des demokratischen Begehrens und einen Verlust von Leidenschaften. Ausgehend von Albert O. Hirschmans Untersuchungen zur neuzeitlichen Transformation von Leidenschaften in Interessen, die einem bürgerlichen Besitzindividualismus, einer kalkulierenden Rationalität und
der kapitalistischen Ökonomie entsprechen, wodurch das Politische durch den Markt ersetzt wird, mache ich – in Auseinandersetzung mit Freud, Girard, Lacan und Spinoza – ein Verständnis von Leidenschaften und Affekten stark, die für ein demokratisches Begehren stehen. Denn Demokratie verkörpert zuerst ein Begehren nach einer sich selbst instituierenden Gemeinschaft Freier und Gleicher und beschränkt sich nicht auf ein historisch gewordenes Gefüge von Institutionen und Praktiken oder einen normativen
Horizont universeller Werte. Leidenschaften und Affekte dürfen
nicht dem Rechtspopulismus und Fundamentalismus überlassen werden, sondern sind zentrales Moment einer radikalen Demokratie, ohne die sie zur Postdemokratie wird.
Theory, Culture & Society, 2023
While philosophy has been defined as a critical endeavour since Plato, the critical potential of ... more While philosophy has been defined as a critical endeavour since Plato, the critical potential of rhetoric has been mostly overlooked. In recent years, critique itself – as a means of enlightenment and emancipation – has come under attack. While there have been various attempts to renew and strengthen critical theory and practice, rhetoric has not yet played a part in these attempts. Addressing this lacuna, the article argues that rhetoric can function as a critical force within philosophy. The rhetorical perspective confronts the claim to rational discourse and universal knowledge with the contingency of philosophical languages, means of representation, and social practices. Moreover, it allows us to think of critique as an activity of a subject that is at the same time constituted and transformed by it. This opens up the possibility of a rhetorical philosophizing that meets its critical standards by taking into account both the conditions of its own speaking and what it must exclude as its ‘other’ in order to function.
The controversy between philosophy and rhetoric is above all also a political controversy, i.e. a... more The controversy between philosophy and rhetoric is above all also a political controversy, i.e. a controversy about the very nature of politics. Whereas philosophy defines politics as policy, as the art of leading and controlling an already established state, rhetoric understands the political as the agonal field of the self-creation of society.
VIERTELJAHRSSCHRIFT FÜR WISSENSCHAFTLICHE PÄDAGOGIK, 2010
Am leeren Ort der Macht, 2013
Unbestimmtheitssignaturen der Technik, 2005
Dass technische Artefakte mit bestimmten Wirkungen einhergehen, scheint trivial, ihre Wirksamkeit... more Dass technische Artefakte mit bestimmten Wirkungen einhergehen, scheint trivial, ihre Wirksamkeit gehört zu ihrem Wesen. Werkzeuge sind dazu da, ein Material zu bearbeiten; sie manipulieren die uns umgebende Natur. Maschinen erzeugen Artefakte, welche die Welt nicht einfach nur manipulieren: Mit den Produkten unserer Maschinen schaffen wir uns vielmehr eine zweite Natur, die uns wie ein Gehäuse umgibt. Computer schließlich sind in der Lage, gänzlich neue Welten zu imaginieren und zu generieren; sie haben eine gleichsam demiurgische Kraft. Diese vielfältigen Wirkungen der Technik können ganz unterschiedlich erklärt werden. Das gängigste Modell ihrer Erklärung bildet nach wie vor die Handlungstheorie. Handlungstheoretische Ansätze leiten die Wirkungen technischer Artefakte aus den Intentionen derjenigen Akteure ab, die sie schaffen und verwenden. In letzter Konsequenz verweist dann alle Technik auf einen nicht selbst technisch verfassten Technik-Nutzer. Aus handlungstheoretischer Perspektive bedient sich ein Akteur, der eine Situation verändern und Zwecke verwirklichen will, der Technik als eines Mittels. Die Wirkungen der technischen Artefakte auf unsere Welt wären dann verlängerte Intentionen, die Artefakte selbst Intentionalitäts-Prothesen. Als Prototyp jeder Technik gilt im Rahmen dieses Erklärungsansatzes das Werkzeug; auch Maschinen und Computer werden hier als, wenn auch komplexe, Werkzeuge verstanden. Im Folgenden frage ich zunächst, mit welchen begrifflichen Implikationen die handlungstheoretische Deutung der Technik einher-1 | Wichtige Hinweise verdanke ich den Diskussionen mit Marc Rölli in unserem gemeinsamen Seminar L'homme machine (WS 2004/05) sowie Gesprächen mit den Teilnehmern meiner beiden Seminare Technik als Dispositiv 1 (SS 2003
