Die Miasmenlehre Systemischer Gedanke und Homöopathie – zwei in einer Spur (original) (raw)

Luhmann und systemische Praxis - Rezeption der Arbeiten Niklas Luhmanns in der frühen Phase der deutschsprachigen Systemischen Therapie

Systhema, 1988

Abstract (2024): In der Serie: „Entwicklung der Systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum am Beispiel ausgewählter Publikationen“ erscheinen in lockerer Folge Reprints der Besprechungen von seinerzeit wegweisenden Publikationen. Im vorliegenden Fall geht es vor allem um die Rezeption der Arbeiten Luhmanns zu sozialen Systemen. Insbesondere ab Ende der 1980er Jahre war Niklas Luhmann in wegweisenden Kongressen und Publikationen präsent. Das erwies sich als ein ungemein kräftiger Motor für das Weiterentwickeln systemischen Denkens – allerdings fast ganz auf den deutschsprachigen Bereich begrenzt. Während die Bezugnahme auf Luhmann für eine Zeit formal geradezu unumgänglich schien, blieb die vertiefte Auseinandersetzung mit seinem Anregungsreichtum für PraktikerInnen eher zurückhaltend. Meist blieb eher unklar, was genau der Nutzen eines Bezugs auf Luhmann in der therapeutischen, bzw. beraterischen Arbeit sei. Manchmal gehörte er einfach auch nur zum „guten Ton“. Kritik gab es vor allem durch Jürgen Kriz, fruchtbare Aufnahme u.a. durch Roland Schleiffer, Peter Fuchs und Günter Emlein. Der entscheidende Unterschied für Pro oder Contra dürfte letztlich gewesen sein, ob Luhmanns Theorie ontologisch aufgegriffen wurde oder als Orientierungshilfe für das eigene Zurechtfinden in der Komplexität der Ereignisse. Die folgenden Rezensionen, bzw. Diskussionstexte, die ich zwischen 1988 und 2006 verfasst habe, geben mein Anliegen wieder, den Anregungsüberschuss der Luhmannschen Theorie für die systemische Praxis aufzuschließen. Es sind auch Dokumente zur blühenden Theoriediskussion in der Frühzeit der systemischen Therapie, bzw. systemtherapeutischen Denkens im deutschsprachigen Raum (Rechtschreibung wurde aktualisiert).

Kybernetik und Systemtheorie: Aus der Sicht der Medizin

Trotz eines gewaltigen Zuwachses an Wirkungsmöglichkeiten, die sich vor allem im Bereich der Diagnostik und auf dem Gebiet der Pharmakologie widerspiegeln, zeichnet sich die heutige Medizin durch ein enormes Defizit an wissenschaftlich fundierten Theorien sowie einer Diskussion ihrer allgemeinen Grundfragen aus. Sieht man von den Erfolgen der Akuktmedizin einmal ab, so betrifft dieses Dilemma besonders den Bereich der chronischen Erkrankungen. Begreift man wissenschaftliche Theorienbildung als die begriffliche Fassung von Erfahrungen, so stellt sich die Geschichte der Wissenschaften als eine Geschichte der Entwicklung von Begriffen dar. Die abendländische Medizin, die heute im Grunde dominiert, ist besonders reich an Versuchen, Krankheit, Linderung und Heilung rational zu verstehen und plausible Erklärungen zu finden. Dabei haben sich aus solchen Denkbemühungen und aus dem Erfah¬rungsgut im Umgang mit dem Kranken zahlreiche, völlig unterschiedliche Konzeptionen der Medizin entwickel...

Epistemologische Neupositionierungen. Alexander Mitscherlich zwischen „naturwissenschaftlicher Methodik“, Psychoanalyse und Psychosomatischer Medizin

NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin

ZusammenfassungAnhand von Alexander Mitscherlichs Plädoyers für eine Psychosomatische Medizin werden dessen epistemologische Neupositionierungen in den 1940er, 1950er und 1960er Jahren untersucht. Sie eröffnen den Blick auf die Auseinandersetzung von Psychiatern, Internisten und Psychotherapeuten um valides und handlungsrelevantes Wissen in der Nachkriegszeit. Zentral war für Mitscherlich ein Krankheitsverständnis, das der Subjektivität der Patienten einen festen Platz zuwies. Damit verbunden war eine kontinuierliche Kritik an statistischen Verfahren zur Validierung von Einzelbefunden und Hypothesen. Gezeigt wird, wie anpassungsfähig Mitscherlich mit seiner Kritik an einer naturwissenschaftlich orientierten Methodik in der Medizin war, wenngleich er die ursprüngliche Stoßrichtung trotz aller Wandlungen aufrechterhielt.

