Patientenpräferenzen: Methoden und internationale Entwicklungen (original) (raw)

Beteiligung von Patienten an medizinischen Entscheidungen – ein Überblick zu Patientenpräferenzen und Einflussfaktoren

Die Mitwirkung von Patienten an medizinischen Behandlungsentscheidungen wird als Querschnittsthema seit einigen Jahren intensiv diskutiert. Der vorliegende Übersichtsartikel beschäftigt sich mit der Patientenmitwirkung an medizinischen Entscheidungen (shared decision making) überwiegend für den Bereich der Onkologie und gibt einen Überblick zu den Patientenpräferenzen sowie zu Umfang und zu den Ergebnissen der Patiententeilhabe. Skizziert werden darüber hinaus methodische Aspekte der Messung von Patientenbeteiligung und der theoretische Ansatz des shared decision making. 16–50 % der Patienten präferieren eine Entscheidungsbeteiligung. Diese variiert nach soziodemografischen und krankheitsassoziierten Variablen, deren Wirkrichtung zum Teil uneinheitlich beschrieben wird. Positive Auswirkungen der Patiententeilnahme sind im Wesentlichen kurzfristig und zuvorderst für psychosoziale Outcome-Kriterien festzustellen. Eine weitere methodische Ausdifferenzierung sollte auf dyadische Konzepte fokussieren und Dimensionen der Patientenbeteiligung über die Therapie hinaus berücksichtigen. Auch stehen die Bewertung von Entscheidungsverläufen, die Interdependenzen zwischen der eher sachbezogenen medizinischen Entscheidungsfindung und der Emotionsregulierung im ärztlichen Gespräch sowie die Abbildung möglicher (langzeitlicher) Effekte hinsichtlich der Genesung, des Erkrankungsverlaufs, psychosozialer Folgen oder wirtschaftlicher Auswirkungen auf der Forschungsagenda.

Patientenverfügungen als Ausdruck individualistischer Selbstbestimmung?

Ethik in der Medizin, 2008

1 Der Begriff der relationalen Autonomie ist facettenreich und wird von verschiedenen Autorinnen unterschiedlich interpretiert . Der vorliegende Beitrag zielt jedoch nicht auf eine kritische Auseinandersetzung mit dem theoretischen Konzept und seinen normativen Implikationen, sondern beschränkt sich auf die Frage, ob der Einwand gültig ist, Patientenverfügungen fokussierten allein auf das Individuum und verlören die Bezogenheit auf andere als konstitutive Dimension menschlicher Existenz aus dem Blick.

Bedarfsorientierte Patienteninformation: Was interessiert Patienten bei der Arztsuche?

Public Health Forum, 2011

EinleitungDas Informationsangebot für Patienten ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Dennoch fühlen sich viele Patienten besonders bei der Wahl eines Leistungsanbieters nicht adäquat informiert. Das Projekt „Weisse Liste“ (Bertelsmann Stiftung, Patienten- und Verbraucherorganisationen) möchte bei Auswahlentscheidungen unterstützen. In einem Projekt mit der AOK entwickelt es eine Online-Arztsuche. Der Artikel beschreibt den Informationsbedarf von Patienten – und wie dieser berücksichtigt wird.

Fragen wir den Kunden - Patientenzufriedenheit und Qualitätsentwicklung

Psychiatrische Praxis, 2002

Ziel: Welche Behandlungsaspekte sind für die Zufriedenheit von Patienten zentral? Wie lassen sich aus der Patientenbefragung Folgerungen für Qualitätsentwicklung ziehen? Methode: Wir berichten über Ergebnisse der Routinebefragung unserer Patienten mittels eines teststatistisch beschriebenen Instruments, an der 2858 Patienten teilgenommen haben. Ergebnisse: Interpersonelle Aspekte der Behandlung sind für Patienten zentral. Wir finden Unterschiede zwischen Abteilungen und im Zeitverlauf. Rückmeldungen an die Teams haben praktische Relevanz. Schlussfolgerung: Es ist möglich, eine Routinebefragung psychiatrischer Patienten in die Qualitätsentwicklung zu integrieren.

Entscheidungen auf Basis von Effizienzgrenzen: Berücksichtigung von Patientenpräferenzen

Public Health Forum, 2009

EinleitungBei der Bewertung von Gesundheitstechnologien durch Effizienzgrenzen spielen Patientenpräferenzen derzeit eine untergeordnete Rolle. Die Bewertung konzentriert sich vielmehr auf den Nutzen im Sinne klinischer Wirksamkeit und Sicherheit. Werden mehrere Endpunkte bzw. Effizienzgrenzen einer Entscheidung zugrunde gelegt, erscheint eine Gewichtung dieser Informationen sinnvoll. Zu diesem Zweck können Patientenpräferenzen mittels etablierter Analyseverfahren erhoben werden. Innovative Studienformen liefern wertvolle Zusatzinformationen über die Bedeutung von Endpunkten aus Sicht der Betroffenen. Ein solches Verfahren zur Präferenzmessungen ist die Discrete Choice-Analyse.

