Oder oder und? – Das Verhältnis von Kunst und Design in Praxis und Erzählung des Grafik-Design (original) (raw)
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"Entweder-und-Oder". Zur bildenden Kunst abseits der Zentren
Die Künste der Nachkriegszeit. Musik, Literatur und bildende Kunst in Österreich, 2013
Zur bildenden Kunst abseits der Zentren "Ich spucke auf euch !"1-Mit diesen recht ungewöhnlichen Worten begrüßte Arnulf Rainer am Abend des 21. März 1951 die Besucher der ersten-und einzigen-Ausstellung der neu gegründeten Hundsgruppe. Der mehrfach überlieferte Vorfall war zweifelsohne als Provokation gedacht, entbehrte aber nicht einer gewissen Komik. Wolfgang Hutter erinnert sich : "Bei der ersten Präsentation der Hundsgruppe sprang Rainer vor den spärlichen Besuchern der Veranstaltung-zumeist Freunden und Eingeweihten-hinter einem Paravent hervor und schrie : Ich spucke auf Euer Hemd ! Das versuchte er auch. Aber wenn man schreit, fällt das gleichzeitige Spucken schwer. Trotzdem, Wien war schockiert."2 Dieser Vorfall mag im Rückblick als Bekenntnis zu einem gängigen Topos der Moderne erscheinen, nämlich als Bekenntnis zum Bürgerärgern, zur Provokation, zum Schock. Es handelte sich dabei freilich um ein Verhalten, das 1951 durchaus nicht mehr neu war und selbst in Österreich bekannte Vorläufer hatte-man denke an die regelmäßig von Tumulten begleiteten Aufführungen der Dramen des jungen Oskar Kokoschka.3 Dennoch muss die Frage gestellt werden, was der Anlass für Rainers Aktionismus war. Gegen wen oder was richtete sich seine Wut ? Wolfgang Kudrnofsky, Schriftsteller, Fotograf und selbst Gründungsmitglied der Hundsgruppe, berichtet über den Abend etwas ausführlicher : Plötzlich schoss über jener Wand, die in der Ecke des Raumes stand, ein Kopf hervor […] In seinen Händen hielt Rainer einen Hammer und eine Säge. Mit diesen Geräten fuchtelte er nun vor den Augen eines ratlosen Publikums herum. Sein Gesicht war rot vor Erregung und Lampenfieber. Dann machte er den Mund auf und schrie laut : Und das will ich noch
Kunst, Design und die »Technisierte Ästhetik«
Reihe, Bd. 6. Büchner-Verlag: Marburg, 2023
Call for Abstracts: Die gestalterische Produktion-vornehmlich der letzten Jahrzehnte-vollzieht sich im Kontext einer alles umfassenden »Technisierung«, welche gleichermaßen analoge und digitale Aspekte artikuliert und integriert, die ihrerseits wieder die Grundbedingung für quantenbasierte Entwicklungen zu bilden scheinen. Das Kreative zeigt sich somit auch schlechthin in der schöpferischen Unvorhersehbarkeit der neuen Apparate und im Kontext einer bereits mannigfach in der Alltagskultur verankerten Maschinen-Ästhetik. Seitdem dies der sozio-kulturelle Regelfall geworden ist, sind unterschiedlichste kommunikative (Medien-)Transformationen durch grafische und interaktive Interfaces entstanden, die zu allgemeinen Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung von analogen und digitalen Medien geführt haben und vermutlich eine dezidiert »Technisierte Ästhetik« zum Ausdruck bringen und auch einleiteten, deren moderne Ausprägungen durch Vernetzung, Hyperlokalität, Hybridisierung, Cyborgisierung und multimodale Technologien intensiv geprägt werden. Es scheint sich eine Sprache der gestalterischen Felder herausgebildet zu haben, die produktiv in Bereiche des Apparativen vorzudringen vermag und ein klassisches Verständnis von Ästhetik geradezu herausfordert oder destabilisiert. Unter diesen Bedingungen erhalten die bildenden Künste sowie die vornehmlich praxisbasierten und-orientierten Bereiche von Kunst und Design-und ihre jeweiligen innovativen Ideen-auch durch digitale Programme und Apparate einen progressiven Status und werden in gewissen Kontexten direkt durch Hard-und Software selbst produziert oder bleiben nur in Abhängigkeit zu diesen technischen Artefakten möglich. Kunst und Design im Kontext dieser »Technisierten Ästhetik« bieten eine gewissermaßen neue ästhetische Dynamik, die ihrerseits sowohl die Rezeption, die Hervorbringung als auch die ästhetische Klassifikation oder Kennzeichnung problematisiert. In diesem Sinne adressiert diese Publikation vor allem interdisziplinäre Beiträge, die sich mit diesem Themenfeld produktiv auseinandersetzen und allen voran die »Logik der Technisierung« mit einer »Logik des Ästhetischen« systematisch in Beziehung setzen.
2000
Die Frage nach den Grundlagen oder dem "common ground" des Designs ist weiter offen. Grundlagen sind entweder "Nichts" - der Beginn der kulturellen Evolution, der "Nullpunkt" (der Stock und der Stein des Primaten) - oder "Alles" - die Geschichte dessen, was bis heute passiert ist. Vom "Nullpunkt" bis heute hatten wir einen endlosen Zyklus/eine Spirale/eine "Geschichte" der Konstruktion und Dekonstruktion
2011
Artists, designers and theorists discuss the consequences of design as a self-referential practice, and the aesthetics of life-world in the art context with a special focus on furniture. The publication proposes three approaches to the expanded definition of design today and its relation to the art context: Distinction: with texts by Tido von Oppeln, Mateo Kries, Klaus Spechtenhauser, Burkhard Meltzer, and Sven Lütticken Participation: with texts by Alexander García Düttmann, Monika Kritzmöller, Jennifer Allen, Judith Welter, and a discussion with Martin Boyce, Frédéric Dedelley, and Max Borka Production: interviews with Jurgen Bey, Matthew Smith, Mamiko Otsubo, Martino Gamper, Martin Boyce, Sofia Lagerkvist / Front Design, Andrea Zittel, Jerszy Seymour, Florian Slotawa, David Renggli, and Julia Lohmann
Imago, Zeitschrift für Kunstpädadogik, Vol. 13, special issue: Kreativität, 2020
(German abstract below) The text presents a structural analysis and a logical theory of creativity. It argues that creativity emerges from the translation between two forms of precision, thus from the ubiquitous transformation between incompatible forms of thought and articulation. This transformation allows for unexpected surpluses and innovations, in conjunction with fallacies, waste and noise. Common myths and misconceptions – i.e. about creativity as a force in dire supply - are debunked, as are mistaken strategies for creativity-enhancement. Instead, suggestions are offered as to how educational institutions can channel and enable ubiquitous energies – instead of investing considerable effort and resources in suppressing them. Der Text präsentiert eine strukturelle Analyse und eine logische Theorie der Kreativität. Er argumentiert, dass Kreativität aus der Übersetzung zwischen zwei Formen der Präzision hervorgeht, aus der allgegenwärtigen Transformation zwischen unvereinbaren Formen des Denkens und der Artikulation, was zu Überschuß und produktiven Abweichungen wie auch Abfall und Fehlschlüssen führt. Verbreitete Mythen und Missverständnisse – etwa zu Kreativität als Mangelware – werden diskutiert sowie Strategien zur Kreativitätsförderung. Es geht um Vorschläge, wie pädagogische Institutionen die stets vorhandenen kreativen Energien kanalisieren und ermöglichen können, anstatt sie mit viel Aufwand zu unterdrücken.