Säkularisierung des šarʿ - Islamisches Recht im Kontext tribaler Rechtswirklichkeit (original) (raw)

Die Säkularisierung des Exodus

2019

Widerstand gegen Unterdrückung und Ausbeutung wird durch physische Abscheu, theoretischen Widerspruch und in einem großen Maß durch Mythen über eine machbare Befreiung animiert. Der Exodus der Israeliten aus Ägypten ist einer der ältesten bekannten Berichte über eine erfolgreiche Überwindung von Sklaverei und Genozid. Ungeachtet der Frage, ob die Befreiung tatsächlich so geschehen ist, wie es im Pentateuch überliefert ist, hat die Erzählung dieser mythischen Ereignisse Generationen von Menschen darin bestärkt, gegen Knechtschaft aufzubegehren und ein gerechteres Leben zu suchen. Seit der Aufklärung wurde dieser Mythos verweltlicht, um seine Ausstrahlung für Menschen jedes Glaubens und Unglaubens sichtbar zu machen. Diese Arbeit untersucht die Frage, auf welche Weise in den letzten hundert Jahren der Exodus zum Verständnis der conditio humana und zur Förderung humanistischer Werte herangezogen wurde. Es wird gezeigt, welche Bedeutung der Mythos des Auszugs der Israeliten aus Ägypten als hermeneutisches Modell für die Psychoanalyse, als Stoff für die Kunst, als Strategie für die Politik und als Narrativ für die Philosophie hat. Sigmund Freud untersucht den Mythos, um die verdrängten Ursachen der Entwicklung von Religion und Ethik offenzulegen und zu verstehen, warum Menschen sich der rationalen Zivilisierung ihrer Neigung zu Gewalt, Eifersucht und Selbstaufgabe widersetzen. Thomas Mann erzählt den Exodus auf eine entzaubernde und ironische Weise nach, um vor vermeintlichen Rettern zu warnen und um dem Kniefall der Deutschen vor der barbarischen Perversion sozialistischer Ideale entgegenzuwirken. Michael Walzer skizziert anhand des Gebrauchs und Missbrauchs des Exodus durch historische revolutionäre Bewegungen, wie eine zeitgemäße, am Exodus orientierte, Politik aussehen könnte. Paolo Virno zieht Fragmente des Mythos heran, um die Vereinnahmung des gesellschaftlichen Aufbruchs der 60er und 70er Jahre zu beschreiben und um politisches Vermögen im Zeitalter des späten Kapitalismus auszuloten. Diese säkularen Interpretationen belegen, warum der Exodus nach wie vor dazu inspiriert, sich für eine gerechtere und freiere Gesellschaft einzusetzen, und warum er nicht nur als Narrativ, sondern auch als Warnung und Vorbild erinnert werden sollte.

Hebräisch: Ist die Politisierung einer Sprache deren Säkularisierung?

In diesem Text versuche ich die verschiedene Prozesse, die die Hebräische Sprache durchging zu identifizieren und eine bestimmte Politisierung hinzuweisen. Ein Aufbau einer neuen Polis fordert den Aufbau eines neuen Logos. Wo geht das alte Logos wenn ein neues wird aufgebaut? In drei Kapiteln suche ich nach der verlorenen Sprache, um sie überhaupt als das eine unerreichbare Singularität zu finden. In seinem Essay „Über Sprache überhaupt und über die Sprache des Menschen“ analysiert Walter Benjamin die biblische Geschichte des Ursprungs der Sprache und die Verwirrung der menschlichen Sprache, der Sündenfall und die Geschichte Bavels wie sie bei Benjamin auftauchen, betrachte ich als die erste Politisierung, die Erfindung von Gut und Böse. Gerschom Scholem schreibt an Franz Rosenzweig sein apokalyptisches Gefühl von der gesprochene Zionistische Hebräisch auf die Straßen Jerusalems in einem Brief, den später von Jacques Derrida post-mortem gelesen wurde. Die Mehrsprachigkeit des Briefs selbst, sowie des Textes von Derrida, ist die Säkularisierung, die existiert auf eine dialektische Ebene – existiert – nicht-existiert, „facon de parler“, wie es Scholem nennt. Als dritte Haupttext benutze ich einen weiteren Brief, diesmal von der Jüdische Französische Schriftsteller Marcel Cohen an den Spanischen Maler Antonio Saura, wobei Cohen über seine persönliche Verlust der Sprache, der Mutter-Sprache, der Judeo-Espagnole, schreibt. Da suche ich nach persönliche Politisierung oder die Einflüsse der Politisierung einer Sprache auf die kleinere (oder größere) Skala des Ich. Mein Konklusion bezieht sich auf alle drei, auf mich selbst als Migrant in Deutschland und als Person, deren Muttersprache vollkommen politisiert ist, sowie auf den von mir geschriebenen Text selbst.

