„Sie ist nicht im Himmel“ (Dtn 30,12) Der menschliche Umgang mit der göttlichen Tora im jüdischen Schrifttum (original) (raw)
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Ein Zaun um die Tora und „Streit im Namen des Himmels“: Worüber sollte man streiten?
Augsburger Jüdisch-Christlicher Gesprächskreis, 7/8.12.2019
Ein Zaun um die Tora und "Streit im Namen des Himmels": Worüber sollte man streiten? Augsburger Jüdisch-Christlicher Gesprächskreis, 7/8. 12.2019 Einleitung Mischna Pirkei Avot, das neunte Traktat der Ordnung Nezikin, war für jüdische Denker schon immer eine wichtige Inspirationsquelle. Im Gegensatz zu anderen Traktaten, die sich mit halachischen Gesetzen befassen, beschäftigt sich dieses Traktat mit Fragen der Moral, der Tugend und der Höflichkeit. 1 Der größte Teil des Traktats beschäftigt sich mit dem Studium der Tora, der "Ehrfurcht vor dem Himmel", der Einhaltung der Gesetze und den wünschenswerten menschlichen Eigenschaften. Dazu zählen das richtige Benehmen des Menschen im Allgemeinen und das Benehmen der Weisen und der Richter. 2 In Kapitel 1 und 2 widmen sich die Weisen der Weitergabe der mündlichen Tora-Tradition von Generation zu Generation, ausgehend von der Zeit des Zweiten Tempels bis hin zu den Tagen des Chefredakteurs der Mischna Rabbi Jehuda ha-Nasi. Kapitel 3 bis 4 umfassen eine beispiellose Sammlung von Artikeln, die von vielen Gelehrten zu verschiedenen und unterschiedlichen Themen verfasst wurden, und es ist schwierig, ein organisierendes oder verbindendes Element zu finden. Kapitel 5 beinhaltet eine Sammlung von numerischen, typologischen Artikeln. In Kapitel 6, als eine spätere Ergänzung der Schriften (wahrscheinlich aus dem 8. Jahrhundert), befassen sich die Gelehrten mit Gott und der Erhebung der Tora und ihren Lehren. Die meisten darin enthaltenen Ideen sind bereits in den vorhergehenden Kapiteln zu finden. Seit dem Mittelalter war es üblich, vor dem Studium von Traktat Avot (und vor jedem Kapitel) einen Abschnitt der Mischna Sanhedrin (90a) hinzuzufügen: "Ganz Israel hat einen Anteil an der Kommenden Welt." Was bedeutet dieser Abschnitt? Und warum ist es üblich, diese Angelegenheit als Einführung in das Studium des Traktates Avot zu lesen? Warum heißt es hier "ganz Israel"? Bestimmt gibt es Israeliten, die "die Kommende Welt" nicht verdienen 1 Im Gegensatz zu anderen Traktaten enthält Mischna Avot keinen Kommentar im Talmud und hat kein Gegenstück in Tosefta, jedoch basiert der Aufsatz "Avot Derrabi Nathan" darauf. 2 Ein weiterer Zweck dieses Traktats besteht darin, die Messungen der Richter zu korrigieren, da ein Richter, dessen Messungen nicht korrigiert werden, mehr Schaden anrichten kann als eine Person, deren Messungen fehlerhaft sind. Das Traktat begründet somit die Autorität der Halakha und die Autorität der Halakha-Führer. Nach Maimonides (einem elitären Ansatz) brauchen gewöhnliche Menschen Avot nicht, aber für die Richter ist Avot wichtig, weil das Traktat die Macht von Halakha etwas untergräbt. Es zeigt, dass das Gesetz allein nicht ausreicht und dass der Richter auch seine eigene Moral entwickeln muss. Dies spiegelt sich in Avot 1: 3.
The contribution turns to the topic of "inner man" in the Old Testament and especially in the Psalms. After a preliminary remark on the history of ideas, the Old Testament story of the "inner man" is reconstructed using the example of older proverbs (aspect: sincerity), deuteronomic texts (aspect: internalization) and the individual psalms (aspect: self-awareness). Two excursions on creation by God and on the heart as the place of the Torah complete the picture. The other occurrences of the topic in the Lamentations and in the books of Jeremiah, Job, Kohelet and Sirach will only be discussed in passing.
Die Kenntnis Gottes bei den Völkern in der Tora
Doktorale Arbeit (paper before dissertation), 2000
The Knowledge of God among the Nations in the Torah Vorliegende Arbeit untersucht synchron den Text der Tora unter der Fragestellung, ob und in wiefern dort den Menschen, die nicht zu Abrahams Nachkommen bzw. Israel gehören, die Möglichkeit zugestanden wird, Gott zu kennen.
