Jacobs 1999, „Freie“ Völker im Achämenidenreich – Zu einem Topos in der antiken Überlieferung zur persischen Reichsverwaltung (original) (raw)
S. Durugönül / M. Durukan (eds.), I. Uluslararası Kilikia Arkeolojisi Sempozyumu Bildirileri, OLBA II-1 (Mersin 1999) 41-55
Die Begriffe „frei“ und „autonom“ werden in der antiken Literatur schlagwortartig benutzt, um den Sonderstatus von Provinzen, Regionen oder Städten innerhalb des Achämenidenreichs zu beschreiben. Obligatorische Voraussetzung für die Verwendung dieser Attribute ist das Privileg, von einer lokalen Autorität vertreten zu sein. Dieser formale Status wurde aus naheliegenden Gründen gern betont und häufig ideologisch befrachtet. Die Folge ist, dass die Regierung durch einen Lokalfürsten plakativ als „Freiheit“ oder „Autonomie“ deklariert wurde, was in den Quellen entsprechenden Niederschlag gefunden und auf diesem Wege noch das moderne Geschichtsbild beeinflusst hat. Das Beispiel Kilikiens etwa scheint indes zu lehren, dass zwischen Dynasten- und Satrapenherrschaft bisweilen de facto kaum Unterschiede bestanden haben. In anderen Fällen steckten hinter der Etikettierung jedoch Absprachen, die qualitative Unterschiede festschrieben. In solchen Verträgen war fallweise geregelt, ob und in welchem Umfang der Pflicht zu Tributleistungen und Heeresfolge nachzukommen war, andererseits aber auch, welche Verpflichtungen und Gebote für die persische Seite galten. Zu diesen konnte die Respektierung territorialer Integrität gehören, ferner die Funktion einer Ordnungsmacht, die innenpolitische Streitigkeiten schlichtete und entschied, oder die einer Schutzmacht gegen äußere Bedrohung. Von derartigen Vereinbarungen fassen wir allerdings selten mehr als die Oberfläche.
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Jacobs 2021, Das Reich der Achämeniden
U. Franke / I. Sarikhani Sandmann / S. Weber (Hrsg.), Iran – Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden (München 2021) 75-81
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.
F. Blakolmer et al. (eds.), Fremde Zeiten – Festschrift für Jürgen Borchhardt zum sechzigsten Geburtstag am 25. Februar 1996 dargebracht von Kollegen, Schülern und Freunden I (Wien 1996) 273-284
Die "Verwandten des Königs" und die "Nachkommen der Verschwörer" Überlegungen zu Titeln, Ämtern und Insignien am Achämenidenhof * Bruno Jacobs Im Jahre 1975 hat H . A. Cahn in einem viel beachteten Artikel die These aufgestellt, die Dynasten Lykiens hätten in zahlreichen Fällen nicht das eigene Bildnis auf ihre Münzemissionen setzen lassen, sondern das des ihnen übergeordneten Satrapen 1 • Zeichen der gehobenen Stellung der Satrapen und Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Dynasten sei ihre Kopfbedeckung, eine "Satrapentiara". So könnten beispielsweise Münzbildnisse mit der Beischrift xerei 2 den lykischen Dynasten dieses Namens nicht meinen, da "ein fokaler Dynast keine Satrapentiara tragen und infolgedessen das Bildnis mit der Tiara ihn gar nicht darsteLLen" könne 3 .
