Wissenschaftssprache zwischen sprachlicher Differenzierung und wissenschaftlicher Nationalisierung. Ein einleitender Essay (2014) (original) (raw)

Eine Wissenschaft – eine Sprache? Nationalismus, Internationalismus und Übersetzung in den Wissenschaften in der Habsburgermonarchie 1848–1918

Aleksandra Nuč, Michaela Wolf (eds.) Das habsburgische Babylon, 1848–1918. Wien: Praesens Verlag 2020, 2020

Nineteenth century Habsburg Empire witnessed the emergence of unprecedented multilingualism in science and scholarship. This fragmentation of assumed universality began through the demise of Latin and its replacement through German and French, and intensified through the development of national languages of science. Translation played a crucial role in this process, as many of the early scientific texts in Slavic languages were translations, but it also was regarded as vital in the breaching of the newly emerged communicational disarray. It was used to make knowledge available to local public, but at the same time to make knowledge published in local languages reach foreign public. Self-translation and „unsigned translation“ played important role in the affirmation that certain authors belonged to respective national communities. Finally, by looking at Habsburg translations we can address how asymmetries of power influence scholarly communication, which is a crucial issue in today's „global English“ time.

Die Differenz explizieren. Sprachformen gelehrter Judenfeindschaft im 16. Jahrhundert, in:Vernakuläre Wissenschaftskommunikation. Beiträge zur Entstehung und Frühgeschichte der modernen deutschen Wissenschaftssprachen, hg. v. Michael Prinz, Jürgen Schiewe. Berlin/Boston 2018, S. 47-85.

2018

Entwicklung war ein Element der innerjüdischen Reformbewegungen, Reaktion auf die schrittweise soziale und rechtliche Gleichstellung der Juden seit dem 18. Jahrhundert und Teil eines neuen Schubs einer Verwissenschaftlichung, die alle Lebensbereiche durchdrang. Sie war aber auch eine Absage an die Auseinandersetzungen mit dem Judentum durch christliche Gelehrte und Wissenschaftler der Vormoderne. Augenfällig ist dies etwa im dem späten 15. und 16. Jahrhundert gewidmeten Band der umfangreichen Geschichte der Juden des Historikers Heinrich Graetz (1891), der vernichtende Urteile über einen Großteil des zeitgenössischen die Juden betreffenden Schrifttums fällte. Es wäre leicht, diese Aussagen und Schriften über Juden und das Judentum als Beispiele für Pseudowissenschaft aus der Geschichte legitimer Wissenschaft auszuschließen. Verwiesen werden könnte auf die umgreifende Polemik, die die meisten der in der Vormoderne von Christen verfassten Texte zu dieser Thematik durchzog, auf deren mangelndes Bemühen, die andere Seite zu verstehen, die Tendenz, jüdische Aussagen und Handlungen in möglichst schlechtem Licht darzustellen, und schließlich auf die religiösen Vorannahmen, die dem Studium jüdischer Schriften und der Betrachtung jüdischen Lebens vorausgingen. Doch diese Perspektive wäre zu einfach, da sie sich einerseits an einem Wissenschaftsideal orientiert, das für die Vormoderne insgesamt unangemessen ist, und andererseits die Untersuchung von Zusammenhängen und Wechselwirkungen von vornherein ausschließt, die tatsächlich darauf hindeuten, dass die christliche gelehrte Judenfeindschaft nicht das Andere wissenschaftlicher Rationalität war. Belegt werden soll dies im Folgenden am Beispiel antijüdischer Schriften des langen 16. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen dabei Texte, die von Gelehrten, insbesondere von Theologen, verfasst wurden, sowie solche, die (auch) auf gelehrtes Publikum zielten. Im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert vollzogen sich zwei entscheidende Umstellungen im gelehrten judenfeindlichen Schrifttum: Erstens wurde der Buchdruck von judenfeindlichen Publizisten

Die Figurativität der allgemeinen Wissenschaftssprache des Deutschen

Linguistik Online

Academic discourse relies on a common register that reaches across disciplinary boundaries. This so-called common language of academia includes terms denoting common objects and actions of academic work in the fields of knowing, understanding and learning, of perceiving and observing, of designing and devising as well as of writing and speaking in their many different forms. In German academic discourse, this common register is highly figurative, often creating problems in bilingual contexts as well as during students’ acquisition of academic discourse. This paper presents an ongoing project to identify, describe and categorize the lexical dimension of this common language of academia by means of corpus-linguistic analyses. It presents operators to distinguish said register from non-academic German as well as discipline-specific discourse. Following these filtering procedures, the figurativity of the identified items is discussed in terms of their spatial-haptic, optical-visual, men...

Einleitung in den Thementeil: Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft

Studien Zur Deutschen Sprache Und Literatur, 2014

Trotz der Dominanz des Englischen als Lingua franca in der Wissenschaftskommunikation ist die Produktion von Wissenschaftstexten in anderen Landessprachen von großer Relevanz, da die Sprache nicht nur eine kommunikative, sondern auch eine kognitive Funktion hat. Es ist zwar nicht zu leugnen, dass englischsprachige Publikationen für die internationale Anerkennung von Wissenschaftlern sehr wichtig sind, aber das sollte nicht dazu führen, dass andere Wissenschaftssprachen durch das Englische ersetzt werden, weil dies die Gefahr der geistigen Verarmung mit sich bringen würde. Da Produktion und Bearbeitung neuen Wissens von den jeweiligen Wissenschaftssprachen und Wissenschaftskulturen geprägt sind, ist die Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft für die Fortsetzung der Denkvielfalt und für die Kreativität in der Forschung unverzichtbar. Interkulturelle und interlinguale Vergleiche von verschiedenen Text-und Diskursarten aus unterschiedlichen Sprachen können zur internationalen Verständigung und Förderung der Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft einen wichtigen Beitrag leisten.

Einleitende Bemerkungen : 'Kulturelle Differenz' aus wissenssoziologischer Sicht

2007

Was ist eigentlich darunter zu verstehen, wenn in einer globalen Welt von einem Aufeinandertreffen der Kulturen die Rede ist? Welche sozialen Prozesse laufen ab, wenn Konflikte zwischen den Kulturen oder gar Kulturkämpfe auftreten? Was wird postuliert, wenn umgekehrt der Ruf nach >Kosmopolitisierung< oder >Amalgarnierung< bzw. >Hybridisie-rung< von Kulturphänomenen laut wird? Auf diese und ähnliche Fragestellungen antworten die im Sammelband vertretenen Beiträge, die das Phänomen der >kulturellen Differenz< ausgehend von empirischen Erkenntnissen grundlagentheoretisch reflektieren. Es sind nicht »die Kulturen«, also die kulturellen Systeme selbst, die sich begegnen -sich begegnen können nur Menschen. Diese tragen immer schon die Erfahrungen des Andersseins gegenüber den begegnenden Individuen und deren sozialen Welten in sich. Verständigung ist allenfalls approximativ möglich. Viele Globalisierungstheorien setzen zu einseitig emphatisch bei der Wünschbarkeit von politisch-kultureller Verständigung und idealistisch überhöht bei kollektiven und übernationalen Fragen der Kosmopolitisierung an. Wir wollen das Augenmerk im vorliegende· n Band primär auf das Verstehen richten.