Zwischen Anthropologie und Gesellschaftstheorie, 2005
als Gegenstand der Wissenschaft fällt unter die Gesetze der Objektivität. Objektivierung aber mac... more als Gegenstand der Wissenschaft fällt unter die Gesetze der Objektivität. Objektivierung aber macht verfügbar durch Subsumierung des Besonderen unter das Allgemeine, den Typus, die Regel, den Kausal-oder Funktionszusammenhang. Mit dieser wachsenden Verfügbarkeit als Theorie ist unweigerlich der Anfang zur praktischen Verfügbarkeit gegeben.« (Plessner 2003e: 130
Edition panta rei, 2005
Nicht dass eine fundamentale Ungewissheit nicht immer schon zum Leben dazu gehört hätte oder eine... more Nicht dass eine fundamentale Ungewissheit nicht immer schon zum Leben dazu gehört hätte oder eine mehr oder weniger konstante und universelle Bedingung menschlicher Existenz gewesen wäre, erÝ scheint als Problem, sondern - dass mit der Erfahrung einer Zunahme von Unbestimmtheit auch eine mit der Gesellschaft vernetzte TechÝ nik davon betroffen und in den Verunsicherungsprozess einbezogen ist; - dass gesellschaftliche Freiheits- und Optionsgewinne mit nachÝ haltigen Orientierungsverlusten Hand in Hand gehen; - dass die technowissenschaftliche Erzeugung von Wissen neuartige Zonen des Nichtwissens mit hervorbringt; - dass wir nicht wissen können, was wir eigentlich tun sollen und - dass der Umgang mit diesem Faktum die Startbedingung für eine zeitgemäß-unzeitgemäße Philosophie der Technik darstellt. Die Beiträge dieses Bandes (u.a. von Dreyfus, Dupuy, Hörning, Hubig, Nordmann und Willke) gehen nicht nur den unterschiedlichen Aspekten dieser Entwicklung nach. Sie unterÝ nehmen auch den ...
Die unendliche Aufgabe, 2006
Die Geschichte abendländischer politischer Theorien lässt sich nicht auf die Geschichte der polit... more Die Geschichte abendländischer politischer Theorien lässt sich nicht auf die Geschichte der politischen Philosophie beschränken. Von der antiken rhetorischen Tradition geht ein zweiter, von der Ideengeschichte weitgehend vernachlässigter Strang politischen Denkens aus, der insbesondere interessante Perspektiven für die Demokratietheorie eröffnet. Während die neuzeitlichen Staatsphilosophien dazu neigen, Demokratie in ihr selbst vorgängigen Vernunft-oder Rechtsprinzipien zu verankern, tendieren die antiken Rhetoriker zu einem radikalen Demokratieverständnis: zu einer rückhaltlosen Positivierung der demokratischen Auseinandersetzung, die sich immer auch auf die Institutionalisierungsformen der Demokratie selbst bezieht. Eine demokratische Staatsform, so führt etwa Tacitus aus, liegt dann und nur dann vor, wenn "omnia omnes poterant", wenn alle alles vermögen (Tac. Dial. 40, 3) 1. Diese Formulierung impliziert einerseits, dass im politischen Prozess alles-und das betrifft auch alle vermeintlichen Möglichkeitsbedingungen der Demokratie-zur Disposition gestellt werden kann. Andererseits besagt diese Formel, dass aus dem Prozess der Entscheidungsfindung niemand ausgegrenzt werden darf: Alle entscheiden hier über alle relevanten Angelegenheiten. Das Politikverständnis der klassischen Rhetorik unterscheidet sich hierin strikt von demjenigen der Philosophie. Während deren Vertreter seit Platon die Aufgabe der Politik in der Steuerung und Herstellung von Gesellschaft durch Experten zu sehen, die über ein exzeptionelles theoretisches Wissen verfügen, begreifen die antiken Rhetoriker das Politische als Medium einer sich über agonale Reden vollziehenden Selbstinstituierung der Gesellschaft. Aus der Sicht Platons
Die unendliche Aufgabe, 2006
