T. Bachnetzer, Lavezabbau am Pfitscherjoch in den Zillertaler Alpen, Nordtirol. Ausgraben – Dokumentieren – Präsentieren. Jahresbericht des Instituts für Archäologien 2013 (Innsbruck 2014) 40-41. (original) (raw)
Related papers
Zusammenfassung Lavez, unter anderem auch Steatit, Speck-, Seifen-, Topf- oder Ofenstein genannt, wird wegen seiner leichten Bearbeitbarkeit und Feuerfestigkeit seit dem Neolithikum als Rohstoff für verschiedenste Gegenstände wie etwa Gussformen, Gefäße, Ofenplatten, oder auch Schmuck eingesetzt. Lavezlagerstätten fi nden sich weltweit, auch in den Alpen. Im Rahmen des Interreg-IV-Projektes „Pfi tscherjoch grenzenlos“ zwischen Nord- und Südtirol gelang es in den Jahren 2012 und 2013 am Pfi tscherjoch auf Nordtiroler Seite insgesamt 9 Lavezbrüche zu dokumentieren. Die Fundsituation ist österreichweit bislang einmalig. Die Abbauspuren zeigen sich in Form von teils kreisrunden bis zu 50 cm großen Vertiefungen sowie oberfl ächlichen Pickel- und Meißelspuren. Durch die geringe Humusbildung in den hochalpinen Lagen können zudem in den Halden der Brüche halbfertige und beschädigte Rohlinge an der Oberfl äche ausfi ndig gemacht werden. Meist handelt es sich hierbei um am Ort des Abbaus hergestellte Vorformen für Gefäße und Gefäßdeckel, die anschließend an anderer Stelle mit Hilfe von wasserkraftbetriebenen Drechselbänken zu den jeweiligen Endprodukten weiterverarbeitet wurden. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Begriff Lavez und die Flurbezeichnung Lavitzalm wahrscheinlich demselben Wortursprung zu Grunde liegen. Die zeitliche Einordnung von acht der neun Lavezbrüche erweist sich aufgrund der noch nicht erfolgten archäologischen Ausgrabungen bislang als schwierig. Dennoch war es möglich einen der Brüche sowie eine holzkohleführende Schicht mit zwei Lavezgefäßfragmenten bei einem überhängenden Fels ins Frühmittelalter zu datieren. Summary Soapstone, also known as steatite or soaprock, has been used since Neolithic times. It is easy to work and resistant to fi re, making it ideal for everything from moulds, vessels and stove plates to jewellery. Soapstone mining sites are found around the world, including in the Alps. Between 2012 and 2013, as part of the Interreg IV project “Pfi tscherjoch grenzenlos” between North and South Tyrol, researchers managed to document a total of nine soapstone mining sites on the North Tyrolean side of the Pfi tscherjoch ridge, near the Lavitzalm. This fi nd is unique in Austria. Depressions of up to 50 cm, some of which are circular, as well as superfi cial traces of picks and chisels are evidence of mining activity. The low density of top soil in high alpine locations also means that half-fi nished and damaged objects discarded onto the rock waste pile can be easily discovered on the surface. These are mostly rough models of vessels and lids which were then milled into fi nished products at other locations using water-driven milling machines. A soapstone core, a waste product from making a soapstone vessel, found near the top of the ridge indicates that soapstone products were made here. As well as rough models, a number of half-fi nished slabs have also been found. These may have been used in soapstone ovens or raw moulds. It is also interesting that the nearby Lavitzalm probably takes its name from the German word for soapstone, ‘Lavez’. As archaeological excavations have not yet taken place, it has so far proved very diffi cult to date eight of the nine soapstone mining sites. Two 14C-dated charcoal samples from the waste site at site number 7 as well as a wide range of soapstone vessel fragments from the nearby ‘Abri 2’ site have been dated to the early Middle Ages (7th century AD).
Das Silbertaler Winterjöchl im Bereich der Alpe Fresch bildet einen natürlichen und mit 1.945 m Höhe relativ nieder gelegenen alpinen Übergang vom Vorarlberger Silbertal im Montafon ins Nordtiroler Schönverwall. Die Gegend ist geprägt durch ausgedehnte Weideflächen, kleinere Gebirgsseen und leichte Geländeerhebungen, die ideale Voraussetzungen für eine prähistorische als auch historische Nutzung darstellen. (Abb. 1) Die im Sommer 2014 durchgeführten archäologischen Geländebegehungen sowie Ausgrabungen zeigen eindeutig auf, dass dieses Gebiet schon seit der Prähistorie aufgesucht und somit seit Jahrtausenden vom Menschen beeinflusst wird. Vor allem überhängende Felsen, auch Abris genannt, die vor Wind und Wetter schützen sollten, wurden bevorzugt als Lagerstellen ausgewählt. In der Regel stehen solche Fundplätze vielfach mit Jagdaktivitäten von mittelsteinzeitlichen Wildbeutern oder hochalpiner Weidenutzung und/oder Almwirtschaft in der Bronze-und Eisenzeit in Verbindung. Wie die archäologische Hochgebirgsforschung im Alpenraum der letzten Jahre zeigt, wurden im Laufe der vergangenen Jahrtausende meist auch die kleinsten Felsdä-Abb. 1: Die Alpe Fresch im hinteren Silbertal würde ideale Bedingungen für eine prähistorische Nutzung bereits ab der Mittelsteinzeit bieten. Links unten Abri 4. Foto: Bachnetzer, Neuhauser. Abb. 2: Kartierung der im Bereich der Alpe Fresch dokumentierten überhängenden Felsenblöcke. Kartengrundlage: Land Vorarlberg, VOGIS. Kartierung: Thomas Bachnetzer.