Zwischen solidarischem Handel und ungleichem Tausch: Zum Südhandel der DDR am Beispiel des Imports kubanischen Zuckers und äthiopischen Kaffees. In: Journal für Entwicklungspolitik 30, 3 (2014): 48–67 (original) (raw)

Handel und Solidarität: Die Beziehungen der DDR mit Angola und São Tomé und Príncipe unter besonderer Berücksichtigung des Austauschs ‚Ware-gegen-Ware‘ ca. 1975 - 1990

2018

Basierend auf DDR-Archivalien und Zeitzeugen-Interviews bietet die vorliegende Masterarbeit eine vergleichende Untersuchung der Handelsbeziehungen der DDR mit zwei ehemaligen portugiesischen Kolonien—Angola und São Tomé und Príncipe—im Kontext der globalen Systemkonkurrenz während des Kalten Kriegs. Als Mitglied des sozialistischen Lagers unterstützte Ost-Berlin die pro-Marxistischen Regime in beiden Ländern bei ihrer Machtkonsolidierung nach der politischen Unabhängigkeit 1975. Angetrieben durch die explodierenden Rohstoffpreise für Kaffee und Kakao Ende der 1970er-Jahre schloss die devisenknappe DDR mit den Regierungen von Angola und São Tomé und Príncipe komplexe Handelsabkommen zum „gegenseitigen Vorteil“ nach dem Prinzip „Ware-gegen-Ware“ ab, die mit anderen Instrumenten von „anti-imperialistischer Solidarität“—wie der Personalentsendung—verwoben waren. Dabei wird deutlich, wie sich angolanische VerhandlerInnen der regierenden MPLA mit der DDR auf ein umfangreiches Programm zur Sicherung der angolanischen Kaffeeernte einigten. Aus der DDR entsandte „FDJ-Brigadisten“ assistierten in allen Bereichen der Kaffeegüterkette und reparierten die nach Angola exportierten ostdeutschen LKW W50. Im Fall von São Tomé und Príncipe erreichten VerhandlerInnen der regierenden MLSTP angesichts drastisch fallender Kakaopreise Anfang der 1980er-Jahre für das mit Abstand wichtigste Exportgut des kleinen Inselstaats eine mehrjährige Preisbindung über dem Weltmarktpreis. Mit Hilfe eines ostdeutschen Regierungskredites wurde eine Getränkefabrik und Ziegelei errichtet. Unter besonderer Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Ausformungen des Austauschs „Ware-gegen-Ware“ analysiert diese Arbeit Motive, „beiderseitige Vorteile“ sowie strukturelle Defizite und Problemstellen der bilateralen Ost-Süd-Kooperation und kommt zu dem Ergebnis, dass die politischen Beziehungen der personalen Akteure darin eine wichtige Rolle einnahmen. Mit Blick auf ostdeutsche, angolanische und sãotomeische Strategien zeigt die Arbeit Handlungsspielräume auf und betont die Verschränkung ökonomischer und politischer Interessen im Zeitalter der globalen Systemkonkurrenz. Schließlich werden Faktoren für den kontinuierlichen Produktionsrückgang in beiden ex-Kolonien aufgezeigt, die sich aufgrund hoher Verschuldung und externen Drucks ab Mitte der 1980er-Jahre immer stärker den westlichen Ländern zuwandten. ##################################################################################### Based on GDR archival records and oral history interviews, this thesis offers a comparative examination of trade relations between the German Democratic Republic (GDR) and two former Portuguese colonies—Angola and São Tomé and Príncipe respectively—within the context of the global rivalry of political systems during the Cold War. As part of the socialist bloc, East Berlin gave considerable support to the pro-Marxist regimes in both countries which sought to consolidate their rule after achieving political independence in 1975. Fuelled by the GDR’s manifest need to retain its scarce foreign currency reserves in the face of skyrocketing commodity prices for coffee and cocoa in the late 1970s, the governments of Angola and São Tomé and Príncipe agreed on complex trade agreements of „mutual benefit“ with direct commodity exchanges on a barter basis (Prinzip „Ware-gegen-Ware“), that were accompanied by other forms of “anti-imperialist solidarity“, such as dispatching personnel. Apparently, Angolan negotiators of the ruling MPLA came to terms with the GDR on a comprehensive assistance package to safeguard the Angolan coffee harvest. The GDR dispatched „Friendship Brigades“, which assisted with all parts of the coffee commodity chain and repaired the East German W50 trucks, that were exported to Angola. In the case of São Tomé and Príncipe, negotiators of the ruling MLSTP secured long-term fixed prices above the world market price for the small island states‘ most important export commodity amidst rapidly deteriorating prices for cocoa in the early 1980s. An East German government loan facilitated the construction of a brewery and a brick factory. Paying particular attention to these differing forms of direct commodity exchanges (Prinzip „Ware-gegen-Ware“), this thesis analyses motives, the „mutual benefit“ as well as structural shortcomings and failures of bilateral East-South-cooperation, showing that the political relationship of the protagonists played an important role therein. The emphasis on East German, Angolan and São Toméan strategies underlines room for manoeuvre, and stresses the entanglement of economic and political interests during the era of global system competition. It concludes by demonstrating which factors influenced the continuous production decline in both ex-colonies. Driven by rising debt and external pressure they increasingly oriented themselves towards the western countries from the mid-1980s onwards.

