Die unerfüllte Gemeinschaft und ihr Anderes – Eine explorative Untersuchung zur diskursiven Konstitution der Pegida-Bewegung (original) (raw)
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Protestforschung am Limit. Eine soziologische Annäherung an Pegida
Eine soziologische Annäherung an Pegida ipb working papers | Berlin, Februar 2015 Die ipb working papers werden herausgegeben vom Verein für Protest und Bewegungsforschung e.V. Sie erscheinen in loser Folge. Die Initiative für Protest-und Bewegungsforschung (ipb) hat eine Konsolidierung dieses Forschungsfeldes zum Ziel. Ihre Aktivitäten sind unter http://protestinstitut.eu dokumentiert. Alle Texte aus der Reihe sind auf dieser Internetseite abrufbar. Protestforschung am Limit
Prokla, 2015
Multiple Movements can be observed hitting the streets since 2014, which represent something new. Although these Movements are prima facie thematically very different, all share some common motives, which can be described as an actualization of folkish-nationalism. The Article focusses on the so called “Patriotic Europeans against the Islamization of the Occident” (Pegida) and tries first to put out the major motives, which are extracted from the speeches held at Pegida-manifestations. Secondly one motive will be traced back to the 1990s to show the development of conservativism and its rearrangement. It will be argued that the old conservative structure became disintegrated and it is renewal is based on folkish-nationalist believes. The new folkish-nationalist movements are a real threat of an open and plural society, not only because a new wave of violence against migrants and leftists takes place, but also because of a normalization of paranoid views of society and the enhancement of the possibilities of authoritarian-violent solutions to phenomena of crisis.
‚Paragesellschaften‘. Diskursive Verhandlungen sozialer Kohäsion
Paragesellschaften
Zum wissenschaftlichen Interesse an ‚Paragesellschaften' In den politischen und medialen Debatten seit den 1990er Jahren werden unter dem Schlagwort ‚Parallelgesellschaften' Fragen gesellschaftlicher Homogenität und Heterogenität kontrovers diskutiert. 1 Diese kreisen im europäischen Kontext vorwiegend um Phänomene wie Migration (besonders deutlich beispielsweise in Bezug auf die ‚Flüchtlingskrise' 2014/15 oder die Proteste in französischen banlieues 2005 und 2019) oder um die verstärkte Präsenz separatistischer Bewegungen (wie etwa der Brexiteers seit 2016 oder der katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter seit 2017). In diesen Diskussionen sind ‚Parallelgesellschaften' meist als Gefahr und Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt konzeptualisiert, sie fungieren als Indizien für den Eindruck eines Krisenmoments, für eine Sehnsucht nach kultureller Homogenität und sozialer Normativität, die sich in Reaktion auf gesellschaftliche Ausdifferenzierungsprozesse in Folge von Globalisierung, Neoliberalismus, Migration und Pluralisierung ausprägt (vgl. Hill 2015, 110; Yildiz und Hill 2015, 9). Die zunehmende lebensweltliche Komplexität wird von ‚besorgten Bürgern' oder ‚Wutbürgern' bisweilen als Bedrohung oder Entregelung wahrgenommen und lässt Rufe nach Kontrolle, kultureller Stabilität und sozialer Geschlossenheit laut werden. 2 Die Gesellschaftswissenschaften haben diese Konjunktur des Begriffs ‚Parallelgesellschaften' in den letzten Jahren vielfach aufgegriffen; in der Soziolo
Weil die Mitte in der Mitte liegt. Die Deutung Pegidas und das Extremismus-Paradigma
Pegida als Spiegel und Projektionsfläche Wechselwirkungen und Abgrenzungen zwischen Pegida, Politik, Medien, Zivilgesellschaft und Sozialwissenschaften., 2017
Erschienen In: Heim, Tino [Hrsg.] (2017) Pegida als Spiegel und Projektionsfläche. Wechselwirkungen und Abgrenzungen zwischen Pegida, Politik, Medien, Zivilgesellschaft und Sozialwissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften Die Debatte um die Verortung von Pegida wurde, besonders in Sachsen, vor dem Hintergrund des Extremismus-Paradigmas geführt, das in Sachsen ein dominantes Deutungsschema für den Umgang mit politischem Dissens darstellt. Allerdings bleiben Erklärungs- und Deutungsversuche von Pegida auf Basis der Extremismustheorie unzureichend – sie können nur wahlweise Extremismus attestieren oder eine diffuse Mitte beschwören. Pegida wird gegen „antidemokratische Extremist*innen“ als „normale demokratische Mitte“ definiert. Tatsächlich erfüllt solches Reden über Pegida die Funktion, rassistische und nationalistische Inhalte zu verharmlosen, zu normalisieren und damit unkri- tisch in das Feld des demokratischen Diskurses und des legitimen Handelns zu integrieren. Diese Funktionen erfüllt das Extremismus-Paradigma generell. Die Debatte zeigt erneut die Widersprüchlichkeit des Extremismus-Paradigmas sowie dessen etatistischen und elitären Demokratiebegriff.
Skandalisieren, stereotypisieren, normalisieren. Diskurspraktiken der Neuen Rechten aus sprach- und literaturwissenschaftlicher Perspektive. Hamburg: Buske, 2021
Im Diskurs der Neuen Rechten verschränkt sich der Anti-political-correctness-Diskurs mit einem Metadiskurs über den öffentlichen Diskurs in der Bundesrepublik. An dessen Zustand wird fortwährend Kritik geübt, wobei einerseits die Bedeutung eines umfassenden und vielstimmigen öffentlichen Diskurses betont wird und andererseits behauptet wird, dass der öffentliche Diskurs in der Bundesrepublik so nicht verfasst sei, weil politisch rechte Propositionen und Stimmen von linksliberalen hegemonialen Gruppierungen an der Teilhabe am Diskurs gehindert würden. Mit diesem Metadiskurs sind neurechte Anliegen verknüpft, d.h. dieser so grob umrissene Metadiskurs wird von Neuen Rechten perpetuiert und richtet gegen aus deren Sicht Linke oder Linksliberale, die angeblich in der Bundesrepublik an den Schalthebeln der Macht sitzen und nicht zuletzt als Gatekeeper der öffentlichen Debatte fungieren. Es scheint daher lohnenswert, den Metadiskurs über den öffentlichen Diskurs aus den Reihen der Neuen Rechten gezielt nachzuzeichnen. Diesem Versuch widmet sich der vorliegende Beitrag. Er beruht auf einem Korpus aus Beiträgen in zwei zentralen Publikationen der Neuen Rechten, Junge Freiheit und Sezession, in denen das Wort Diskurs vorkommt und auf einer korpusbasierten Analyse der Kontexte, in denen das Wort Diskurs verwendet wird. Besonderes Augenmerk gilt der räumlichen Konzeptualisierung von Diskurs und der Verknüpfung mit Schlüsselwörtern aus dem Anti-political-correctness-Diskurs, in dem diese ebenfalls auftritt.