Hermann von Soden (1852-1914): Einige Bemerkungen über einen Berliner Professor und Pfarrer, der zu Unrecht vergessen wurde, in: The Damascus Fragments, ed. by Arianna D’Ottone Rambach, Konrad Hirschler u. Ronny Vollandt, Beiruter Texte und Studien 140, Beirut 2020, S. 127-150. (original) (raw)
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Die mancherlei Veränderungen und Verwerfungen der neutestamentlichen Forschungslandschaft in Deutschland in der Mitte des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass man den Theologen und Philologen Adolf Deissmann lange Zeit weitgehend und zu Unrecht vergessen hat-mit wenigen Ausnahmen: Im westlichen Teil Berlins kümmerte sich immerhin sein Schüler Günther Harder, Neutestamentler an der Kirchlichen Hochschule, in den Jahren nach 1945 darum, dass man den Gelehrten in Erinnerung behielt.1 Die dramatischen Umbrüche an der Berliner Universität Unter den Linden in den Schicksalsjahren 1933, 1945, 1949 und 1989 aber haben dazu geführt, dass das Rektorat, das Deissmann in den Jahren 1930/31 ausübte, selbst im Rahmen des großen Universitätsjubiläums im Jahre 2010 nur am Rande in den Blick gekommen ist. Insofern soll es hier erstmals ausführlich zusammen mit seinen institutionellen und historischen Kontexten der bewegten Zeit einer Weltwirtschaftskrise und dem dadurch bedingten Zusammenbruch des parlamentarischen Systems der Weimarer Republik behandelt werden. Dabei bieten sich nach einem einleitenden Abschnitt mehrere chronologische Durchgänge durch die Ereignisse an, die einzelnen Leitthemen wie beispielsweise den großen Reden des Rektors, Einladungen und studentischen Angelegenheiten gewidmet sind.2 Da sich die hier vorgelegte Darstellung vor allem auf die
Paris, im Frühsommer 1789. In der rue Hautefeuille nahe dem schicksalsträchtigen Konvent der Cordeliers, in dem Marat, Danton und Desmoulins die "Gesellschaft der Menschenrechte und Bürger" gründen sollten, wohnten zwei junge Benediktiner, die auf Wunsch ihres Landesfürsten und Kosten ihres Abts eine Bildungsreise unternehmen durften. Der ältere von ihnen, P. Corbinian Gärtner, stammte aus Schwaz in Tirol, war der Sohn eines Verwaltungsbeamten aus einer spät geschlossenen dritten Ehe und hatte nach vorzüglichem Studienerfolg in Innsbruck und Salzburg im Stift St. Peter die Ewigen Gelübde abgelegt. Talent und Eifer empfahlen ihn seinem Abt, Mozarts bekanntem Jugendfreund Dominikus Hagenauer, der im Auftrag des Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Joseph Franz de Paula Grafen von Colloredo einige gute Talente seines Klosters eine Studienreise unternehmen ließ. Zusammen mit seinem jüngeren Mitbruder, P. Johannes Evangelist Hofer, brach also P. Corbinian zu einem dreijährigen "Studienabenteuer" auf, von dem er so der Wunsch der Salzburger als ein kleiner Gott zuriickkelire11 sollte. Doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt: Nächtelanges Studieren, um in kürzester Zeit bei den berühmtesten Professoren soviel wie möglich zu lernen, Hunger und Kälte, um dem Abt finanziell nicht zu sehr zur Last zu fallen, sowie Krankheit, durch Mangel an Bewegung und frischer Luft verursacht, waren der Preis für eine Ausbildung, die damals nur Wenigen zuteil wurde. Über die einflussreichsten deutschen Universitätsstädte -Mainz, Würzburg, Gießen und Göttingen -führte die Reise schließlich nach Paris. Auch hier waren Universität und Bibliotheken das Ziel, doch stattdessen wurden die Reisenden in einen Strudel sich überstürzender Ereignisse gezogen: Die Einberufung der Generalstände, der Schwur im Ballsaal, die Entlassung des Finanzministers Necker und schließlich der Sturm auf die Bastille -die beiden Mönche aus St. Peter wurden Zeugen des Ausbruchs der Französischen Revolution! In weltlicher Kleidung, mit eingeflochtenem Haar, um die verräterische Tonsur zu verbergen, gelangen Flucht aus Paris und glückliche Heimkehr. An der Benediktineruniversität folgten Promotion, Lehrkanzel und Dekanat, P. Corbinian vvurde ein gefeierter Schriftsteller und Rektor. Er korrespondierte mit bedeutenden Gelehrten seiner Zeit, er führte wissenschaftliche Fehden, er verteidigte Schüler wie Freunde, er zeigte dem Kaiser die Universi-14) Doll J., Frnucnwörth im Chiemsee. Eine Studie zur Geschichte des Benediktinerordens, München-Freiburg im Breisgau 1912, 29. 15) Abt Dominikus Hagenauer von St. Peter erwähnt die Weihe durch den Erzbischof: Abt Dominikus Hagenauer (1746-1811) von St. Peter in Salzburg. Tagebücher 1786-1810 (hrsg. v. d. Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie, München 2009, 2, 731). 16) Schütz M., Geschichte der Abtei Frauenwörth. 782-1982, St. Ottilien 1982, 74; Doll, 58; Landersdorfcr A., Kloster Frauenchiemsee zwischen Säkularisation und Neubeginn (Kloster Frauenchiemsee 782-2003. Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer altbayerischen Benediktinerinnenabtei, hrsg. v. W. Brugger und M. Weitlauff, Weißenhorn 2003, 401-422.) 17) Hagenauer, Bd. 2, 823, erwähnt den Todesfall mit folgenden Worten: Dienstag den 11/en Starb in Frauen Chiemsee die erst den 19. No,,ember 1799 z11r Abtissin gcwiihlte Frau Maria Placida Gartnerin im 55ten Jahre ihres Alters, im 37/en ihrer Profession. Sir war eine Stiefschwester des hiesigen Co11ven/11alen, und dermaligen Universitiits Kanonisten P. Corl,inian Gartner, das Kloster litt durch diesem Tod/fall einen äussast harten Verlust. Zum Epitaph siehe Düll S., Grabmaiplastik und Epigraphik im Kloster Frauenchiemsee (Kloster Frauenchiemsee 782-2003. Geschichte, Kunst, Wirtschaft und Kultur einer altbayerischcn Benediktinerinnenabtei, hrsg. v. W. Brugger und M.