Die Demokratie befindet sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer realen und legitimatorischen... more Die Demokratie befindet sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer realen und legitimatorischen Krise. Zwei komplementäre Tendenzen bestimmen ihren gegenwärtigen Zustand: die Globalisierung und die Entkernung des Staates. Relevante politische Entscheidungen werden heute, wie das Beispiel der EU lehrt, immer weniger von demokratisch verfassten Institutionen getroffen, als vielmehr von überstaatlichen Bürokratien, Verhandlungsgremien, Expertenrunden und Politiknetzwerken; gleichzeitig tritt der Staat auch intern Entscheidungskompetenzen an andere gesellschaftliche Teilsysteme wie Wirtschaft und Recht ab. Er reduziert seine Aufgabe darauf, die Gesellschaft in einen möglichst attraktiven Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen zu verwandeln. Gesellschaft wird zu einer Ressource, deren ökonomische Ausbeutung vom Staat nicht verhindert, sondern befördert wird. Diejenigen Teile der Gesellschaft, die sich nicht ausbeuten lassen, werden aufgegeben, abgespalten, unsichtbar gemacht. In Begriffen gesellschaftlicher Ungleichheit lässt sich diese neue Situation insofern nicht mehr beschreiben, als die Partizipation weiter Teile der Bevölkerung an der Gesellschaft selbst auf dem Spiel steht. Politik und Demokratie werden zu hyperrealen Phänomenen (vgl. Baudrillard 1992), zu massenmedialen Inszenierungen (vgl. Meyer 1992), die über ein reales Ende politischer Praxis hinwegzutäuschen suchen. Den schwindenden Gestaltungs-und Partizipationsmöglichkeiten der Bürger entspricht eine Demokratieverdrossenheit sowie ein allgemeiner Vertrauensverlust gegenüber der Politik. Auf internationaler Ebene wird diese Demokratieverdrossenheit noch durch die fraglichen Versuche eines gewaltsamen "Demokratieexports", etwa nach Afghanistan und in den Irak, erhöht. Unter "Demokratie" können die Menschen im Nahen und Mittleren Osten heute kaum mehr etwas an
Contagion: Journal of Violence, Mimesis, and Culture, 2013
Der Autor geht in seinem Buch der Frage nach, wie es heute noch möglich ist, einen kritischen Kul... more Der Autor geht in seinem Buch der Frage nach, wie es heute noch möglich ist, einen kritischen Kulturbegriff zu etablieren, der weder instrumentalistisch verkürzt ist, noch in vollständige Beliebigkeit abgleitet. Wie lässt sich ein philosophischer Begriff von Kultur explizieren, wenn nicht nur-von der Hochkultur über die Streit-und Erinnerungskultur bis zur Unternehmenskultur-nahezu alles mit dem Epitheton (ornans) ,Kultur' ausgezeichnet wird,
Thesis Eleven, 2012
This article shows how Jürgen Habermas and Claude Lefort try to explain the relationship between ... more This article shows how Jürgen Habermas and Claude Lefort try to explain the relationship between universality and particularity in modern democratic societies, politics and civil society. It will demonstrate that Habermas defends a substantive kind of universality that is opposed to particular positions and thus to real politics. This article further argues that Lefort’s lesser known theory of negative universality is better at combining a universal and a particular perspective. It claims that where Habermas requires citizens to transform their particular interests, Lefort emphasizes that individual actors should acknowledge their particular position and interests when invoking universal principles. The article further argues that their disagreement leads to a different interpretation of ideology, politics, power, civil society, human rights, popular sovereignty, elections and the state.
Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 45.2/2020, 2020
Die Klimakrise, die mit der Gefahr einer irreversiblen Reduktion der Vielfalt des Lebens auf dies... more Die Klimakrise, die mit der Gefahr einer irreversiblen Reduktion der Vielfalt des Lebens auf dieser Erde einhergeht, kann als das drängendste ethische Problem unserer Zeit gelten. Mit der Übernutzung von Ökosystemen und dem Unterbrechen evolutionärer Linien greifen wir in einer nie zuvor gekannten Tiefe in die Natur ein. Wir bedrohen damit nicht nur die Möglichkeiten zukünftigen menschlichen Lebens. Was auf dem Spiel zu stehen scheint, ist zunehmend die Möglichkeit des Lebens selbst. Der Beitrag geht der Frage nach, ob und wieweit die aus den Fugen geratenen gesellschaftlichen Naturverhältnisse im Anthropozän neue Formen des Widerstands und zivilen Ungehorsams nötig machen bzw. legitimieren könnten. Ziviler Ungehorsam wird dabei als Möglichkeit der Demokratisierung unserer Naturverhältnisse über den menschlichen Rand hinaus begriffen.
