Klassiker der praktischen Philosophie (Syllabus) (original) (raw)

Klassiker der Technikphilosophie (Syllabus)

2020

Wie etwa Affen oder Raben gebrauchen und entwickeln Menschen Werkzeuge. Das menschliche Denken, Handeln und Fühlen wirken durch den Gebrauch von Artefakten. Wenn Menschen sich zusammenschliessen, um solche Artefakten zu entwickeln, entstehen Maschinen, die viel komplexer sind, als es ein einzelner Mensch alleine nachvollziehen oder konstruieren könnte. So setzten diese menschengemachten Dinge die Menschen selbst unter Anpassungsdruck: Die Einzelnen müssen ihr Leben nach den Anforderungen der Artefakte ändern. Die Geschichte der Menschen und die Geschichte der von ihnen entwickelten Dinge verflechten sich. Die Artefakte werden aktiv und die Menschen artifiziell. Die Arbeiter am Fliessband werden mehr und mehr durch Roboter ersetzt, Soldaten auf dem Schlachtfeld durch Drohnen; durch Klamotten, Kosmetik und chirurgische Techniken performieren Menschen ihr Geschlecht; die Algorithmen von Facebook, Instagram, Twitter und Tinder gestalten alltägliche Interaktionen mit, ersetzen somit Artefakten des öffentlichen Raumes wie Cafés oder Kirchen und vielleicht sogar die des privaten Raumes wie das Wohn-oder Schlafzimmer; in Gestalt des Smartphones tragen die Menschen nunmehr die Stadtbibliothek in ihrer Tasche, und zwar in einer Weise, die nur noch schwer vom Leib des Einzelnen zu trennen ist. Die Technikphilosophie ist vor etwa eineinhalb Jahrhunderten als geistige Reaktion auf diese Geschichte entstanden. Der Ermittlung der Geschichte dieser jungen philosophischen Disziplin gilt dieses Seminar.

Krise der Kritik? (Syllabus)

Soll es der Anspruch der Sozialwissenschaften und der Philosophie sein, Kritik an der Gesellschaft zu üben? Wenn ja, was heisst es, für sie «kritisch» zu sein? Im ersten Teil des Seminars wenden wir uns der Erörterung dieser Frage anhand der Lektüre von Klassikern der kritischen Sozialphilosophie und Soziologie zu. Diese Einstellung, dass Kritik ein massgebliches Anliegen der Philosophie und der Sozialwissenschaften sei, ist jedoch unlängst radikal in Frage gestellt worden. Im zweiten Teil des Seminars werden solche «postkritische» Diagnosen einer Krise der Kritik diskutiert, die in den letzten Jahrzenten an Einfluss gewonnen haben. Diese werfen kritischen SozialwissenschaftlerInnen vor, sich voreingenommen auf ihren Gegenstand zu beziehen, die kritisierten Zustände zu reproduzieren und sich über soziale Akteure zu stellen. Schliesslich werden mögliche gegenwärtige Lösungsansätze auf die «Krise der Kritik» erwogen: Wie kann sich die Sozialwissenschaft ihrem Gegenstand kritisch aber ohne anfänglichen «Verdacht» annähern? Wie kann die wissenschaftliche Sozialkritik sich eher als eine Teilnehmerin an der gemeinschaftlichen Bewältigung sozialer Probleme denn als eine übergeordnete richterliche Instanz verstehen? Kann die Gesellschaftskritik soziale Akteure ermächtigen statt sie zu verurteilen?

