Von Liedern und Zahlen. (original) (raw)
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Babylonia
Con il sostegno di • Dipartimento Educazione, Cultura e Sport del Canton Ticino • Dipartimento dell'educazione, cultura e protezione dell'ambiente dei Grigioni
Töne und Schälle, 2022
Die zu Frank Wedekinds Sittengemälde Musik gefallene Bemerkung1 müsste Walser in Bezug auf dieses Buch, das über 200 Werke, Werkzyklen und Produktionen von über 100 Komponistinnen und Komponisten dokumentiert, noch steigern: Viel zu viel werde heutzutage musiziert. Und vermutlich gibt es über die erwähnten Werke hinaus noch eine Dunkelziffer, denn Robert Walsers Texte sind heute in vierzig Sprachen übersetzt: Er ist zu einem Autor der Weltliteratur geworden, der in jeder Sprachkultur in ganz spezifischer Weise rezipiert und assimiliert wird. Bei allem Rechercheaufwand sind vermutlich gerade in den außereuropäischen Sprachkulturen Kompositionen zu Walser entstanden, die ich nicht aufspüren konnte, und sie dürften besonders spannend sein, wie es der ›ferne‹ und ›fremde‹ Blick ist, den die drei in diesem Buch behandelten Komponistinnen ostasiatischer Herkunft-Ezko Kikoutchi, Eunshin Jung und Yonghee Kim-auf Walser werfen (vgl. Kap. 8.6.4, 12.7 und 11.22). Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde der bei seinem Tod im Jahr 1956 weitgehend vergessene Robert Walser zum Schriftsteller weltliterarischen Rangs. Menschen der älteren Generation, wie ich, werden dies selber miterlebt haben.2 Auch die exponentiell wachsende Anzahl von Walser-Vertonungen bildet diese Entwicklung ab. Die erste Vertonung entstand 1912; in den fünfzig Jahren danach, also bis 1962, konnte ich Werke und Improvisationen von nur zwei Komponisten sowie Improvisationen einer Musikerin und eines Musikers sicher nachweisen: James Simon (vgl. Kap. 1), Wilhelm Arbenz (vgl. Kap. 2) und Marie-Louise Wolfensberger/Heinz Wehrle (vgl. Kap. 10.3). Mutmaßlich wurde auch das undatierte Lied Langezeit der Komponistin Anna Renfer in diesen
Ökologisches Wirtschaften - Fachzeitschrift
Berichte über die Nachhaltigkeitsanstrengungen von Unternehmen sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Eine Bewertung der Berichte hat aber nichts gemein mit einer Bewertung der realen Nachhaltigkeitswirkungen dieser Akteure. Bei der Weiterent- wicklung der Berichterstattung darf man diesen Unterschied nicht aus den Augen verlieren.
2004
Im Zentrum des Musizierens steht eine Tätigkeit, z. B. die Umsetzung konkreter Regeln bei der Interpretation eines Musikstückes, was sich dann in hörbarer Musik manifestiert. Auf der anderen Seite werden zu Mustern (in der Musik oder Natur) Regeln in Form mathematischer Beschreibungen gesucht. Der vorliegende Artikel soll aufzeigen, wie die basalen Beziehungen zwischen den beiden Disziplinen für die Sekundarstufe zu lohnenden Lernfeldern entwickelt werden können und wie das Spannungsfeld zwischen Musik und ...
Am 20. Oktober 2010 wird erstmalig der Welt-Statistik-Tag gefeiert. Ins Leben gerufen von der UNO, soll damit die Wichtigkeit statistischer Daten für die Gestaltung des gesellschaftlichen Fortschritts gewürdigt werden. Statistische Zahlen erfreuen sich im Alltag einer gewissen Popularität. Doch rufen mehrere Beispiele zur Vorsicht im Umgang mit statistischen Angaben auf. Gewiss spricht nichts dagegen, sich mit Hilfe empirischer Daten und Statistiken einen Überblick über Zusammenhänge und Entwicklungen zu verschaffen. Nicht nur in Bezug auf die politische Entscheidungsfindung sind umfassende statistische Zahlen unabdingbar. Doch reicht es weder aus, einfache statistische Eckdaten zu errechnen, noch Zahlen ohne einen angemessenen sowie theoretisch fundierten Rahmen für sich sprechen zu lassen. Denn Zahlen spiegeln nicht nur Realitäten wieder – sie schaffen sie auch. Eine kurze Version dieses Artikels erschien am 17. Oktober 2010 in der Welt am Sonntag.
