Das Flüchtige Archiv (original) (raw)
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Archive in/aus Literatur
Heimrad Bäckers nachschrift zum Verwaltungsmassenmord die glänzenden blicke dieser kleinen zerzausten vögelchen, die unbeweglich vor den toren der grünlichen pferdestall-baracken standen, über ihnen am tiefblauen himmel zur linken zwei wuchtige schornsteine, aus denen die flammen schlugen, und zur rechten eine dicke, weißliche wolke, die aus dem birkenwald aufstieg-angesichts dieses bildes mußte pohl begriffen haben, daß seine verwaltung alle gesetze der ethik verletzt hatte und deshalb für immer gezeichnet sein würde (n II, 142
Sinn und Sinne im Tanz, 2020
Archiv der Darstellenden Künste (SAPA, engl. Swiss Archive of the Performing Arts) setzt sich für die Bewahrung und Vermittlung der darstellenden Künste in der Schweiz ein. SAPA engagiert sich also einerseits für die Erhaltung von Artefakten, die durch Probenprozesse und Darbietungen im Bereich Tanz, Theater, Performance-und Kleinkunst hervorgebracht werden. Andererseits macht sie sich für die Vergegenwärtigung von Vergessenem und für die Entwicklung von Neuem in der Auseinandersetzung mit den vorhandenen Beständen stark. Zu diesem Zweck setzt die Stiftung unterschiedliche Formate, wie etwa Forschungsprojekte, Oral History-Interviews, Ausstellungen, Gespräche und Rekonstruktionen, ein. Dabei stehen die Vielstimmigkeit und die ständige Adaption neuer Wissensordnungen im Zentrum, wodurch stets neue Sichtweisen auf Künstler*innen sowie deren Werk ermöglicht werden-Stichwort Wissenstransformation (Huschka 2009). Tanz, Theater und Performance sind ephemere Kunstformen: »Jede der ihn [den Tanz, Anm. AH] charakterisierenden Bewegungen trägt im Moment ihrer Erscheinung bereits die Vergangenheit in sich,« konstatiert Janine Schulze in Bezug auf den Tanz (Schulze 2005: 122). »Es liegt in der Natur der Sache, dass Theater-im Gegensatz zu medial vermittelten Künsten, die Artefakte wie Bilder, Skulpturen, Filme etc. generieren-nur fragmentarische und mehr oder weniger zufällige Zeugnisse überliefert,« stellt Heidy Greco-Kaufmann in Bezug auf das Theater fest (Greco-Kaufmann 2018: o.S.). Dabei ist nicht nur die Bewegung f lüchtig, auch die sie ausführenden und über sie repräsentierten Körper und das von diesen erworbene Körperwis
Das Archiv oder auf der Suche nach dem Mangel (1998
Seit der Entwicklung der Kritischen Methode (Ranke2) im 19. Jahrhundert und der Geburt des Fachhistorikers steht die Frage nach dem Quellenstudium im Zentrum der Debatten zur Geschichtsschreibung. Die Geschichtswissenschaften haben sich zu
Verlorenes Wissen - Tanz und Archiv
2009
Man kann es auch poetisch sagen: ... nichts ist vergänglich; der Abdruck eines Fußes im Sand reicht aus, um im Halbschatten das Bild jenes Körpers gegenwärtig werden zu lassen, dessen Gewicht die Spur hinterlassen hat. [Lannes 1938: 192] So beschreibt es ein Autor im Jahre 1938. Die Poesie des Tanzes liege in seiner vergänglichen Unvergänglichkeit, in dem Zustand als Tanzen, bei dem der Tänzer "von Sekunde zu Sekunde aus seinem Körper einen neuen, einen anderen formt. Er macht dabei zunichte, was er war, um zu erreichen, was er erst noch sein wird." [Ebenda: 193] Damit benennt Lannes alle Schwierigkeiten im Umgang mit einem Phänomen, welches zwar unbestreitbar ist, welches aber zugleich unbegreif-lich, ungreifbar ist: die als Tanzen gestaltete Bewegung. Tanz ist ein immer unstabiler Zustand; er ist ein Grenzfall des Rationalen, insofern er den Methoden und Instrumenten der Erkenntnis immer schon entschlüpft ist, mit welchen er dingfest, verständlich und habhaft gemacht werden soll. Tanz fndet auf jenem schmalen Grat statt, der sichtbar von unsichtbar, Sein von Nicht-Sein, materiell von immateriell unterscheidet oder, wie Heinrich von Kleist es in seinem berühmten Aufsatz über das Marionettentheater darlegt: Die Linie, die der Schwerpunkt [der Bewegung] zu beschreiben hat, ... wäre ... etwas sehr Geheimnisvolles. Denn sie wäre nichts anders, als der Weg der Seele des Tänzers; und er zweife, daß sie anders gefunden werden könne, als dadurch, daß sich der Maschinist in den Schwerpunkt der Marionette versetzt, d. h. mit andern Worten, tanzt. [Kleist 1984: 85 f., Hervorhebung und Auslassungen i. O.] Der Tanz bietet eben kein OBJEKT; er ist ein Vorgang, der "dem Versuch seiner Feststellung derart sich entzieht, dass dabei nur noch die demonstrierbaren Randeigenschaften einer Gestalt übrig bleiben" [Plessner 1974: 128]-also Bilder, Skulpturen, Fotos … Was aber nicht dauern kann, ist das immerwährende "Werden" des Tanzes, jene "Akzentuierung im Jetzt" der schieren Möglichkeit, wie Plessner das genannt hat.
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Barock en miniature: Kleine literarische Formen in Barock und Moderne, ed. Pauline Selbig/Matthias Müller/Nils C. Ritter (Berlin/New York: de Gruyter, 2021), 81–101, 2021
Akteure, Akten und Archive, in: Claudia Kaufmann, Walter Leimgruber (Hg.), Was Akten bewirken können, Zürich, 2008, S. 150-160, französische Übersetzung: Ce que des Dossiers peuvent provoquer, Ebd. S. 161-170., 2008