Zur Menschwerdung. Musikalische Situationen bei Günther Anders. In: Khittl, Christoph (unter Mitarbeit von Markus Hirsch): "In-Musik-sein" - die musikalische Situation nach Günther Anders. Interdisziplinäre Annäherungen in musikpädagogischer Absicht. Münster (Waxmann) 2022 (original) (raw)
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2019
Bereits diese knappe Annäherung an die Oratorientrilogie Schneiders lässt einige grundsätzliche Beobachtungen zu. Bezüglich des Schriftgebrauchs ist zunächst die abundante Verwendung des Johannesevangeliums zu konstatieren. Dieses vierte Evangelium wiederum enthält kaum Dramatik, weshalb Mayer innerhalb seiner Oratorientexte zur Dramatisierung auf die übrigen Evangelien zurückgegriffen hat. Die ergänzenden, frei gedichteten Nummern unterstützen die starke Kontrastbildung durch die Einführung der Unterweltmächte (Satan, Höllengeister) sowie die Ausgestaltung der Opposition von Dunkel und Licht sowie Gutem und Bösem. Die Oratorien dürften in ihrer theologischen Konzeption als Zeugnisse der Erweckungsbewegung des frühen 19. Jahrhunderts verstanden werden. Musikalisch weisen sie eine Reihe von Merkmalen auf, die typisch bereits für Schneiders Das Weltgericht sind. überdies ergeben sich bisweilen Verbindungen zu Händels Messiah. Die starken Kontrastbildungen sind kompositorisch deutlich ausgestaltet. Die Formenwahl insgesamt sowie die Satzweise der Chöre sind von großer Abwechslung geprägt, obschon sich teils gewisse Wiederholungen ergeben. Wie gezeigt wurde, lassen sich die einzelnen Teile der Kompositionen in Szenen untergliedern, wodurch sich eine durchaus schlüssige Binnenstruktur ergibt, welche wiederum die teils fehlende konkrete Handlung ersetzt. Die Verbindungslinien zwischen den Werken sind musikalisch dünn. Es ist der Chor der Engel, der den Bogen von der Geburts- zur Passionsgeschichte schlägt. Dass Schneider keine Werke in einem strengen kirchlichen Stil oder etwa für liturgische Kontexte geschaffen hat, dürfte aus den Bemerkungen zur Musik ebenso deutlich geworden sein.
Schläbitz, Norbert: Das "kollektive Gedächtnis" der Musik als "All-Inclusive-Canon". In: Gembris, Heiner/Herbst, Bianca/Herbst, Sebastian/Sander-Steinert, Kristin (Hg.): Musik erleben - erforschen - vermitteln. Begegnungen mit Thomas Krettenauer. Münster (Lit) 2024., 2024
Obwohl öfters bestritten wird, dass es noch einen Kanon gäbe, er wirkt als ungeschriebene Liste, beherrscht den Musikunterricht fundamental. In dem Beitrag wird erläutert, worin seine Existenz gründet und wie er überwunden werden kann, indem der Kanon als All-Inclusive-Liste neu formuliert wird. Paradox gesprochen, ist es ein dann Kanon, der nicht exkludiert, was bislang charakteristisch für einen jeden Kanon ist. Er inkludiert jede Musik und ist doch exklusiv.
Schläbitz, Norbert: Der Welt abhanden gekommen. Zur Relevanz von Musikunterricht im Zeitalter der Turing-Galaxis. In: Krettenauer, Thomas/Niegot, Adrian/Stange, Christoph/Zöllner-Dressler, Stefan (Hg.): Der Welt abhanden gekommen. Münster (Waxmann) 2024,
Wie ist in der Turing-Galaxis Musikunterricht möglich, der einerseits flexibel aktuell ist und bleibt und andererseits auch Orientierung bietet, also über den Tag hinausweist? Diesem Thema geht der Aufsatz nach. Kritisch hinterfragt wird dabei auch das oft sakrosankt gesprochenen Musizieren, in dem - unter welchem Namen es immer gerade musikpädagogisch zirkuliert - nur die musische Erziehung von einst sich spiegelt. Es liefert kaum ein zu vertretenes Erkenntnispotential. Statt dessen wird die Kognition rehabilitiert. Es werden verschiedene Strategien durchdekliniert und problematisiert, um schließlich theoretisch fundiert und für die Praxis umgesetzt einen Vorschlag zu unterbreiten, wie Musikunterricht heute aufgestellt sein müsste, um gegenwartsrelevant wirken zu können..
Umfang / Preis: 367 Seiten / 1 CD / EUR 59.95 Bernd Maubach unternimmt mit diesem Buch zu Heiner Müllers Hörspielästhetik den wichtigen und längst überfälligen Versuch, die Arbeit Müllers für das Medium des Rundfunks, insbesondere als Hörspielschreiber und -regisseur, aufzuarbeiten. Dabei zeigt er nicht nur auf, dass die bisher kaum beachtete Hörspielarbeit Müllers einer radikalen Neubewertung unterzogen werden muss (was Maubach mit dieser Arbeit leistet), sondern legt darüber hinaus dar, inwiefern gerade die Auseinandersetzung des Autors mit dem auditiven Medium die Formulierung ästhetischer Positionen des Dramatikers Heiner Müller vorbereitete bzw. teilweise sogar vorwegnahm. Die Grundthesen Maubachs sind, dass sich Müller entgegen der gängigen Meinung "sehr reflektiert mit dem Medium Radio und der Möglichkeit, dieses Medium als ein literarisches zu verwenden, auseinandersetzte" (24), und dass die Hörspielarbeit Müllers in ihrer Relevanz für seine Dramen-und Theaterkonzeption kaum zu überschätzen sei. Gleichzeitig betont Maubach, dass die Hörspiele als eigenständige mediale Produkte des Autors gesehen werden müssten und nicht, wie bisher geschehen, einfach seiner Dramatik zuzuordnen seien.
Ist Humboldts Bildungsideal heute noch relevant? »Nein«, argumentiert Norbert Schläbitz. Den Humboldt’schen Bildungshumanismus versteht er nämlich als wirkmächtige Ideologie ohne Realitätsbezug, die zu Ignoranz, Arroganz und Ausgrenzung führt. Am Beispiel der Musikwissenschaft zeigt der Autor, wie eine vermeintliche Fachdisziplin der Vorstellung vom Mehrwert der Künste erliegt, an wissenschaftlicher Ungenauigkeit krankt und selbst zur ideologischen Überhöhung ihres Gegenstands beiträgt. Diese Streitschrift beschränkt sich jedoch nicht auf die Kritik, sondern zeigt auch Wege zur Veränderung auf: Schläbitz plädiert für ein transhumanistisches Bildungskonzept, das die Relevanz der Künste für die Persönlichkeitsbildung infrage stellt und den Blick lieber auf das Neue und Fremde richtet. The new humanist education after Humboldt still has a good name today. The book shows that the effects intended for the education humanism do not have any realistic solid background. Instead she appears as an influential ideology which excludes and which arranges the less good qualities. It is shown at the example of the music how the discipline has contributed to the ideological excess. Furthermore it is shown how the discipline of music has succumbed to the fantastic ideas of its own for the music and how her documents are carried by a lack of scientific character. The writings of die discipline are often more fiction and poetry than science. Despite of all criticism the book shows ways to the change. The book operates linguistically trenchantly for the purpose of a clear clarification of the thoughts. It sees itself as a major essay and as a polemics. Who wants to give education, kowledge and the arts a chance has to be adopted by educational humanism.