Transnationale Allianzen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Europa Sabrina Zajak (original) (raw)
Der Text ist liefert das Rahmenkonzept für die Nachwuchsgruppe "Transnationale Allianzen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Europa" . Sollen und können soziale Bewegungen und Gewerkschaften miteinander und über Ländergrenzen hinweg kooperieren? Die Antwort auf diese Frage fällt sowohl in akademischen als auch in politischen Diskursen höchst unterschiedlich aus: Manchen Wissenschaftlern wie Praktikern gelten grenzüberschreitende Allianzen als Kernelement einer Gegenhegemonialbewegung und wichtiges Heilmittel gegen die Auswüchse neoliberaler Globalisierung und die wirtschaftlichen und politischen Krisendynamiken in Europa. Andere wiederum betonen das konflikthafte und konkurrenzartige Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Bewegungen, die durch gemeinsames Handeln einzeln nur verlieren können. Diese unterschiedlichen Sichtweisen liegen auch darin begründet, dass das Verhältnis zwischen sozialen Bewegungen und Gewerkschaften wissenschaftlich noch kaum erforscht ist. Die Nachwuchsgruppe möchte einen Beitrag dazu leisten diese Lücke zu schließen. Der Fokus der Nachwuchsgruppe liegt dabei auf der Erforschung des Zustandekommens, der internen Koordinationsmechanismen und den Wirkungsweisen von transnationalen Allianzen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen in Europa. Transnationale Allianzen werden dabei verstanden als Kooperation zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungsorganisationen aus mindestens zwei Ländern. Dabei sollen in drei Dissertationsprojekten jeweils eine transnationale Allianz in Europa in ihrem zeitlichen Verlauf untersucht werden. Als Beispiele dienen lose Allianzen im Fall der globalisierungskritischen Bewegung, koordinierte Allianzen gegen europäische Austeritätspolitik und fragmentierte Allianzen im Kontext europäischer Handelspolitik. Diese drei Fälle zeichnen sich durch ihre breiten europapolitischen Zielsetzungen, organisationalen Überschneidungen und zum Teil gegenseitigen Beeinflussung aus. Gleichzeitig unterscheiden sie sich in ihren konkreten Allianzstrukturen, Entwicklungsgeschichten und politischen Folgewirkungen. Dadurch kann in der Nachwuchsgruppe über die Bearbeitung der Einzelprojekte hinaus der hier grob skizzierte Analyserahmen in gegenseitigem Austausch und Dialog weiterentwickelt und spezifiziert werden. Darüber hinaus zeichnet sich die Nachwuchsgruppe durch das gemeinsame Erarbeiten einer Datenbank aus, deren Ziel es ist, alle Formen transnationaler Allianzen zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen im Europa der letzten Jahre zu erheben und zu kategorisieren. Diese Daten sollen im Anschluss an die Nachwuchsgruppe öffentlich zugänglich gemacht werden und als mögliche Basis für weitere Forschungsprojekte dienen.
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