» E-Mail: Eine neue Kommunikationsform?« (original) (raw)
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dass jemand mal vorbeischreibt. E-Mail im Alltag - zur Kulturanalyse eines neuen Mediendispositivs
2003
Im Kontext einer kommunikationswissenschaftlichen Perspektive bemängelt Friedrich Krotz (in diesem Band), dass die sozialwissenschaftliche Kommunikationswissenschaft bisher die kultur-und die medienwissenschaftliche Perspektiven nicht angemessen integrierte. Er schlägt vor, die Diffusion und Entstehung von computervermittelter Kommunikation "als Teil eines allgemeinen, historischen Prozesses der Mediatisierung von Kommunikation und sozialen Beziehungen" zu begreifen. Die kulturwissenschaftlich-volkskundliche Analyse der Diffusion von Informations-und Kommunikationstechniken (IuK) im Allgemeinen und von Internet und Netzkommunikation (IuN) im Besonderen kann demgegenüber an die Technikumgangforschung der vergangenen Jahre anknüpfen. Hermann Bausingers (1997: 46) Formulierung von der "unauffälligen Omnipräsenz des Technischen" im Alltagsleben verweist auf die Perspektive der Aneignung, des Umgangs sowie der Nutzung von IuK beziehungsweise von Medien. Zwar betont auch Krotz (2001: 19), dass in dem von ihm vorgeschlagene "Mediatisierungs"-Konzept als "Metaprozess des sozialen Wandels" der Mensch durch seinen Umgang mit den Medien den aktiven Teil darstellt, doch impliziert der technische Fokus seiner Begrifflichkeit zugleich eine andere Perspektive. Der Versuch, gesellschaftliche Wandlungsprozesse mittels der Werkzeuge oder Produktionsmittel zu analysieren 1 , beinhaltet begrifflich die Problematik einer technikzentrierten Perspektive. 2 Aus kulturwissenschaftlich-volkskundlicher Fachsperspektive bleibt die Analyse des Rahmungsprozess des Inter-1 In der Industriesoziologie unternehmen Baukrowitz/Boes/Schmiede (2000) mit dem Terminus "Informatisierung von Arbeit" einen ähnlichen Versuch, den gesellschaftlichen Wandel über den sich verändernden Charakter der gesellschaftlichen Arbeit auf den Begriff zu bringen. Auch hier stellt sich die Frage, ob der Beschreibungsversuch über die Werkzeuge hinreichend ist. 2 In der deutschsprachigen Medientheorie wurde bereits darauf hingewiesen, "dass die Medien wie die Medienwissenschaften gegenwärtig in verblüffender Weise überschätzt werden und sich selbst überschätzen" (Winkler 1999: 44). Winkler kritisiert es als das "Selbstmissverständnis eines Fachs, das nahezu jede Fragestellung zu einem Medienproblem macht, die Medien zum gesellschaftlichen ‚Apriori` und sich selbst zu einer Art Leitwissenschaft stilisiert".
Wissenschaftskommunikation in »postfaktischen« Zeiten
Merkur 854, 2020
Im November - kurz bevor die Corona-Krise den erklärenden Wissenschaftler zum Medienstar machen sollte - hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in einem Grundsatzpapier einen »Kulturwandel hin zu einer kommunizierenden Wissenschaft« angemahnt. Besonders viel mahnen muss es eigentlich nicht, denn an den Forschungseinrichtungen im Land hat sich längst herumgesprochen, dass, wer Geld bekommen und als relevant wahrgenommen werden möchte, nicht nur forschen, sondern auch darüber reden muss. Die Rektorate und Präsidien der Universitäten dirigieren größere Pressestäbe und investieren massiv in die Außendarstellung-vom Corporate Design bis zur Hochglanzbroschüre, und Sonderforschungsbereiche verfügen über eigene Teilprojekte, die einzig dazu da sind, die Forschungsergebnisse unter die Leute zu bringen. Der Kulturwandel, der dem Ministerium vorschwebt, soll freilich tiefer gehen: inhaltlich und strukturell. Inhaltlich läuft er darauf hinaus, »dass Wissenschaftskommunikation nicht nur die Ergebnis-se vermittelt, sondern auch die Prozesse und Methoden von wissenschaftlicher Arbeit transparent macht und dabei die Komplexität und Vorläufigkeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen thematisiert. Aus Sicht des BMBF sind vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler primäre Akteure der Wissenschaftskommunikation. Durch Transparenz und Dialog können sie selbst einen wichtigen Beitrag leisten, das Vertrauen in Wissenschaft zu stärken.« Wissenschaft verständlich zu machen bedeutet so gesehen nicht allein, vermeintlich eindeutige Fakten allgemeinverständlich zu vermitteln, sondern auch zu erklären, wie in der Forschung Erkenntnisse entstehen und wo ihre Grenzen liegen. Damit wird Wissenschaftskommunikation anspruchsvoller, weil sie nicht mehr nur eine Logik nachvollziehbar machen will, sondern darauf aus ist, Laien in die Lage zu versetzen, Entscheidungsprozesse nachvollziehen und sich Alternativen vorstellen zu können.
Die personale Kommunikation im Internet – (k)ein Dialog?
