Abhängige Selbstständigkeit: Ausmaß, Verbreitung und gewerkschaftliche Interessenvertretung im europäischen Vergleich (original) (raw)

Abhängige Selbständigkeit in der Versicherungswirtschaft – Neue Konflikte im Spannungsfeld traditioneller Vertretungsstrukturen

German Journal of Human Resource Management: Zeitschrift für Personalforschung, 2009

Die Transformation hierarchischer betrieblicher Steuerung in relationalen Vertrags- und Tauschbeziehungen hat in vielen europäischen Ländern zu einer Zunahme abhängiger Selbständigkeit geführt. Aufgrund des Graubereichs zwischen selbständiger und unselbständiger Beschäftigung stellen abhängig Selbständige eine Herausforderung für die traditionellen Handlungs- und Organisationslogiken der Verbände der Arbeitsbeziehungen dar. Der Aufsatz nimmt die Organisationsfähigkeit und -probleme der Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände in den Blick, exemplifiziert diese anhand einer qualitativen Untersuchung der österreichischen Privatversicherungswirtschaft und kommt zu dem Schluss, dass die Konflikte zwischen Arbeit und Kapital längst nicht mehr ausschließlich zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden verlaufen, sondern zunehmend verbandsintern ausgetragen werden. Dies führt entweder zu einer Zunahme an Interessensdivergenzen, die unter Umständen mit Abspaltung und Partikularismus einz...

Interessenvertretung dringend erwünscht: Was Selbstständige von ihrer Gewerkschaft erwarten

WSI-Mitteilungen, 2017

Interessenvertretung dringend erwünscht: Was Selbstständige von ihrer Gewerkschaft erwarten Es ist nicht selbstverständlich, dass Selbstständige einer Gewerkschaft beitreten, auch wenn sie-darin abhängig Beschäftigten ähnlich-vom Verkauf ihrer eigenen Arbeitskraft leben. Wie ist die Erwerbslage von Solo-Selbstständigen? Und welche Ansprüche haben sie an ihre Gewerkschaft? Auf diese Fragen hat ein guter Teil der etwa 30.000 selbstständigen Mitglieder der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in einer Online-Befragung aufschlussreiche Antworten gegeben. Sie lassen erkennen, wie eine Gewerkschaft auf diese besondere Form der Erwerbstätigkeit reagieren kann-und welche Herausforderungen damit auf sie zukommen.

Determinanten abhängiger Selbstständigkeit in Österreich

2004

Die Studie analysiert die angebotsseitigen Strukturen abhängiger Selbstständigkeit in Österreich auf Grundlage von Daten des Mikrozensus 2001. Nach einer kurzen Einführung in die Abgrenzung atypischer Beschäftigung im Allgemeinen und abhängiger Selbstständigkeit im Besonderen zeigt die empirische Analyse, dass der Typus des abhängig Selbstständigen dem des ‚normalen’ Selbstständigen stärker ähnelt, als dem Profil von angestellten Erwerbstätigen. Familienstrukturindikatoren spielen insofern eine Rolle, als dass Verheiratete sowie Frauen mit steigender Kinderzahl mit höherer Wahrscheinlichkeit abhängig selbstständig sind. Darüber hinaus zeigt sich, dass abhängige Selbstständigkeit von Frauen mit eher niedriger Qualifikation, jedoch von Männern mit hoher Qualifikation ausgeübt wird. Ebenso weisen die Ergebnisse darauf hin, dass abhängige Selbstständigkeit und Alter positiv miteinander korrelieren. Insbesondere ältere Männer sind weit überdurchschnittlich abhängig selbstständig beschäft...

Im Ringen um Autonomie: Gewerkschaften im Globalen Süden

Südlink 170, 2014

Gesellschaft -in Afrika, Asien und Lateinamerika arbeiten Gewerkschaften häufig unter erschwerten Bedingungen. Doch sie sind erstaunlich aktiv und erzielen wichtige Erfolge im Kampf für ArbeiternehmerInnenrechte. Ein Überblick über Gewerkschaften im globalen Süden.

