Friedrich Stadler | University of Vienna (original) (raw)
Uploads
Papers by Friedrich Stadler
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 2015
Im Jahre 1921 war durch den Tod von Adolf Stohr, der wahrend des Ersten Weltkriegs fur eine gewis... more Im Jahre 1921 war durch den Tod von Adolf Stohr, der wahrend des Ersten Weltkriegs fur eine gewisse Kontinuitat einer wissenschaftlichen, sprachkritischen Philosophie gesorgt hatte, der Lehrstuhl in der Tradition von Mach und Boltzmann vakant geworden. Der erste Lehrstuhl war bereits seit dem Tode Friedrich Jodls im Jahre 1914 nicht mehr besetzt. Der nach Wien zuruckgekehrte Mathematiker Hans Hahn, 1921 zum Ordinarius fur Mathematik an die Wiener Universitat berufen, versuchte nun einerseits thematisch an die Debatten im Protozirkel der Vorkriegszeit anzuschliesen und engagierte sich gleichzeitig fur die Berufung von Moritz Schlick (1882–1936) auf die Lehrkanzel fur Naturphilosophie, die gegen beachtliche Widerstande im Jahre 1922 durchgesetzt werden konnte.
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 2015
Was das Verhaltnis zwischen Wittgenstein und dem Wiener Kreis angeht, vermittelt die gangige Hist... more Was das Verhaltnis zwischen Wittgenstein und dem Wiener Kreis angeht, vermittelt die gangige Historiographie das Bild einer fast einseitigen Rezeption, einer direkten Beeinflussung des Wiener Kreises durch den fruhen Wittgenstein. In der Tat scheinen derartige stereotype Erklarungsmuster von den Selbstdarstellungen einiger Mitglieder des Wiener Kreises bestatigt zu werden. Und in der Programmschrift Wissenschaftliche Weltauffassung. Der Wiener Kreis (1929) wird die Einstellung des Zirkels um Moritz Schlick mit Wittgensteins Diktum illustriert: „Was sich uberhaupt sagen last, last sich klar sagen.“ Mit diesem Zitat sollte die antimetaphysische Haltung als gemeinsames Ziel unterstrichen werden. Die daran anschliesende Behauptung, die wissenschaftliche Weltauffassung kenne „keine unlosbaren Ratsel“, lenkte die Wittgenstein-Rezeption des Wiener Kreises – zumindest seines „linken Flugels“ um Hans Hahn, Rudolf Carnap und Otto Neurath – freilich in eine Richtung, die den Ambitionen Wittgensteins diametral zuwiderlaufen musste. Denn nicht die Mobilisierung eines philosophischen Kollektivs als „antimetaphysischer Stostrupp“ war dessen Intention, sondern – wie wir inzwischen hinlanglich wissen – Sprachkritik und klarende Gedankenarbeit als moralisches und therapeutisches Anliegen im Sinne von Karl Kraus, Adolf Loos und Arnold Schonberg: ein philosophisches Gegengewicht zum manierierten Feuilleton und zum metaphysischen Leerlauf der Sprache.
Vienna Circle Institute yearbook, 2023
On 3rd October, 1991, the Institute ‘Vienna Circle’ was founded on the occasion of the first meet... more On 3rd October, 1991, the Institute ‘Vienna Circle’ was founded on the occasion of the first meeting organized by it, which was a symposium entitled “Wien — Berlin — Prag” to commemorate the parallel endeavors of and the relations between these three centers of scientific philosophy.
Vienna Circle Institute library, 2015
Joining the Schlick Circle in 1927, Karl Menger (1902–1985) contributed decisively to the discuss... more Joining the Schlick Circle in 1927, Karl Menger (1902–1985) contributed decisively to the discussion of mathematics and logic in the Vienna Circle, and his own Mathematical Colloquium offered his student and assistant Kurt Godel a forum from which to present his famous works on logic and mathematics.
Vienna Circle Institute library, 2015
By comparing the intellectual and personal profiles of Moritz Schlick and Otto Neurath, the Vienn... more By comparing the intellectual and personal profiles of Moritz Schlick and Otto Neurath, the Vienna Circle’s two main opposing intellectual figures, we can also gain a clearer sense of the basic features of this group. We can, in other words, trace out the pluralistic theoretical dynamic at work in this heterogeneous scientific circle, explore the material constituting its “psychogram” and “sociogram,” and arrive at a typology of its underlying personal, conceptual, political, philosophical, and scientific elements.