Im Jahr 2016 erschien in der Zeitschrift für Germanistische Linguistik (ZGL) unter dem Titel " Dialogizität " ein Themenheft, in dem das Konzept des Dialogischen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Einleitend stellt Wolfgang Imo, Herausgeber des Heftes, dazu fest, dass das, was ein Dialog ist, " intuitiv allen mehr oder weniger klar zu sein " scheine (Imo 2016: 337), dass der Begriff allerdings umso unklarer würde, je länger man darüber nachdenke. Nun verhält es sich bekanntlich mit vielen Termini so, und mehr noch ist dies der Fall, wenn sie nicht nur in der Fachsprache, sondern auch in der Allgemeinsprache eine zentrale Rolle spielen und man versucht, zu einer verbindlichen Begriffsklärung zu kommen. Doch sind mit dem Terminus Dialog in der Linguistik noch weitere, grundsätzliche Aspekte verbunden, die über solch terminologische Fragen hinausgehen und mit den beiden zentralen Modalitäten von Sprache zusammenhängen, mit der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit. Zu nennen sind hier z.B. die folgenden, in der Linguistik zum Teil recht kontrovers diskutierten Punkte: Soll man den Terminus Dialog nur auf den Austausch von Mitteilungen in der gesprochenen Sprache beziehen? Handelt es sich bei einer Briefkommunikation auch um einen Dialog? Ist eine Voraussetzung für Dialogisches, dass die Äußerungen in einer Sequenz stehen, in welcher der Adressat auf das Vorangehende Bezug nehmen kann (wie ja bei Briefen der Fall)? Und wie verhält es sich mit Texten, die nicht zu dem Zweck geschrieben wurden, dass jemand eine Antwort darauf gibt (z.B. Gebrauchsanweisungen, Zeitungsnachrichten, literarische Werke)? Sind dies Monologe?
Eine Neuerscheinung der schriftlichen Kommunikation
2007
Bis vor einigen Jahren war def Brief die meist verwendete schriftliche Kommunikations-moglichkeit. Da Briefe teilweise sehr lange unterwegs waren, wurde im Brief auf Form und sprachliche Richtigkeit viel Wert gelegt. Mit der Entstehung des Internets in den 80er-Jahren kam eine neue Form der schri:ftlichen Kommunikation auf: "Das Chatten" (eng. fUr "Plausch" oder "Schwatzchen"). Anfangs galt dies nur als Kommunikationsform rur einige, wenige Computerfreunde, die die Computernetzwerke zur schri:ftlichen Kommunikation nutzten. Zu Beginn der 90er-Jahre, gleich nach der Wende, wurde das Internet erstmals popular, danach mit sinkendcn Kosten sogai unentbarll'lich. Mit dem Wort "Chatten" bezeichnet man eine Art schriftlicher Kommunikation tiber den Computer, die dner gewissen sozialen Menschenkategorie charakteristisch ist, haupsachlich Jugendlichen, aber nicht nur. Dabei treffen sich
Publizistik, 2018
In all diesen Texten ging es um die Identität der Kommunikationswissenschaft und hier vor allem um das Material-und das Formalobjekt: Mit welchen Gegenständen sollen wir uns beschäftigen? Welche Perspektiven (Theorien) und welche Wege zur Erkenntnis (Methoden) sind dabei angemessen? Wo steht das Fach und wie muss es sich in Zukunft entwickeln? Vorderer (2015) und Hepp (2016) argumentieren dabei mit Entwicklungen außerhalb der Wissenschaft ("Mediatisierung", "datengetriebene Zeiten"). Der gleiche Fokus findet sich im Call for Papers für ein Themenheft der Publizistik, das die Debatte fortsetzen soll ("Herausforderungen der Digitalisierung"). Erwartet werden dort "konkrete theoretisch und/oder methodisch innovative Antworten" aus dem Fach.
9. E-Mail-Kommunikation in Organisationen
Handbuch Sprache in Organisationen, 2018
E-Mails haben in den letzten dreißig Jahren die Kommunikationsnetze in Organisationen grundlegend beeinflusst und weitreichend verändert. Welche Bereiche in welcher Form tangiert sind, wird skizzenhaft in diesem Beitrag ausgeführt. Prägende Textvorlagen für die betriebliche Textausgestaltung müssen überdacht und in einem neuen medialen Kontext gesehen werden. Zusätzlich zu einem Textsortenwandel zeichnen sich inzwischen Grenzen bei der Handhabung der Mails ab: Mails werden teilweise durch die vielfach große Menge an zu bewältigenden Texten als Last wahrgenommen, die täglich bei schwindender Trennung von "Arbeit" und "Freizeit" zu bearbeiten ist. Hervorgerufen wird dies durch eine einfach zu nutzende, niedrigschwellige Übertragungsart, die eine Menge an gleichwertig scheinenden, teilweise dialogischen Texteinheiten generiert, die gelesen und verstanden werden müssen. Dies wirft neue Fragen in Bezug auf die sprachliche Identitätskonstruktionen im betrieblichen Alltag, auf dialogische Einheiten, Diskursarten und in Bezug auf Sicherheitsfragen auf.