Vortrag von Prof. Dr. Andreas Hetzel, Universität Hildesheim. Andreas Hetzel erläutert in diesem... more Vortrag von Prof. Dr. Andreas Hetzel, Universität Hildesheim. Andreas Hetzel erläutert in diesem Vortrag nicht nur wissenschaftliche Fakten zum Artensterben sondern stellt die Frage, welche Bedeutung dieses für unser Leben und für unser Selbstverständnis hat.
This paper outlines a social philosophy of borders with a focus on border related violence. Start... more This paper outlines a social philosophy of borders with a focus on border related violence. Starting with the current refugee crisis, I look first at walls and seas as places where the return of borders can be most dramatically experienced. A second section discusses and criticizes theories that attempt to describe borders only as institutions and dispositives. This investigation leads to a discussion of the normative implications of current border policies, particularly to the possibility of their democratization. Finally, based on current approaches, I argue for a notion of unconditional community and hospitality, which I understand as transformations of an older natural law tradition. Following this tradition I support an interpretation of today’s migratory movements as an expression of ‘presentist democracy’ and of a critical questioning of a postcolonial world order.
In meinem Beitrag skizziere ich eine Sozialphilosophie der Grenze und der durch Grenzen ausgeübten Gewalt. Dabei betrachte ich, ausgehend von den aktuellen Flüchtlingskatastrophen, zunächst Mauer und Meer als Orte, an denen eine Renaissance von Grenzen in besonders dramatischer Weise erfahrbar wird. Daraufhin diskutiere ich Theorien, die Grenzen ausschließlich als Institutionen und Dispositive zu beschreiben suchen. Diese Theorien vermögen es nicht, den normativen Implikationen aktueller Grenzpolitiken gerecht zu werden. Die Untersuchung dieser normativen Implikationen führt mich zu der Frage nach der Möglichkeit einer Demokratisierung von Grenzen. Abschließend plädiere ich, ausgehend von aktuellen Ansätzen eines Denkens unbedingter Gemeinschaft und Gastfreundschaft, die ich als Transformationen eines naturrechtlichen Erbes verstehe, dafür, die Migrationsbewegungen unserer Tage als Ausdruck einer ,präsentischen Demokratie' und einer kritischen Infragestellung unserer postkolonialen Weltordnung zu begreifen.
The Introduction to this volume compares the concept of speech in classical rhetoric with the ide... more The Introduction to this volume compares the concept of speech in classical rhetoric with the idea of language in modern pragmatics. Classical rhetoric doesnt know anything like our modern concept of language in the sense of a system of rules or competences; the classical authors only had a concept of
ungrounded speech, which is always already concretely situated, addressed and efficient. In opposition to this pragmatics (at least after Wittgenstein and Austin) tend to interpret speech acts in a foundationalist manner. They are governed by foregoing intentions, rules, institutions, and by games of giving and taking reasons. The single utterance then appears to be nothing more than the materialization of its universal preconditions.
Die von Colin Crouch und Jacques Rancière als "Postdemokratie" gekennzeichnete Situation verstehe... more Die von Colin Crouch und Jacques Rancière als "Postdemokratie" gekennzeichnete Situation verstehe ich nicht als bloße Kennzeichnung der apolitischen Jetztzeit, die durch den Neoliberalismus dominiert wird, oder als Epochenbezeichnung, sondern als ein allgemeines
Nachlassen des demokratischen Begehrens und einen Verlust von Leidenschaften. Ausgehend von Albert O. Hirschmans Untersuchungen zur neuzeitlichen Transformation von Leidenschaften in Interessen, die einem bürgerlichen Besitzindividualismus, einer kalkulierenden Rationalität und
der kapitalistischen Ökonomie entsprechen, wodurch das Politische durch den Markt ersetzt wird, mache ich – in Auseinandersetzung mit Freud, Girard, Lacan und Spinoza – ein Verständnis von Leidenschaften und Affekten stark, die für ein demokratisches Begehren stehen. Denn Demokratie verkörpert zuerst ein Begehren nach einer sich selbst instituierenden Gemeinschaft Freier und Gleicher und beschränkt sich nicht auf ein historisch gewordenes Gefüge von Institutionen und Praktiken oder einen normativen
Horizont universeller Werte. Leidenschaften und Affekte dürfen
nicht dem Rechtspopulismus und Fundamentalismus überlassen werden, sondern sind zentrales Moment einer radikalen Demokratie, ohne die sie zur Postdemokratie wird.
