Eine Kritik der deutschen Zivilreligion aus dem Geist der Tragödie (original) (raw)

Zur Begriffsgeschichte von

Alphazet der Kulturen, ed. by Peter Brandt, Steffen Dietzsch, Uwe C. Steiner, Heidelberg 2017, pp. 121-137 , 2017

This essay contains a survey of the discourse on civil religion. Instigated by Robert Bellah´s critique of American society in the 1960s the term flourished as a keyword in sociology in Germany in the 1980s and 1990s. Meanwhile, the discussion of the value of religious traditions and /or the metaphysical needs of secular society to support the political institutions of democracy has largely subsided. Nonetheless, the quasi-religious invocation of "patriotism" based on the constitution as well as the continuous evocation of Germany´s Nazi past give evidence to the relevance of civil religion.

Das Phänomen des Tragischen und die tragische Dimension des Christentums

Published in: Theologie und Philosophie 89 (2014), 515-533. Many elements of Greek tragedy are present in Christianity. This joint is not the result of a direct literary dependence, but is owed to a certain mental structure that is based on the tragedies and is also verifiable in Christianity. Max Scheler has called this structure the "phenomenon of the tragic". The tragedies are artful expressions of this phenomenon and can help to grasp more precisely an important dimension of the Christian message: the occurrence of salvation in the face of misery. The exposition of this spiritual ground of tragedies and his evidence in Christianity make clear that the Christianity as gopsel has to overcome the tragic, but concurrently remains bound to its tragic reason.

Das Narrativ von der Wiederkehr der Religion

Politik und Religion

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

4. »Ja, haben denn unsere Vorfahren alles falsch gemacht?« – Die Perspektive der kritisierten Gemeindereligiosität

Moscheeleben in Deutschland, 2020

In den vorangegangenen Kapiteln habe ich die Kämpfe im islamischen Feld als Kämpfe um Deutungsmacht und wahren Islam anhand der verhandelten Themen Vernunft, Reflexion, Verstehen und (Koran-)Wissen auf der einen Seite und Nachahmung, Koranrezitation und Bindung an islamische Traditionen auf der anderen Seite dargelegt. Dabei ist deutlich geworden, dass die Haltungen der religiösen Akteur*innen die Bewertung des religiösen Kapitals erheblich strukturieren und die Zuweisung von symbolischem Kapital an bestimmtes religiöses Kapital davon abhängt, inwiefern den einzelnen Themen religiöser und sozialer Sinn zugesprochen wird. Doch nicht nur religiöses Kapital ist als wirkmächtig in den Kämpfen anzusehen. Es muss gefragt werden, welchen Bezug soziale, kulturelle und ökonomische Kapitale der religiösen Akteur*innen zu den von ihnen ausgebildeten bestimmten religiösen Haltungen, Wahrnehmungen und Handlungen haben. Können anhand dessen auch bestimmte Positionen der religiösen Akteur*innen im Feld identifiziert werden und was sagt dies über die Stellung von islamischem Wissen im Allgemeinen im Feld aus? Um diese Fragen anzugehen, soll der Analysestrang, der akteursspezifisch den religiösen und sozialen Sinn der jeweiligen religiösen Haltungen und Dispositionen in den Blick nimmt, vertieft werden und dieses den habituellen Dispositionen der religiösen Akteur*innen gegenübergestellt werden. Die Forschungsliteratur hat die oben beschriebenen Konflikte häufig als Konflikte zwischen einer reflektiert-rationalen, formalistisch-orthodoxen und magischen Religiosität analysiert. Diese Idealtypen mögen angemessen sein. Aber häufig wird in diesen Analysen ein unmittelbarer Bezug zu generationalen Dimensionen hergestellt: Während junge Muslim*innen moderner und damit reflektiert-rationaler in ihrer Religiosität wären, seien ältere Muslim*innen eher formalistisch-orthodox orientiert. 316 Zugleich wird damit auch ein Zusammenhang mit einem europäischen bzw. nichteuropäischen Zugang zu Religion konzipiert, in der Moderne mit Europa assoziiert wird, während die Heimat-und Bezugsländer von muslimischen Immigrant*innen vormodern seien. 317 Dabei fällt auf, dass kulturelles und soziales Kapital in einem sozialen Feld sehr wohl konkret betrachtet wird, um reflektiertrationale Religiosität zu erklären, 318 aber eben jene Kapitalarten ignoriert werden, wenn es um deren Bedeutungen und Sinnzusammenhänge für formalistisch-orthodoxe und magische Religiosität geht. Die Aspekte Vernunft, Rationalität und

Die religiöse Dimension der »tiefsten Innigkeit«

Natur Als Revolution, 1994

Nachdem sich die Frage nach der Darstellungsintention des Empedokles-Dramas ein Stiick weit klaren liefi, ist es im folgenden unsere Aufgabe, tiber den geistesgeschichtlichen Ort, den Wahrheitsanspruch und die mogliche Aktualitat der dem Trauerspiel zugrundeliegenden »Totalempfindung« Rechenschaft zu geben. Gehen wir dabei nochmals von der im Atna-Sturz-Motiv symbolisierten Urbedeutung des Trauerspiels aus, von jener Ernpfindung und intellektualen Anschauung eines allumfassenden Stirb-und Werde-Zusamrnenhangs, deren Gehalt wir am unmittelbarsten im Hyperionim Abschiedsbrief Diotimas und in den Schlufsworten des Romans-expliziert fanden (s. o. S.7f). Bei der Lektiire dieser Stellen und entsprechender Partien der Empedokles-Tragodie drangt sich, wie bereits vermerkt, der Verdacht auf, daIS die Faktizitat der Todes hier verharmlost wird. In der Tat ist ja im Hyperion einmal vom »sogenannten Tod-die Rede (3,122), und an einer andem Stelle heifit es geradezu: »Sterblichkeit ist Schein« (3,74). Handelt es sich bei dieser vermeintlichen Oberwindung der Sterblichkeit, so kann man fragen, nicht urn eine realitatsfremde Schwarmerei, die fruher oder spater einer schmerzlichen Emtichterung weichen mull? Und gibt Holderlins Romanheld nicht selbst von der Notwendigkeit einer solchen Emtichterung Zeugnis, wenn er auf die Worte »aus dem Bunde der Wesen schwindet der Tod, und Unzertrennlichkeit und ewige Jugend beseeliget, verschonert die Welt« das Eingestandnis folgen lalSt: Auf dieser Hohe steh' ich oft, mein Bellarmin! Aber ein Moment des Besinnens wirft mich herab. Ich denke nach und finde m ich, wie ich zuvor war, allein, mit allen Schmerzen der Sterblichkeit (3,9)?

