Heidegger und Petrarca: ein Textvergleich (original) (raw)
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Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB), 2009
Der drucktechnisch sehr ansprechend gestaltete Band will eine Einführung in Francesco Petrarcas Leben und Werk bieten, die sich an ein weiteres Publikum gebildeter Interessenten richtet Ð und stellt mit Recht von vornherein klar, dass im Fall Petrarcas eine ›Lebensbeschreibung‹ kaum objektiv möglich ist. »Jede Petrarca-Biographie hat eine fiktive Dimension und kann als Teil seines Gesamtwerks gelten« (S. 13) Ð denn das Meiste, was wir über Petrarca wissen, beruht nicht auf unabhängiger Dokumentation, sondern geht direkt oder indirekt auf Petrarca selbst zurück, einen Meister der Selbstdarstellung, als welcher er Selbstanalyse und regelrechte Selbstinszenierung unentwirrbar miteinander verquickt. Das ›biographische‹ Material ist also fast stets ein im etymologischen Sinn auto-biographisches Material, und vom Autor selbst dazu noch streng gefiltert und geschickt arrangiert. Mit Vorbedacht reduziert daher die Darstellung das eigentlich Biographische auf relativ sparsame Ausführungen und stellt die Lebensbeschreibung nach einem einführenden, »Konturen« genannten Teil (S. 7Ð12) unter den vorsichtigen Titel »Biographische Konstruktionen« (S. 13Ð41). Innerhalb dieses Kapitels wird gegliedert in »Kindheit, Ju
2012
Der Raum des Denkens ist ein Raum mit vielen aufeinander bezogenen Orten. In ihm ist keine bedeutende Philosophie ersetzbar, jede hat ihre eigene Notwendigkeit. Das gilt auch für das Denken Heideggers und für das Denken, aus dem heraus es entwickelt wurde, also für Husserls Phänomenologie. Als Heideggers phänomenologischer Entwurf mit "Sein und Zeit" vorgelegt wurde, war die Phänomenologie als solche reicher und zugleich schwieriger geworden. Bis heute gilt: Man hat, wenn man der Sache gerecht werden will, Heideggers Ansatz ebenso wie den Husserls zu berücksichtigen und den Stärken und Grenzen beider Entwürfe Rechnung zu tragen. Dieser Band enthält die Vorträge, die anlässlich der Tagung der Martin-Heidegger-Gesellschaft vom 12.-14.10.2007 an der Universität Freiburg unter dem Titel "Husserl und Heidegger" gehalten wurden.
Das Sein der Kopula oder was hat Heidegger bei Brentano versäumt?
Es ist bekannt, daß die Dissertation Brentanos eine erhebliche Rolle in der intellektuellen Bildung des jungen Heideggers gespielt hat 1 . Heidegger selbst hat mehrmals und in überzeugender Weise darauf hingewiesen 2 . In Folgendem schlage ich mir vor, das Bild über die Dissertation Brentanos, die von den Hinweisen Heideggers vermittelt wird, in Frage zu stellen. Der Ausgangspunkt dafür ist die folgende Bemerkung von Heidegger aus Aristoteles, Metaphysik Θ 1-3: Man hat aus dem obigen Satz von Met. Θ 1 Anf. schon im Mittelalter geschlossen, die erste leitende Grundbedeutung des Seins überhauptauch für die vier Weisen zusammen, nicht nur für die eine und deren Mannigfaltigkeit -sei die oÙs…a, was man mit "Substanz" zu übersetzen pflegt. Als müßte auch das Möglichsein und Wirklichsein und Wahrsein auf das Sein im Sinne von Substanz zurückgeleitet werden. Im 19. Jahrhundert hat man (vor allem Brentano) dazu um so mehr geneigt, als inzwischen Sein, Möglichsein, Wirklichsein als Kategorien erkannt worden waren. Es ist daher eine landläufige Meinung, die Aristotelische Lehre vom Sein sei eine "Substanzlehre". 3 * Zum Schreiben dieser Abhandlung bin ich New Europe College aus Bukarest besonders dankbar, das im Laufe der Zeit meine Forschungstätigkeit über Brentano erheblich unterstützt hat. Prof. Dr. Wilhelm Baumgartner von "Franz Brentano Gesellschaft" aus Würzburg danke ich für die Erlaubnis, das Manuskript der Metaphysikvorlesung nachzuschlagen. Für sprachliche Hinweise bin ich auch Frau Christa Stolz und für redaktionelle Hilfe Herrn Paul Balogh verpflichtet. 1 Vgl. dazu die wertvollen Arbeiten von F. VOLPI: Heidegger e Brentano. L`aristotelismo e il problema dell'univocita dell'essere nella formazione filosofica del giovane Martin Heidegger, Padua: Cedam 1976, und ders., "Heideggers Verhältnis zu Brentanos Aristoteles
Petrarcas Itinerarium ad sepulcrum domini nostri Yehsu Christi im Spannungsfeld der Zeiten
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 2019
Zusammenfassung Der Beitrag analysiert das Spannungsfeld zwischen auktorialem Schreibakt und der darin thematisierten künftigen Reiseerfahrung des Adressaten in Petrarcas Itinerarium ad sepulcrum domini nostri Yehsu Christi. 1358 für den Mailänder Freund Giovanni Mandelli verfasst, entwirft Petrarca darin ein fiktive Reise, die von Genua aus entlang der italienischen Westküste zu den Stätten des Heiligen Landes führt. Im Fokus der Ausführungen stehen das Verhältnis zwischen Schreibendem und Adressaten in der Polarität von räumlicher Distanz und literarisch hergestellter Präsenz, die imaginierte Topografie des Heiligen Landes und die besonders im Epilog pointierte Hybridität der auf den Verfasser und den Adressaten bezogenen Raum-und Zeiterfahrungen. Temporal polarities in Petrarch's Itinerarium ad sepulcrum domini nostri Yehsu Christi