Verstehen als Problem der Erkenntnistheorie (original) (raw)

Konturen einer "Epistemologie des Verstehens" (Rez. Ammon, Wissen verstehen)

Allgemeine Zeitschrift für Philosophie, 2010

Sabine Ammon, Wissen verstehen. Perspektiven einer prozessualen Theorie der Erkenntnis, Weilerswist: Velbrück 2009, 208 S., ISBN 3-938808-74-8, 24,90 € Wer heute Theorie der Erkenntnis betreibt, sieht sich mit Einwänden konfrontiert, die nicht nur die Erreichbarkeit von Gewissheit betreffen, sondern durchaus auch in die Empfehlung münden, die Geschäfte besser ganz aufzugeben. Einwände gegen das Projekt der Erkenntnistheorie als solches sind seit Hegels Phänomenologie bekannt; im 20. Jahrhundert sind entsprechende Töne auch in der analytisch geprägten Philosophie laut geworden, besonders prominent durch Rorty. 1 Anfangs noch durch den Erkenntnisoptimismus der logischen Empiristen geprägt, hat man sich in der angloamerikanischen Debatte mehr und mehr vom "Mythos des Gegebenen" (Sellars) verabschiedet. Erkenntnistheorie, begriffen als Neuauflage einer Suche nach Gewissheit, hatte spätestens damit ein Ende; die Standards mussten auf Menschenmaß zurückgeschraubt werden. Doch letztlich betreffen die Argumente, auf die Rorty sich berufen kann, wenn er sich gegen das Denken der "Spiegelmetaphorik" wendet, nicht nur bestimmte falsche Antworten, sondern die ganze Perspektive, in der erkenntnistheoretische Fragestellungen aufkommen: Wer nach Kenntnissen fragt, die einen Status besonderer "Welthaltigkeit" für sich beanspruchen können, scheint zugrundezulegen, dass geistige Wesen "Repräsentationen" verwenden, vermittels derer sie sich auf die Welt beziehen. Wie sich mit Autoren wie Hegel, Heidegger oder dem späten Wittgenstein aber zeigen lässt, bleibt unser Weltbezug in so einem Beschreibungsrahmen notwendig unverständlich. Fasst man die Theorie der Erkenntnis so auf, dass man auf solche repräsentationalistischen Annahmen angewiesen bleibt, ist offenbar nicht nur ihre fundamentalistische Ausprägung, sondern das ganze Projekt am Ende. Was es also braucht, ist eine gründliche Erneuerung. Diese Richtung ist es, die Sabine Ammon in ihrem Buch Wissen verstehen einschlagen will: In Auseinandersetzung mit den Kritiken, die die erkenntnistheoretischen Unternehmungen im 20. Jahrhundert auf sich gezogen haben, will die Autorin einige Instandsetzungsmaßnahmen durchführen und Perspektiven einer gemäßigten Form der prozessualen Erkenntnistheorie aufzeigen. Ihr Vorschlag gestaltet sich entlang der Begriffe "Wissen", "Verstehen" und "Erkenntnis". In aller Kürze lässt er sich

Erkenntnistheorie á la Gettier: eine philosophische Sackgasse

The essay shows that the so called Gettier-cases fail to fulfil their purpose. At best, they are examples of conjectures, not of knowledge. Furthermore, it is criticised that the view that "knowledge" constitutes a "mental state" leads nowhere, as this term remains without any further conceptual specification and merely fulfils a rhetorical function. It would be better to take up Austin's original proposal and understand "knowing" as a performative expression: "A knows p" means: A is prepared to fulfil the justificatory obligations associated with the redemption of the assertion p.