Untersuchungen Zu Šarī a-Rechtlichen Entwicklungen Der Gegenwart I

Arabica, 1980

Ein Rechtsgutachten (fatw�) über das Chininverbot im Islam VON MIKLOS MURANYI IN einer Sendung des agyptischen Fernsehens im Februar 1976 wurde der Mufti von Agypten gayb Muhammad Hatir gefragt, ob das Trinken von Chinin 1eine dort verbreitete Behandlungsart von Appetitlosigkeit, Grippe u.d.nach den Vorschriften des islamischen Rechts erlaubt oder verboten sei. Die Frage wurde erst eine Woche spdter von dem ehemaligen Mufti des Landes Sayh Mablff in der Freitagsausgabe der agyptischen Tageszeitung al-Ahrdm vom 20.2.1976 unter der lberschrift «Das Chinin ist verboten» (al-kina haram) beantwortet. Zur Begrfndung dieser Entscheidung werden neben Sur. 5,90-91 uber das Weinverbot einige bekannte Prophetenhadate fber das allgemeine Alkoholverbot zitiert. Unter Berufung auf die von Chemikern eingeholten Auskfnfte weist Sayh Mahluf noch darauf hin, daB das Ferro-Chinin in dieser verftussigten Form etwa 30-40 % Alkohol beinhaltet. Dann fahrt er fort und sagt: «demnach ist es also offensichtlich; das Chinin ist Wein (al-kina bamrun) und daher rechtlich verboten. Eine kleine Menge davon ist genauso verboten, wie eine gro0e. Wenn man jedoch behauptet, man nehme es fiir medizinische Zwecke (li-agradin tibbiyya), so hat der Gesandte Gottes gesagt: 'Gott hat die Genesung meiner Gemeinde nicht in einem (Mittel) bestimmt, was er ihr verboten hat' ». Zwei Monate spdter, am 23.4.1976 bestdtigte Muhammad Hatir die Richtigkeit dieser Entscheidung in der Ahrdm mit dem Hinweis auf 2 Siehe z.B. die Koranexegese von Muhammad Muhammad 'ABD AL-LATIF aus dem

Zum Stand der maqāṣid aš-šarīʿa in den rechtsmethodologischen Überlegungen vor aš-Šāṭibī (gest. 1388)

Zeitschrift für Recht & Islam, 2017

Dieser Beitrag geht der Fragestellung nach, wie das Konzept von maqāṣid vor aš-Šāṭibī (gest. 1388) thematisiert wurde. Es wird untersucht, wie Vordenker die Absichten der Scharia wahrgenommen und im Rahmen von uṣūl al-fiqh behandelt haben. Diese Behandlung wird anhand der Überlegungen der Rechtsmethodologen al-Ǧuwainī (gest. 1085), al-Ġazālī (gest. 1111) und Ibn ʿAbd as-Salām (gest. 1262) durchgeführt. Diese Auswahl begründet sich damit, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Konzept der maqāṣid geleistet haben. Für die Abhandlung werden jene Schriften dieser Gelehrten analysiert und aufgegriffen, die mit dem Konzept von maqāṣid zu tun haben. Im Bedarfsfall wird einschlägige Sekundärliteratur herangezogen. Ziel dieses Beitrags ist es, begriffliche Klarheit zu schaffen und die historische Diskussion um die maqāṣid in jener frühen Phase zu erörtern.

