Flink, T. (2016): Die Entstehung des Europäischen Forschungsrates. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft (original) (raw)

Die Gründung des Europäischen Forschungsrates (ERC) im Jahre 2007 gilt als der politische Big Bang in der Forschungs- und Technologieförderung der Europäischen Union. Der ERC bewerkstelligt zum ersten Mal das, was der Europäischen Kommission mit ihrer Ausrichtung auf ökonomisch nützliche und politisch zweckgebundene Ziele bisher versagt geblieben war: wissenschaftlich selbstbestimmte »Grundlagenforschung« zu fördern. Forschungsthemen werden von Wissenschaftlern definiert, Fördergelder sind nicht politisch proportioniert, das Begutachtungsverfahren (»peer review«) richtet sich ausschließlich nach wissenschaftlichen Gütekriterien. Das vorliegende Buch liefert erstmals umfassende Hintergründe zur Entstehung des Europäischen Forschungsrates und verbindet historische, wissenssoziologische und politikwissenschaftliche Ansätze. Anhand der historischen Strukturen trans- und supranationaler Forschungsförderung erklärt der Autor, wie die EU-Forschungspolitik aufgrund der Legitimationsanforderungen an den gesellschaftlichen Nutzen der Wissenschaft und der Europäischen Union selbst bereits früh auf einen »Marktimperativ « zugerichtet wurde – die Existenzberechtigung einer europäischen Institution zur Förderung von Grundlagenforschung erschien somit unwahrscheinlich. In einer interpretativen Policy-Analyse wird die konkrete Entstehung des ERC im Zeitraum von 1994 bis 2007 rekonstruiert. Die wirtschaftliche und politische Zweckkonditionierung der EU-Forschungspolitik, gegen die die Idee des ERC gerichtet war, stellte paradoxerweise das Nadelöhr dar, durch das alle Forderungen nach einer EU-finanzierten Grundlagenforschung hindurch mussten. Das Brüsseler Tabu wissenschaftlich selbstbestimmter Grundlagenforschungsförderung wird vordergründig performativ durch den US-amerikanischen Begriff »Frontier Research« umgangen. Hinter der Indienstnahme der »aggressiven« Frontier-Semantik steckt jedoch mehr: Mit ihr wird eine Leitunterscheidung von Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung negiert, ein fragwürdig individuelles Wettbewerbsprinzip in der Wissenschaft heroisiert und eine ebenso fragwürdige geostrategische Abgrenzung Europas gegenüber globalen Konkurrenzregionen gefestigt. Die dahinterliegende soziale Problembewältigung europäischen Regierens zeigt der Autor anhand einer wissenssoziologisch-hermeneutischen Analyse der in diesen Prozessen zur Geltung kommenden sozialen Deutungsmuster auf.

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Die Rezeption (Thyssen-)preisgekrönter Artikel in der „Scientific Community“

KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2012

Zusammenfassung: Wir untersuchen in unserer Studie, ob Artikel, die mit dem Thyssen-Preis prämiert wurden, in höherem Maße rezipiert werden als nicht-ausgezeichnete Artikel. dazu wurden die ergebnisse für die prämierten Artikel mit einer Kontrollstichprobe der nicht ausgezeichneten Arbeiten verglichen. Prämierte Artikel "ernten" signifikant mehr Zitationen als Artikel in der Kontrollstichprobe. bemerkenswert ist, dass das Muster der Zitationsrangfolge exakt der Rangfolge der Preise entspricht. der erste Preis erhält die meisten, der zweite Preis die zweitmeisten und der dritte Preis die drittmeisten Zitationen, während nicht prämierte Artikel an vierter Stelle der Rangfolge stehen. der unterschied zeigt sich auch, wenn nur Zitationen im Jahr der Veröffentlichung eines Artikels und im Folgejahr betrachtet werden. In diesem Zeitraum kann der Preis "an sich" noch keine Wirkung auf die Rezeption in der "scientific community" entfaltet haben. die ergebnisse liefern keinen beleg für die sozialkonstruktivistische These, dass die Rezeption im Sinne einer "sich selbst erfüllenden Prognose" erst durch die Preisverleihung erzeugt wird. Vielmehr gelingt es der Jury Arbeiten auszuwählen, die dann tatsächlich in den Folgejahren in der Fachöffentlichkeit Aufmerksamkeit hervorrufen.

Herold, H. 2016, Spätantike und Frühmittelalter: eine technologische Kontinuität? Analysen zu Funden aus Michelstetten, Niederösterreich, in Csécs T., Takács M. and Merva Sz. (eds) Beatus homo qui invenit sapientiam: Studies in honour of Péter Tomka on his 75th birthday, Győr, 277–309.

In Michelstetten (Niederösterreich) wurden im Zuge einer großflächigen Rettungsgrabung Siedlungsobjekte aus mehreren Perioden freigelegt. Die hier vorgelegten Keramikanalysen konzentrieren sich auf die spätantike und die frühmittelalterliche Keramik der Fundstelle. Im Laufe der Untersuchungen erfolgte die Analyse von Proben aus 30 Gefäßen, deren Auswahl nach einer gründlichen Durchsicht des gesamten spätantiken und frühmittelalterlichen Keramikmaterials vorgenommen wurde. Möglichst repräsentative Proben wurden aus allen Gruppen der handgeformten Keramik der Spätantike und aus der handgeformten und langsam gedrehten Keramik des Frühmittelalters genommen. Die ausgewählten Keramikstücke wurden mittels petrographischer Dünnschliffanalyse untersucht. Ziel der Analysen war es zu überprüfen, ob hinter der morphologischen Ähnlichkeit einiger spätantiken und frühmittelalterlichen Gefäße auch eine ähnliche Herstellungstechnik steht, aufgrund derer eine technologische Kontinuität zwischen den zwei Perioden im töpferhandwerklichen Bereich vermutet werden könnte. Hierzu wurden die spätantiken und die frühmittelalterlichen Keramikstücke in Bezug auf die verwendeten Rohstoffe und die angewandten herstellungstechnischen Schritte untersucht, sowohl im Mikroskop als auch anhand der mit freiem Auge sichtbaren, makroskopischen, Merkmale. Weiters wurde die Keramik zweier Objekte (Grube 650 und Töpferofen 1454) näher charakterisiert, um Anhaltspunkte für die Datierung dieser Objekte zu gewinnen.

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“Ruediger vom Bruch und Brigitte Kaderas (Ed.): Wissenschaften und Wissenschaftspolitik: Bestandsaufnahmen zu Formationen, Bruechen und Kontinuitaeten im Deutschland des 20. Jahrhunderts, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, 476 S., 8 Tabellen, ISBN 3-515-08111-9, gebunden, € 96,00.”

Sudhoffs Archiv. Zeitschrift fuer Wissenschaftsgeschichte, 2009