Verstehen verstehen - Eine erkenntnistheoretische Untersuchung

Wir Menschen streben danach, die Wirklichkeit zu verstehen. Eine Welt, die wir gut verstehen, ist eine, die wir «im Griff» haben, mit der wir gut umgehen können. Aber was heißt es genau, ein Phänomen der Wirklichkeit zu verstehen? Wie sieht unser Weltbild aus, wenn wir ein Phänomen verstanden haben? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Verstehen gelingt? Die Kernthese des Buches ist, dass wir Phänomene der Wirklichkeit durch noetische Integration verstehen. Wir verstehen Phänomene, indem wir den entsprechenden Informationseinheiten eine sinnvolle und angemessene Position in unserem Weltbild zuschreiben und insofern unser Weltbild in gewissem Maße der Wirklichkeit entspricht.

Erkenntnistheorie als Sprachanalyse?

Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 2005

Schnädelbachs Einführung ist ansprechend gegliedert, gut lesbar geschrieben und trägt in aller Kürze beeindruckendes philosophisches Material zusammen. Das Einleitungskapitel beginnt mit einem historischen Abschnitt, der die Entstehung der Erkenntnistheorie bei Descartes, Locke und Kant als "Ergebnis der neuzeitlichen Krisengeschichte der Metaphysik" (8) schildert und darauf hinweist, dass sich die Erkenntnistheorie seit dem 19. Jahrhundert als komplementäre philosophische Ergänzung zur naturwissenschaftlichen Erkenntnis verstand. Anschließend werden zwei alte Einwände gegen die Erkenntnistheorie diskutiert, nämlich die Fragen, ob sie nicht angesichts der modernen Wissenschaften überflüssig ist; und ob sie nicht auf das zirkuläre Unternehmen hinausläuft, sich als Theorie, die auf Erkennen des Erkennens zielt, selbst vorauszusetzen. Um diesen Einwänden zu begegnen, werden der Erkenntnistheorie folgende Aufgaben zugesprochen: 1. Die explikativen Aufgaben der Erkenntnistheorie bestehen darin, den Erkenntnisbegriff durch Analyse seiner Beziehungen zu unseren Begriffen von Wissen, Gewissheit, Meinung, Überzeugung und Glauben zu klären. Dabei handelt es sich um ein sprachanalytisches Geschäft: "Der explikative Diskurs der Erkenntnistheorie ist nichts anderes als eine Grammatik epistemischer Ausdrücke" (29). 2. Die normativen Aufgaben der Erkenntnistheorie bestehen in der Suche nach Geltungskriterien für den Gebrauch von Ausdrücken wie , wahr',,richtig', ,stringent',,methodisch korrekt' usw. Hier begibt man sich in das Feld der Diskussion um Wahrheit und Rechtfertigung. 3. Die deskriptiven Aufgaben der Erkenntnistheorie bestehen darin, Auskunft über die Anwendbarkeit der Erkenntnistheorie auf "wirkliche Erkenntnisprozesse" (24) zu geben. Dabei betrachtet der Verfasser den explikativen gegenüber dem normativen und deskriptiven Diskurs als grundlegend für die Erkenntnistheorie-und versteht die Erkenntnistheorie somit primär als sprachliche Analyse erkenntnistheoretischer Ausdrücke.

Erkennen – philosophisch und lyrisch

2019

The problem of this volume is not so much ‚Lyrik‘ but rather ‚Erkenntnis‘ (knowledge, cognition). This paper, therefore, discusses a revision of the notion of ‚erkennen‘ (knowing, realizing, understanding), explaining it as a way of transforming our way of thinking things at the same time as understanding ourselves and other cognizant beings. In this way, the notion of knowledge / understanding is to be freed from the narrow restrictions of science, by which most of us have acquired the habit of limiting understanding to specific scientific methods. Beyond the bounds of established scientific standards, the practice of philosophical thinking reveals analogies to the practice of lyrical thinking. Both try to explore new ways of thinking beyond the limits of established methodological guidelines. Which characteristics do they share, which differences remain? But most of all, how can these nonscientific ways of searching for knowledge be protected from confusion and disorientation? How...

Alles dreht sich ums Verstehen

The aim of the commentary is to present and analyze the certain aspects of the account of radical interpretation (Davidson) and radical translation (Quine) given by Gerhard Preyer in the commented text. It should be shown that the two theories are "theories" of understanding and presuppose a certain constitution of the mind.