Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände (original) (raw)

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände: Organisationsgrade, Tarifbindung und Einflüsse auf Löhne und Beschäftigung

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände spielen in Deutschland nicht nur bei der Lohnfindung, sondern auch in sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Fragen eine wichtige Rolle. Während die Mehrheit der Firmen in Arbeitgeberverbänden organisiert ist, sind weniger als ein Viertel der Beschäftigten Mitglied einer Gewerkschaft. Beide Sozialpartner haben große Probleme, neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende zu halten. Ihre Organisationsgrade weisen ebenso rückläufige Tendenz auf wie die Tarifbindung. Trotz dieser Erosion sind tarifvertragliche Regelungen immer noch direkt oder indirekt für fünf von sechs Beschäftigten von Bedeutung, da (Flächen-) Tarifverträge auch für nicht formal tarifgebundene Unternehmen einen wichtigen Anker der Lohnsetzung darstellen. Empirische Studien zeigen, dass die Tarifvertragsparteien und die kollektive Lohnfindung einen signifikanten Einfluss auf die effektiv gezahlten Löhne aufweisen. Meldungen über eine abnehmende Tariftreue und eine Verbandsabstinenz der Unternehmen deuten jedoch darauf hin, dass die Gestaltungsmacht der Tarifvertragsparteien mehr und mehr bedroht ist. * Der Autor dankt zwei anonymen Gutachtern für hilfreiche Kommentare zu einer früheren Fassung des Beitrags. Er liegt in seiner alleinigen Verantwortung.

Arbeitgeberverbände des öffentlichen Sektors

Handbuch Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in Deutschland, 2010

Die Arbeitsbeziehungen des offentlichen Dienstes (im Folgenden OD) sind wie die der Privatwirtschaft "dualer" Natur; sie sind allerdings durch relevante Besonderheiten gekennzeichnet ). Die beiden Ebenen sind formalrechtlich getrennt, weisen aber faktisch enge Beziehungen bzw. wechselseitige Abhangigkeiten auf. Auf der betrieblichen bzw. Dienststellenebene stellen Personalrate, die iiber eine eigenstandige gesetzliche Grundlage in Form der Personalvertretungsgesetze von Bund und Landem verfiigen, das funktionale Aquivalent zu den Betriebsraten der Privatwirtschaft dar (Kellerl Schnell 2003, 2005). Auf der iiberbetrieblich-sektoralen Ebene bestehen auf Seiten der Arbeitnehmer Gewerkschaften und lnteressenverbande, deren Dachverbande der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Deutsche Beamtenbund (DBB) sind. Die lnformationen und Kenntnisse iiber Arbeitgeber(verbande) als korporative Akteure der Arbeitsbeziehungen sind nach wie vor liickenhaft, was u. a. auf deren defensive lnformationspolitik und mangelnde Offentlichkeitsarbeit zuriickzufiihren ist. Auch die seit den friihen 1990er lahren intensiv geftihrte Diskussion urn die Einfiihrung neuer Steuerungsmodelle bzw. eines New Public Management (NascholdlBogumil 2000) hat diese Wissensliicke nicht beseitigt. Dieses Kapitel stellt einen Beitrag zum Abbau dieses Defizits dar.

Mitbestimmung und Gewerkschaften

Mitbestimmung und Gewerkschaften-Ergebnisse einer vergleichenden Untersuchung in einem Großbetrieb der Automobilindustrie _ 1. Einleitung 2. Mitbestimmung im zeitlichen Vergleich 3. Vertrauensleute als Multiplikatoren im Mitbestimmungsprozeß? 4. Überlegungen zur Mitbestimmungspraxis der Gewerkschaften und der betrieblichen Interessenvertretungen Drei wesentliche Forschungsinstrumente wurden dabei, ähnlich wie 1975, verwendet: Bei 160 Beschäftigten wurde anhand eines halboffenen Fragebogens eine etwa einstündige Befragung durchgeführt. Dabei konnten mehr als zwei Drittel der bereits 1975 interviewten 146 Im folgenden werden wir die Ergebnisse der Untersuchung besonders im Hinblick auf das Verhältnis der Gewerkschaften zur Mitbestimmung betrachten. Wir konzentrieren uns dabei auf die jeweiligen Auffassungen der Stammbelegschaft (typischerweise männliche deutsche Arbeitnehmer in mittlerem und höherem Alter, meist zwischen 35 und 55 Jahren, mit einer Betriebszugehörig- .

