Un-/Sichtbarkeit nach Jean-Luc Marion (original) (raw)
(Nicht-) Sichtbarkeit in Barthélémy Toguos „Road to Exile“
Kunstgeschichtliches Journal für Studentische Forschung und Kritik, 2017
Barthélémy Toguos Installation Road to Exile entstand 2008 und wird aktuell im Pariser Museum Cité de l'histoire de l'immigration gezeigt. Ihr Aufbau ist schnell erklärt: Gezeigt wird ein schlichtes Holzboot, beladen mit bunten Stoffbündeln, unterwegs auf einem Meer aus Glasflaschen (Abb. 1). Es wird sich zeigen, dass Toguos Installation trotz, vielleicht aber auch mit Hilfe ihrer betonten Einfachheit, vielschichtige Themen berührt. In Zeiten, in denen Bilder überfüllter Boote in den Medien an der Tagesordnung stehen und das Thema von Flucht und Migration eines der präsentesten ist und zugleich enorm polarisiert, ist die Installation in der Lage bei Betrachtenden eine Vielzahl an Erinnerungen, Assoziationen, Emotionen und Gedanken hervorzurufen. Toguo thematisiert mit seiner Installation Road to Exile die Frage nach Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit gesellschaftlich marginalisierter Gruppen-hier geflohener Menschen. Warum trotz der durchaus großen Ähnlichkeit der beiden Themenkomplexe Reise und Flucht in Toguos Installation die Assoziation mit dem Thema Flucht überwiegt, wird anhand einer Untersuchung seiner visuellen Strategien gezeigt. Dies führt zur Frage nach Sichtbarkeit beziehungsweise Unsichtbarkeit in Toguos Werk und den Implikationen dieser Problematik in Bezug auf marginalisierte Gruppen-in diesem Fall geflüchteter Menschen. Es wird sich zeigen, dass Barthélémy Toguos Road to Exile mit seiner schlichten Komposition und der reduzierten Ästhetik das vielschichtige und sensible Thema von Flucht und vor allem der Repräsentation geflohener Menschen geschickt umsetzt und
Elisabeth Kornhofer oder das Spiel mit der Un-/Sichtbarkeit
DOAJ (DOAJ: Directory of Open Access Journals), 2021
Nutzungsbedingungen Terms of use Dieses Dokument steht unter folgender Creative Commons-Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de-Sie dürfen das Werk bzw. den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen sowie Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes bzw. Inhaltes anfertigen, solange Sie den Namen des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise nennen.
Vom Sichtbarmachen des Unsichtbarwerdens – vom Unsichtbarmachen des Sichtbarwerdens
Hermeneutische Blätter
Dass Geschichten, in denen von den Erscheinungen des Auferstandenen erzählt wird, mit visuellen Aspekten arbeiten, mag auf der Hand liegen. Überraschendes Sichtbar-und Unsichtbarwerden gehört wohl wesenhaft dazu. Trotzdem fällt in dieser Hinsicht eine Erscheinungsgeschichte ganz besonders auf, nämlich die Erzählung von der Erscheinung des auferstandenen Christus auf dem Weg nach Emmaus in Lukas 24. Die visuelle Spannung von Sichtbar-und Unsichtbarwerden in Lukas 24 Jesus gesellt sich zu zwei Jüngern, die auf dem Weg von Jerusalem zu einem Dorf namens Emmaus sind. Kaum hat die Begegnung stattgefunden, fällt auch der erste visuelle Kommentar des Erzählers: «Doch ihre Augen waren gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten.» (V. 16) 1 Die gehaltenen Augen sehen ihn also, aber erkennen ihn nicht, oder anders gesagt: Er erscheint den Jüngern sichtbar, aber seine eigentliche Identität bleibt ihnen verborgen, unsichtbar. Im Markusevangelium hatte Jesus diese Spannung auch bereits thematisiert, in Anlehnung an Jesaja 6, 9-10: Denen, die draussen sind, hiess es dort, werde alles in Gleichnissen erzählt, «damit sie sehend sehen und nicht erkennen». Aufgrund dieses Nichterkennens nimmt nun die Geschichte für den Leser, der ja weiss, wer sich da zu den zwei Jüngern gesellte, eine ironische Wendung. Auf die Frage, was sie denn für Worte miteinander wechselten, antwortet der eine der Jünger dem Auferstandenen: «Du bist wohl der Einzige, der sich in Jerusalem aufhält und nicht erfahren hat, was sich in diesen Tagen dort zugetragen hat.» (V. 18) Der Nichtsahnende vermutet, der Unbekannte habe von all dem, was sich zugetragen hat, nichts erahnt, und dabei war ja gerade dieser Unbekannte im Zentrum dieses Geschehens! Das Missverständnis 1 Ich zitiere die Geschichte nach der in diesem Jahr erschienenen revidierten Fassung der Zürcher Bibel, Zürich, Genossenschaft Verlag der Zürcher Bibel beim TVZ, 2007.
FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und Visuelle Kultur, 2008
Der folgende Text will einen politischen Impuls aufgreifen, der in Forderungen links-aktivistischer identitätspolitisch argumentierender Zusammenhänge nach „Mehr Sicht-barkeit!“ eingelassen ist (z.B. Frauenarbeit sichtbar machen! Migrantinnen als Protagoni-stinnen sichtbar machen! Leute, die mit HIV/Aids leben, sichtbar machen!).1Um diesengegen Missachtung und epistemische Gewalt gerichteten politischen Impuls aufzugreifenund für das Feld der Visualität und die Produktion von Bildern nutzbar zu machen, bedarfes verschiedener Arten der Aufmerksamkeitsverschiebung. So wird mein Text vorschla-gen, dass die Rückübersetzung des politischen Topos Sichtbarkeit in das Feld der Visuali-tät zunächst einer Erhöhung der eher geringen Aufmerksamkeit bedarf, die der politischeGebrauch der Figur „Mehr Sichtbarkeit“ den komplexen Prozessen visueller Bedeutungs-produktion zukommen lässt. Das bedeutet auch, den enormen Ambivalenzen des Modusder Sichtbarkeit Beachtung zu schenken. Lohnend ist in diesem Zusammenhang zudemeine Revision zweier verwandter, vor allem zu Beginn der 1980er Jahre geführter bildpoli-tischer Diskussionsstränge: der Debatte um positive oder negative Bilder und der Diskus-sion um stereotype Darstellungen – unter der Vorraussetzung, dass deren abbildlogischePrämissen in Richtung eines konstruktivistischen/semiotischen Repräsentationsbegriffsverschoben werden. Diese Art von Aufmerksamkeit für die Wirklichkeitseffekte derFor-mender Bedeutungsproduktion schließlich ermöglicht, grundsätzlicher über den Zusam-menhang zwischen der Produktion ideologischer Vorherrschaft und der Durchsetzungspezifischer ästhetischer Formen nachzudenken.
Über Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten
Zeitschrift für junge Religionswissenschaft, 2021
Der Duden bestimmt Sichtbarkeit unter anderen als »den [Grad der] Erkennbarkeit« (Duden 2021). Wenn sich dieser Beitrag-vor dem Hintergrund unserer gemeinsamen Arbeit im Projekt Mapping Religionswissenschaft-einer Reflexion der sechs produzierten Videos 1 der Fachvertreter*innen widmet, dann stellt das Ziel weder eine umfangreiche Darstellung noch eine Lobesrede auf die produzierten Clips dar. Vielmehr sollen nur bestimmte Aspekte herausgegriffen und reflektiert werden, die uns während der Produktion und nachwirkend beschäftig(t)en.
Vom Sichtbarmachen des Unsichtbaren - vom Unsichtbarmachen des Sichtbaren
2007
Dass Geschichten, in denen von den Erscheinungen des Auferstandenen erzählt wird, mit visuellen Aspekten arbeiten, mag auf der Hand liegen. Überraschendes Sichtbar-und Unsichtbarwerden gehört wohl wesenhaft dazu. Trotzdem fällt in dieser Hinsicht eine Erscheinungsgeschichte ganz besonders auf, nämlich die Erzählung von der Erscheinung des auferstandenen Christus auf dem Weg nach Emmaus in Lukas 24. Die visuelle Spannung von Sichtbar-und Unsichtbarwerden in Lukas 24 Jesus gesellt sich zu zwei Jüngern, die auf dem Weg von Jerusalem zu einem Dorf namens Emmaus sind. Kaum hat die Begegnung stattgefunden, fällt auch der erste visuelle Kommentar des Erzählers: «Doch ihre Augen waren gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten.» (V. 16) 1 Die gehaltenen Augen sehen ihn also, aber erkennen ihn nicht, oder anders gesagt: Er erscheint den Jüngern sichtbar, aber seine eigentliche Identität bleibt ihnen verborgen, unsichtbar. Im Markusevangelium hatte Jesus diese Spannung auch bereits thematisiert, in Anlehnung an Jesaja 6, 9-10: Denen, die draussen sind, hiess es dort, werde alles in Gleichnissen erzählt, «damit sie sehend sehen und nicht erkennen». Aufgrund dieses Nichterkennens nimmt nun die Geschichte für den Leser, der ja weiss, wer sich da zu den zwei Jüngern gesellte, eine ironische Wendung. Auf die Frage, was sie denn für Worte miteinander wechselten, antwortet der eine der Jünger dem Auferstandenen: «Du bist wohl der Einzige, der sich in Jerusalem aufhält und nicht erfahren hat, was sich in diesen Tagen dort zugetragen hat.» (V. 18) Der Nichtsahnende vermutet, der Unbekannte habe von all dem, was sich zugetragen hat, nichts erahnt, und dabei war ja gerade dieser Unbekannte im Zentrum dieses Geschehens! Das Missverständnis