Margarete Maurer: Hirnforschung, Geschlechterkampf und Politik im 19. Jahrhundert und aus heutiger Sicht, in: Wechselwirkung, Februar 2000, S. 49–58. (original) (raw)

" Kathrin Peters, Raetselbilder des Geschlechts – Koerperwissen und Medialitaet um 1900. 232 Seiten, Broschur, zahlr. Abb. ISBN 978-3-03734-091-2. € 25,90/CHF 39,00."

Sudhoffs Archiv. Zeitschrift fuer Wissenschaftsgeschichte, 2012

„Rätselbilder des Geschlechts“ ist die zur Publikation überarbeitete Fassung der Dissertation der Autorin, welche im Jahr 2007 von der Philosophischen Fakultät III der Humboldt Universität zu Berlin angenommen worden ist. Unter der Betreuung von Christina von Braun und Susanne von Falkenhausen ist die vorliegende Arbeit der Braunschweiger Medienhistorikerin Kathrin Peters zu weiten Teilen im Berliner DFG-Graduiertenkolleg „Geschlecht als Wissenskategorie“ entstanden. Es liegt somit auch nahe, dass die primäre Ausrichtung dieses Buchs epistemologischer Natur ist und die Autorin danach fragt, welchen wissenschaftshistorischen, überzeugenden und sinnbildenden Wert die Fotografien des Geschlechts – sowohl "sex" als auch "gender" – im medizinischen, anthropologischen und soziologischen Diskurs am "Fin de Siècle" eingenommen haben: „Was hat eine Aktfotografie Wilhelm von Gloedens mit Zeichnungen von extrahierten Geschlechtsorganen zu tun? Was die Studiofotografie eines >Mannweibs< vor romantischem Prospekt mit der vielspaltigen Tabelle sexueller Zwischenstufen? Oder die Künstleranatomie des Anthropologen Gustav Fritsch mit dem Röntgenbild eines Beckens, das Rudolf Virchow zur Begutachtung vorlag? Ikonografisch und medientechnisch kaum etwas, epistemologisch sehr viel“ (S. 21). Ihre sprachlich schön zu lesende Studie, die mit dem als „Verstreute Körper, Verstreute Bilder“ (S. 7) überschriebenen ersten Abschnitt eingeleitet wird, basiert auf der Analyse einer Vielzahl von Einzelfotografien und -zeichnungen, fotografischen Sammlungen, Zeitschriftenartikeln und Kongressberichten, die in einem weitgefassten Sinne aus dem narrativen Diskurs der zeitgenössischen Medizin und verwandter Wissenschaftsbereiche über die Frage der Geschlechterkategorisierung, der Bedeutung der biologischen und psychologischen Einordnungs- und Testmöglichkeiten sowie dem Problem der sozialen Integration „abweichender Sexualtypen“ hervorgegangen sind.

Gelehrsamkeit und Geschlecht. Das Frauenstudium zwischen deutscher Universitätsidee und bürgerlicher Geschlechterordnung (1865–1918) (= Wissenschaftskulturen. Reihe III: Pallas Athene, Geschichte der institutionalisierten Wissenschaft), Stuttgart 2022.

2022

Weshalb durften Frauen an deutschen Universitäten im internationalen Vergleich erst spät studieren? Wieso entbrannte in Deutschland um das Thema ein Streit, der ein halbes Jahrhundert andauerte? Und wie wurde eine Einigung erzielt? Mit Antworten auf diese Fragen fügt Andreas Neumann der Geschichte des Frauenstudiums ein wichtiges Kapitel hinzu. Seine wissenssoziologische Diskursanalyse steht auf breiter Quellenbasis und entschlüsselt Machtpotenziale beteiligter Interessengruppen sowie verhandelte Wissensbestände. Der Mixed-Methods-Zugang verbindet die qualitative Analyse von Deutungen und Narrativen mit der quantitativen Analyse von sozialen Strukturen. Dieser Ansatz geht über deskriptive Darstellungen hinaus, weil er Erklärungen liefert: Deutlich wird, wie sich die Männeruniversität dynamisch stabilisierte. Bei der Zulassung von Frauen zum Studium handelte es sich deshalb um keine reine Fortschrittsgeschichte. Es gelang der bürgerlichen Frauenbewegung zwar, die Bildungspolitik über die Öffentlichkeit zu beeinflussen – hier zeigt sich das deutsche Kaiserreich von seiner fortschrittlichen Seite. Grenzen dieser Modernität liegen jedoch in der Voreingenommenheit gegenüber "der akademischen Frau", die schon die "gläserne Decke" für Akademikerinnen im Wissenschaftsbetrieb erkennen lässt. Bei dem Buch handelt es sich um die aktualisierte und gekürzte Fassung meiner Dissertation aus dem Jahr 2020. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rezensionen von "Gelehrsamkeit und Geschlecht": - Andreas Becker, in: sehepunkte 22(2022), Nr. 10, URL http://www.sehepunkte.de/2022/10/37123.html - Volker Dotterweich, in: Das Historisch-Politische Buch 69 (2021), 1-2, S. 247-248, DOI: https://doi.org/10.3790/hpb.69.1-2.247 - Florian Mildenberger, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 70 (2022) 12, S. 1064-1066. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . [The admission of women to university studies. A Conflict History between the German University Idea and the Bourgeois Gender Order] - Why were women only allowed to study at German universities at a late stage? Why did a dispute flare up in Germany over this issue that lasted half a century? And how was an agreement reached? With answers to these questions, Andreas Neumann adds an important chapter to the history of women's studies. The sociological approach to the discourse uses numerous historical sources and reveals power potentials of involved interest groups as well as negotiated bodies of knowledge. The mixed-methods approach combines qualitative analysis of interpretations and narratives with quantitative analysis of social structures. This approach goes beyond descriptive accounts because it provides explanations: What becomes clear is how the men's university dynamically stabilized. The admission of women to university was therefore not a story of pure progress. It is true that the bourgeois women's movement succeeded in influencing educational policy via the public sphere - here the German Empire shows its progressive side. However, the limits of this modernity lie in the bias against academic women, which already reveals the unequal treatment of women in the academic world.

