Zwischen Verbundenheit und Ausbeutung, Das Mensch-Natur-Verhältnis im Laufe der Zeit (original) (raw)
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Das Heraustreten des Menschen aus dem bloßen Naturzusammenhang
Teil I. die Phänomenologie des Menschen: Anthropologie und Natur. 1. Der Mensch ist ein Naturwesen. Der Mensch ist dies in gleicher Weise wie die Sonne, oder wie die Tiere und die Pflanzen. Der Mensch ist kein Geschöpf eines transzendenten Gottes, sondern der Mensch ist primär ein Naturwesen. 2. Der Mensch ist in zweiter Hinsicht aber ein Geistwesen. Damit ist gesagt, daß der Mensch im Verlaufe seiner Evolution in der Natur sich bestimmte Elemente entwickelt und angeeignet hat, die andere Formationen der Natur sich nicht angeeignet haben: Sprache, aufrechter Gang, Reflexion, Begriffsbildung, ästhetisches Empfinden, Raum-und Zeit-Bewußtsein. Damit überragt der Mensch alle anderen Formationen der Natur insgesamt. Kein Tier und auch keine Pflanze haben derartige Formationen herausgebildet und sind in der Lage, bewußt solche Elemente für ihr Leben einzusetzen. Der Mensch kann Begriffe bilden, die es in der sogenannten Wirklichkeit gar nicht gibt: das Abstraktionsvermögen des Menschen ist entschieden weiter ausgeprägt als bei allen anderen Formationen der Natur. 3. Diesen evolutionären Weg des Menschen nenne ich auch den Weg vom Mythos zum Logos. Damit ist gesagt, daß die ganze Natur sich in/auf einem solchen Wege befindet, aber auch, daß der Mensch in/auf diesem Wege die entscheidenden Schritte zu seiner Menschwerdung je gemacht hat. Nur im Menschen bilden sich Formen des Bewußtseins und des Denkens, der Ratio und der Reflexion, die es sonst nirgends im Universum gibt. Die Frage heute, ob auf anderen Planeten auch intelligente Lebewesen wie der Mensch leben könnten, steht berechtigterweise im Raume. Es können theoretisch sogar noch viel intelligentere Lebewesen als der Mensch existieren. Aber auch die werden dann den Weg vom Mythos zum Logos je gemacht haben. Denn nach heutiger wissenschaftlicher, philosophischer Sicht ist alles Leben aus der Natur heraus entstanden. Wenn es dann noch intelligentere Lebewesen als den Menschen geben sollte, dann ist dies zwar möglich, aber dann sind auch diese Lebewesen aus der Natur heraus entstanden und haben den Weg vom Mythos zum Logos hinter sich, oder, intus. 4. Wenn der Mensch aus der Natur heraus entstanden ist, und kein Geschöpf eines externen Gottes ist, dann muß alles, was den Menschen ausmacht, ebenfalls aus der Natur heraus entstanden sein. Also auch der Geist des Menschen. Damit ist aber nicht gesagt, daß der Mensch keine Idee eines Absoluten, oder eines Göttlichen in sich trägt, sondern nur, daß dieses Göttliche nicht transzendentaler Art ist. Dieses Göttliche muß dann selber Moment des Natürlichen sein. Das Natürliche selber muß dann aber auch
Ethik des Werdens – Mensch und Naturreiche
Elemente der Naturwissenschaft 2011, Nr. 95, S. 39–79, 2011
Zusammenfassung Evolutions- und Entwicklungsbiologie zeigen in reichem Masse, dass alles Lebendige sich entwickelt und wie es sich entwickelt. Das wirft ein neues Licht auf die alte Frage nach einer Unterscheidung von Naturreichen. Die Frage, was sind Pflanzen (inklusive Pilze und Mikroorganismen), Tiere und Menschen muss spätestens seit Darwin abgelöst werden durch die Frage, wie werden Pflanzen, Tiere und Menschen? Aus der Wissenschaft des Seins ist eine Wissenschaft des Werdens geworden. Dabei hat sich gezeigt, dass der Mensch nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der Evolution ist: Er kann sie auf biologischer, psychischer und kultureller Ebene weitergestalten, er ist sowohl Teilnehmer als auch Mitverursacher derselben. Die entsprechende Neuorientierung der Ethik und insbesondere der Verantwortung des Menschen für die weitere Evolution hat noch nicht stattgefunden. Die klassische Ethik des Seins fragt nach Kriterien und Folgen des Umgangs von Menschen mit anderen Menschen und mit Naturobjekten. Eine moderne Ethik muss auch fragen: Auf welche Weise beteiligt sich der Mensch an der Evolution der Pflanzen, der Tiere und des Menschen selbst, wie nimmt er Einfluss auf deren gegenwärtige Evolution, was ist seine Verantwortung für die weitere Evolution? Oder: Wie und in welcher Richtung möchten und können wir uns als Menschen an der Evolution von Pflanzen, Tieren und Menschen beteiligen? Abstract: Ethics of Evolution – Man and Kingdoms of Nature Evolutionary and developmental biology show abundantly that and how all living beings develop. This throws a new light on the old question of how the kingdoms of nature may be differentiated. Since Darwin the issue: what are plants (including fungi and microorganism), animals and human beings has to be replaced by the question: how evolve plants, animals and humans? The science of being has become a science of evolution. It turned out that man is not only object but also subject of the evolution: He may frame evolution on biological, psychological and cultural grounds, he is a participant as well as a co-creator of evolution. The corresponding new orientation of ethics, particularly concerning the responsibility of humans for the ongoing evolution has not yet been spelled out. Classical ethics is concerned with criteria and consequences for the exposure of humans to other humans and natural beings. Modern ethics may also ponder the question: How can humans interact with the evolution of plants, animals and humans themselves, how does man influence current evolution, and what is his responsibility for future evolution? Or: How and in what direction are we inclined or able to participate in the evolution of plants, animals and humans?