Die Natur der Ethik (Syllabus)

In diesem Seminar werden zeitgenössische „neoaristotelische“ oder „naturalistische“ Ansätze in der normativen Ethik kritisch untersucht. Ein wichtiges Thema dabei wird die ethische Signifikanz der Natur, der menschlichen Natur und des Verhältnisses des ethisch Handelnden zur spezifisch menschlichen Lebensform sein, wobei eine besondere Empfase in dieser Debatte auf die Unterscheidung zwischen der „ersten“ und der ethischen Wesen eigentümlichen „zweiten“ Natur gelegt wird. Die im Seminar zu diskutierenden Ansätze gehen von der doppelten Voraussetzung aus, dass (a) die praktische Vernunft eine natürliche Fähigkeit gewisser Lebewesen darstellt, die mit anderen Fähigkeiten (wie etwa die Sinnen oder der aufrechte Gang) vergleichbar ist, und dass (b) solche Fähigkeiten, egal ob sie richtig oder falsch gebraucht werden, Funktionen unserer „Lebensform“ darstellen. Überdies impliziert die ethische Erforschung der Natur- und Lebensbegriffe manches über die Natur der Ethik selbst, weswegen ein zweiter Problemkomplex im Seminar in der Ermittlung der Stellung des ethischen Handelns in der Natur sein wird.

Praktische Syllogismen bei Aristoteles

Archiv Fur Geschichte Der Philosophie, 2008

Complete survey of passages in Aristotle that have been used in interpreting Aristotle's so-called Practical Syllogism (PS). Three different contexts in which one could speak of a PS are distinguished: (i) human deliberation, (ii) the illustration of the triggering cause of animal motion, (iii) the teleological ex post explanation of human action. It is argued that: (i) is genuine, but non-deductive reasoning that does not immediately result in action/motion, whereas (ii) is not reasoning proper, but a mere analogy with deductive reasoning. It is concluded that the idea of there being a ‘practical’ kind of reasoning that implies motion is alien to Aristotle’s philosophy of nature. Finally, the relation between (i) and (ii) in Aristotle’s theory of animal motion is discussed.

Das praxisphilosophische Kernkonzept heute

Das praxisphilosophische Kernkonzept heute, 2023

Der Autor von "Solidarische Praxis in Allianz mit der Natur" wirkte von 1971 bis 2007 als Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Kassel. Er arbeitete intensiv auf dem Feld einer dialektischen Praxisphilosophie und wirkte durch internationale Tagungen als Promotor der bedeutenden, an Marx anschließenden Denkströmung einer Philosophie der Praxis. Die vorliegende Auswahl von Artikeln zielt darauf, den dialektisch-praxisphilosophischen Kern im Denken von Marx als aktuell wegweisende und „menschheitsgeschichtlich“ bedeutende „kritische Philosophie gesellschaftlicher Praxis“ herauszuarbeiten und fortzuführen. Die Besprechung der Publikation bestätigt, dass Marx gerade jetzt in diesem Sinne wiederzuentdecken sei und stellt Fragen zur Fortentwicklung und Konretisierung des weltphilosophischen Praxiskonzepts .

Adorno: Philosophische Versuche (Syllabus)

Das Wort „Essay“ stammt aus dem Wort „Versuch“ (essai, saggio, exagium). Versuch wiederum hängt mit Experiment (experimentum) und somit auch mit Erfahrung (experientia) zusammen. Adornos Philosophie, so erklärt ihr Autor selbst, ist eineder Erfahrung, als Kritik soll sie "ungegängelte Erfahrung“ ermöglichen (Negative Dialektik). Seine Essays sind somit unmittelbar exemplarisch für die Form seiner Philosophie — einer Philosophie, die gegen das System drängt, das Nichtidentische möglichst gewaltfrei zum Ausdruck zu bringen sucht. Der Essay wird zur vornehmlichen Form des Antisystematischen, des zugleich Vernünftigen und Widerspenstigen an der Philosophie. Im Seminar werden Essays von Adorno zur Philosophie, Gesellschaft, Kultur, Literatur, Musik und Erziehung gelesen und diskutiert sowie mit der Form des Essays experimentiert. So wird das Seminar durch konkrete soziale und kulturelle Fallanalysen (etwa zu Jazz oder Freizeit) zu grundlegenden metaphilosophischen Fragestellungen durchdringen.