Trauma und Theorie.Die Sammlung Fittkau als Anliegen (original) (raw)
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Bei der brasilianischen Religion Umbanda – die sich im Bundesstaat von Rio de Janeiro am Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage von afrikanischen, indigenen und europäischen Religionen bildete – steht die Kommunikation mit Geistwesen im Zentrum, die an die brasilianische Geschichte erinnern. Seit den 1940er Jahren ist sie weltweit verbreitet und ab ca. 2010 auch im Zuge der transatlantischen sakralen Globalisierung im deutschsprachigen Europa angesiedelt. Dennoch ist ihre Ausbreitung bislang kaum erforscht. Inga Scharf da Silva schließt hier eine Forschungslücke, indem sie sich auf der Grundlage einer über fünfjährigen ethnologischen Feldforschung mit der spirituellen Gemeinschaft des Ilê Axé Oxum Abalô (auch Terra Sagrada genannt) befasst, die ihr Mutterhaus in den Schweizer Bergen im Kanton Appenzell verortet und mit sieben Ablegern in Graz und Wien, Zürich und Bern, Berlin und Cumuruxatiba in Brasilien ein überregionales Netzwerk bildet. Jedes Kapitel der Studie wird durch...
Traumata der Transition. Sammelband
Kultur - Herrschaft - Differenz, Band 20, 2015
Die Reaktionen auf unsere Einladung zur Konferenz – zu dem Humboldt-Kolleg Traumata der Transition im April 2013 in Dubrovnik – reichten von versteckter Scheu bis zu sanfter Empörung: Ich alsWissenschaftler, ich als Wissenschaftlerin soll nun meine persönliche Erfahrung und Sicht einbringen und reflektieren? Dabei handelte es sich bei den Geladenen fast durchwegsumeine jüngere, aufgeschlossene Generation von Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen, von denen wir eine gewisse Offenheit und Flexibilität auch einfordern zu können erhofften. Unsere Vorgabe, die eigene Involviertheit in den Forschungsgegenstand offen zu legen, empfanden viele als Zumutung, als Provokation, auf die sie geschickt mit Ausweichmanövern, theoretischen Digressionen und systemischen Schematisierungen reagierten. Dabei konnten sie selbst aber ziemlich rasch feststellen, dass sie sich mit einem solchen Lavieren und Taktieren schon mitten in der Reflexion ihres eigenen Tuns und ihrer eigenen Position im wissenschaftlichen Setting befanden. Je bewusster sie sich nun auf die Selbstreflexion einließen, desto besser konnten sie das eigene Forschungsinteresse und die eigene Forschungsmethode justieren und kontextualisieren. Die Frucht dieser interdisziplinären Kooperation liegt nun in Form dieses Bandes vor. Und wir sind nicht nur stolz auf die einzelnen Beiträge, sondern auch darauf, dass unser impertinentes Insistieren, die persönliche Sichtweise einzubringen, offen zu legen und zu reflektieren, letztlich auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Damit wurde möglich, was in der heutigen Zeit narzisstischer Einzelgänger für kaum mehr möglich gehalten wird: Wir begaben uns auf die Suche nach einem gemeinsamen Ziel. Wir kannten den Gegenstand ja zu Genüge, doch wir mussten uns aufeinander einlassen und konnten mit Genugtuung erfahren, dass selbst in disziplinärer Ferne oft Naheliegendes wieder anzutreffen ist.
Formen der Versunkenheit. Die Rolle der Traumanalyse im Frühwerk Eugen Finks
2020
Fink hat in seiner 1930 publizierte Dissertation Vergegenwärtigung und Bild den Gedanken ausgearbeitet, was es heißt, in eine Welt zu versinken, um auf diese Weisedie Besonderheiten des Unwirklichen herauszuarbeiten. Das Phänomen des Versinkens in eine Welt lässt sich am geeignetsten am Traum verdeutlichen. Das Phänomen des Traums eröffnet einen theoretischen Horizont für die Infragestellung der Wirklichkeit der faktischen Welt, indem es die Denkbarkeit aufzeigt, dass die faktische Welt sich als Traum einer anderen Welt herausstellen könnte. Dank dieses „erkenntnistheoretischen“ Arguments zeigt Fink mit dem Hinweis auf den Traum einen denkbaren Übergang von der vorgegebenen Welt in eine andere Welt. Diese „Transweltbewegung“ ist nicht nur eine willkürliche Spekulation, wie es beispielsweise ein rundes Viereck wäre, sondern bedroht transzendental die Selbstvertrautheit des Menschen. Wir möchten die These formulieren, dass der Weltglaube durch die denkbare Unwirklichkeit unserer vorgegebenen Welt relativiert wird, und versuche in dieser Arbeit, die transzendentale Instabilität des Weltglaubens zu artikulieren. Da das Subjekt der Transweltbewegung weder ein Mensch ist, der in der vorgegebenen Welt lebt – denn dieser geht an die extreme Grenze der vorgegebene Welt –, noch das transzendentale Subjekt in seiner Reinheit – denn auch dieses befindet sich immer noch in einem weltlichen Zusammenhang –, schlagen wir eine Untersuchung vor, die zeigen soll, dass die Transweltbewegung bezüglich des Innerweltlichen und des Außerweltlichen auf ein drittes Subjekt verweist.