Titelbildnachweis Band I: Didrachme der römischen Republik (RRC 20/1); ca. 269-266 v. Chr.; Vs.: Kopf des jugendlichen Hercules n. r. mit Binde im Haar, drapiertem Löwenfell und Keule (Archäologisches Museum der WWU Münster, Münzsammlung, Inv. M 1886) (Foto: Robert Dylka). Die Vorderseite dieser Münze bildete die Vorlage für das Logo des Archäologischen Museums der WWU Münster. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2016 SCRIPTORIUM HISTORISCH-ARCHÄOLOGISCHE PUBLIKATIONEN UND DIENSTLEISTUNGEN Trappweg 12 34431 Marsberg/Padberg Internet: http://www.scriptorium-muenster.de Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Das Einstellen von Sonderdrucken auf Plattformen wie academia.edu oder ähnlichen Einrichtungen ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Verlages erlaubt. Die Vergütungsansprüche des § 54, Abs. 2, UrhG, werden durch die Verwertungsgesellschaft Wort wahrgenommen.
EOTHEN, 2018
Mit dem Bau des neuen Großherrlichen Palastes von Edirne (Saray-ı Cedid-i Amire) wurde in den letzten Herrschaftsjahren von Murad II. im Jahre 1450 am westlichen Ufer des Tunca-Flusses begonnen. Die alte Residenz der Hauptstadt (Saray-ı Atik), die sich im Stadtzentrum auf dem Areal der heutigen Selimiye Moschee befand, war dafür aufgegeben worden. Der neue Palast blieb auch nach der Eroberung Istanbuls durch Sultan Mehmed II. (reg. 1451–1481) und der folgenden Verlegung der Hauptstadt von Edirne nach Istanbul als wichtige Residenz bestehen und entwickelte sich durch Erweiterungen in den Folgejahren zu einem großen Komplex (Abbildungen 1 bis 4). Eine umfangreiche Bautätigkeit war noch in der Zeit von Mehmet II. zu verzeichnen, in seiner größten Ausdehnung umfasste der Palast über 100 Gebäude mit unterschiedlichsten Funktionen. Bis zum 19. Jahrhundert, als sich die Sultane neue Residenzen nach europäischem Vorbild bauen ließen, ist der Palast intensiv genutzt worden, er war zudem Zeuge zahlreicher historischer Ereignisse wie beispielsweise des Beschneidungsfestes der Söhne Mehmeds IV. im Jahre 1675, des Osmanisch-Russischen Krieges (1828–1829) oder der Balkan-Kriege (1911–1912). Beide Kriege gingen mit einer erheblichen Zerstörung der Palastanlage einher, viele Bauwerke sind damals dem Erdboden gleich gemacht worden. Gegenwärtig sind nur wenige intakte Bauteile auf dem weitläufigen Areal zu sehen. Dazu zählen: die Kaiserliche Küche, die Pforte zum Inneren des Palastes Babüssade, das Cihanüma Kasrı (wörtl. Palais Weltaussicht), das Badehaus von Kum Kasrı, das Palais der Gerechtigkeit (Adalet Kasrı), die Fatih-Brücke, die Brücke Süleymans des Prächtigen, die Brücke von Şehabeddin Paşa, das Jagdschlösschen, ein Wasserdepot sowie das Brunnenhaus am Gebetsplatz. Manche dieser Bauwerke sind in einem desolaten Zustand, während einige bereits restauriert bzw. wieder aufgebaut wurden. Erste Plünderungen und Zerstörungen des nicht mehr genutzten Palastes begannen mit dem Einzug russischer Truppen am 22. August 1829 in Edirne. In der Folgezeit konnten die Schäden beseitigt werden, das Areal diente fortan als Munitionsdepot. Im Zuge wiederholter kriegerischer Auseinandersetzungen mit den Russen im Jahre 1877 sowie einer drohenden erneuten Besatzung der Stadt wurde die auf dem Palastareal verwahrte Munition auf Anraten des zuständigen Gouverneurs durch den Kommandanten in Brand gesteckt, um zu verhindern, dass die Munition in die Hände des Feindes fiel. Diese Entscheidung führte zur weitestgehenden Zerstörung der historischen Anlage. Die nach dem verheerenden Brand übrig gebliebenen Gebäude wurden geplündert und als Steinbruch genutzt, sodass sich uns heute ein trauriges Bild darbietet.