Ein frommer Wunsch: Die religionslose Gesellschaft

Religionsfreiheit und linke Politik, 1918

Die Februar 1990 gegründete "Partei des Demokratischen Sozialismus" (PDS) und die später daraus entstandene Partei DIE LINKE hat das Thema Religion und Religionsgemeinschaften eher mit spitzen Fingern angefasst. Zu sehr war sie noch mit ihrem überkommenen schlechten Gewissen oder der Rechtfertigung der Kirchenpolitik der SED zu DDR-Zeiten befasst, um sich unbefangen einem solchen Thema zuzuwenden. Erst im vergangenen Jahr gab es einen konkreten Anlass für die Partei DIE LINKE und die ihr zugehörige "Rosa-Luxemburg-Stiftung", sich gründlicher mit dem Verhältnis von Religion und Staat zu befassen: Auf dem Bundesparteitag der LINKEN im Juni 2017 war spät abends der Antrag gestellt worden, alle staatlichen Verträge mit Religionsgemeinschaften, insbesondere mit den christlichen Kirchen, strikt zu beenden. Dieser Antrag wurde prompt mit antiklerikalem Gestus und dem Wunsch nach klarer Trennung von Staat und Kirche angenommen. Am Morgen danach rieb man sich aber dann doch die Augen über das, was da beschlossen worden war. Auf Grund persönlicher Interventionen wurde der Beschluss vom Vortag wieder gekippt. Die in den Ländern und Kommunen engagierten Genossinnen und Genossen erkannten, was so eine rigorose

Ethik und Tragödie im Lichte der neuesten Parallelität von ‚Hypermoral‘ und Verrohung

Österreichische Zeitschrift für Soziologie

ZusammenfassungAusgehend von der ethischen Dimension in allen Variationen der Philosophischen Anthropologie wird angesichts der erneuten Aktualität des Begriffs „Hypermoral“ Arnold Gehlens letzte Monographie „Moral und Hypermoral“ (1969) im Hinblick auf das Phänomen einer „Überdehnung ethischer Prinzipien“ dargestellt. Das Buch enthält zwei einander opponierende Diskurse, nämlich einmal die Rekonstruktion von vier voneinander nicht ableitbaren Ethosformen, die in Spannung zu einander stehen. Damit widersprach er der Ansicht, dass es eine mehr oder weniger lineare Ausweitung ethischer Motive von der Familie bis in Weltmaßstäbe hinein existiere. Stattdessen werden Konfliktkonstellationen im Rahmen einer „pluralistischen Ethik“ behandelt, etwa zwischen dem „familienbezogenen ethischen Verhalten bis hin zum Humanitarismus“ oder einer zunehmend dominant werdenden „Ethik des Wohlbefindens und des Glücks (Eudaimonismus)“ im Gegensatz zum „Ethos der Institutionen einschließlich des Staates“...

Filmische Narration des Religiösen

Religion und Ästhetik: Zur filmisch-seriellen Narration des Religiösen, Karl Alber Verlag, 2021

Es fängt mit dem Erzählen an. Den Unterschieden und Gemeinsamkeiten, Erzählungen, die sich parallel zueinander aufbauen und sich häufig auseinander zu entwickeln scheinen. Der Erzählende als Individuum sondert sich aus der Sicht der Anderen, der Zuschauenden, durch bestimmte Elemente, Charakteristika und Verhaltensweisen, manchmal nach einem bestimmten Muster, ab. In seiner Anwesenheit ist dieser Einzelne in unterschiedlichen Konstellationen umgeben von einer Mehrzahl von Einzelnen, die sich verbunden und als Gruppe fühlen oder zu fühlen versuchen: Die Mehrzahl von Einzelnen, ist eine Gemeinschaft, die ein Individuum nur zu sich nimmt, wenn die Frage der Zugehörigkeit durch einen bestimmten von der Gemeinschaft aufgestellten Codex ganz am Anfang geklärt wurde.-Wie viele Fehler, bewusst oder unbewusst, duldet eine Gemeinschaft?-Wie viel Kontrolle und Überwachung sind nötig, um eine Gemeinschaft zu stärken und zu schützen?-Was braucht die Gemeinschaft, um zu existieren? In seinem Buch Überwachen und Strafen schreibt Michel Foucault über die Kontrolle der Tätigkeit, die Zeitplanung als ein altes Erbe in den klösterlichen Gemeinschaften. 1 Er schreibt von alten Mustern, die die neue Disziplin mühelos durchsetzen. Armeen, Fabriken, Schulen etc. waren Disziplinarkontrollen und sind der Wegbegleiter jeder Gemeinschaft, aber jede Gemeinschaft besteht immer aus Menschen, natürlich 179