Allgemeine Zeitschrift für Philosophie - Beihefte, 2021
Series Handbooks on Rhetoric, 12 volumes, ed. by Gert Ueding et al. Contributors: Bernhard Taure... more Series Handbooks on Rhetoric, 12 volumes, ed. by Gert Ueding et al.
Contributors: Bernhard Taureck, Wilfried Stroh, Peter S. Eardley, Christian Wadephul, Helmuth Vetter, Peter L. Oesterreich, Ralf Simon, Jürgen Trabant, Georg W. Bertram, Christiane Schildknecht, Marie-Cécile Bertau, Bernhard Waldenfels, Burkhard Liebsch, Lars Leeten, James Martin, Werner Stegmaier, Karen S. Feldman, Matthias Flatscher, Oliver Flügel-Martinsen, Jörg Volbers, Hans-Dieter Gondek, Astrid Engl, Julia Prager, Sergej Seitz
Since the publication of their major work ‘Hegemony and Socialist Strategy’ in 1985, Ernesto Lacl... more Since the publication of their major work ‘Hegemony and Socialist Strategy’ in 1985, Ernesto Laclau and Chantal Mouffe have been regarded as the most eminent proponents of a form of post-Marxist thinking that adheres to Marxism’s emancipatory aspirations without adopting its historical, philosophical and economic determinism. Laclau and Mouffe endeavour to continue Marxism’s emancipatory ideas by radicalising and expanding on processes of democratisation.
The contributions in this volume explain the implications and consequences of their endeavours to achieve this. The authors of these contributions politicise Laclau and Mouffe’s conception of the state, that is, they understand it as the battlefield in a conflict of interpretations. In the eyes of Laclau and Mouffe, understanding how the state defines itself is part of examining it in terms of politics. They emphasise that their understanding of radical democracy does comply with the institutions in today’s Western democracies. In their opinion, however, what democracy is and how it can be institutionalised is not even clear in democratic processes themselves.
With contributions by
Simon Bohn, Ingo Elbe, Andreas Hetzel, Liza Mattutat & Felix Breuning, Ingo Pohn-Lauggas, Anja Rüdiger, Alfred Schäfer, Susanne-Verena Schwarz, Manon Westphal, Stefanie Wöhl und Joscha Wullweber.
Seit der Veröffentlichung ihres Hauptwerks Hegemonie und radikale Demokratie im Jahr 1985 gelten Ernesto Laclau und Chantal Mouffe als wichtigste Vertreter eines postmarxistischen politischen Denkens, das am emanzipatorischen Anspruch des Marxismus festhält, ohne dessen geschichtsphilosophischen und ökonomistischen Determinismus zu beerben. Laclau und Mouffe setzen das emanzipatorische Projekt des Marxismus im Sinne einer Radikalisierung und Vertiefung von Demokratisierungsprozessen fort.
Die Beiträge des Bandes klären die staatstheoretischen Implikationen und Konsequenzen dieses radikaldemokratischen Projekts. Wie jeder andere Begriff wird auch derjenige des Staates von Laclau und Mouffe politisiert, d.h. als Schauplatz eines Kampfes um Bedeutungen begriffen. Wie sich der Staat definiert, gilt ihnen selbst als Teil einer politischen Auseinandersetzung. Laclau und Mouffe betonen, dass ihr Verständnis von radikaler Demokratie an den Institutionen der heutigen westlichen Demokratien festhält. Was Demokratie ist und wie sie staatlich institutionalisiert werden könnte, steht für Laclau und Mouffe allerdings in den demokratischen Prozessen selbst zur Debatte.
Mit Beiträgen von
Simon Bohn, Ingo Elbe, Andreas Hetzel, Liza Mattutat & Felix Breuning, Ingo Pohn-Lauggas, Anja Rüdiger, Alfred Schäfer, Susanne-Verena Schwarz, Manon Westphal, Stefanie Wöhl und Joscha Wullweber.
Das Leben hat sich auf unserem Planeten zu einer unermesslichen Fülle von Formen ausdifferenziert... more Das Leben hat sich auf unserem Planeten zu einer unermesslichen Fülle von Formen ausdifferenziert, die in komplexen Weisen interagieren. Durch die Zerstörung unserer natürlichen Umwelt bedrohen wir das Wunder der globalen Biodiversität in seinem Fortbestand. Dabei verdrängen wir, dass auch die Menschheit weiter von der Produktivität jener Ökosysteme abhängig bleibt, zu denen sich das Leben evolutionär organisiert hat. Doch wie lässt sich überzeugend für den Erhalt von Biodiversität argumentieren? Sind Arten und Ökosysteme nur als Voraussetzungen gelingenden menschlichen Lebens schützenswert? Oder haben sie darüber hinaus einen von uns unabhängigen Eigenwert? Andreas Hetzel gibt philosophisch fundierte Antworten auf diese Fragen und diskutiert konkrete Möglichkeiten des Biodiversitätsschutzes.
