Stadt | Tourismus kritisch hinterfragt – Zur Einführung in ein aufstrebendes humangeographisches Forschungsfeld (original) (raw)

Trends, Herausforderungen und Perspektiven für die tourismusgeographische Forschung.

Mannheim 2011 (= Studien zur Freizeit- und Tourismusforschung, 4) (Herausgeber: A. Kagermeier & T. Reeh), 2011

Trends, Herausforderungen und Perspektiven für die tourismusgeographische Forschung – Einführung – Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist durch vielfältige Entwicklungen gekennzeichnet, die für die Freizeit- und Tourismusgeographie mitunter große Herausforderungen darstellen. So haben sich die spannungsgeladenen Ansätze bei der Gestaltung von Freizeit- und Tourismusangeboten partiell überlebt und werden zunehmend durch Erlebnisangebote ergänzt, bei denen Aspekte wie Muße, Entschleunigung oder auch Sinnsuche im Fokus stehen. Analog zum erweiterten Erlebnisverständnis ist seit geraumer Zeit beobachtbar, dass hybride Angebote einer verstärkten Nachfrage unterliegen. Die Integration von kulinarischen Elementen sowie gesundheits- oder verwöhnorientierten Aspekten in klassische Produkte des Natur- oder Kulturtourismus erweist sich mittlerweile als eine zentrale Notwendigkeit für Destinationen und Reiseveranstalter. Eingebettet sind diese Trends in die Veränderungen der Marktkommunikation durch technische Innovationen, in die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsdiskussion der 1990er Jahre in Richtung unternehmerischer Sozialverantwortung sowie in den Ausbau des Qualitätsmanagements. Diese Prozesse und ihre Implikationen nachzuzeichnen, mit angebots- und nachfrageseitigen Analysen die Motive, Erfahrungen und Handlungsoptionen zu beleuchten, künftige Perspektiven auszuloten sowie die fachdidaktische Eignung ausgewählter Themen für die Schulpraxis zu ermitteln, waren Zielsetzungen der 41. Jahrestagung des Arbeitskreises Freizeit- und Tourismusgeographie der Deutschen Gesellschaft für Geographie an der Georg-August-Universität Göttingen vom 21. bis 23. Oktober 2010. Die im vorliegenden Band dokumentierten Tagungsbeiträge reichen von der Frage, inwieweit sich die Überlegungen zur Transformation der „Erlebnis-“ zur „Sinngesellschaft“ im Tourismus theoretisch und methodisch fassen lassen, bis hin zur Aufgabe, konkret buchbare Angebote zu erstellen, die diese neue ‚Sinnhaftigkeit’ im touristischen Erleben bedienen können. Die Beispiele stammen vor allem aus den Bereichen Kulinarik, Wandern und Wellness. Aus dem Blickfeld der Nachhaltigkeit erfolgt darüber hinaus eine Abwägung der Chancen und Grenzen entsprechender Thematisierungen und Inszenierungen. Eingedenk der Neuheit der betrachteten Phänomene ist es nicht weiter verwunderlich, dass dabei zwar eine Reihe von konzeptionellen Reflexionen und Befunden vorgestellt werden, aber gleichzeitig in vielen Fällen noch ein erheblicher Forschungsbedarf zu konstatieren ist. Angesichts der Tatsache, dass zahlreiche Ausführungen dem „produktorientierten Verwertungszusammenhang“ eine hohe Relevanz beimessen, versteht sich der vierte Band der „Studien zur Freizeit- und Tourismusforschung“ auch als ein Impuls zur Diskussion der zukünftigen Ausrichtung und Verortung der Freizeit- und Tourismusgeographie innerhalb der Tourismuswissenschaft. Hierbei kann die Charakterisierung der Geographie als „Querschnittsdisziplin“ einerseits als Legitimation für eine breite thematische Orientierung im Kontext der angewandten Forschung, andererseits als Aufforderung zur Schaffung einer theoretischen „Klammer“ für die Tourismuswissenschaft verstanden werden. Die inhaltliche Offenheit des Fachs sowie die Mannigfaltigkeit geographischer Raumkonzepte sind vor diesem Hintergrund als Chance zu begreifen. Trier & Göttingen, Frühjahr 2011 A. Kagermeier & T. Reeh