Das (vergessene) Wissen des Säuglings. Person und Tora in bNidda 30b
Im Laufe der Spätantike wird der Begriff ‚Tora' von den rabbinischen Autoren zu einem differenzierten Konzept entwickelt, anhand dessen sie ihr Welt-und Geschichtsbild -und die Position Israels darin -darstellen und mitteilen können. ‚Tora' bezeichnet für die Rabbinen nur im engeren Sinn den Pentateuch als Text oder die Torarolle als Objekt, mehr und mehr zielt der Begriff auf eine gesamthafte, der Zeit enthobene Lehre göttlichen Ursprungs, zu der das rabbinische Kollegium Zugang hat und über die es verfügt. ‚Tora' erscheint im rabbinischen Denken letztendlich als zeitlich wie bestandsmäßig offenes Text-und Diskurskorpus, basierend auf der Vorstellung, dass dem Mose am Sinai nicht nur der Text des Pentateuch gegeben wurde, sondern auch dessen praktische Umsetzung, richtige Deutung und künftige Anwendung. Der palästinische Talmud hebt hervor, dass sogar das, womit erfolgreiche Schüler dereinst ihre Lehrer überraschen sollten, schon dem Mose am Sinai gesagt worden sei. Damit sind jedoch, wohlgemerkt, nur die Fragen derjenigen Schüler gemeint, die das Denken ihrer Lehrer internalisiert haben. Indem also die rabbinischen
Toralesung und die Frau: ein rabbinisches Dilemma
May women participate actively in the Torah reading on Shabbat morning? Both the Tosefta (Megillah 3:11) and the Talmud (Megillah 23a) address this issue, and both contain the same contradiction: while at first women are included in the quorum of seven needed for the ritual, in the next breath they are disqualified from reading in public. What motivated the sages to say “All are qualified to be among the seven [who are called to the Torah and read from the Torah on Shabbat morning], even a woman and even a minor [...]” only to follow the statement with a refusal to integrate women into the synagogal ritual of Keriat haTorah? An examination of women’s presence in biblical depictions of public Torah reading (Deuteronomy 31:10–13; Nehemiah 7:72–8:3; Joshua 8:30–35) suggests possible answers to this question.
„Legst du ihre Himmelsschrift auf die Erde an?“ (Ijob 38,33) – Was aber meint „Himmelsschrift“?
„Legst du ihre Himmelsschrift auf die Erde an?“ (Ijob 38,33) – Was aber meint „Himmelsschrift“?, 2022
Since the hapax legomenon מִשְׁטָר* of Job 38:33b is understood as a “scripture of heaven,” its meaning can be deduced only from the en-vironment of the Old Near East but in particular from its context, Job 38:31–33 (including Job 9:9). Thus, the separate consideration of the verbs, “link, loosen, lead out, guide” and of the constellations, “Pleiades, Orion, Hyades, Big Bear over its cubs, chambers of the South” (Job 38:31–32; 9:9) – including the parallel “orders of heav-en” (Job 38:33a) and altogether by God’s rhetorically ironic chal-lenge of Job – proves what can be understood in detail and as a whole under מִשְׁטָר*: as a script written in the sky of the God who treats the aforementioned constellations (representing the entire as-tronomical cosmic world) and their cosmic orders as their Creator, Lord and Shepherd and makes them work on earth. It can apply in general but also beyond the Book of Job: human (and thus the suffer-ing Job) is able to read this writing for the renewed perception of God and, depending on the circumstances, to apply it on earth (e. g. in agriculture).
Konkurrenz, Konflikt und Koexistenz der Religionen im europäischen Mittelalter, 2015
Der gesungene Vortrag der Tora ist seit der Spätantike zentraler Bestandteil des Synagogenkultes. Als kulturelles Schlüsselritual par excellence wird er in den einschlägigen Quellen theoretisch differenziert begründet, aber auch praktisch und lebensweltlich determiniert, wobei das Musikalische als integrierte Kategorie facettenreich aufscheint. Setzt man das im 8./9. Jahrhundert entwickelte Zeichensystem der masoretischen Akzente in Bezug mit aktuellen Beispielen praktischer Realisierung, lassen sich weitreichende Aufschlüsse über die sprachähnlichen Prinzipien und die spezifischen Bedingungen dieser Tradition vokaler Performanz gewinnen; daraus ergeben sich auch Ansatzpunkte für den Vergleich mit entsprechenden Praktiken der anderen Buchreligionen, insbesondere der Koranrezitation und der christlichen Psalmodie.