Was meinen wir, wenn wir von ethischen Ansprüchen oder Urteilen sprechen? Welche Aufgabe kommt de... more Was meinen wir, wenn wir von ethischen Ansprüchen oder Urteilen sprechen? Welche Aufgabe kommt der philosophischen Ethik in öffentlichen Debatten zu? Wie kann uns der moral point of view gegenüber konkurrierenden ökonomischen, politischen und rechtlichen Ansprüchen orientieren?
Die philosophische Ethik steht heute unter einem starken Verwissenschaftlichungsdruck und spezialisiert sich weitgehend auf die Abarbeitung einzelner Folgekosten der Technisierung menschlichen Lebens. Dabei herrscht immer weniger Klarheit darüber, wie sie sich selbst und ihre Aufgabe überhaupt definieren soll. Vor diesem Hintergrund stellen die Beiträge des Bandes die Frage nach dem Eigensinn des Ethischen.
Salaverría, Anerkennbarkeit. Butler, Levinas, Rancière.
به رنامه ی "هزر و کۆمه ڵگا"، به رنامه یه کی ڕه خنه گرانه یه که خۆی به بابه تی زۆرینه ی سۆنگه ی ج... more به رنامه ی "هزر و کۆمه ڵگا"، به رنامه یه کی ڕه خنه گرانه یه که خۆی به بابه تی زۆرینه ی سۆنگه ی جیهانبینی سۆسیال دیموکڕاسییه وه هه ڵوێستی ڕه خنه گرانه ی خۆی به رامبه ر به هه ر خاته ڕوو. به ئاوڕدانه وه له ژانڕه جۆراوجۆره کان و گڕیبه ندییان به یه که وه بایه خ به ده سته واژه ی "تیۆری کۆمه ڵگا" ده درێته وه ، به م شێوه بابه تێک و به ستێنه ی دیسکورسی بابه ته کان دهانسته مرۆییه کانه وه سه رگه رم ده کات، دواتر له
Nur die Macht lässt sich befragen. Die Nicht-Macht ist die Frage selbst. Edmond Jabés Als absolut... more Nur die Macht lässt sich befragen. Die Nicht-Macht ist die Frage selbst. Edmond Jabés Als absolute Macht, die für sich reklamiert, Gesetze geben zu können, denen sie selbst nicht untersteht, über den Ausnahmezustand zu befinden und damit selbst eine Ausnahme zu verkörpern, über Leben und Sterben zu entscheiden, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, hat Souveränität keineswegs ausgedient. Ein Fortleben der Souveränität in der Spätmoderne wird vor allem in ihrer offensichtlichsten Wirkung deutlich: in einer Angst, über die sie sich zu reproduzieren sucht und in der große Teile der Weltbevölkerung nach wie vor leben. Diese Angst macht Subjekte aus uns allen, unterwirft und subalternisiert uns. Eine postsouveräne Politik, für die die biblische Exodus-Erzählung ein Vorbild liefern könnte, hätte sich zuallererst gegen diese Angst zu richten. Thomas Hobbes, dem wir unsere neuzeitliche Konzeption politischer Souveränität verdanken, geht in seiner Naturzustandslehre von einem Szenario wechselseitigen Misstrauens aus. Jeder schwebe im Naturzustand in der Gefahr, von jedem anderen verletzt oder gar getötet zu werden. Der darin implizierten Situation eines generalisierten Misstrauens lasse sich nur über einen Vertrag entkommen, der das Recht auf die Ausübung von Gewalt auf einen den Gesellschaftskörper transzendierenden, mit absoluten Befugnissen versehenen Souverän überträgt, der zugleich die Einhaltung dieses Vertrages bewachen wird. Erst das Gewaltmonopol dieser souveräne Instanz mache es möglich, dass wir unseren Mitmenschen vertrauen könnten. Dieses Modell ist insofern paradox, als es die Angst vor dem mir konkret begegnenden Anderen durch nichts anderes abzulösen vermag als durch eine (noch größere) Angst vor dem großen Anderen, dem Souverän. Soziale Integration kommt hier nur unter dem Schwert zustande, dadurch, dass wir uns einer Ordnung unterwerfen, deren Verbindlichkeit durch eine Drohung sanktioniert wird.