For English version plese see https://www.academia.edu/35203027/De\_Cantu\_ignoto\_of\_unknown\_song Seit Veröffentlichung dieses Artikels in Musiktheorie 1) sind nunmehr 15 Jahre vergangen, in denen nicht nur die Möglichkeiten computergestützter Klangerzeugung und Komposition beachtliche Veränderungen erfahren haben, sondern ebenso die Wege der Veröffentlichung. Dies legt eine Anpassung der Darstellung nahe. Verändert wurde die Darstellung der Rechentechnik auf Basis von Tabellenkalkulationsprogrammen, neu sind einige Erweiterungen und die Einfügung von Links zu Klangbeispielen und einschlägigen Programmen, sowie kleine Aktualisierungen, die durch die Übersetzung dieses Artikels ins Englische angeregt wurden. Vom unbekannten Gesang So lautet der Titel jenes Traktates von Guido von Arezzo, in dem die Technik der quasi mündlichen Überlieferung und Weitergabe von Melodien verfeinert wird: " Epistola de ignoto cantu (ad fratrem Michaelem) " 1). Hier geht es jedoch nicht um Vermittlung existierender Gesänge an Ausführende, die diese noch nicht vorher gehört hatten, sondern um die unerhörte Welt möglicher Skalen, die von den bisher bekannten weit entfernt sind. Alle Tonsysteme der Welt haben zwei grundsätzliche Gemeinsamkeiten: Die Oktave als Rahmenintervall und die unregelmäßige Aufteilung der Oktave in mehrere Teilschritte. Dies trifft nicht nur auf traditionelle Skalen aus dem südlichen Afrika oder aus Südostasien zu, auch unser Tonsystem war bekanntlich bis zur Findung der gleichschwebenden Temperatur so geartet, und erst seit der Aufgabe von Dur und Moll waren Tonleitern nicht mehr Auswahlen aus dem Vorrat der zwölf inzwischen gleichen Tonschritte. Die hier folgenden Gedanken zielen in eine andere Richtung. Grundlegendes Es stellt sich nicht die Frage nach der Notwendigkeit eines neuen Systems – alles musikalisch Brauchbare ist auch notwendig, und sei es ein System aus Centschritten zur Beschreibung vorhandener Skalen oder für Meditationszwecke. Folgt man Cage, so ist für Tänzer eine Choreographie notwendig, nicht aber für Töne – letztere nehmen beim Zusammenstoß keinen Schaden, und so ist jede Tonhöhe gleichberechtigt zu jeder anderen. Gegenteiligen Standpunkt hatte einst Paul Hindemith vertreten, der mit seiner Unterweisung im Tonsatz 3) (Mainz, 1937) gar anstrebte, einen verbindlichen Ansatz für eine neuen Materiallehre zu liefern (ironischerweise wurde dieser gerade von den von ihm so heftig abgelehnten Anhängern der Dodekaphonie, namentlich in der seriellen Musik, gefunden), und es ist gerade jene Abhandlung, die zu Widerspruch reizt, einerseits wegen ihres offenkundigen Ethnozentrismus, der aus der Verabsolutierung des chromatischen Systems spricht, dann auch wegen des weltumspannenden Anspruchs seiner Ästhetik, und andererseits, weil der Komponist sich mit viel polemischem Aufwand gegen Abweichungen von diesem System ausspricht. Der Auslöser für unsere Überlegungen findet sich im Theoretischen Teil seiner Abhandlung, dem Abschnitt, der den " siebenten Oberton " behandelt (zu Beginn seiner Ausführungen hatte er " Oberton " so definiert, wie wir heute " Teilton " beschreiben): Der siebente Oberton Den siebenten Oberton des C, – b 1 mit 448 Sekundschwingungen, können wir nicht verwenden. Wollten wir mit ihm auf dieselbe Art wie mit seinen Vorgängern (den Obertönen 1 bis 6, der Verf.) umgehen, so kämen wir zu erschreckenden Ergebnissen. Wir müssten bei diesem Verfahren ihn