Mensch, Kuh, Maschine. Kapitalismus im westdeutschen Kuhstall, 1950–1980 (original) (raw)

Umbruchzeit? Die westdeutsche Gesellschaft in den 1960er Jahren

Sie gelten als eine der wichtigsten Zäsuren im 20. Jahrhundert: die sog. langen 1960er Jahre. Zwischen dem Ende des Wiederaufbaus in den späten 1950er Jahren und der 1974 einsetzenden Weltwirtschaftskrise veränderte sich die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft tiefgreifend. In der Boomzeit der Bundesrepublik etablierten sich nicht nur neue Formen von Öffentlichkeit. Es kam zudem zu einem Einstellungswandel etwa in Fragen von Sexualität und zu weitreichenden gesellschaftspolitischen Reformen, so nicht zuletzt im Bildungsbereich. Das Seminar fragt nach den Antriebskräften und Akteuren des Umbruchs und bilanziert dessen langfristige Folgen für Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik.

Arbeiter und Demokratiegründung in Westdeutschland nach 1945, in: Zeithistorische Forschungen 3 (2006), S. 188-2009

Zeithistorische Forschungen, 2006

Im Vorfeld der Betriebsratswahlen 1963 erstellte der Parteivorstand der SPD eine Wahlkampfbroschüre mit dem Titel "Der richtige Mann am richtigen Platz". Die reich illustrierte Druckschrift sollte durch einen historischen Überblick zu den Leistungen der Arbeiterbewegung für eine starke Beteiligung an den Wahlen werben. Der Aufbau des Heftes, das sozialdemokratische Gewerkschafter bundesweit in den Betrieben verteilten, war einfach. Den Errungenschaften gewerkschaftlicher Politik seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Verhältnisse "vor 50 Jahren" gegenübergestellt, in denen "die Macht des Fabrikanten absolut war" und der Arbeiter angesichts betrieblicher Missstände "nur ohnmächtig die Faust in der Tasche ballen konnte". Während diese Beschreibung historischen Wandels zum Standardrepertoire gewerkschaftlicher Rhetorik gehörte, überrascht im Rückblick der enge Bezug, der im Text zwischen betrieblicher und bundesdeutscher Ordnung hergestellt wird: Die Arbeiter "werden anerkannt und ihr Wort wird gehört. Im Direktionsbüround in Bonn, wo so vieles beschlossen wird, was jeden einzelnen angeht. Der Arbeitsplatz ist ihr Arbeitsplatz geworden und der Staat ihr Staat". 1 Die betriebliche Einbindung erscheint als wesentlicher Bestandteil einer umfassenderen Integration der Arbeiterschaft in das politische System der Bundesrepublik. Allerdings deutet die ausführliche Thematisierung dieses Zusammenhanges auch darauf hin, dass diese doppelte Integration als Ereignis der jüngsten Vergangenheit noch als instabil angesehen wurde. Der optimistische Grundton kennzeichnet die Broschüre heute als historisch. Mit dem "rheinischen" Kapitalismus ist in den vergangenen Jahren auch das bundesdeutsche Modell der Sozialpartnerschaft, das den Kontext der Wahlwerbung bildet, in die Krise geraten. 2 Vielen Kommentatoren erscheint die weitgehende Institutionalisierung industrieller Konfliktaustragung durch die Interessenverbände nicht mehr als stabilisierendes Fundament des bundes-1 Broschüre: Der richtige Mann am richtigen Platz, o.

Modernität und Modernisierung der Westdeutschen Gesellschaft in der deutschen Historiographie seit den 1960er Jahren

2012

Modernity" and "Modernization" of the West German Society in the German Historiography since the 1960s The author of this article focuses on the concept of "modernization". He shows that this term, when used to describe the processes that had taken place between the 1930s and the 1960s, has gradually lost its traditional explicitly positive (leftist) connotation with democratization and expansion of human rights. As early as in the mid-1960s Ralph Dahrendorf proposed a theory of modernism which was formulated even more clearly by Zygmunt Bauman in the late 1980s and, consequently, by a number of other historians. These scholars argue, while reflecting some of the great controversies about the "sore spots" of the modern German history that in the 20 th century, especially during the times of murderous European dictatorships, certain modernizations took place, which were inherently politically, social and culturally malignant, perverted or contradictory. In this context, it is rather difficult to apply the term "modernization" unequivocally and without reservations to the essentially positive post war development of Europe and its neighbours.

Produktive Verschuldung. Nähmaschinenarbeit im Kapitalismus, 1860–1900

2023

This article explores how the largest sewing machine manufacturer in the world -- the US Singer Manufacturing Company -- entangled seamstresses in contractually regulated credit relationships in German-speaking Europe during the second half of the nineteenth century. The assumption is that Singer not just sold sewing machines on instalments but at the same time established a regime of productive indebtedness that commodified the labour of seamstresses. The first step will be to trace the construction of this regime which consisted of a sales infrastructure, dynamic payment policies, and gendered advertising campaigns. Secondly, it will be shown how the regime aimed to put pressure on contract subjects to be productive by means of payment obligations, distributive control mechanisms, and training offers.