Trauma - aus der Perspektive eines Psychoanalytikers. Eine Buchbesprechung [2011]
Phänomenal - Zeitschrift für Gestalttheoretische Psychotherapie, 2011
Summary in English (text in German): Mathias Hirsch is a specialist in psychiatry and psychotherapeutic medicine, psychoanalyst, group analyst, lecturer at the University of Hamburg and honorary member of the Psychoanalytical Seminary in Vorarlberg. As an author he has published on various topics, with traumatisation one of his main areas of expertise. In the series "Analyse der Psyche und Psychotherapie" his latest book "Trauma" has recently been published, in which Hirsch presents basic concepts of psychoanalysis on this topic in a concise yet very precise manner. Zusammenfassung: Mathias Hirsch ist Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker, Gruppenanalytiker, Lehrbeauftragter der Universität Hamburg sowie Ehrenmitglied des Psychoanalytischen Seminars in Vorarlberg. Als Autor ist er zu verschiedenen Themenbereichen hervorgetreten, wobei Traumatisierung einen seiner Forschungsschwerpunkte darstellt. Nun ist in der Reihe „Analyse der Psyche und Psychotherapie“ jüngst sein neuestes Buch mit dem Titel „Trauma“ erschienen, in welchem Hirsch knapp und dennoch sehr präzise grundlegende Konzepte der Psychoanalyse zu diesem Thema darstellt.
Benjamin Dupke, Carolin Menzer, Coretta Storz (Hg.): Literatur und Traum, 2017
Das Stroboskop als Mittel künstlerischer Praxis sowie dessen diskursive und wissenschaftsgeschichtliche Dimensionen stellen ein marginales Thema der Kulturwissenschaften dar. Darin drückt sich auch dessen periphere Stellung in künstlerischen Praktiken aus. Das Stroboskop fungiert als das Antagonistische, Disruptive, Andere gegenüber fixierten Ordnungssystemen wie dem repräsentationalen und mimetischen Kunstdiskurs. Diese Funktion des Stroboskops liegt schon in den Wahrnehmungsdiskursen zu Zeiten seiner technischen Entwicklung begründet, welche im ersten Teil dieser Untersuchungen offengelegt werden sollen. An diese Diskurse anschließend versuchen der Theaterrevolutionär Antonin Artaud sowie die Beat-Künstlern Brion Gysin und William S. Burroughs das Stroboskop im 20. Jahrhundert für eine radikale künstlerische Praxis kultureller Erneuerung fruchtbar zu machen. Das Stroboskop zeigt sich hier als Schnittpunkt verschiedener Themen wie Wahrnehmung, Film, Traum, Kunst, kultureller Erneuerung und revolutionärer künstlerischer Praxis.
2014
“Simulanten des Irrsinns auf dem Vortragspult”: Dada, War and Psychiatry – ‘Active Dynamics of Trauma’. This paper relates stage performances of dada artists to war neurosis and shell shock as sociocultural phenomena. The leitmotif of this investigation is the notion of simulation, as dada artists were referred to as malingerers (simulators) of madness by the press at the time. I hypothesize that the performers imitate/simulate with drums, shouting and ‘bruitist’ sound poems, the noises of war, staging themselves as war neurotics in a kind of shocking clinical demonstration. Both discourses intersect in the fact that many dadaists try to dodge the draft by simulating madness. The scandalizing anti-art of dada will be understood as contagious anti-pedagogy, trying to vaccinate against the madness of the era.
Mohr Siebeck, 2022
»Your wound is as deep as the sea« (Lam. 2:13). Theological, Psychological and Literary Approaches of Trauma Research Traumatic events require linguistic processing: in addition to lament, narrative elements are central to this. This can be traced in ancient as well as in modern texts, as the contributions in this volume document. It provides an overview of recent trends in trauma research, focusing on understanding Old Testament texts. Traumatische Ereignisse verlangen nach sprachlicher Verarbeitung: neben Klage sind narrative Elemente dabei zentral. Dies lässt sich sowohl in antiken als auch in modernen Texten finden, wie die im vorliegenden Band versammelten Beiträge dokumentieren. Geboten wird ein Überblick über Trends der Traumaforschung, wobei der Schwerpunkt auf dem Verstehen alttestamentlicher Texte liegt.
War es auch eine ‚stille Revolution', 2 so vielleicht doch die folgenreichste in der Geschichte der Religionen, als judäische Schreiber erstmals die Existenz anderer Götter neben JHWH leugneten. Die früheste Evidenz dieses ausdrücklichen Anspruchs findet sich in Dtn 4 und Deuterojesaja. 3 Beide Texte entstanden um oder nach 539 v.Chr., als der Niedergang Babyloniens besiegelt, 1 Ich danke Manfred Oeming, Dorothea Erbele-Küster und Nikolett Móricz für ihre Einladung zu diesem Beitrag und für die Organisation der Tagung "Alttestamentliche Exegese im Lichte der Traumaforschung" in Heidelberg. Zudem danke ich für die Diskussionsbeiträge, insbesondere Rainer Albertz für einen hilfreichen Hinweis zu Deuterojesaja. Katell Berthelot, David Carr, Mahri Leonard-Fleckman, Juliane Prade-Weiss und Mark Smith bin ich für Anmerkungen zu einer ersten Version dieses Artikels zu Dank verpflichtet. Für jegliche Unzulänglichkeit bin ich allein verantwortlich. Eine englische, etwas ausführlichere Version dieses Artikels erschien unter dem Titel "The Babylonian Exile as the Birth