Die Anfänge der Philosophie liegen im Dunkeln der Geschichte. Jedoch ist zu vermuten, dass die Pr... more Die Anfänge der Philosophie liegen im Dunkeln der Geschichte. Jedoch ist zu vermuten, dass die Praxis eines Philosophierens, bevor die Philosophie zu einer akademischen Disziplin mit einem Kanon verbindlicher Texte und Methoden werden konnte, vor allem in einer Schulung der Erfahrungsfähigkeit bestand. Indem es uns auf eine nie vollständig zu rationalisierende Welt vorbereitete, die unabhängig von uns gegeben und permanenten Wandlungen unterworfen war, vermittelte uns das Philosophieren die Fähigkeit, Erfahrungen in einem emphatischen Sinne zu machen, aus denen wir immer wieder neu als Andere hervorgehen konnten. Spuren eines solchen performativen, sich etwa in den Fragmenten Heraklits andeutenden Selbstverständnisses finden sich noch in Grundtexten einer philosophia, die sich im Zuge ihrer Selbstdisziplinierung gegen lebendiges Erfahren abzuschotten begann: Platons Theaitet und die Metaphysik des Aristoteles verorten Ursprung und Ziel des Philosophierens im thaumazein, im Staunen angesichts eines unerwarteten und unerwartbaren Widerfahrnisses (vgl. Plat. Theaet. 155d sowie Arist. Met. I 2, 982b 12). Vom Staunen ging die Bewegung authentischen Philosophierens aus und im Staunen findet sie ihre Vollendung. Im Staunen lässt sich der philosophische méthodos von einer je konkreten Erfahrung in Frage stellen, die sich keiner epistemologischen Ordnung fügt, die vielmehr in und mit ihrem Vollzug ihre Möglichkeitsbedingungen immer wieder neu zur Debatte stellt. Eine volle, unreglementierte Erfahrung muss insofern für jede Epistemologie, die hinter der Mannigfaltigkeit des je konkret und immer wieder neu Begegnenden eine zeitlose Ordnung freilegen will, zur Gefahr werden. Aristoteles verwendet das Substantiv empeiría, das wir heute mit Erfahrung übersetzen, zunächst im Sinne einer vor-epistemologischen Kunstfertigkeit, eines alltäglichen Geübtseins in oder Vertrautseins mit etwas. In seiner Metaphysik definiert 2 er Erfahrung in diesem Sinne als Habitualisierung einer Praxis: "Aus der Erinnerung geht bei den Menschen die Erfahrung hervor; erst viele Erinnerungen nämlich ein und derselben Sache ergeben die Fähigkeit einer Erfahrung" (Arist. Met. 980 b 28ff.). Mit der Metaphysik des Aristoteles beginnt allerdings auch eine spezifisch epistemologische Reduktion des Erfahrungsbegriffs. Der Philosoph definiert empeiría als gnosis ton kathekaston (Arist. Met. 981 a 15f.), als Wissen eines Besonderen in seinem jeweiligen Was-Sein, also in seiner prädikativen Bestimmtheit, die sich in Elementarurteilen des Typs "P kommt x zu" formalisieren lässt. Erfahrung erscheint in dieser Perspektive als ein in allgemeinen Prinzipien verankertes Wissen, sie wird zu einer Vorstufe (wenn nicht zu einem Synonym) von begründeter Erkenntnis oder epistemé. Als Epistemologie hat es die Philosophie mit einer von Prinzipien regierten Erfahrung zu tun, weniger also mit qualitativen Erfahrungsgehalten als mit sie legitimierenden, rechtfertigenden oder begründenden Formen, die die Erfahrungen selbst im philosophischen Diskurs zunehmend supplementieren, sich an ihre Stelle setzen. Die Neuzeit radikalisiert diese sich bei Aristoteles abzeichnende Austreibung der Erfahrung aus der Philosophie. Francis Bacon versteht unter experienzia ein technischpraktisches Verfügenkönnen über Regeln und Sätze, die uns bei der Bewältigung der Natur, Innbegriff alles Anderen und Fremden, helfen. Diese Regeln und Sätze bewahren die Erfahrung davor, "sich im Umherlaufen wie in