Hohe Schmerzerwartung und Beeinträchtigung durch vorbestehende Schmerzen sind Risikofaktoren für hohe postoperative Schmerzen (original) (raw)
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Behandlungserwartungen bei postoperativen Schmerzen
2021
Präoperative Behandlungserwartungen haben einen deutlichen Einfluss auf die postoperativen Schmerzen und Behandlungsergebnisse. Positive Erwartungen sind ein wichtiger Mechanismus von Placeboeffekten und negative Erwartungen ein wichtiger Mechanismus von Noceboeffekten. Welchen Einfluss haben Behandlungserwartungen, wie werden diese im klinischen Setting erhoben und wie können diese Erkenntnisse in der klinischen Praxis umgesetzt werden? Es wurde eine Literatursuche für klinische Studien mit den Schlagwörtern „expectation“ AND („postoperative“ OR „surgery“) durchgeführt. Ausgewählt wurden alle aktuellen englischen und deutschen Artikel. Zusätzlich wurden die Literaturverzeichnisse der gefundenen Artikel untersucht und mit aufgenommen. Insgesamt 158 Artikel wurden gefunden, von denen 49 Artikel Erwartungen erheben und ein postoperatives Behandlungsergebnis einbeziehen. Die meisten Artikel untersuchen Erwartungen in der Baseline-Erhebung, um nachzuweisen, dass sich Gruppen in Gruppenv...
Risikoabschätzung in der Schmerztherapie
Der Schmerz, 2008
Die folgenden Ausführungen stellen ein Diskussionspapier dar, das auf einer Expertenkonferenz der Österreichischen Schmerzgesellschaft (R. Likar, Präsident der ÖSG; M. Bach, designierter Präsident der ÖSG, H.-G. Kress, Mitglied des Vorstandes der ÖSG; J. Sandkühler, Mitglied des Vorstandes der ÖSG), der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (R.-D. Treede, designierter Präsident der DGSS, H.R. Casser, Schatzmeister der DGSS) sowie der Interdisziplinären Gesellschaft für orthopädische und unfallchirurgische Schmerztherapie (H. Brunner, Präsident der IGOST, W. Steinleitner, Geschäftsführer der IGOST, H.R. Casser, Vizepräsident der IGOST, D. Schöffel, Leiter der Fortbildungsakademie der IGOST) basiert. Eine Schmerztherapie kann mit Neben wirkungen und Risiken behaftet sein. Die Gefahren und Risiken einer Schmerzthe rapie dürfen aber nicht Anlass sein, auf ei ne solche Therapie zu verzichten. Der Arzt muss sich der Risiken einer Schmerzthe rapie bewusst sein. Seine Aufgabe ist es, mögliche Verfahren bzgl. Indikation und Risiken gegeneinander abzuwägen und diese Risikoabwägung mit dem Patienten zu besprechen. Üblicherweise werden in vasive Verfahren als komplikationsträch tiger eingeschätzt als konservative; dies kann dazu führen, dass invasive Verfahren erst bei Versagen anderer, nichtinvasiver, vermeintlich weniger komplikationsträch tiger Verfahren eingesetzt werden. Schmerzen aus Furcht vor Risiken nicht oder nicht angemessen zu behan deln, kann zu einer Chronifizierung der Schmerzen beitragen. Deshalb stellt auch die Nichtbehandlung von Schmerzen ein Risiko dar. Oberstes Prinzip der Therapie von Schmerzen muss sein, die Grunderkran kung zu behandeln, wenn eine kausa le Therapie möglich ist. Dazu muss ei ne klare Diagnose vorhanden sein. Auch Unschärfen in der diagnostischen Zuord nung von Krankheiten können zu einem Versagen der Schmerztherapie beitragen. Schließlich ist eine Schmerztherapie auf die Kooperation des Patienten ange wiesen. Bei inadäquater Kommunikati on zwischen Behandler und Patient kann der Erfolg der Therapie in Frage gestellt sein und es können sich zusätzliche spe zifische Risiken der eingeleiteten Thera pie ergeben.