Humangeographie meets Geographiedidaktik – Interdisziplinäre Annäherungen an aktuelle Forschungsmethoden

GW-Unterricht

Das vorliegende Schwerpunktheft ist von der Idee einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit neuen Methoden der Humangeographie getragen, in deren Rahmen eine gegenseitige Bereicherung fachwissenschaftlicher wie fachdidaktischer Perspektiven angestrebt wird. Autor*innen-Teams aus Fachwissenschaftler*innen und Fachdidaktiker*innen haben in kollaborativen Schreibprozessen eine aktuelle humangeographische Forschungsmethode bzw.-perspektive hinsichtlich ihres Potentials für geographische Forschung und den Geographieunterricht diskutiert. Im Anschluss an Trends in der aktuellen Entwicklung humangeographischer Methodik sowie an gegenwärtige Herausforderungen für die geographische Bildung, werden Hintergründe, Methode und Ergebnisse dieses Prozesses dargestellt und reflektiert.

Stadt, Kritik und Geographie Einleitung zum Handbuch Kritische Stadtgeographie

Stadt, Kritik und Geographie -drei Begriffe und ihre Relevanz Städte sind neuerdings wichtig. Nicht dass sie jemals unwichtig gewesen wären. Aber dass viele Prozesse und Phänomene, die den Gang der Welt und das Leben einzelner Menschen bestimmen, ganz wesentlich städtisch sind, wird in Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik erst seit einigen Jahren breit diskutiert. Dass, wie immer wieder betont wird, nunmehr über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten wohnt, ist lediglich ein quantitativer Hinweis. Entscheidend ist, dass scheinbar rein städtische Phänomene mit globalen in fundamentaler Weise zusammenhängen und dass letztere nicht ohne einen Fokus auf Städte zu verstehen sind (vgl. Davis 2011). Das macht die Qualität der Bedeutung der Stadt aus. Deshalb sind Städte wichtig.

2020: Angewandte und Kritische Geographie. Gemeinsame Herausforderungen, gemeinsame Perspektiven? (mit Janika Kuge, Matthias Naumann und Henning Nuissl,)

Standort. Zeitschrift für Angewandte Geographie, 2020

Innerhalb der Humangeographie erscheinen Angewandte und Kritische Geographie oft als zwei getrennte Welten, die vermeintlich kaum inhaltliche Berührungspunkte haben, geschweige denn ein geteiltes Anliegen verfolgen. Implizit steht dabei die Annahme im Raum, dass zwischen beiden Forschungsperspektiven grundsätzliche Widersprüche bestehen, welche die Suche nach Gemeinsamkeiten erschweren, wenn nicht sogar von vornherein zum Scheitern verurteilen. Dementgegen wollen wir in diesem Beitrag auf der Grundlage unserer eigenen Erfahrungen im Deutschen Verband für Angewandte Geographie (DVAG) sowie innerhalb verschiedener Zusammenhänge der Kritischen Geographie der Frage nachgehen, inwiefern ein intensiverer Dialog zwischen den beiden personell und institutionell bislang relativ getrennten Welten der Angewandten und der Kritischen Geographie möglich ist bzw. wie beide zueinander finden können.