einem Labyrinth in sich selbst zu verwirren" (Bacon 1999: 177). Immanuel Kant definiert Erfahrung geradezu durch ihre Abhängigkeit von -sie erst ermöglichenden -allgemeinen Begriffen oder Kategorien, unter die ein je besonderes Sinnesdatum fällt. "Kategorien", so Kant, "dienen nur zur Möglichkeit empirischer Erkenntnis. Diese aber heißt Erfahrung" (KdrV B 147). Erfahrung steht aus der Sicht des Autors der Kritik der reinen Vernunft in einem doppelten Abhängigkeitsverhältnis: Sie ist abhängig von (vor aller Erfahrung gegebenen) Verstandesbegriffen und, auf einer zweiten Ebene, von der transzendentalen Synthesis eines Subjekts, das seine Selbstidentität auf die Erfahrung als Einheit von Sinneswahrnehmung und Begriff überträgt: Ohne diesen doppelten, "transzendentalen Grund der Einheit würde es möglich sein, daß ein Gewühl von Erscheinungen unsere Seele anfüllte, ohne daß doch jemals daraus Erfahrung werden könnte" (KdrV B 647). Kant kennt Erfahrung also nur als durch einen Verstandesbegriff und durch die Selbstidentität eines Subjekts regierte; die Verstandesbegriffe und die Identität des Selbstbewusstseins schützen uns vor dem Sich-Verlieren im bedrohlichen "Gewühl der Erscheinungen", sie sind Strategien einer Bewältigung, ‚prägen', wie Nietzsche es
Peter Wehling (Hg.), Vom Nutzen des Nichtwissens. Interdisziplinäre Perspektiven auf einen Bedeutungswandel von Wissen und Nichtwissen, Konstanz 2015
Ralf Simon (Hg.), Herders Rhetoriken im Kontext des 18. Jahrhunderts, Heidelberg 2014
Die Kraft ist das Andere der Sprache, ohne die diese nicht das wäre, was sie ist."
by Jennifer Devereaux, Andreas Serafim, Sophia Papaioannou, Kyriakos Demetriou, Andreas Hetzel, Maria Kythreotou, Georgios Vassiliades, Judith Mossman, kostas apostolakis, Flaminia Beneventano della Corte, Sophia Xenophontos, Roger Brock, T. Davina McClain, and Andreas N . Michalopoulos
Organising Department: -- Department of Social and Political Sciences, University of Cyprus C... more Organising Department:
-- Department of Social and Political Sciences, University of Cyprus
Co-sponsors:
-- Department of Classics, National and Kapodistrian University of Athens
-- Department of Classics and Philosophy, University of Cyprus
Conveners:
-- Kyriakos Demetriou (Cyprus)
-- Sophia Papaioannou (Athens)
-- Andreas Serafim (Cyprus/ OU Cyprus/ Trinity College Dublin)
Keynote speaker:
-- Michael Gagarin (Austin)
Confirmed speakers:
-- Adele Scafuro (Brown)
-- Alessandro Vatri (Oxford)
-- Andreas Hetzel (Hildesheim)
-- Andreas Michalopoulos (Athens)
-- Antonis Petrides (OU Cyprus)
-- Antonis Tsakmakis (Cyprus)
-- Benoit Sans (Brussels)
-- Brenda Griffith-Williams (UCL)
-- Christopher Carey (UCL)
-- Costas Apostolakis (Crete)
-- Dimos Spatharas (Crete)
-- Eleni Volonaki (Peloponnese)
-- Flaminia Beneventano della Corte (Siena)
-- Francesca Scrofani (EHESS/Università degli Studi di Trento)
-- Gabriel Danzig (Bar Ilan University)
-- Georgios Vassiliades (Paris IV-Sorbonne)
-- Jakob Wisse (Newcastle)
-- Jennifer Devereaux (Southern California)
-- Jessica Evans (Middlebury)
-- Jon Hesk (St Andrews)
-- Judith Mossman (Nottingham)
-- Kathryn Tempest (Roehampton)
-- Margot Neger (Salzburg)
-- Maria Kythreotou (Cyprus)
-- Michael Paschalis (Crete)
-- Rebecca van Hove (KCL)
-- Ricardo Gancz (Bar Ilan University)
-- Robert Sing (Cambridge)
-- Roger Brock (Leeds)
-- Sophia Xenophontos (Glasgow)
-- Stephen Todd (Manchester)
-- T. Davina McClain (Northwestern State University)
-- Tazuko Angela van Berkel (Leiden)
-- Thierry Hirsh (Oxford)
-- Tzu-I Liao (UCL)
-- Victoria Pagan (Florida)