Johannes Heinrichs, Kimbern im östlichen Vorfeld der Belger, ZPE 171 (2009), 277-299 (original) (raw)

Vor der Nordwestfront des Legionslagers Vindonissa Vorbericht zur Ausgrabung Windisch-Königsfelden 2016 ( V.016.1 )

Starting with the large-scale excavation Windisch-Königsfelden 2016 (V.016.1) located near the main building of the Psychiatric Services of Canton Aargau (PDAG), this paper will discuss the new structures in the northwest of the legionary camp. After summarizing the state of research and the key questions for the area at hand, the paper will then address the chronological sequence of the camp’s defence system with a special focus on the ditch situated farthest away from the camp. Furthermore, the remains of the psychiatric hospital dating to the late 19th century will be presented. These belong to the northern wing of the main building, which was built between 1868 and 1872. This large building stands testimony to the early psychiatry in Canton Aargau and will thus receive an adequate appraisal.

J. Heinrichs, Wanderungen versus Genozid. Einheimische Verbände im nordgallischen Raum unter römisch bestimmten Rahmenbedingungen, in: G.A.Lehmann/R. Wiegels (eds.), "Über die Alpen und über den Rhein", Berlin et al. 2015, 133-163, 407-408

2015

Einheimische Verbände im nordgallischen Raum unter römisch bestimmten Rahmenbedingungen Für Thomas Fischer (Köln) zum 25.9.2014 Verschiebungen größerer Bevölkerungsgruppen 103/2 v. -15 n. Chr. 1 Sie waren keine Seltenheit.2 Damit einher ging der Zerfall politischer Einheiten und die Entstehung neuer Verbände: Namen verschwanden, andere traten neu hervor, die Menschen überlebten in den meisten Fällen. Genozid im Wortsinn -verstanden als systematische, auf Vollständigkeit zielende physische Eliminierung ganzer Verbände -fand, soweit für uns nachvollziehbar, nicht statt, auch dann nicht, wenn unsere Quellen dies behaupten. Verluste in Schlachten und unter der Zivilbevölkerung dürften allerdings erheblich gewesen sein.3 1 Eine ausführliche, mit Karten, Abbildungen, Tabellen und Literaturhinweisen versehene Darstellung, die in Teilen die hier behandelten Entwicklungen abdeckt, ist jüngst erschienen: Heinrichs 2013. Der leicht erreichbare Text erlaubt es, hier eine Kurzfassung zu geben, um die argumentativen Linien klarer hervortreten zu lassen. -Für Hilfe auf unterschiedlichen Ebenen danke ich U. Klöppel, Aarbergen sowie D. Kossmann und G. Weiler, beide Köln. 2 Wolters 1990, 175 ff.; ders. 2000, 162 ff. 3 Verwiesen sei beispielshalber auf Angaben zu Verlusten der Nervier 57 v. Chr. (Gall. 2.28.1 sq.): prope ad internecionem gente ac nomine Nerviorum redacto … ex sescentis ad tres senatores, ex hominum milibus LX vix ad quingentos qui arma ferre possent sese redactos (Caesar ist vorsichtig genug, dies Gesandten der Nervier in den Mund zu legen; tatsächlich kann sich der Verband 54 am Ambiorix-Aufstand beteiligen -Gall. 5.38.3 -und 52 an der Erhebung des Vercingetorix-ib. 7.75.3) und unter Usipeten/Tenkterern (ib. 4.15.3): (Germani) reliqua fuga desperata magno numero interfecto reliqui se in flumen praecipitaverunt atque ibi timore, lassitudine, vi fluminis oppressi perierunt. nostri ad unum omnes incolumes perpaucis vulneratis ex tanti belli timore, cum hostium numerus capitum quadrigentorum triginta milium fuisset, se in castra receperunt (Caesar behauptet nicht etwa, dass die Gesamtzahl beider germanischer Verbände (430.000) identisch sei mit den Opfern der Schlacht -suggeriert dies aber -, während auf römischer Seite überhaupt niemand fällt). Nimmt man Caesars Zahlen ernst und lässt sich von seiner Sprache beeindrucken, so führt dies unweigerlich zu Problemen, auch an vielen anderen Orten, es sei denn, die gallischen Druiden hätten Erfahrungen mit Drachenzähnen besessen und γηγενέες (A.R. 3.1354 ff.) heraufbeschwören können oder, wie Deukalion (und Pyrrha), andere Arten von Erdgeborenen mit Felsstücken gesät (vgl. Ov. met. 1.260 ff.). Bei der Angabe feindlicher Verluste verdient Caesar umso weniger Glauben, je martialischer seine Sprache wird, nur: im allgemeinen findet er Glauben! Schätzungen der Opfer des gesamten Gallischen Kriegs sind insofern m.E. überhöht, etwa bei Jehne 2008, 70 und Will 1992, 96 ff. Caesar soll hier überhaupt nicht entschuldigt,

Die livländische Chronik des Hermann von Wartberge

Die Deutschordenschronik Hermanns von Wartberge, ein livländisches Geschichtswerk aus dem 14. Jahrhundert, wurde bei der Erforschung der altlivländischen Chronistik ziemlich vernachlässigt. Die Gründe dafür sind augenfällig: Sie ist inhaltlich eher knapp und sprachlich einfach. In ihren ausführlicheren Teilen umfasst sie lediglich einen Zeitabschnitt von gut zwanzig Jahren und stellt auch hier nicht viel mehr als eine kurzgefasste Liste von Kriegszügen dar.

Nives Doneus (Hrsg.), Das kaiserzeitliche Gräberfeld von Halbturn, Burgenland

Das römerzeitliche Gräberfeld Halbturn I gehörte damals zum westlichen Teil Pannoniens; die antike Großstadt Carnuntum befand sich etwa 30 km entfernt. Das Gräberfeld wurde durch systematische Ausgrabungen vollständig untersucht, was für diese Region eine Besonderheit darstellt. Das Fundmaterial belegt eine Variabilität des Grabbrauchs, erkennbar an der Positionierung der Bestattungen und der Bestatteten sowie dem unterschiedlichen Aufwand, der in die Anlage der Gräber investiert wurde. Diese Merkmale hängen einerseits von der jeweilige zeitliche Epoche (2.-5. Jh.) ab, andererseits von der persönliche Stellung der Verstorbenen (bedingt durch Sterbealter, Geschlecht und körperliche Beeinträchtigungen). Außergewöhnlich sind vor allem die zahlreichen Säuglings- und Kindergräber. Neben der archäologisch-typologischen Auswertung bietet die Monographie wichtige Einblicke in das damalige Leben: So ist beispielsweise ein Kindesamulett das bislang älteste Zeugnis jüdischen Glaubens in Österreich. Ernährungsweise, Krankheiten und Verletzungen – ob durch landwirtschaftliche Tätigkeiten oder häusliche Gewalt verursacht – werden ebenfalls ausführlich dargestellt, daneben stehen Überlegungen zu Tierzucht und -haltung, Kultur- und Wildpflanzen, Steinmonumenten usw. Und nicht zuletzt bietet die Fundstelle, die im Vorfeld durch Luftbildarchäologie, geophysikalische Prospektion und systematische Feldbegehungen erfasst wurde, zahlreiche weitere Erkenntnisse über die zugehörigen landwirtschaftlichen Betriebe.