Österreichisch-islamische Identität - eine theologische Gedankenreise (original) (raw)

Islamische Theologie in Österreich

Die Integration und Partizipation der MuslimInnen in Europa erfordert neben entsprechenden Bemühungen seitens der Politik auch die Mitwirkung unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure: Den Prozess der Integration allein als eine politische oder wirtschaftliche Aufgabe zu betrachten, würde der gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht gerecht. So haben auch die, von vielen als religiös motiviert verstandenen, gewalttätigen Aktionen der jüngeren Vergangenheit einmal mehr gezeigt, dass die Integration der MuslimInnen zum Vorteil aller Mitglieder der Gesellschaft und damit die Aufrechterhaltung des sozialen Friedens mehr an Maßnahmen notwendig macht als eine bloße Verstärkung von Sicherheitsmaßnahmen.

Diyanet und ihre politisch-theologischen Aktivitäten in Österreich

European journal of Turkish studies

Die türkische Regierung hat diesen Erfolg vor allem der ATIB zu verdanken, weil die ATIB mit ihren über 65 Moscheen die breite Mehrheit der türkischen Muslime in Österreich erreicht und für die Parteiaktivitäten der AKP eine sehr gute Infrastruktur bietet. Die meisten AKP-Aktivitäten werden zwar über die UETD organisiert, aber faktisch von der ATIB getragen, weil bei der UETD eine solche Infrastruktur fehlt. Wie auch dem folgenden Beispiel zu entnehmen ist, bieten die Räumlichkeiten der ATIB-Vereine ein gutes Forum für die politischen Aktivitäten der AKP-Abgeordneten. Darüber hinaus ist es für die Regierungspartei sehr einfach, die Imame der ATIB-Vereine, die als Beamte der türkischen Regierung in Österreich arbeiten, für ihre Interessen zu mobilisieren. Abb. 2 In der Sonnleithnergasse 20 befindet sich die zentrale Moschee von ATIB in Österreich.

Religiosität in Österreich: Einheimische und Muslim*innen im Vergleich

Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik

ZusammenfassungIn diesem Beitrag wurde anhand der österreichischen Daten des Religionsmonitor 2017 untersucht, wie sich Österreicher*innen ohne Migrationshintergrund (Einheimische) und in Österreich lebende Muslim*innen in Hinblick auf Religiosität unterscheiden und wie sie die Religiosität der anderen Gruppe wahrnehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Religiosität von Einheimischen und Muslim*innen in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Bei den Einheimischen geht die kirchlich-religiöse Praxis bei jüngeren im Vergleich zu älteren Befragten stark zurück, bei den Muslim*innen ist dies nicht der Fall. Muslim*innen vertreten auch viel häufiger die Ansicht, dass es nur eine wahre Religion und nur eine richtige Interpretation der religiösen Gebote gibt. Aufgrund der unterschiedlichen Bedeutung, die die Religion für Einheimische und für Muslim*innen hat, wie auch aufgrund der kulturellen Traditionen und Lebensformen, die mit dem säkularisierten europäischen Christentum auf der ei...

"Die" Muslim*innen in Österreich Komplexe Beforschung eines heterogenen Konstruktes