Ermittlung des mutmaßlichen Patientenwillens: eine Interviewstudie mit Klinikern

Ethik in der Medizin, 2013

Zusammenfassung Ein Großteil der medizinisch und ethisch schwierigen Therapieentscheidungen betrifft kritisch kranke, einwilligungsunfähige Patienten und wird auf Basis des mutmaßlichen Patientenwillens getroffen. Das Gesetz kann hierzu nur allgemeine Vorgaben geben. Es ist für die behandelnden Ärzte essentiell, sich ein konkretes Vorgehen zu erarbeiten. Wie in der Praxis vorgegangen wird, ist bisher kaum untersucht. Ziel dieser Studie ist es, die Vielfalt der Herangehensweisen und Erfahrungen von Klinikern zum mutmaßlichen Patientenwillen zu erforschen. Wir führten semistrukturierte Interviews mit 18 Ärzten und elf Pflegekräften von intensiv-und palliativmedizinischen Abteilungen eines Universitätsklinikums durch. Die Abschriften der Tonaufnahmen wurden mithilfe der Qualitativen Datenanalyse ausgewertet. Auf einer numerischen Ratingskala wurde erhoben, wie hilfreich die Kliniker das Konzept des mutmaßlichen Willens fanden. Die meisten Studienteilnehmer hielten das Konzept des mutmaßlichen Willens für sehr hilfreich. Zu ihrem Vorgehen berichteten sie, dass sie zumeist die nächsten Angehörigen befragen, zuweilen auch Professionelle und falls möglich die Patienten selbst. Gefragt werde nach früheren Äußerungen der Patienten, nach ihrer Lebenspraxis und -einstellung sowie ihrem aktuellen Verhalten. Benannt wurden auch zahlreiche Unsicherheiten und Schwierigkeiten psychologischer, sozialer, praktischer und konzeptioneller Natur. Der mutmaßliche Patientenwille wird, so unser Ergebnis, in der von uns untersuchten klinischen Praxis entsprechend den gesetzlichen Vorgaben ermittelt. Da jedoch zahlreiche Probleme berichtet werden, stellen wir konkrete Empfehlungen zur Ermittlung des mutmaßlichen Willens vor.

Bedürfnisangepasste Behandlung und offene Dialoge

Kontext, 2009

Der Artikel beginnt mit einer kurzen Darstellung der historischen Entwicklung des bedürfnisangepassten Behandlungsmodells in Turku (Finnland) unter der Leitung vonY. Alanen und einiger Evaluationsstudien. Die aus der Praxis abgeleiteten therapeutischen Grundprinzipien werden beschrieben: Therapieversammlungen als zentrale Intervention von Anfang an, psychotherapeutische Grundhaltung, kontinuierlicher Prozess statt Routine, Methodenergänzung, Anwesenheit des Patienten auch bei der Behandlungsplanung, Nachuntersuchung. Im Anschluss erfolgt eine genauere Erläuterung der systemischen Methode des Offenen Dialogs, die in West-Lappland unter der Leitung von J. Seikkula und inspiriert von T. Andersen aus Tromsç (Norwegen) entwickelt wurde. Auch diese Form systemischer Arbeit wird anhand der in der Praxis entwickelten Grundprinzipien dargestellt: sofortige Hilfe, kontinuierliche Arbeit mit der Familie und dem sozialen Netzwerk, Flexibilität, gemeinsame Verantwortung, psychologische Kontinuität, Aushalten von Unsicherheit, Fçrderung des Dialogs, selektive Anwendung von Neuroleptika in Niedrigdosierung, Integration von Einzeltherapie und anderer Therapieverfahren. Es folgen Evaluationsergebnisse. Der Artikel endet mit dem Versuch einer Einordnung und Bewertung.

Entwicklung und testtheoretische Analyse eines Erhebungsinstruments zu Präferenzen und Erleben von Patienten in Bezug auf die Beteiligung an pflegerischen Entscheidungen im Akutspital

Pflege, 2009

Patientenorientierung und Patientenbeteiligung sind wichtige Aspekte der modernen Gesundheitsbetreuung, die im Rahmen der pflegerischen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten. Auch im Konzept Evidence-based Nursing stellen die Patientenpräferenzen zur Beteiligung an Entscheidungen einen wichtigen, aber noch wenig untersuchten Bereich dar. Ziel dieser Studie war die Entwicklung und Testung eines deutschsprachigen Instruments, um die Präferenzen und das Erleben der Patienten zur Beteiligung am pflegerischen Entscheidungsprozess im Akutspital zu erheben. Die Itemgenerierung erfolgte literaturbasiert und in Zusammenarbeit mit Fachexperten auf Basis des theoretischen Modells von Charles, Gafni und Whelan (1999). Die Stichprobe zur Testung des Instruments umfasste 967 erwachsene Patienten von chirurgischen und internen Stationen aus fünf Wiener Spitälern im Zeitraum Oktober 2007 bis März 2008. Die testtheoretischen Analysen beinhalteten die Überprüfung der Internen Konsistenz,...

Die “Patientenverfügung” in Europa

Wiener Klinische Wochenschrift, 2004

The types and theories of advance directives in different European countries are reviewed and described. The author carefully compares the legal standing of advance directives in these countries. Since there is no doubt that advance directives in some form will become legal instruments in the EU countries, it is useful to examine how these have worked out so far in some European countries.