Jacobs 1993, Die Stellung Lykiens innerhalb der achämenidisch-persischen Reichsverwaltung
J. Borchhardt & G. Dobesch (Hrsg.), Akten des II. Internationalen Lykien-Symposiums, Wien, 6.-12. Mai 1990, Ergänzungsbände zu den Tituli Asiae Minoris 17, Österreichische Akademie der Wissenschaften – Philosophisch-Historische Klasse – Denkschriften 231 (Wien 1993) 63-69
ßilT 15 ABBILDUNGEX TM TEXT U~D 48 TAFELN Sonderdruck VERLAG DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER vVISSENSCHAFTEN '\VIEN 1993 DIE STELLUNG LYKIENS IXNERHALB DER ACHÄMEKIDISCH-PERSISCHEN REICHSVER\VALTUNG 1
Jacobs 2002, Die Galerien der Ahnen des Königs Antiochos I. von Kommagene auf dem Nemrud Dağı
J. M. Højte (ed.), Images of Ancestors, Aarhus Studies in Mediterranean Antiquity V (Aarhus 2002) 75-88
Die Ahnengalerien des Antiochos I. auf dem Nemrud Dağı illustrieren ausführlich eine Gegebenheit, die schon bei den meisten älteren Bauprojekten des Königs im Hintergrund stand, nämlich seine Abstammung aus griechischem und iranischem Geschlecht. Das religiöse Anliegen, die Ahnenverehrung, wird unter einem Aspekt vorgetragen, der deutlich auf die Interessen des Grabherrn zielt. So scheint der Ahnenkult in der religiösen Praxis auch nicht die überragende Bedeutung gehabt zu haben, die man nach dem Umfang vermuten könnte, den die Ahnenreliefs innerhalb des Ausstattungsprogramms des Heiligtums auf dem Nemrud Dağı einnehmen. Dafür, dass ihnen so breiter Raum gegeben wurde, scheint eine profane Zielsetzung verantwortlich gewesen zu sein. Im Verlaufe der Arbeiten am Heiligtum rückte der gleichsam biographische Charakter des Programms immer deutlicher in den Vordergrund. Das ursprüngliche Vorhaben, die Vorfahren abzubilden, wurde dahingehend abgewandelt, dass Antiochos auch verstorbene Verwandte und schließlich sogar lebende Familienangehörige abbilden ließ. Eine Deszendenz wie die des Antiochos war im kleinasiatischen Raum keineswegs einzigartig, und so stellt sich die Frage, warum sie an der Begräbnisstätte des Königs so ausführlich thematisiert wurde. Eine Erklärung mag sein, dass nur das eigene Grabheiligtum zwanglos Gelegenheit zu einer so umfangreichen Darstellung der persönlichen Verhältnisse bot. Antiochos präsentierte sich selbst in aller Ausführlichkeit als Verkörperung seiner synkretistischen Religionspolitik. Zudem spiegelte er sich im Ruhm der bedeutenden Vorfahren, denen tatsächlich eine Sonderstellung in der für seine Zeit überschaubaren Historie zukam. Hinter der aufwendigen Herstellung der zahlreichen Reliefplatten stand also weniger der Wunsch, die Ahnen durch ein Denkmal noch einmal in außerordentlicher Weise zu ehren, als der Selbstdarstellung eine besondere Note zu geben.
Classica et Orientalia 2 (Wiesbaden 2010)
„Der Achämenidenhof“ ist die Publikation eines Internationalen Kolloquiums, das die griechischen und lateinischen Quellen zu einem Sachthema der Achämenidengeschichte der einschlägigen altorientalischen Überlieferung gegenüberstellt. Dabei stellen sich wie bei der Behandlung einzelner Autoren (CLeO 1, 3, 5 etc.) die Fragen, wie das Bild vom „Orient“ in der klassischen Überlieferung Gestalt gewonnen hat und in welchem Verhältnis dieses Bild zu den altorientalischen Primärquellen steht. Die im Band versammelten Beiträge verfolgen zur Beantwortung dieser Fragen unterschiedliche methodische Ansätze. Die einen zielen darauf, literarische Zutaten der klassischen Auutoren sichtbar zu machen. Andere nutzen die schriftliche Primärüberlieferung und archäologische Zeugnisse, um zentrale Aspekte wie Selbstverständnis und Kommunikationsabsichten des Herrscherhauses, Hofzeremoniell, Administration, Kult, Wirtschaft und Handel oder auch Geschlechterrollen zu beleuchten. Darüber hinaus verfolgen einige Beiträge einen systemtheoretischen Ansatz und greifen Ergebnisse der jüngeren Hof- und Residenzenforschung auf, um ein Komplement zur lückenhaften Überlieferung der Achämenidenzeit zu bieten. Denn auch in Bezug auf den Achämenidenhof müssen die überlieferten Gegebenheiten im Rahmen der Aufgaben verständlich sein, denen ein Hof seiner Funktion nach dient, als da sind die Organisation des Alltags des Monarchen, die Garantie seiner Sicherheit, die Pflege seines Prestiges, die Integration der Machteliten und die Führung der Regierungsgeschäfte.