Systemische Therapie und das »störungsspezifische Wissen«

Kontext, 2011

Arist von Schlippe (AvS): Ich möchte kurz schildern, wie es zu diesem Buch 2 gekommen ist. Am 18. Dezember 2004, ich war noch Vorsitzender der SG, traf sich in Köln eine größere Gruppe, u. a. die Vorstände der beiden Gesellschaften, Kurt Ludewig und Jürgen Kriz, um eine Grundsatzentscheidung darüber zu treffen, ob wir noch einmal den Weg gehen, uns um die Anerkennung der systemischen Therapie durch den Wissenschaftlichen Beirat zu bemühen oder nicht. Zwei Jahre vorher hatten wir ja die sogenannte Kölner Erklärung der SG formuliert, mit der wir uns aus diesem Prozess zurückgezogen hatten. Unsere Idee war, die Ablehnung durch den Wissenschaftlichen Beirat als ein Zeichen und »Geschenk« zu nehmen, dass wir sozusagen unbeschadet von irgendwelchen politischen Zwängen unsere systemische Identität weiterentwickeln können. Und in diesem Kontext der Kölner Erklärung machte mir damals dieser 18. Dezember 2004 heftig Bauschmerzen.

Homöopathie: Heilslehre „ohne Substanz“

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 2020

ZusammenfassungDie Homöopathie gehört in Deutschland zu den häufig angewendeten alternativen Heilmethoden. In diesem Diskussionsbeitrag soll erörtert und analysiert werden, warum die Homöopathie nicht zur Medizin gehören sollte und vielmehr als Glaubenskonzept zu verstehen ist, das außerhalb wissenschaftlicher Methoden angesiedelt ist. Erläutert werden die klinischen, rechtlichen und politischen Dimensionen der Homöopathiedebatte. Schließlich wird die Frage der Legitimität von Placeboanwendungen im Lichte der Forderung nach patientenzentrierter Medizin diskutiert.

Anzeichen einer diagnostischen und therapeutischen Philosophie in Menschliches, Allzumenschliches I

Nietzscheforschung, 2021

Im Gegensatz zu Werken wie Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben, Morgenröthe oder Die fröhliche Wissenschaft, hat Menschliches, Allzumenschliches I nur sehr wenig Aufmerksamkeit von Interpreten erhalten, die daran interessiert sind, Nietzsches Philosophie als Medizin oder Therapie zu charakterisieren. Zum Beispiel gibt es in dem von Céline Denat und Patrick Wotling herausgegebenen, Menschliches, Allzumenschliches gewidmeten Sammelband nur einen Aufsatz,1 der das Krankheitsthema untersucht. Hier zeigt Marta Faustino den Raum der Krankheit in Nietzsches Philosophie.2 Aber für ihre Interpretation zieht sie nicht die Paragraphen aus MA I und II heran, sondern nur die Vorrede, die Nietzsche der zweiten Ausgabe von 1886 hinzufügt. Auch in der neuesten Veröffentlichung zum Krankheitsthema in Nietzsches Philosophie werden nur 14 Paragraphen aus MA I und vier Paragraphen aus MA II zitiert,3 von denen einige das Thema Medizin nur tangieren.4 Obwohl es zutrifft, dass sich mehrere der zitierten Paragraphen auf Medizin beziehen,5 werden sie haupt

Systemtheorie als eine Metatheorie zur Integration psychotherapeutischer Ansätze

Schlüsselwörter Therapietheorie, Schulenintegration, systemische Therapie, Systemtheorie, Metatheorie, psychotherapeutische Prozessebenen Keywords Integrative psychotherapy, systems theory, systemic psychotherapy, process levels of psychotherapy, meta-theory Die Integration unterschiedlicher therapeutischer Ansätze ist wichtig, um von einem Eklektizismus, der ggf. nur jeweils aktuellen Schwierigkeiten ausweicht, zu theoretisch-klinisch begründeten Übergängen zwischen den Schulen zu gelangen. Dafür ist eine Metatheorie nötig, welche schulenübergreifend zentrale Phänomene im Zusammenhang zu beschrieben und rekonstruieren vermag. In diesem Beitrag wird Systemtheorie als ein solches Metamodell vorgeschlagen. In aller Kürze werden dazu zentrale Essentials diskutiert, welche in einem Gesamtmodell von psychotherapeutisch relevanter Veränderung nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Diese liegen auf unterschiedlichen Ebenen. Vorteil der interdisziplinären Systemtheorie, die auch zunehmend für die Psychotherapie fruchtbar gemacht wird, ist die Möglichkeit, die Beziehungen zwischen solchen unterschiedlichen Prozessebenen angemes- sen zu modellieren. Exemplarisch werden abschließen einige Hinweise gegeben, wie sich eine Berücksichtung der systemischen Perspektive in er Praxis jenseits des Verfahrens "systemische Psychotherapie" ausdrückt.

Die therapeutische Beziehung aus systemischer Sicht

PiD - Psychotherapie im Dialog, 2004

Der therapeutischen Beziehung wurde in der Entwicklung von Familien-und Systemischer Therapie teilweise sehr unterschiedliche Bedeutung zugemessen. Die aktuelle Diskussion und Praxis gewichtet sie allerdings zentral. Konstruktive Kooperation ist dabei ein wesentliches Leitmotiv. In der praktischen Ausgestaltung zeigt sich dies vor allem in zwei Aspekten: positive affektive Rahmung und kontraktorientierte Haltung. Während die affektive Rahmung einer übergreifenden Metastabilität dient, unterstützt die kontraktorientierte Haltung das Ausgestalten der notwendigen Instabilität, die mit signifikanten Veränderungen verbunden ist.