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 2015
Geboren am 4. Mai 1906 in Wien; Studium der Mathematik an der Universitat Wien, 1928 Dr. phil. mi... more Geboren am 4. Mai 1906 in Wien; Studium der Mathematik an der Universitat Wien, 1928 Dr. phil. mit der Dissertation „Beitrage zur metrischen Differentialgeometrie“ bei Walther Mayer; 1929 Ablegung der Lehramtsprufung fur Mittelschulen in Mathematik und Physik, danach einjahrige Tatigkeit als Lehrer an einer Wiener Realschule, zugleich Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit. Besuch des Wiener Kreises in den Jahren 1927–1931. Im Studienjahr 1930/1931 Aufenthalt in Berlin mit Hilfe eines Stipendiums der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft als Mitarbeiter von Walther Mayer, der ab diesem Zeitpunkt mit Albert Einstein zusammenarbeitete. Nach Mayers Emigration in die USA 1933 kehrte Bergmann nach Wien zuruck, um seine wissenschaftliche und Unterrichtsarbeit fortzusetzen, wurde aber – nach seinen eigenen Worten – durch den aufkommenden Antisemitismus daran gehindert. Privatlehrer von 1932 bis 1936. Sein durch den Wiener Kreis gewecktes Interesse fur Rechts- und Verfassungsfragen lies ihn ein Jus-Studium an der Wiener Universitat beginnen, das er 1936 mit der Promotion zum Dr. iur. abschloss. Nach einem Jahr Praxis als Sekretar beim Gericht wirkte er als Juniorpartner (Konzipient) in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei, wo er bis zum Juni 1938 arbeitete.
Vienna Circle Institute library, 2015
Vienna Circle Institute library, 2015
Routledge eBooks, Nov 23, 2021
Cambridge University Press eBooks, Mar 31, 2021
Journal of the History of Philosophy, 1968
At the beginning of 1929 Moritz Schlick received a very tempting call to Bonn. After some vacilla... more At the beginning of 1929 Moritz Schlick received a very tempting call to Bonn. After some vacillation he decided to remain in Vienna. On this occasion, for the first time it became clear to him and us that there is such a thing as the 'Vienna Circle' of the scientific conception of the world, ...
Springer eBooks, 2022
Ingrid Belke (geb. 11.02.1935 in Falkensee/Berlin-gest. 24.09.2017 in Stuttgart) war ein einzigar... more Ingrid Belke (geb. 11.02.1935 in Falkensee/Berlin-gest. 24.09.2017 in Stuttgart) war ein einzigartiger und außergewöhnlicher Mensch, als Persönlichkeit und als Wissenschaftlerin. Als ich sie im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihrer pionierhaften Doktorarbeit über Josef Popper-Lynkeus und die Reformbewegung des Wiener Bürgertums (1978) kennengelernt habe, war ich von ihrer Offenheit, Gelehrsamkeit und aufgeklärten Gesinnung sofort beeindruckt. Wir schlossen schnell persönliche Freundschaft und haben uns seitdem regelmäßig in zahlreichen Gesprächen und Briefen ausgetauscht. Diese anregenden Begegnungen bezogen sich auf die gemeinsamen Interessen wie die Wiener Moderne, Karl Popper und die österreichische Philosophie, die Zeitgeschichtsschreibung, nicht zuletzt auf das durchgehende Thema von Emigration und Exil. Selbstverständlich hat Inge an unserem großen Symposium "Vertriebene Vernunft" (1987) teilgenommen 1 und sich mehrmals an den Veranstaltungen des Instituts Wiener Kreis mit Wort und Schrift bis zum Ende ihres Lebens nachhaltig beteiligt. 2 Zuletzt tat sie dies eindrucksvoll an der Konferenz "
Paul Ziche's book focuses on the topic of the classification of Wissenschaften (the Germ... more Paul Ziche's book focuses on the topic of the classification of Wissenschaften (the German term encompasses both natural sciences and humanities) and on the related reflections on Wissenschaftlichkeit that arose mainly in the German‐speaking world throughout the ...
