Der apokalyptische Abessinier – Der Transfer eines frühislamischen Motivs nach Europa.pptx (original) (raw)
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Ziel der Arbeit ist es anhand einer textkritischen Bestandsaufnahme den Transfer eines apokalyptischen frühislamischen Motivs bis zu seiner Einverleibung in den Prophetien des 5. Kreuzzugs und sein Weiterleben in der recuperatio Literatur nach dem Verlust von Akkon in 1291 zu rekonstruieren. Gleichzeitig soll die Studie kartografische Belege für eine bislang kaum beachtete eschatologische Gefahrenzone am Horn von Afrika aufdecken. Die Arbeit befasst sich unter anderem mit folgenden Fragen: Wie wurden eschatologische Erwartungen vom Ende der Welt in mittelalterlichen Weltkarten konfiguriert? Wie konnte das Horn von Afrika zu einer gegen Islam gerichtete eschatologische Region in Weltkarten werden? Wie konnte ein frühislamisches apokalyptisches Motiv in anti-islamische Prophetien und in die recuperatio-Literatur Eingang finden? Der Auslöser zu diesen Fragestellungen war ein Enigma im SO der Londoner Psalterkarte, wo eine eingeschlossene Region am Horn von Afrika konfiguriert wurde ohne selbst eine Erklärung geliefert zu haben. Frappierend ähnlich ist sie jedoch mit dem NO der Karte, die als Habitat der endzeitlichen Gog und Magog bekannt ist. Ist diese aemulatio im Sinne von Michel Foucaults Kategorien der Ähnlichkeiten, ein Hinweis für ihre eschatologische Bedeutung? Aber bevor wir in die Materie einsteigen, möchte ich zunächst eine Nomenklaturfrage klären. In der Zeitspanne zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert unterscheiden lateinische Quellen kaum zwischen Nubien und Äthiopien. Dieses Unvermögen geht vor Allem auf die Kontaktarmut Europas mit Afrika im Allgemeinen und mit dem Horn von Afrika im Besonderen zurück. Der Begriff Horn von Afrika war im Mittelalter unbekannt. Die in der Antike unbekannte Bezeichnung Nubia wurde in Europa durch arabische astrologische Tabellen und Klimata-Karten eingeführt. Die Bezeichnung Abessinia, die aus dem Arabischen al-Habascha stammt, erschien, Ausnahmen abgesehen, erst im 14. Jahrhundert. In 15 von 37 enzyklopädischen Weltkarten aus dem 12.bis zum 14. Jahrhundert ist der Archetyp der endzeitlichen Region im NO am Rand der Welt vertreten. Die Vernordung der endzeitlichen Bedrohung ist durch die biblischen Prophetien von Jeremias und Ezekiels festgelegt worden. Die übrigen 22 Weltkarten, die mehrheitlich dem Kartentyp von Beatus Liebana angehören, haben keine Verortung der endzeitlichen Gog und Magog. Sie halten sich nämlich an den Text der Offenbarung Johannes, der diese Bedrohung von allen 4 Enden der Welt erwartet und dadurch keine Richtlinie für Kartenmacher hinterlegt hatte. Im NO befindet sich das Habitat der legendären wilden Völker Gog und Magog. Sie wurden gemäß der Legende von Alexander d. Großen im Kaukasus hinter den Kaspischen Toren eingeschlossen.
Der apokalyptische Abessinier und die Kreuzzüge –
In meinen Ausführungen werde ich zunächst einige Worte vorausschicken, die ihnen den Unterschied und das Gemeinsame zwischen einer modernen und einer mittelalterlichen Weltkarte, auf Lateinisch mappa mundi, geläufiger machen. Was erwarten wir eigentlich von einer Karte?