Rentenreformen und ArbeitnehmerInnenrechte im EU-Vergleich: Zwischen Eigenverantwortung und Solidarität

2006

Rentensysteme und Rentenreformen in der EU bewegen sich im Spannungsverhaltnis von Solidaritat und Eigenverantwortung. Diese beiden Prinzipien werden lander- und zeitabhangig definiert. Dennoch lassen sich gemeinsame Entwicklungstendenzen erkennen. Wir analysieren vier Entwicklungstendenzen bezogen auf Reformcharakteristika: institutionelle Verschiebungen, institutionelle Erneuerungen und Veranderungen in der Interessenvertretung, von denen wir eine allgemeine Entwicklung ableiten. Die Analyse dieser Landerubergreifenden Tendenzen zeigt, dass Eigenverantwortung und Solidaritat in Rentensystemen redefiniert und neu verlinkt werden, sodass sie einander letztlich bedingen.

(Solo)-Selbständigkeit als gleichstellungspolitische Herausforderung

Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, 2017

Im Vergleich zu abhängig beschäftigten Arbeitnehmerinnen ist die berufliche Situation selb- ständig erwerbstätiger Frauen in vielfacher Hinsicht eine besondere. Als Selbständige agie- ren sie als „die eigene Chefin“ und können vor allem organisatorische Aspekte der Erwerbs- tätigkeit nach ihren Vorstellungen gestalten. Zugleich sind sie selbst für die marktförmige Verwertung ihrer Arbeitsleistung zuständig, sie arbeiten auf eigene Rechnung und tragen dementsprechend auch die Risiken ausbleibenden Markterfolgs.

Diskontinuität und Diversität beruflicher Selbstständigkeit

Hybride Erwerbsformen, 2017

Neben der vielfach dokumentierten Diversität selbstständigen Erwerbs sind die seltener erforschten typischen Diskontinuitäten in Forschung und Politik systematischer zu berücksichtigen, insbesondere im Hinblick auf die Solo-Selbstständigen. Auch wenn Diskontinuitäten vorwiegend durch Marktdynamiken verursacht sind, lassen sie sich nicht ausschließlich als betriebswirtschaftliche Herausforderung betrachten. Aus einer erwerbssoziologischen Perspektive wird deshalb die Erweiterung des Analyserahmens auf die Ökonomie des privaten Haushalts und auf mit den Lebensphasen variierende soziale Einflüsse vorgeschlagen. Die institutionellen Regelungen einzelner Berufsfelder schaffen dafür (z. B. mit Kontrollen des Berufszugangs und der Absicherung sozialer Risiken) unterschiedliche Voraussetzungen. Erwerbshybridisierung, als die parallele oder wechselnde Betätigung in selbstständigen

Mitgliedschaft in Gewerkschaften: Inklusions-und Exklusionstendenzen in der Organisation von Arbeitnehmerinteressen in Europa

2008

Die Gewerkschaften stehen heute in vielen europäischen Ländern vor beträchtlichen Mitgliederproblemen. Jedoch variiert der gewerkschaftliche Organisationsgrad zwischen einem eher niedrigen Niveau in Süd-und Osteuropa und einem höheren Niveau in Nordeuropa. Außerdem zeigen sich im internationalen Vergleich erhebliche Unterschiede zwischen sozialen Gruppen. Zu welchem Grad gelingt es den Gewerkschaften noch, ihre Klientel einzubinden und zumindest als Mitglieder zu mobilisieren? Dieser Frage wird mit Hilfe von deskriptiven Analysen des European Social Surveys von 2002/03 für West-und Ost-Deutschland sowie weiteren 18 europäischen Ländern nachgegangen. Es werden zentrale Muster der Inklusion bzw. Exklusion von Arbeitnehmerinteressen aufgezeigt und mögliche Erklärungen der (Nicht-) Mitgliedschaft in Gewerkschaften erörtert. Neben den sozialstrukturellen Ursachen für geringere Organisationsgrade von Frauen, Arbeitslosen und atypisch Beschäftigten, werden zentrale institutionelle Faktoren herausgearbeitet, die selektive Anreize für eine Gewerkschaftsmitgliedschaft schaffen und den betrieblichen Zugang für Gewerkschaften erleichtern. Die theoretische Fruchtbarkeit eines In-/ Exklusionsansatzes zeigt sich besonders in der mangelnden Repräsentation der Interessen von atypisch Beschäftigten und Arbeitslosen sowie solchen in peripheren (unorganisierten) Arbeitsplätzen.