Mitgliedschaft in Gewerkschaften

"Die Gewerkschaften stehen heute in vielen europäischen Ländern vor beträchtlichen Mitgliederproblemen. Jedoch variiert der gewerkschaftliche Organisationsgrad zwischen einem eher niedrigen Niveau in Süd- und Osteuropa und einem höheren Niveau in Nordeuropa. Außerdem zeigen sich im internationalen Vergleich erhebliche Unterschiede zwischen sozialen Gruppen. Zu welchem Grad gelingt es den Gewerkschaften noch, ihre Klientel einzubinden und zumindest als Mitglieder zu mobilisieren? Dieser Frage wird mit Hilfe von deskriptiven Analysen des European Social Surveys von 2002/03 für West- und Ost-Deutschland sowie weiteren 18 europäischen Ländern nachgegangen. Es werden zentrale Muster der Inklusion bzw. Exklusion von Arbeitnehmerinteressen aufgezeigt und mögliche Erklärungen der (Nicht-)Mitgliedschaft in Gewerkschaften erörtert. Neben den sozialstrukturellen Ursachen für geringere Organisationsgrade von Frauen, Arbeitslosen und atypisch Beschäftigten, werden zentrale institutionelle F...

Sozialdemokratie und Gewerkschaften

Demokratie in Europa und europäische Demokratien, 2005

Zyklisch-konjunkturelle Schwankungen im Zeitverlauf können die größer gewordene Distanz zwischen SPD und Gewerkschaft en nur unzureichend erklären. Bedeutender sind vielmehr auseinanderdrift ende Mitglieds-und Wählerschaft en, eine wenig konturierte-zugleich aber pluralistischer gewordene-Parteienkonkurrenz von mittlerweile vier Sozialstaatsparteien sowie ein hohes Maß an institutioneller Komplexität in den parteipolitischen und gewerkschaft lichen Arenen. Hinzu kommen off ensichtliche Prozesse der Enttraditionalisierung und Entprivilegierung, die während der Kanzlerschaft von Gerhard Schröder besonders zugespitzt verliefen, ohne dass sie damit einen Endpunkt fanden. Strategisch ist weder ein ‚Zurück zu alten Zeiten' noch eine endgültige Entkopplung und Gleichstellung der Beziehungen mit oder zu anderen Parteien bzw. Interessengruppen zu erwarten. 1 Für ihre Anregungen bedanke ich mich bei Oliver D'Antonio, Christian Neusser und Benedikt Schreiter .

Gewerkschaften in der Demokratie

Forschungsjournal Soziale Bewegungen, 2018

Zusammenfassung Gewerkschaften sind Akteure lebendiger Demokratie, die vor allem soziale Rechte und Leistungen positiv beeinflussen. Ob sie diese Aufgaben im Sinne von Beteiligungs- und Legitimationsprozessen erfolgreich wahrnehmen können, hängt maßgeblich davon ab, ob sie ihre Mitgliederkrise überwinden. Aus dieser Perspektive empfiehlt der Autor sowohl inhaltliche wie auch prozessuale und organisatorische Veränderungen, um eine responsive, beteiligungs- und konfliktorientierte Politik weiterzuentwickeln, die von den Beschäftigten unterstützt wird. Der Aufbau einer professionalisierten Mitgliederpolitik und ein entsprechendes Politikfeld könnten die Basis für eine gestärkte Rolle der Gewerkschaften in der Demokratie bilden.

Gewerkschaften im deutschen Einheitsprozess

Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, 2017

Die Rolle der Gewerkschaften im Prozess der deutschen Einheit fand bislang wenig Beachtung. Dabei gehörten sie von Anfang an zu den Kräften, die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation Ostdeutschlands mitgestalteten. In den Beiträgen des Bandes betrachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ehemals Aktive aus Ost und West - ausgehend von ihren jeweils unterschiedlichen Perspektiven - die Möglichkeiten, Erfolge und Grenzen gewerkschaftlicher Politik und gewerkschaftlichen Handelns. Im Fokus stehen gewerkschaftliche Kontakte vor 1989, die Phasen von Umbruch und Vereinigung, die Arbeit der Treuhandanstalt und die Tarifpolitik. Herausgearbeitet werden dabei auch die Nachwirkungen des Transformationsprozesses.