Globalisierungsprozesse vor Ort. Die Interdependenz von Produktion, Handel und Konsum am Beispiel „Kaffee“ zur Zeit des Kaiserreichs

Comparativ, 2007

During the second half of the nineteenth century, coffee became one of the world’s most valu-able internationally traded commodities. As such it underwent a transformation in European countries from a product of luxury to a product of mass consumption. The article focuses on the question how the interdependence of production, trade and consumption in a globalizing world affected local coffee consumption and trade in imperial Germany. Therefore the article examines processes of homogenization and differentiation, by taking a look at the international coffee trade in Hamburg, national trade and mass consumer culture, the political dimension of coffee consumption and the images connected with coffee. Rischbieter argues that the rela-tionship between globalization and homogenization is more complicated than often assumed. Globalization implies both a process of homogenization and of differentiation.

Divide et libera! Vorschlag für einen Tauschhandel in der Kosovofrage (2008)

War die Verhaftung von Radovan Karadžić im August 2008 der Tatbeweis dafür, dass sich in Serbien etwas Grundsätzliches verändert hat? Die Kommentatoren sind sich uneinig. Während die einen die "sanfte Macht" der EU am Werk sehen, deren Anreize zu einer Neuorientierung der Eliten geführt habe, schreiben andere misstrauisch von einer "angeblich pro-europäischen Regierung". 1 Die Skepsis gegenüber guten Nachrichten aus Serbien scheint so tief eingefleischt, dass positive Entwicklungen unterbewertet werden. Doch die Bildung einer proeuropäischen Koalitionsregierung unter dem parteilosen Ökonom Mirko Cvetković ist ein Meilenstein. Er bedeutet, dass es von nun an sehr unwahrscheinlich ist, dass Serbien seine europäische Orientierung aufgibt. Die Zeit der "Schicksalswahlen" ("Moskau oder Brüssel?" -"Vorwärts nach Europa oder zurück in nationalistische Isolation?") ist vorbei.

Die deutsche Afrikapolitik: Erneuerung einer ungleichen Zusammenarbeit?

Études de l'IFRI, 2021

German Die deutsche Afrikapolitik zeichnet sich in den vergangenen Jahren durch internationale Initiativkraft und den Anspruch einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“ aus. Dabei deutet der Blick auf Machtkonstellationen in den Kooperationen darauf hin, dass entgegen des eigenen Anspruchs Ungleichheiten reproduziert statt aufgebrochen werden. Ein historischer Blick auf deutsch-afrikanische Beziehungen zeigt, dass das koloniale Erbe die Zusammenarbeit bis heute stark prägt. Die Erörterung gegenwärtiger Konfigurationen und Akteur*innen der deutschen Afrikapolitik ergibt ein mäßig koordiniertes Mosaik von Vorhaben, das sich auch nach geopolitischen Interessen richtet. Als zentrale innenpolitische Legitimation für deutsche Vorhaben offenbart sich der Imperativ der Migrationsminderung, der menschenrechtlich problematisch ist. Richtungsweisend ist zudem eine Außenwirtschaftsförderung unter marktliberalen Gesichtspunkten, die auf lokaler Ebene polit-ökonomische Risiken mit sich bringt. Die zukunftsträchtige klimapolitische Zusammenarbeit ist gegenwärtig durch deutsche Transformationsvisionen dominiert, während in kulturpolitischen Vorhaben Ansätze selbstkritischer Partnerschaftlichkeit sichtbar werden. Der Beitrag schließt mit praktischen Perspektiven emanzipatorischer deutsch-afrikanischer Kooperationen. Englisch In recent years, Germany’s Africa politics have been characterized by proactive international initiatives and the claim for a "partnership at eye level". However, a look at the power constellations of its cooperation indicates that inequalities are – contrary to Germany’s own claims – rather reproduced than reduced. A historical account of German-African relations shows that the colonial legacy still strongly shapes cooperation today. A consequent discussion of current configurations and actors in Germany’s Africa policy reveals a moderately coordinated mosaic of schemes that is geared to geopolitical interests. The imperative to reduce migration is revealed to function as the central domestic legitimization for German engagements with African states, having problematic implications for human rights. Another hallmark is the promotion of Germany’s businesses through policies of liberalization, carrying political/economic risks on the local level. The promising cooperation on climate issues is currently dominated by German visions for transformation, while approaches of critical partnership are becoming visible in cultural policy projects. The contribution concludes with practical perspectives for emancipatory German-African cooperation.