Zwischen Säkularisierung und religiöser Vitalisierung

2014

Einleitungder Vergleich des Religiösen in Deutschland und Polen Hier das religiös hochvitale Polen, dort das religiös lauwarme Deutschland, hier die konfessionell homogene Hochburg der Katholiken, dort die religiös pluralistische Landschaft eines seit der Reformationszeit konfessionell gespaltenen Landes, das durch die Einwanderung von Immigranten aus der ganzen Welt religiös immer noch vielfältiger wird, hier der politisch selbstbewusste Katholizismus, der einem diktatorischen System erfolgreich getrotzt hat, dort ein durch die sozialistische Vergangenheit massiv geschwächter Protestantismus, der sich auch nach dem Zusammenbruch des totalitären Regimes nicht zu erholen vermochte-lassen sich die religiösen Verhältnisse in Polen und in Deutschland überhaupt vergleichen? Die religiöse Signatur zweier Gesellschaften dem Vergleich auszusetzen, erfordert Feingefühl und Entschlossenheit, Differenzierungsvermögen und den Mut zur Verallgemeinerung, Sinn für Unterschiede und Verständnis für Ähnlichkeiten. Es handelt sich um ein außerordentlich vielschichtiges und facettenreiches Unterfangen, einen solchen Vergleich vorzunehmen. Und dieses Unterfangen wird nicht einfacher, wenn man bedenkt, dass die religiösen Landschaften eine Fülle an "Besichtigungsorten" aufweisen, in sich regional und sozialstrukturell differenziert sind, mit Hilfe unterschiedlicher Methoden der empirischen Sozialforschung analysiert und von unterschiedlichen theoretischen Ansätzen her interpretiert werden können, und wenn der Vergleich, wie in unserem Fall, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen Wissenschaftstraditionen und-kulturen vorgenommen wird. Doch es lohnt sich, sich dieser Herausforderung zu stellen, denn es ist der Vergleich, der ein Verständnis des Eigenen, der Besonderheit, des Unverwechselbaren eröffnet. Durch den Vergleich erst können die Spezifika eines Falles herausgearbeitet, Vorurteile aufgebrochen, scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage gestellt werden. Gleichzeitig kann aber auch die Erkenntnis von Gemeinsamkeit das Ergebnis des Vergleichs sein. Vielleicht ist manches, das man als charakteristisch für die eigene Kultur, das eigene Land, die eigene Region angenommen hatte, gar nicht so einzigartig wie bislang unterstellt und steht möglicherweise sogar in einem beschreibbaren Zusammenhang mit dem, von dem es sich abgrenzt. Auch wenn der Vergleich lohnt, so ist er deswegen nicht einfach oder gar frei von Voraussetzungen. Überprüfbare Theorien müssen genauso zur Verfügung stehen wie Referenzpunkte des Vergleichs. Nicht die einfache Deskription und Länderbeschreibung kann das Ziel sein, vielmehr müssen Kategorien oder Fragestellungen gefunden werden, entlang derer verglichen werden kann (siehe Lauth/Pickel/Pickel 2009). Dies ist gerade angesichts der verbreiteten Skepsis gegenüber universalistischen Betrachtungsweisen, wie sie aus kulturwissenschaftlichen Zugängen resultieren, nicht unproblematisch. Entsprechend muss man den Vergleich mit Behutsamkeit und methodologisch reflektierter Umsicht vornehmen und vorschnelle Generalisierungen vermeiden.