"Selbstorganisation und Demokratie am Arbeitsplatz: Parti- zipation, ArbeiterInnenkontrolle und Selbstverwaltung in globaler Perspektive"

Auch dieses Jahr gaben zwei Jahrestage das Thema für die alljährliche Konferenz der ITH vor, dem traditionsreichen Forum für HistorikerInnen, die sich mit der Geschichte von Arbeit und ArbeiterIn-nenbewegungen beschäftigen. War es letztes Jahr das hundertjährige Jubiläum der Russischen Revolution , so sind es dieses Jahr die Jubiläen der Revolutionen in Mitteleuropa 1918 und der 68er-Bewegung, die die OrganisatorInnen dazu veranlassten, die verschiedenen Formen demokratischer Beteiligung und Selbstverwaltung am Arbeitsplatz zur übergreifenden Fragestellung zu erheben. Damit knüpfen sie an die Konferenz vom letzten Jahr zu "Revolution und Arbeitsbeziehungen" an, waren es doch oft revolutionäre Umbrüche, die mit einer Demokratisierung am Arbeitsplatz einher-gingen. Nicht zuletzt waren es die Revolutionen um 1918, die zu entsprechenden arbeitsrechtlichen Neuregelungen führten, während die Bewegungen um 1968 in vielen Ländern auch Auswirkungen auf die industriellen Beziehungen hatten, was heute freilich selbst unter HistorikerInnen wenig be-kannt ist. Vor allem aber gingen solche historischen Bewegungen mit einer Vielzahl an Versuchen konkreter ArbeiterInnenselbstverwaltung im Betrieb einher, sei es, indem bereits existierende kapi-talistische Betriebe von ArbeiterInnen übernommen wurden oder indem diese neue Unternehmen gründeten. Die Bandbreite der Forschung zu diesem Thema ist sehr groß, allerdings, so beklagen die Organi-satorInnen in ihrem Konferenzaufruf, würden in den zumeist an einer politischen Geschichte der Ar-beiterInnenbewegung oder einer alternativen Unternehmensgeschichte orientierten Studien Fragen bezüglich der Arbeitsbeziehungen und der inneren Funktionsweise der Demokratie am Arbeitsplatz ausgeblendet. Zu den Zielen der Konferenz wurden daher sowohl eine Klärung und Kategorisierung der Begriffe und Konzeptionen, als auch eine Untersuchung tatsächlicher Praktiken der Beteiligung und der Entscheidungsfindung erklärt. Den Eröffnungsvortrag hielt Dario Azzellini (ILR School, Cornell University, Ithaca), der insbe-sondere durch eine Reihe von Untersuchungen und Publikationen zur Geschichte von ArbeiterInnen-kontrolle und ArbeiterInnenselbstverwaltung bekannt geworden ist. In seinem historischen Überblick erklärte er Kooperation zu einer anthropologischen Konstante und Grundlage von Gesellschaft an sich. Dementsprechend fänden sich frühe Formen von Produktions-und Konsumentenvereinigungen bereits in der Antike und im Mittelalter. Dazu zählte er auch Formen gegenseitiger Hilfe (Mutualis-mus), wie sie etwa in den Zünften anzutreffen waren und wie sie bis in die frühe ArbeiterInnenbe-wegung hineinreichten und schließlich die Grundlage für den modernen Sozialstaat in einigen Indust-riestaaten bildeten. Sein Vortrag konzentrierte sich aber vor allem auf das 20. Jahrhundert, in dem er mehrere Wellen der Entstehung von selbstverwalteten Betrieben und der Demokratisierung am Arbeitsplatz ausmachte. Dazu zählte er sowohl die Revolutionen nach dem Ersten Weltkrieg, als auch die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als in vielen Ländern ArbeiterInnen Betriebe übernahmen und die Produktion in Eigenregie wieder aufnahmen. Auch die nationalen Befreiungsbewegungen in Afrika und Asien waren ein fruchtbarer Boden für entsprechende Bestrebungen und Versuche, sowie der Sturz einer Reihe von Diktaturen in den 1970er-Jahren in Südeuropa und Lateinamerika. Eine neue Welle von Betriebsübernahmen durch ArbeiterInnen ist seit Beginn des 21. Jahrhunderts zu beobachten, die nun aber im Unterschied zu früheren Zeiten nicht aus der Stärke einer offensiven Bewegung heraus erfolgt, sondern in einer Krisensituation, in Zeiten, in denen die Arbeiterbewegung sozial und politisch fragmentiert und geschwächt ist. Angefangen mit Argentinien 2001 übernehmen ArbeiterInnen bis heute an vielen krisengeschüttelten Orten stillgelegte Betriebe, um ihre Arbeits-plätze zu erhalten. Der Erfolg hängt dabei nicht selten davon ab, ob sie Teil einer breiteren sozialen