Margarete Maurer: Zum Politischen im Naturbezug der naturwissenschaftlichen Laborpraxis. Für eine Politik der Koproduktivität und des Dialoges, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft (ÖZP), 5. Jg., Nr. 2, Wien 1996, S. 151–168.

Sowohl von skeptischen NaturwissenschaftlerInnen als auch von Teilen der interessierten Öffentlichkeit wird eine ökologisch und sozial verantwortbare -nicht bloß »verträgliche« -Technik und Wissenschaft bzw. Forschungs-und Technologiepolitik verlangt. Gefordert wird -als Basis eines »Handelns im Einklang mit der Natur« ein entsprechender »alternativer« Ansatz, ein der Natur angepaßtes und den menschlichen Bedürfnissen angemessenes Modell oder Paradigma von Naturwissenschaft und Technik. Die Begründungen für solche Forderungen gehören inzwischen zu den Gemeinplätzen der umweltpolitischen Diskussion: Die Schädigung und Zerstörung von »Natur« bzw. »Mitwelt« sei gerade durch die gesellschaftliche Umsetzung des naturwissenschaftlich-technischen Wissens in die Praxis mitverursacht. Oder weitergehend: sie sei in den methodischen technologiebezogenen Verfahrensweisen und regulativen Prinzipien der naturwissenschaftlichen Erkenntnissuche angelegt. In welcher Weise und in welchem Ausmaß dies der Fall ist, und wie dabei die kausalen Verknüpfungen verlaufen oder verlaufen können, darüber bestehen harte Differenzen. Welche Auffassung vertreten wird, hat auch mit den jeweils eigenen Interessen zu tun: mit Forschungsinteressen bei WissenschaftlerInnen, mit Gewinnerwartungen bei Firmen, mit dem Interesse des eigenen Wohlergehens und Schutzes bei akut oder möglicherweise »betroffenen« KonsumentInnen und Arbeit-nehmerInnen. BürgerInnen-Initiativen vertreten das Ziel der Naturerhaltung und eines ökologischen Gleichgewichts als subjektives Interesse ihrer selbst und als objektives »der Natur«. Insbesondere werden die Möglichkeit und der Wille gefordert, »Kontextualität« zu berücksichtigen, also die praktische Involviertheit der naturwissenschaftlich-technischen Entwicklungen in ökologische und gesellschaftliche Prozesse. Es wird verlangt, deren Voraussetzungen sowie ihre Implikationen zu bedenken, abzuschätzen und zu bewerten, und zwar bereits in der Entstehungsphase eines Technologieweges, um so Konsequenzen für eben diese Entwicklung daraus ziehen zu können sowie gegebenenfalls eine Umorientierung 1 Dieser Beitrag wurde erarbeitet in Zusammenhang mit einem vom Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung unterstützten Habilitationsprojekt.

"Die Kontroverse zur Geschlechterparität"

Feministische Studien, November 2002. A l'invitation de l'Université de tous les savoirs (fondée par Yves Michaud), une synthèse des débats sur la parité, en 2000, l'année où le gouvernement français s'implique par une loi "favorisant l'égal accès des femmes aux titres et fonctions". Ce texte reprend "la controverse des sexes: le cas de la parité", 2001, republié dans le recueil "A côté du genre, sexe et philosophie de l'égalité", (2010), PUF Quadrige 2022.

REVIEW Boka En, Sabine Grenz Beate Kortendiek/Birgit Riegraf/Katja Sabisch (Hrsg.), 2019: Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden: Springer VS. 1556 Seiten. 149,99 Euro

Das Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung, herausgegeben von Beate Kortendiek, Birgit Riegraf und Katja Sabisch, ist derzeit das aktuelle deutschsprachige Handbuch der Geschlechterforschung. Es enthält 155 kurze Artikel, die sich über ins-gesamt sieben Themenbereiche erstrecken, zwei Bände füllen und gleichzeitig in Form einer Online-Ausgabe verfügbar sind. Es bietet einen multidisziplinären Überblick über die (überwiegend gesellschaftswissenschaftliche) Geschlechterforschung in Deutsch-land und im deutschsprachigen Raum. Insofern stellt das Handbuch einen Meilenstein dar, dessen Lektüre einen sehr weitgehenden Einblick in die Produktivität und Breite der derzeitigen Geschlechterforschung ermöglicht. Im ersten Teil "Debatten: hinterfragte Dualismen und neue Sichtweisen der Ge-schlechterforschung" wird eine Reihe von Dualismen besprochen, von "Mann-Frau" über "Natur-Kultur" bis hin zu "Ökonomisierung-Privatisierung" oder "Opfer-Täter". Der zweite Teil "Denkströmungen: theoretische und methodologische Grundlagen der Geschlechterforschung" orientiert sich an theoretischen und methodologischen Per-spektiven. Im dritten Teil "Disziplinen: fachspezifische Entwicklungen und fachkul-turelle Perspektiven der Geschlechterforschung" werden unterschiedliche disziplinäre Entwicklungen u. a. aus den Geschichts-, Fernseh-, Film-, Literatur-, Medien-, Politik-, Rechts-, Sport-und Wirtschaftswissenschaften vorgestellt.