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 2015
Im Jahre 1921 war durch den Tod von Adolf Stohr, der wahrend des Ersten Weltkriegs fur eine gewis... more Im Jahre 1921 war durch den Tod von Adolf Stohr, der wahrend des Ersten Weltkriegs fur eine gewisse Kontinuitat einer wissenschaftlichen, sprachkritischen Philosophie gesorgt hatte, der Lehrstuhl in der Tradition von Mach und Boltzmann vakant geworden. Der erste Lehrstuhl war bereits seit dem Tode Friedrich Jodls im Jahre 1914 nicht mehr besetzt. Der nach Wien zuruckgekehrte Mathematiker Hans Hahn, 1921 zum Ordinarius fur Mathematik an die Wiener Universitat berufen, versuchte nun einerseits thematisch an die Debatten im Protozirkel der Vorkriegszeit anzuschliesen und engagierte sich gleichzeitig fur die Berufung von Moritz Schlick (1882–1936) auf die Lehrkanzel fur Naturphilosophie, die gegen beachtliche Widerstande im Jahre 1922 durchgesetzt werden konnte.
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 2015
Was das Verhaltnis zwischen Wittgenstein und dem Wiener Kreis angeht, vermittelt die gangige Hist... more Was das Verhaltnis zwischen Wittgenstein und dem Wiener Kreis angeht, vermittelt die gangige Historiographie das Bild einer fast einseitigen Rezeption, einer direkten Beeinflussung des Wiener Kreises durch den fruhen Wittgenstein. In der Tat scheinen derartige stereotype Erklarungsmuster von den Selbstdarstellungen einiger Mitglieder des Wiener Kreises bestatigt zu werden. Und in der Programmschrift Wissenschaftliche Weltauffassung. Der Wiener Kreis (1929) wird die Einstellung des Zirkels um Moritz Schlick mit Wittgensteins Diktum illustriert: „Was sich uberhaupt sagen last, last sich klar sagen.“ Mit diesem Zitat sollte die antimetaphysische Haltung als gemeinsames Ziel unterstrichen werden. Die daran anschliesende Behauptung, die wissenschaftliche Weltauffassung kenne „keine unlosbaren Ratsel“, lenkte die Wittgenstein-Rezeption des Wiener Kreises – zumindest seines „linken Flugels“ um Hans Hahn, Rudolf Carnap und Otto Neurath – freilich in eine Richtung, die den Ambitionen Wittgensteins diametral zuwiderlaufen musste. Denn nicht die Mobilisierung eines philosophischen Kollektivs als „antimetaphysischer Stostrupp“ war dessen Intention, sondern – wie wir inzwischen hinlanglich wissen – Sprachkritik und klarende Gedankenarbeit als moralisches und therapeutisches Anliegen im Sinne von Karl Kraus, Adolf Loos und Arnold Schonberg: ein philosophisches Gegengewicht zum manierierten Feuilleton und zum metaphysischen Leerlauf der Sprache.
Vienna Circle Institute yearbook, 2023
On 3rd October, 1991, the Institute ‘Vienna Circle’ was founded on the occasion of the first meet... more On 3rd October, 1991, the Institute ‘Vienna Circle’ was founded on the occasion of the first meeting organized by it, which was a symposium entitled “Wien — Berlin — Prag” to commemorate the parallel endeavors of and the relations between these three centers of scientific philosophy.
Vienna Circle Institute library, 2015
Joining the Schlick Circle in 1927, Karl Menger (1902–1985) contributed decisively to the discuss... more Joining the Schlick Circle in 1927, Karl Menger (1902–1985) contributed decisively to the discussion of mathematics and logic in the Vienna Circle, and his own Mathematical Colloquium offered his student and assistant Kurt Godel a forum from which to present his famous works on logic and mathematics.
Vienna Circle Institute library, 2015
By comparing the intellectual and personal profiles of Moritz Schlick and Otto Neurath, the Vienn... more By comparing the intellectual and personal profiles of Moritz Schlick and Otto Neurath, the Vienna Circle’s two main opposing intellectual figures, we can also gain a clearer sense of the basic features of this group. We can, in other words, trace out the pluralistic theoretical dynamic at work in this heterogeneous scientific circle, explore the material constituting its “psychogram” and “sociogram,” and arrive at a typology of its underlying personal, conceptual, political, philosophical, and scientific elements.
Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, 2015
Geboren am 4. Mai 1906 in Wien; Studium der Mathematik an der Universitat Wien, 1928 Dr. phil. mi... more Geboren am 4. Mai 1906 in Wien; Studium der Mathematik an der Universitat Wien, 1928 Dr. phil. mit der Dissertation „Beitrage zur metrischen Differentialgeometrie“ bei Walther Mayer; 1929 Ablegung der Lehramtsprufung fur Mittelschulen in Mathematik und Physik, danach einjahrige Tatigkeit als Lehrer an einer Wiener Realschule, zugleich Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit. Besuch des Wiener Kreises in den Jahren 1927–1931. Im Studienjahr 1930/1931 Aufenthalt in Berlin mit Hilfe eines Stipendiums der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft als Mitarbeiter von Walther Mayer, der ab diesem Zeitpunkt mit Albert Einstein zusammenarbeitete. Nach Mayers Emigration in die USA 1933 kehrte Bergmann nach Wien zuruck, um seine wissenschaftliche und Unterrichtsarbeit fortzusetzen, wurde aber – nach seinen eigenen Worten – durch den aufkommenden Antisemitismus daran gehindert. Privatlehrer von 1932 bis 1936. Sein durch den Wiener Kreis gewecktes Interesse fur Rechts- und Verfassungsfragen lies ihn ein Jus-Studium an der Wiener Universitat beginnen, das er 1936 mit der Promotion zum Dr. iur. abschloss. Nach einem Jahr Praxis als Sekretar beim Gericht wirkte er als Juniorpartner (Konzipient) in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei, wo er bis zum Juni 1938 arbeitete.
Vienna Circle Institute library, 2015
Vienna Circle Institute library, 2015
Routledge eBooks, Nov 23, 2021
Cambridge University Press eBooks, Mar 31, 2021
Journal of the History of Philosophy, 1968
At the beginning of 1929 Moritz Schlick received a very tempting call to Bonn. After some vacilla... more At the beginning of 1929 Moritz Schlick received a very tempting call to Bonn. After some vacillation he decided to remain in Vienna. On this occasion, for the first time it became clear to him and us that there is such a thing as the 'Vienna Circle' of the scientific conception of the world, ...
Springer eBooks, 2022
Ingrid Belke (geb. 11.02.1935 in Falkensee/Berlin-gest. 24.09.2017 in Stuttgart) war ein einzigar... more Ingrid Belke (geb. 11.02.1935 in Falkensee/Berlin-gest. 24.09.2017 in Stuttgart) war ein einzigartiger und außergewöhnlicher Mensch, als Persönlichkeit und als Wissenschaftlerin. Als ich sie im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihrer pionierhaften Doktorarbeit über Josef Popper-Lynkeus und die Reformbewegung des Wiener Bürgertums (1978) kennengelernt habe, war ich von ihrer Offenheit, Gelehrsamkeit und aufgeklärten Gesinnung sofort beeindruckt. Wir schlossen schnell persönliche Freundschaft und haben uns seitdem regelmäßig in zahlreichen Gesprächen und Briefen ausgetauscht. Diese anregenden Begegnungen bezogen sich auf die gemeinsamen Interessen wie die Wiener Moderne, Karl Popper und die österreichische Philosophie, die Zeitgeschichtsschreibung, nicht zuletzt auf das durchgehende Thema von Emigration und Exil. Selbstverständlich hat Inge an unserem großen Symposium "Vertriebene Vernunft" (1987) teilgenommen 1 und sich mehrmals an den Veranstaltungen des Instituts Wiener Kreis mit Wort und Schrift bis zum Ende ihres Lebens nachhaltig beteiligt. 2 Zuletzt tat sie dies eindrucksvoll an der Konferenz "
Paul Ziche's book focuses on the topic of the classification of Wissenschaften (the Germ... more Paul Ziche's book focuses on the topic of the classification of Wissenschaften (the German term encompasses both natural sciences and humanities) and on the related reflections on Wissenschaftlichkeit that arose mainly in the German‐speaking world throughout the ...