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Leipziger City-Tunnel kostet 133 Millionen Euro mehr

Der Leipziger City-Tunnel wird 133 Millionen Euro teurer als ursprünglich geplant. Damit steigen die Kosten voraussichtlich auf 705 Millionen Euro, wie das Wirtschaftsministerium am Freitag in Dresden mitteilte. Die Stadt Leipzig, die sich mit 7,1 Millionen Euro an dem Projekt beteiligt, erklärte, sie bedaure diese Entwicklung, werde aber kein zusätzliches Geld aufbringen.

Leipzig (ddp-lsc). Der Leipziger City-Tunnel wird 133 Millionen Euro teurer als ursprünglich geplant. Damit steigen die Kosten voraussichtlich auf 705 Millionen Euro, wie das Wirtschaftsministerium am Freitag in Dresden mitteilte. Die Stadt Leipzig, die sich mit 7,1 Millionen Euro an dem Projekt beteiligt, erklärte, sie bedaure diese Entwicklung, werde aber kein zusätzliches Geld aufbringen. Die Hauptlast der Finanzierung liegt bei EU, Bund und Deutscher Bahn. Die Linke im Landtag warf der Staatsregierung vor, nicht mit Geld umgehen zu können. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Peter Hettlich forderte personelle Konsequenzen.

Der City-Tunnel wird mit zwei Röhren den Bayerischen Bahnhof mit dem Hauptbahnhof verbinden. Dadurch soll hauptsächlich der Nah- und Regionalverkehr in der Region neu organisiert werden. Nach ursprünglicher Planung sollten bereits Ende 2009 die ersten Züge durch den Tunnel fahren, momentan ist das für 2011/2012 geplant. Die Bohrarbeiten hatten im Januar nach monatelanger Verspätung begonnen, Anfang der Woche erreichte der Bohrer «Leonie» die künftige Station unter dem Marktplatz. Bereits im Sommer 2006 war bekanntgeworden, dass der Tunnel voraussichtlich um 73 Millionen Euro teurer werden könnte.

Wirtschaftsstaatssekretär Hartmut Mangold sagte, nach jüngsten Prognosen sei mit einer weiteren Steigerung um 60 Millionen Euro zu rechnen. Als Gründe nannte er notwendige Sicherungsmaßnahmen sowie gestiegene Stahl- und Energiekosten. Der Geschäftsführer der Steuerungsfirma Deges, Dirk Brandenburger, verwies auf mittlerweile 19 Änderungen am Planfeststellungsbeschluss und 400 Nachträge von beauftragten Baufirmen. Unklar ist noch, wer die Mehrkosten trägt. Mangold räumte ein, dass einige zusätzliche Leistungen durchaus bei der ersten Planung hätten berücksichtigt werden müssen.

Leipzigs Baubürgermeister Martin zur Nedden sagte, die Stadt bleibe bei ihrer bisherigen Einschätzung, dass sie sich nicht an den Mehrkosten beteiligen müsse. Der Beitrag der Stadt sei mit der Zahlung der 7,1 Millionen Euro sowie der Bereitstellung von Grundstücken und Planungsleistungen erbracht.

Die Linke-Politiker Volker Külow und Dietmar Pellmann warfen dem federführenden Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) Vertuschung der wahren Kosten vor. Jurk sollte aufhören zu tarnen und zu täuschen und stattdessen umfassend Auskunft geben. Nach dem Debakel der Landesbank zeige sich jetzt einmal mehr, dass die Staatsregierung nicht mit Geld umgehen könne.

Hettlich sagte, der City-Tunnel entwickle sich «vom Millionen- zum Milliardengrab». Er gehe davon aus, dass es auch nicht bei den nun eingestandenen 60 Millionen Euro Mehrkosten bleiben werde. Deges sei «mit dem Projektmanagement für Großprojekte völlig überfordert». Ebenso sei der Bauherrenvertreter des Freistaats, Bernd Rohde, nicht mehr tragbar.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Michael Weichert, sagte, es scheine in Sachsen offenbar Regel zu sein, dass «verkehrspolitische Prestigeprojekte in einem riesigen Fiasko» endeten. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei maximal 20 Minuten Zeitersparnis sei mittlerweile fragwürdig.

(ddp)

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