Als Musik und Kunst dem Bildungstraum(a) erlagen. Vom (Neu-)Humanismus als Leitkultur, von der "Wissenschaft" der Musik und von anderen Missverständnissen. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2016 (original) (raw)
Related papers
Schläbitz, Norbert: Zur Menschwerdung. Musikalische Situationen bei Günther Anders, 2022
Klappentext: Nicht jede Alltagssituation mit Musik ist zwangsläufig auch eine musikalische Situation. Woran aber bemisst sich dieser Unterschied? Das ist eine musikpädagogisch bisher wenig beleuchtete und zugleich phänomenologisch wie musikästhetisch relevante Frage, deren wissenschaftlicher Aufarbeitung in diesem Buch nachgegangen wird. Als Referenztheorie dienen dabei Günther Anders’ Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen (1930/31), die in inter- und transdisziplinärer Herangehensweise rezipiert werden. Dabei werden philosophische, musikästhetische und musikpädagogische Diskurse produktiv verknüpft. Dies führt zu einer kritischen Fundierung der musikalischen Situation als einer theoretisierten wie praktizierten, deren musikpädagogisches, bildendes Potenzial ausgehend von folgender These erschlossen wird: Musikpädagogik heißt, musikalische Situationen in das Zentrum ihrer ästhetischen, wissenschaftlichen und ethischen Praxen zu stellen. Aus der Einleitung von Christoph Khittl zum Beitrag von Norbert Schläbitz: Norbert Schläbitz als bekanntlich scharfer Kritiker gegenwärtiger wie vergangener Bildungsideen und Bildungsideale könnte auch als ein Vertreter der Cancel Culture bezeichnet werden. Im Unterschied zur aktive betriebenen Tilgung von kulturellen Gütern und Werten, die immer schon als deren Kehrseite die Barbarei in sich tragen, vertraut Norbert Schläbitz auf die faktische Kraft des Verschwindens und Vergessens von als kanonisch weitergegebenen Kulturgütern quasi Desinteresse der nachfolgenden Generationen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Schläbitz in Günther Anders primär den stockkonservativen Bildungsbürger sieht, dessen kultureller Horizont auf die großen Kunstwerke beschränkt bleibt. Dies ist freilich eine legitime Zugangsweise, auch wenn sie das Potential verdeckt, das Norbert Schläbitz in seiner umfangreichen und gründlichen Anders-Studie selbst erschließt und zugänglich macht. So bietet der Aufsatz von Norbert Schläbitz reichhaltige Anknüpfungspunkte auch für andere, vom Autor abweichende Interpretationen oder Argumentationen. Schläbitz zum Inhalt seines Beitrages: Ausgehend von der als Habilitation geplanten, aber nicht angenommenen Schrift "Philosophische Untersuchungen über musikalische Situationen" (1930/31) von Günther Anders wird die der Schrift zugrunde gelegte Idee auf ihre Gegenwartsrelevanz befragt und auf aktuelle Bildungsprozesse hin bedacht.
Schläbitz, Norbert: Das "kollektive Gedächtnis" der Musik als "All-Inclusive-Canon". In: Gembris, Heiner/Herbst, Bianca/Herbst, Sebastian/Sander-Steinert, Kristin (Hg.): Musik erleben - erforschen - vermitteln. Begegnungen mit Thomas Krettenauer. Münster (Lit) 2024., 2024
Obwohl öfters bestritten wird, dass es noch einen Kanon gäbe, er wirkt als ungeschriebene Liste, beherrscht den Musikunterricht fundamental. In dem Beitrag wird erläutert, worin seine Existenz gründet und wie er überwunden werden kann, indem der Kanon als All-Inclusive-Liste neu formuliert wird. Paradox gesprochen, ist es ein dann Kanon, der nicht exkludiert, was bislang charakteristisch für einen jeden Kanon ist. Er inkludiert jede Musik und ist doch exklusiv.
Musikpädagogik. Politik. Staat. Eine Erkundung
Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik (ZfKM), 2023
Wie politisch ist die Musikpädagogik? Dass Pädagogik grundsätzlich unpolitisch sei, dass sie also mit Politik in keinerlei Hinsicht etwas zu tun habe, wird heute kaum noch jemand behaupten. Auch eine tatsächlich unpolitische Musikpädagogik gibt es nicht, wie gerade am folgenreichen Selbstbetrug der Musischen Erziehung abzulesen ist, sie sei in einem nicht-oder besser: in einem vor-politischen Raum angesiedelt. Auch Musik selbst ist, wie Heinz Antholz 1979 herausgearbeitet hat, immer schon politisch, sobald sie als "res publica" erscheint, also als "öffentliche Sache", die sie nicht nur im Kontext des Musikunterrichtes ist (Antholz 1979, S.292). "Alle Musik", so Antholz, "ist mithin politisch, ohne damit zugleich politische Musik zu sein" (ebd.). Fraglich ist allenfalls, ob Pädagogik in einem, wie Wolfgang Fischer dies genannt hat, "distanztheoretischen" Sinn (Fischer 1992, S. 201) Politik aus Erziehung und Unterricht weitestgehend heraushalten sollte, nicht wegen prinzipieller Ablehnung oder Geringschätzung der Sphäre des Politischen, sondern weil das Politische nicht eigentlich Thema und Aufgabe von Erziehung und Unterricht sei-eine These, an der Fischer, gewiss kein Freund einer äußerlich "politisierten" Pädagogik, wenig gute Haare lässt (ebd., S. 201-205) 1. Als distanztheoretisch grundiert ist jedenfalls die Einleitung des Bandes Vorzeichenwechsel. Gesellschaftliche Dimensionen von Musikpädagogik heute von 2020 zu lesen, in der die Herausgeber:innen befinden: "Gegenwärtig (...) scheint Musikpädagogik mehr denn je in den Sog gesellschaftlicher und politischer Spannungsfelder zu geraten" (Berg, Lindmaier & Röbke 2020, S. 7). Lässt man sich auf diesen "Sog" ein, und das erscheint den Autoren und Autorinnen unausweichlich, so würde dies bedeuten, "dass es nicht mehr ausreicht, bewährte Verfahrensweisen und Denkmuster musikpädagogischer Arbeit allein um neue Zielgruppen und didaktische Paradigmen zu ergänzen. Es würde 1 Im hier zitierten Beitrag wendet sich Fischer kritisch gegen die von Klaus Schaller vertretene These einer ganz unumgänglichen "Verschränkung" (ebd., S. 193) von Pädagogik und Politik.
Vom Schreibtisch geräumt. Neues von der "Philosophy of Music Education"
In: Zeitschrift für Kritische Musikpädagogik (ZfKM), 2018
Sammelrezension von: Thomas A. Regelski: A Brief Introduction to A Philosophy of Music and Music Education as Social Praxis. New York & London: Routledge 2015 David J. Elliott & Marissa Silverman: Music Matters: A Philosophy of Music Education. Revised Edition. Oxford & New York: Oxford University Press 2014 Randall Everett Allsup: Remixing the Classroom: Toward an Open Philosophy of Music Education. Bloomington: Indiana University Press 2016