Classica et Orientalia 17 (Wiesbaden 2017)
In recent decades, a number of local archives and other primary sources for the history of the Achaemenid empire have been made available for the first time, or have received new treatment. Foremost among these are the Persepolis Fortification archive and the correspondence between the satraps of Bactria and Egypt and their respective staffs. Several contributors to this volume try to analyze the events and transactions documented by these sources in terms of bureaucratic and administrative protocols and to interpret them within an empire-wide network. Recurring patterns reveal a system of administrative hierarchies and structures. Among other things, the Achaemenid administration managed supplying official travelers, assuring regular communication between the empire’s core and the provinces, and it used some of the same methods and institutions to manage the provisioning, assignment and logistics of workers sent from the provinces to do labor service in the center. Another approach represented in this volume confronts such primary sources with information and assertions about Achaemenid imperial administration in classical sources, the primary material serving both as corrective and as analytical tool. Combined, these complementary approaches lead to a similar assessment: much more than rupture and ad hoc responses to crises, continuity and stability characterised the imperial administration, and these long-term factors were among the prime reasons for the unprecedented scope and endurance of this first world empire.
B. Jacobs / W. F. M. Henkelman / M. W. Stolper (Hrsg.), Die Verwaltung im Achämenidenreich – Imperiale Muster und Strukturen / Administration in the Achaemenid Empire – Tracing the Imperial Signature, Classica et Orientalia 17 (Wiesbaden 2017) 3-44
Die Tatsache, dass sich der Namensvorrat der dahyāva-Listen und die im Festungsarchiv von Persepolis belegten Ethnonyme fast vollständig zur Deckung bringen lassen, beweist, dass die Zusammenstellung von Namen in den Länderlisten nicht willkürlich erfolgte. Soweit die Aufnahme zusätzlicher „Länder“ in die Listen aus erfolgreichen militärischen Unternehmungen resultierte, ließ sich deren Anwachsen stets befriedigend erklären. Für das Hinzukommen anderer Namen wie Skudra und Karkā war eine Begründung dagegen bisher problematisch. Nun zeigt sich, dass die beiden im Archiv meistgenannten Ethnonyme, die der Skudrer und Lykier, wohl in diesen beiden Ländernamen in den Listen ihr Pendant finden. Eine andere wichtige Gruppe sind die „Griechen“, die die Listen in immer wieder anderer Form zu erfassen suchen. Es spiegelt sich in diesen Gegebenheiten wohl in den meisten, wenn nicht in allen Fällen eine Sonderrolle wider, die bestimmte Gruppen vermutlich als Spezialisten für bestimmte Arbeiten in der Alltagsrealität der Verwaltung in Persepolis und vermutlich anderen Residenzen spielten. Mit der Erklärbarkeit ihrer Einzelpositionen avancieren die dahyāva-Listen zu einer erstrangigen Quelle für die Provinzverwaltung im Achämenidenreich. Insbesondere der Liste in der Bīsutūn-Inschrift wird man dann eine ratio unterstellen und davon ausgehen, dass sie das Reich bereits vollständig erfasste. Das Faktum, dass die Bīsutūn-Liste, soweit dies überhaupt möglich ist, vollkommen in einer Liste alexanderzeitlicher Provinzen aufgeht, beweist eine Kontinuität der Verwaltung und ihrer Einheiten von der Zeit Kambyses’ II. bis zum Ende der Achämenidenzeit. Kontinuierliches Eingreifen der Zentrale und fortgesetztes Justieren der Institutionen, wie es immer wieder (re)konstruiert wurde, hat es nicht gegeben. Charakteristisch für das System waren nicht fortgesetzte Veränderung und Anpassung, sondern Kontinuität und Stabilität.
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