Hegemoniekrise und autoritäre Wende Rezension zu Ian Bruff / Cemal B. Tansel (Hg.) (2020): Authoritarian neoliberalism. Philosophies, practices, contestations. Abingdon/New York: Routledge. (original) (raw)
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Hegemoniekrise und autoritäre Wende
sub/urban, 2023
Abb. 1 Authoritarian neoliberalism. Philosophies, practices, contesta tions. (Quelle: Routledge) sub\ urban. zei tschri ft für kri ti sche stadtforschung2023, 11(3/4), 491498 doi.org/10.36900/ suburban.v11i3/4.919 zeitschriftsuburban.de CC BYSA 4.0
Land_August, 2022
Augusts Buch liest sich wie eine Ehrenrettung der mittlerweile stark in Misskredit geratenen Postmoderne. August erinnert – durch seine pejorative Interpretation des Regierungsparadigmas der Souveränität, die er weitgehend unkritisch von seinen Protagonisten übernimmt – an die Enge einer technokratisch ‚verwalteten Welt‘ des Fordismus, die die soziale Sicherheit im geplanten Fortschritt durch Konformismus und Paternalismus erkaufte. Als das fordistische Produktionsregime und sein souveränes Regierungsmodell Mitte der 1970er Jahre unvermittelt in die Krise geriet, schien die Zeit für alternative soziale Ordnungsentwürfe – Neoliberalismus und Netzwerkdenken – gekommen. Durchgesetzt hat sich bekanntlich der Neoliberalismus, der auf seinem Durchmarsch sowohl alternative Ordnungen wie auch Kritik als Produktivkräfte und Innovationsquellen integriert hat. Unter die Räder kamen dabei laut August auch die Entwürfe eines technologischen Regierens, das auf individuelle Selbstbestimmung und kollektive Selbstorganisation anstelle von Fremdbestimmung und Herrschaft setzten. Eingebunden in ein postfordistisches Produktionsregime und in neoliberale Staatlichkeit schlug das ursprünglich emanzipatorisch angelegte Projekt des Netzwerkdenkens in sein Gegenteil um: Kooperation, Diversität, Differenz, Flexibilität, Innovation, Kreativität usw. wurden zu den neuen Imperativen einer dynamischen Stabilisierung eines immanent instabilen Systems. Die widerständige Dimension des post- bzw. spätmodernen Denkens durch die Rekonstruktion seines Entstehungskontextes freizulegen ist das Ziel von Augusts Buch. Ob dieser Anspruch eingelöst wird, soll im Rezensionsessay untersucht werden. Der Text wurde zuerst hier veröffentlicht: https://www.rote-ruhr-uni.com/cms/Rezensionen/article/vincent-august-technologisches-regieren-der-aufstieg-des-netzwerk-denkens-in Eine kurze Version der Rezension ist hier zu finden: https://www.hsozkult.de/review/id/reb-112455?title=v-august-technologisches-regieren
wertvolle Informationen» liefern, wie Dominik Matter in seiner redaktionellen Notiz zur Studie festhält. Der Bericht der Stagiaires ist ein interessantes Quellendokument, da er Aufschluss über die Ansichten und Befindlichkeiten von Akteurinnen und Akteuren gibt, die zwar altersmässig, aber weder politisch noch lebensweltlich zu den 68ern im engeren Sinne gehörten. Mit ihrer Ablehnung radikaler politischer Forderungen und provokativer kultureller Aktionsformen bei gleichzeitiger Befürwortung gewisser Reformen gehörten sie typischerweise zu denjenigen, die sich später oftmals als zur «68er-Generation» zugehörig fühlen würden, ohne jemals an deren Demonstrationen und Protesten teilgenommen zu haben.
Die Corona-Krise hat Politik und gesellschaftliche Transformation enorm beschleunigt. Seit einem Monat werden auf einem Online-Pad entsprechende Ereignisse, Debatten und Analysen dokumentiert. Auf der Datengrundlage geht nun die Homepage Corona Monitor online. Den Start der Seite möchte ich für eine erste Bilanz nutzen und für Deutschland fünf Prozesse skizzieren. Ich beginne erstens mit postdemokratischen, nationalistischen und autoritären Tendenzen in der Pandemiebekämpfung. Zu beobachten ist zudem eine Selektivität der Maßnahmen, zum einen sozial und zum anderen, was die Geschlechter angeht. Dies werde ich als zweiten und dritten Punkt diskutieren. Viertens, dürfte die Vereinzelung – trotz der vielen solidarischen Initiativen – mittelfristig dahingehende Konsequenzen haben, dass ein regressiver Individualismus sowie konservative Familienmodelle erstarken. Und fünftens ist es die kommende Wirtschaftskrise sowie der Streit über die Verteilung der Kosten zu deren Milderung, die Brüche in der Gesellschaft mutmaßlich weiter vertiefen.