2019
In meinen Ausführungen werde ich zunächst einige Worte vorausschicken, die ihnen den Unterschied und das Gemeinsame zwischen einer modernen und einer mittelalterlichen Weltkarte, auf Lateinisch mappa mundi, geläufiger machen. Was erwarten wir eigentlich von einer Karte? • Die präzise Wiedergabe eines Raumes auf einer glatten Fläche, die wir Karte nennen. Diese Erwartung kann in keiner Karte vollauf erfüllt werden, da die Projektion einer Kugel auf eine zweidimensionale Fläche immer mit einer Verzerrung verbunden ist. Das Gemeinsame in der modernen und in der mittelalterlichen Karte ist, dass beide verzerrt sind (SLIDE 2 Mercator und Gall-Peters Projektionen, St. Viktoriner Isidor Karte). Dabei werden wir verleitet diese Verzerrung auf den limitierten geographischen Horizont im Mittelalter zurück zu führen. Das Mittelalter hat die antike Auffassung von drei Kontinenten (Asien, Afrika und Europa) übernommen und in dem häufigen Grundmuster einer T-Karte erfasst (SLIDE 3). Ebenso teilte das Mittelalter mit der Antike die Auffassung, dass die Welt kugelförmig und keine Scheibe sei. Diese irrtümliche Zuschreibung ist eine aufklärerische Märe, die im 18. Jahrhundert verbreitet wurde, um das vermeintlich dunkle Mittelalter in Verruf zu bringen. Man braucht (SLIDE 4) nur den Reichsapfel in der mittelalterlichen Krönungsdarstellung zu betrachten, um darin die Weltkugel wiederzuerkennen. Die mittelalterlichen Weltkarten haben ein auffälliges Merkmal. Die Kontinenten erscheinen auf Kosten des Gewässers im Verhältnis 6:1. (SLIDE 5 Polychronikon der Ramsey Abtei). So entwickelte sich das Erscheinungsbild des Ozeans in der Mappa mundi als äußerer Ring, der die Kontinente einschloss. Dieser Proporz ist aus dem Vierten Buch Esra entnommen und ich zitiere Kapitel 6 Vers 42: "Am dritten Tage gabst du den Wassern Befehl, sich am siebenten Teile der Erde zu sammeln; sechs Siebentel aber legtest du trocken und bestimmtest sie, dass ein Teil davon von dir bebaut werden sollte". • Eine klare Orientierung, unseren Weg zum Ziel zu finden. Eine Karte hat die Funktion einen Weg zu erkunden, um ein Ziel zu finden. Das Ziel kann ideologisch bzw. religiös artikuliert sein wie z. B. wie man zum Paradies oder zur Erlösung gelangt oder wo das apokalyptische Szenario des Weltendes beginnen wird. Das Ziel einer Karte kann aber auch weniger hochtrabend sein und schlicht auf den Weg nach Hause zu weisen. Hierbei kann man sich einer Stadtverkehrskarte bedienen (SLIDE 6), die mehr wie ein Diagramm als eine Karte aussieht. Auf genaue Wiedergabe der Entfernungen zwischen den Stationen wird verzichtet. Was zählt ist die Reihenfolge der Stationen und die maßgebliche Richtung die mit der
Ein „apokalyptischer“ Rundbrief. An Ephesus (Offb 2,1–7), in: Erbe und Auftrag 95 (2019) 84-87.
2019
Article I, Ephesus: Part of the Apocalypse of John is a series of seven letters addressing seven churches of Asia Minor (at the of the 1st century): Ephesus, Smyrna, Pergamum, Thyatira, Sardis, Philadelphia, and Laodicea. The individual letters are characterized by the local color of the cities and the region, by apocalyptic images and motifs, which are taken up and deepened in the apocalyptic main part of the Apocalypse of John. The series of seven articles (plus an article on the final vision of John's Apocalypse of the heavenly Jerusalem) provides an introduction to the background of the Revelation of John, the social, political and religious profile of the individual cities and the concerns of the single epistles.
Das Arabisch der mittelalterlichen Pilger: Europäer in Jerusalem
Bereits im Mittelalter gab es Unterschiede zwischen geschriebenem und gesprochenem Arabisch. Über letzteres ist naturgemäß aufgrund der Quellenlage weniger bekannt. Umgangssprachliche Einflüsse in geschriebenen Texten sowie einige wenige Transkriptionen in anderen Schriftsystemen ermöglichen jedoch eine teilweise Rekonstruktion der arabischen Dialekte im Mittelalter. Wichtig sind hier unter anderem Glossare (i.e. zweisprachige Wortlisten), da sie eher das gesprochene arabisch als die hocharabische Schriftsprache abbilden. Ziel dieser Arbeit ist es, von europäischen Reisenden angefertigte Wortlisten in die Diskussion einzubringen. Die besagten Wortlisten wurden von und für europäische Pilger im heutigen Israel/Palästina angefertigt und geben Einblicke in den dortigen arabischen Dialekt jener Zeit. Eine lexikalische und phonetische Analyse ist daher von Interesse.
Der Beginn der christlichen Kreuzzüge in den Nahen Osten im ausgehen-den 11. Jahrhundert war bereits von zeitgenössischen abendländischen Chronisten als etwas Bedeutendes, zuvor nie Dagewesenes eingestuft worden. Kaum eine westliche Historikerin oder ein westlicher Historiker würde dieser Sichtweise heute widersprechen. Dies zeigt auch die umfangreiche wissenschaftliche und populäre Literatur aus dem europäischen und nordamerikanischen Raum zu diesem Thema. Moderne Gelehrte der islamischen Welt hingegen widmeten sich in viel geringerem Umfang dem Phänomen der Kreuzzüge und ähnlich verhält es sich bereits mit den zeitgenössischen muslimischen Chronisten. Der Nahe Osten war gegen Ende des 11. Jahrhunderts eben nur ein Teil der von der Iberischen Halbinsel bis nach Indien reichenden islamischen Welt und ebenso nur ein Kriegsschauplatz von vielen zwischen Muslimen und Andersgläubigen. Die unmittelbar Betroffenen des Ersten Kreuzzugs – die muslimische Bevölkerung Anatoliens und der westlichen Levante – waren von den Ereig-nissen hingegen sehr wohl überrascht und schockiert. Ein klarer Beleg dafür ist die große Zahl sowie die Vielfalt zeitgenössischer abendländischer Quellen zum Beginn der Kreuzzüge. Der nachfolgende Artikel beleuchtet die muslimische Sicht und Reaktion auf den ersten großen Einfall der in den arabischen Quellen als ifranǧ - also Franken - bezeichneten christlichen Kreuzritter im Nahen Osten.