Ruth Scoralick | Eberhard Karls Universität Tübingen (original) (raw)
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Papers by Ruth Scoralick
in: R. Dürr u.a.(Hg.), Religiöses Wissen im vormodernen Europa, Paderborn, 2019
in: G.Bauer u.a. (Hg.), Die Naturalisierung des Geschlechts. Zur Beharrlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit, 2018
"An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, wenn wir des Zion gedachten" (Ps 137,1). Psalm ... more "An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, wenn wir des Zion gedachten" (Ps 137,1). Psalm 137 berührt durch seine Bilder. Der Eingangsvers wird in moderner Literatur und Musik immer wieder aufgegriffen und in neue Kontexte gestellt. 1 Auch das Ende des Psalms stellt ein Bild vor Augen. Jemand packt kleine Kinder und schlägt sie an einem Felsen tot. Damit nicht genug: Dieses Tun wird beglückwünscht, die Person, die so handelt, wird seliggepriesen (Ps 137,9). Höchstes Lob für brutalen Kindermord -wie ist das möglich in einem biblischen Text? Dieses Ende des Psalms irritiert und provoziert. Dass nach dem Duktus des Liedes mit dem Mörder entweder Gott selbst oder aber ein in seinem Auftrag handelnder Gesalbter/Messias ins Auge gefasst ist, macht die Sache nicht besser. Eher wird sie nun erst recht theologisch atemberaubend: Wie kann man hoffen, Gott oder sein Messias werden sich als gnadenlose Kindermörder erweisen? Zeigt sich hier nicht wieder einmal nur allzu deutlich das in den letzten Jahren viel diskutierte, Gewalt erzeugende, fördernde und legitimierende Potential von Religion?
in: R. Dürr u.a.(Hg.), Religiöses Wissen im vormodernen Europa, Paderborn, 2019
in: G.Bauer u.a. (Hg.), Die Naturalisierung des Geschlechts. Zur Beharrlichkeit der Zweigeschlechtlichkeit, 2018
"An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, wenn wir des Zion gedachten" (Ps 137,1). Psalm ... more "An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten, wenn wir des Zion gedachten" (Ps 137,1). Psalm 137 berührt durch seine Bilder. Der Eingangsvers wird in moderner Literatur und Musik immer wieder aufgegriffen und in neue Kontexte gestellt. 1 Auch das Ende des Psalms stellt ein Bild vor Augen. Jemand packt kleine Kinder und schlägt sie an einem Felsen tot. Damit nicht genug: Dieses Tun wird beglückwünscht, die Person, die so handelt, wird seliggepriesen (Ps 137,9). Höchstes Lob für brutalen Kindermord -wie ist das möglich in einem biblischen Text? Dieses Ende des Psalms irritiert und provoziert. Dass nach dem Duktus des Liedes mit dem Mörder entweder Gott selbst oder aber ein in seinem Auftrag handelnder Gesalbter/Messias ins Auge gefasst ist, macht die Sache nicht besser. Eher wird sie nun erst recht theologisch atemberaubend: Wie kann man hoffen, Gott oder sein Messias werden sich als gnadenlose Kindermörder erweisen? Zeigt sich hier nicht wieder einmal nur allzu deutlich das in den letzten Jahren viel diskutierte, Gewalt erzeugende, fördernde und legitimierende Potential von Religion?