Anthropologische Aspekte des Mensch-Natur-Verhältnisses
Kind und Natur
Anthropologische Aspekte des Mensch-Natur-Verhältnisses 9 Anthropologische Aspekte des Mensch-Natur-Verhältnisses 9 Anthropologische Aspekte des Mensch-Natur-Verhältnisses Die Frage, welche Natur der Mensch schön findet oder geradezu, was der Mensch an Naturerfahrung "braucht", wird häufig als eine Frage nach seiner biologischen Ausstattung diskutiert. Es gibt einige Ansätze, die ein quasi angeborenes Naturbedürfnis mit der biologischen Evolution des Menschen in Verbindung bringen und daraus auch soziokulturelle Verhältnisse abzuleiten versuchen. Sehr verbreitet und prominent werden solche Positionen in der naturbezogenen Gesundheitsforschung vertreten (siehe Kapitel 7, kritische Zusammenfassung Völker 2016). Aber auch in der Natur-und Umweltpädagogik sind solche biologischen Begründungen unseres Naturbedürfnisses und darauf bezogene normative Positionen sehr verbreitet. "Die sich selbst steuernde Natur in ihrer ganzen Fülle, Vielfalt und Unfassbarkeit ist eine Quelle für ethische, geistige, emotionale und ästhetische Anregung, die uns dafür zur Verfügung steht. Natur ist ein Lehrmeister, weil der Mensch und seine Kulturalität körperlich, sozial und psychisch aus der Naturgeschichte hervorgegangen ist und immer noch in Grundzügen ihren Regeln folgt" (Jung 2012, S. 10). Für diese anthropologisch und evolutionär fundierte Naturverbindung benutzt Jung den Begriff des "Psychotops" (Jung 2017, 2020/21). Natürlich lassen sich keine sozialen, kulturellen, subjektiven Phänomene denken, die im Gegensatz zur biologischen Ausstattung des Menschen stehen, aber ob unsere Naturorientierungen und auch andere Werte und Normen vorwiegend als Ergebnis natürlicher, also auch evolutionärer Prozesse zu verstehen sind, ist damit natürlich noch nicht geklärt, auch wenn dies einer weit verbreiteten und auch verständlichen Intuition entsprechen sollte (Daston 2018). In Kapitel 3 über den Naturbegriff ist ein damit in Verbindung stehender (ethischer) Naturalismus bereits kritisch angesprochen worden und so sind auch die im vorliegenden Kapitel vorgestellten anthropologischen Zusammenhänge in dem dort diskutierten dialektischen Spannungsverhältnis von Natur und Kultur zu verstehen. Driver und Greene (1977) behaupten, dass es eine angeborene Tendenz des Menschen gibt, möglichst naturnahe Stimuli zu "suchen". Das sind solche Reize, die in relativer Übereinstimmung mit der psychischen Ausstattung des Menschen sind, welche ihrerseits als ein Ergebnis evolutiver Anpassungsmechanismen an die jeweils natürliche Umwelt verstanden werden müssten. Am deutlichsten zugespitzt wird diese Annahme in der sogenannten "Biophiliehypothese" von Wilson (1984). Diese Hypothese besagt, dass es
Die Natur und die Natur der Gesellschaft
2004
Sachgerechtigkeit sei. Die Thesen von Elias sind Ausdruck eines Konsenses, der sich im vergangenen Jahrhundert über Jahrzehnte halten konnte. Konkret: Unsere Erkenntnisse über das Naturgeschehen haben sich in modernen, komplexen Gesellschaften von den Gefühlen der Unsicherheit, der Bedrohungen und der Gefahren emanzipieren können. Im Bereich der menschlich-gesellschaftlichen Beziehungen ist es aber bisher nicht gelungen, diesem Teufelskreis zu entrinnen.
Kolonialität, Natur und die Ursprünge des modernen Menschen
Der Kolonialgedanke als Manipulator archäologischer Ratio? Beiträge zweier Workshops an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 2022
Porr, M. 2022. Kolonialität, Natur und die Ursprünge des modernen Menschen. In: R. W. Kory & T. S. Carhart & A. Heising (eds.), Der Kolonialgedanke als Manipulator archäologischer Ratio? Beiträge zweier Workshops an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Paläowissenschaftliche Studien 5. Hagen/Westf.: Curach bhán Publications, 11-27.