Fuzulis Garten der Glückseligen und das Leid der Heiligen: Eine alevitische Entgegnung auf die Leidfrage (original) (raw)
2023, Münchener Theologische Zeitschrift 74 (2), 146–163
Der Dichter Fuzuli (1483–1556), den Alevit:innen als einen der bedeutendsten Poeten ihrer religiös-lyrischen Tradition verehren, schildert in seinem Werk „Der Garten der Glückseligen“ (Ḥadīḳatü’s-Süʽedāʼ) die Leidensgeschichten von Propheten und Heiligen. Das hagiographisch angelegte Werk befasst sich am umfangreichsten mit dem Martyrium des Prophetenenkels Imam Husain (626–680) in Kerbela. Anhand dieses Ereignisses, das sich wie kein zweites ins alevitische Kollektivgedächtnis eingeprägt hat, greift Fuzuli das Problem des Leidens auf und verfolgt dabei primär einen handlungsorientierten Ansatz. So sieht der Dichter in Leid ein notwendiges Übel, um Gott den Liebesbeweis zu erbringen. Fuzuli sieht in seiner Liebesmystik die Gottesliebe als Telos des Menschen, für dessen Erfüllung er eine duldsame, gar dankbare Annahme des Leids vorsieht. Gleichzeitig spricht er sich gegen die Bonisierung des Leids anderer Menschen aus und sieht hier stattdessen Anteilname, Mitgefühl und Trauer vor – wie das Narrativ des Werkes an den Ereignissen Kerbelas deutlich macht. Die vorliegende Abhandlung diskutiert die Antworten in besagtem Werk auf die Ursprünge des Leids, auf den Umgang mit eigenem und nicht zuletzt mit fremdem Leid
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Hervorheben möchte ich hier ganz besonders Schweitzers einmalige Leistung, das Phänomen Leiden durchleuchtet zu haben. (Intaktes PDF: https://drive.google.com/file/d/1ngSYJFxEzkLYcOPEt\_tS418X18952Af6/view) Die Klärung dieses Themas hatte ich bisher für ein philosophisch unlösbares Vorhaben gehalten. Die unleugbare Tatsache des Leidens ließ den Allmachtanspruch, den die Theologen zur Rechtfertigung der unaufhörlichen kosmischen Katastrophen Gott zugeschrieben haben, als eitle megalomane Einbildung eines Wahnsinnigen und gar – in Anbetracht unseres qualvollen Daseins – monstruösen Sadisten erscheinen.
Gott leidet. Eine panentheistische Perspektive auf das Übel in der Welt
2021
Obwohl die Corona-Pandemie die Weltgemeinschaft vor neue politische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen stellt, führt sie aus philosophisch- theologischer Perspektive zu keinen neuen Problemen, sondern zur erneuerten Relevanz altbekannter Problembestände, die seit Jahrtausenden in Philosophie und Theologie diskutiert werden und sich als Frage nach dem Sinn des Übels in der Welt verstehen lassen. Im Folgenden werden nach einer kurzen Analyse des Begriffs und Umfangs des Übels in der Welt zunächst die Herausforderungen des Übels in der Welt erläutert, bevor die naturalistische Deutung des Übels skizziert wird. Im Anschluss daran wird argumentiert, dass der philosophische Panentheismus im Vergleich mit dem Naturalismus nicht nur über die größere philosophische Plausibilität verfügt, sondern auch die menschliche Existenz angesichts des Übels in der Welt auf eine Art und Weise erklären kann, die ihr nicht nur einen objektiven Sinn zusprechen, sondern auch die Übel metaphysisch einfangen kann. Der Preis, den der Panentheist dafür zahlen muss, ist einen an sich und mit der Welt leidenden Gott in Kauf zu nehmen, der sich frei entschlossen hat, sich durch das Leiden in der Welt je immer schon in seinem Wesen mitbestimmt sein zu lassen.
Dem Leiden einen Sinn geben Krankheitsdeutungen und Theodizeeversuche in der alttestamentlichen Literatur Leiden deuten. Ihm einen Sinn geben. Dies ist oftmals ein belastendes Problem von Kranken, insbesondere wenn in der Erfahrung von Krankheit über rein medizinische Kausalitäten hinaus die Kontingenz und Fragilität, Ungesichertheit und Endlichkeit unseres Lebens offenbar wird. Leiden deuten. Dies ist auch das Grundproblem der Theodizee. Nicht im Falle von Leid, das schnell und leicht auf eigene Schuld zurückgeführt werden kann. Sondern im Falle von Leid, das sich einer solchen Rückführung auf eigene Schuld entzieht und darum die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes als Garantin für einen gerechten Lauf der Welt aufwirft.
Zwischen Kontemplation und Nützlichkeit: Evangelische Pfarrer und ihre Gärten
AHA! Miszellen zur Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege, 2020
Die Pfarrgärten des 18. und 19. Jahrhunderts waren Orte von besonderer geistiger Dimension, gewissermaßen Gelehrtengärten, in denen agrarisch-ökonomische Nutzerwägungen, Kontemplation, Naturforschung und volksaufklärerische Belehrungsabsichten aufeinandertrafen. Auch wenn sich von diesen Gärten bis heute nur sehr wenig materielle und natürliche Zeugnisse erhalten haben, so hat sich das geistige Bemühen der Geistlichen um ihre und ihrer Zeitgenossen Gartenkultur doch in besonderem Maße publizistisch niedergeschlagen. Anhand einiger ausgewählter Beispiele sollen die Grundzüge der kulturellen Entwicklung und die Charakteristika der Pfarrgärten im vorwiegend lutherischen mitteldeutschen Raum skizziert werden.
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