„Massentourismus anders gedacht: Nachhaltiger, gerechter, demokratischer und zukunftsfähiger?“

Zeitschrift für Tourismuswissenschaft

Kann Massentourismus nachhaltiger, gerechter, demokratischer und zukunftsfähiger sein? Mit dieser Frage haben sich WissenschaftlerInnen auf der Jahrestagung des Arbeitskreises Tourismusforschung (AKTF) befasst. Ausrichter war das Deutsche Institut für Tourismusforschung mit Sitz an der Fachhochschule Westküste. Nach der vorigen Jahrestagung im Oktober 2021 in Berlin fand die Jahrestagung zum zweiten Mal in hybrider Form statt. Mehr als 60 Forschende aus ganz Deutschland nahmen virtuell oder in Präsenz in St. Peter-Ording an der Tagung teil. Die touristischen Nachfragevolumina nehmen nach dem starken Einbruch durch die Reisebeschränkungen wieder zu, wie Ulf Sonntag (Institut für Tourismus-und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT)) in einer Keynote mit den aktuellen Zahlen der Reiseanalyse ausführte. Bereits nächstes Jahr werde die Reiseintensität wieder fast das Niveau von 2019 erreicht haben. Die Konsumierenden verhalten sich jetzt allerdings nicht nachhaltiger, achten immer noch vor allem auf den Preis und ein Paradigmenwechsel werde wohl nicht von der Nachfrageseite ausgehen, sondern müsse von der Branche gesteuert werden, so Sonntags Gedanken zum Titel der Tagung.

Kritische Stadtforschungen. Ein Gespräch über Geschichte und Produktionsbedingungen, Disziplinen und Interdisziplinarität

s u b \ u r b a n . zeitschrift für kritische stadtforschung, 2016

Als Redaktion von s u b \ u r b a n begreifen wir uns als interdisziplinäre Redaktion, die eine interdisziplinäre Zeitschrift für kritische Stadtforschung macht. Zu unseren Gründungszeiten haben wir viel über den Begriff der Interdisziplinarität diskutiert und uns gefragt, ob wir nicht eher trans-oder postdisziplinär sind bzw. sein wollen. In unserer Redaktionsarbeit sind uns Fragen von Disziplinen dann überraschend oft begegnet und das war nicht immer einfach, zum Beispiel im Begutachtungsverfahren. Ein Zitat von Lefebvre (welcher Disziplin er auch immer angehörte) fasst dieses Spannungsfeld zusammen. In Die Revolution der Städte schreibt er 1970, dass die Komplexität des Urbanen bzw. des Städtischen „die Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen unerläßlich [macht]. Das Phänomen Verstädterung kann in seinem gesamten Umfang nicht von einer Spezialwissenschaft bewältigt werden. […] Wenn man das zugibt bzw. postuliert, setzen die Schwierigkeiten erst ein. Wer kennt nicht die Enttäuschungen und Rückschläge, die man bei den sogenannten ‚interdisziplinären‘ oder ‚pluridisziplinären‘ Konferenzen erlebt. […] Bald ein Dialog von Tauben, bald eine Pseudo-Begegnung ohne gemeinsame Standpunkte.“ Aufgrund dieser Überlegungen zur konstitutionellen Interdisziplinarität der Stadtforschung und gleichzeitig zu den Schwierigkeiten ihrer Umsetzung haben wir die Ressourcen unserer interdisziplinären Redaktion mobilisiert, um eine Debatte über kritische Stadtforschung und Interdisziplinarität zu starten, die wir auch in Zukunft gerne fortsetzen möchten. Erster Schritt dieser Diskussion war die Rekonstruktion einer Geschichte der Stadtforschung im deutschsprachigen Raum. Durch die Perspektive unterschiedlicher Disziplinen haben wir versucht, die Entwicklung der Stadtforschung nachzuvollziehen und dabei die Entstehung einer explizit ‚kritischen‘ Besinnung und deren Veränderung in einen breiteren historischen Kontext einzubetten. Anhand dieser ersten Ergebnisse über die Geschichte der Stadtforschung skizzieren wir Züge einer Diagnose der heutigen Produktionsbedingungen kritischer Stadtforschung im deutschsprachigen Raum und formulieren Wünsche für ihre weitere Entwicklung. Am Gespräch beteiligt haben sich Vertreter_innen aus Geographie (Boris Michel), Architektur/Städtebau (Nina Gribat), Kulturgeschichte (Stefan Höhne) und Soziologie (Nina Schuster).