Einfluss negativer Stressverarbeitung auf postoperatives Schmerzerleben und -verhalten
Der Schmerz, 2007
ABSTRACT HintergrundDie Untersuchung will die Frage beantworten, ob habituelle negative Stressverarbeitung fr das Erleben und den Umgang mit postoperativen Schmerzen von Bedeutung ist.Methodik48 gynkologische Patientinnen wurden nach Aufklrung und Einwilligung in die Untersuchung eingeschlossen. Die Schichtung der Stichprobe nach negativer Stressverarbeitung erfolgte mit dem Stressverarbeitungsfragebogen SVF-78 nach Janke und Erdmann. Das Schmerzerleben wurde durch Messung der Schmerzstrke und Schmerzqualitt erfasst, das Schmerzverhalten durch patientenkontrollierte Analgesie (PCA). Die subjektiven Schmerzindikatoren wurden properativ und 24h nach der Operation erfasst. Die Analgetikaanforderung (PCA) wurde bis 24h nach der Operation erhoben, Eigenschaftsangst (STAI-X2) als Kontrollvariable bercksichtigt.ErgebnissePatientinnen mit hoher negativer Stressverarbeitung geben hhere Schmerzen im affektiven und sensorischen Schmerzerleben an. Gleichzeitig fordern sie weniger Schmerzmittel via PCA an. Dieses Ergebnis bleibt auch unter Bercksichtigung der Eigenschaftsangst als Kovariable bestehen.SchlussfolgerungenHohe habituelle negative Stressverarbeitung kann zu einer Diskrepanz von Schmerzerleben und -verhalten fhren. Dies sollte bei der perioperativen Patientenbetreuung bercksichtigt werden.ObjectiveThe aim of the study is to show whether negative coping style has an impact on post-operative pain reporting and pain-related behaviour.MethodsAfter informed consent 48 gynaecological patients were enrolled in the study. Negative coping style was assessed by using the stress coping questionnaire SVF-78 (Janke and Erdmann). Patients were dichotomised by scores of the negative coping style. Pain reporting concerned pain intensity and pain quality. Pain-related behaviour was assessed by patient-controlled analgesia (PCA). Pain intensity and pain quality were assessed prior to surgery and 24h after surgery. Patient-controlled analgesia was recorded up to 24h after surgery. Trait anxiety (STAI-X2) was used as a control variable.ResultsPatients with high scores in negative coping style report increased levels of pain in both affective and sensory pain perception. At the same time patient-controlled analgesia is used less frequently by this group. This result remains significant considering trait anxiety as a covariate.ConclusionsHigh negative coping style may cause a discrepancy between pain reporting and pain-related behaviour. This should be taken into account in the perioperative care of patients.
Einführung: Schmerzen gehören zu den häufigsten körperlichen Beschwerden in der Bevölkerung. Die empirische Befundlage zur Prävalenz v.a. von chronischen Schmerzen ist inzwischen sehr umfänglich. Den zahlreichen epidemiologischen Untersuchungen in Nordamerika, Großbritannien und insbesondere den skandinavischen Ländern stehen jedoch nur vergleichsweise wenige bevölkerungsrepräsentative Studien in Deutschland gegenüber. Methode: In 2 voneinander unabhängigen bevölkerungsrepräsentativen Querschnittserhebungen in den Jahren 1975 (n=1597; 18–60 Jahre) und 1994 (n=2148; 18–60 Jahre) wurden mittels des Gießener Beschwerdebogens (GBB) aktuell auftretende Schmerzen unterschiedlicher Lokalisation (Glieder, Rücken, Nacken, Kopf, Magen) erfaßt. Ergebnisse: Die Prävalenz der erfaßten Schmerzen variierte in Abhängigkeit von der Schmerzlokalisation zwischen 32,4% (Magenschmerzen 1975) und 67,3% (Kopfschmerzen 1994). Im Vergleich von 1975 und 1994 zeigte sich insbesondere für Nacken-, Kopf- und Gliederschmerzen eine Zunahme der Prävalenz, wobei jedoch der Anteil stärkerer Schmerzen eher zurückging. Weiterhin fanden sich Alters- und Geschlechtseffekte auf das Schmerzerleben: Mit zunehmenden Alter stieg auch die Schmerzhäufigkeit (v.a. bei Glieder-, Rücken- und Nackenschmerzen). Frauen berichteten insgesamt über mehr Schmerzen als Männer (insbesondere bei Nacken- und Kopfschmerzen). Die Geschlechtsabhängigkeit des Schmerzerlebens ging aber von 1975–1994 zurück. Weitere soziodemographische Faktoren wie Wohn- sitz (Ost/West), Familienstand, Bildungsgrad und Berufstätigkeit zeigten ebenfalls Auswirkungen auf die beobachtete Schmerzprävalenz. Schlußfolgerungen: Schmerzen unterschiedlicher Lokalisation stellen in der deutschen Bevölkerung ein ernstzunehmendes Problem dar. Die Prävalenz von Schmerzen ist jedoch in hohem Maß von soziodemografischen Variablen (insbesondere Alter, Geschlecht und Wohnsitz), der Schmerzlokalisation und nicht zuletzt den verwendeten Schweregradeinteilungen abhängig. Die zukünftige epidemiologische Forschung sollte diese differentiellen Aspekte deshalb ausreichend berücksichtigen.