2022

Islam and "the" Muslims in Austria are a much-researched topic, and the number of studies has risen significantly in recent years. Despite the lively research interest, there are few facts about Muslim lifeworlds; public discourse is characterized by constructed attributions about "the" Muslims. Preconceptions are part of scholarly reality, but it becomes problematic when they are unreflectedly incorporated into research interests. This paper presents the results of a meta-analytical inventory of publications from 1995 - 2018 and refers to resulting questions as well as to the constructive-critical discourse that has emerged around research on Muslims with regard to research ethical principles and reflective approaches. The fact that knowledge production must always be placed in its context of origin and that research also has its limits is discussed in the last chapter. --------------------- Der Islam und "die" Muslim*innen in Österreich sind ein viel beforschtes Thema, die Zahl der Studien ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Trotz des regen Forschungsinteresses gibt es wenige Fakten über muslimische Lebenswelten, der öffentliche Diskurs ist geprägt von konstruierten Zuschreibungen über "die" Muslime. Vorannahmen sind Teil der wissenschaftlichen Realität, problematisch wird es jedoch, wenn diese unreflektiert in Forschungsinteressen einfließen. Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer metaanalytischen Bestandsaufnahme von Publikationen von 1995-2018 und nimmt Bezug auf resultierende Fragestellungen sowie auf den konstruktiv-kritischen Diskurs, der um die Beforschung von Muslim*innen in Hinblick auf forschungsethische Grundsätze und reflektierte Zugänge entstanden ist. Dass Wissensproduktion immer in ihren Entstehungskontext gestellt werden muss und auch Forschung ihre Grenzen hat, wird im letzten Kapitel diskutiert.

Çiçek, Hüseyin I. (2017): Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) und ihr Bezug zu Liechtenstein. In: Liechtenstein-Institut (Hg.): Islam in Liechtenstein. Demografische Entwicklung, Vereinigungen, Wahrnehmungen, Herausforderungen. Bendern: Liechtenstein-Institut, S. 113-117.

eine Studie über den Islam in Liechtenstein. Hierzu wurde nationale und internationale Forschungsliteratur gesichtet, es wurden verfügbare statistische Daten und Umfragedaten ausgewertet sowie Interviews mit Repräsentanten der muslimischen Vereinigungen, mit Behörden und Jugendarbeitern geführt. Seit den 1970er-Jahren ist der Anteil der Bevölkerung mit muslimischem Glauben kontinuierlich angewachsen auf aktuell rund sechs Prozent und somit mehr als 2000 Personen. Davon sind rund ein Viertel liechtensteinische Staatsangehörige und rund die Hälfte unter 30 Jahre alt. Die hauptsächlichen Ursprungsländer sind die Türkei und Staaten des ehemaligen Jugoslawien (Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien). Menschen aus diesen Ländern gehören in der Regel der sunnitischen Ausrichtung des Islam an. Terroranschläge und Kriege im Namen des Islam haben diese Religion in den vergangenen Jahren in Verruf gebracht. Darunter leiden insbesondere Muslime selbst, da sie in der westlichen Welt zu Rechtfertigungen und Distanzierungen aufgefordert werden, auch wenn sie mit diesen Aktivitäten nichts zu tun haben und ausserdem Muslime verschiedener Glaubensrichtungen zu den hauptsächlichen Opfern gehören. Es ist allerdings auch bekannt, dass im Westen lebende Muslime radikalisiert werden können, Terroraktionen durchführen oder sich als Dschihad-Kämpfer in den Nahen Osten begeben. Daher wird der Islam von vielen Menschen als Bedrohung wahrgenommen. Oft wird die Meinung vertreten, der Islam passe nicht zum Westen. Vorurteile und negative Einstellungen erschweren jedoch die gesellschaftliche Integration. Zwei Brennpunkte der Integration von Muslimen nimmt diese Studie gezielt in den Blick: Die Frage eines muslimischen Friedhofs in Liechtenstein und das Projekt "Islamischer Religionsunterricht". Die Gesellschaft sollte den Islam wie Musliminnen und Muslime differenziert wahrnehmen, ohne dabei die Augen vor möglichen Gefahren zu verschliessen. Begegnungen und Gespräche auf individueller Ebene, aber auch mit den beiden liechtensteinischen Moscheegemeindender Türkischen Vereinigung und der Islamischen Gemeinschaft -können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und die gegenseitigen Bedürfnisse kennenzulernen. Die liechtensteinischen Moscheegemeinden haben keinen öffentlich-rechtlichen Status, verfügen weder über eine repräsentative Moschee noch eine muslimische Begräbnisstätte und finanzieren sich durch freiwillige Spenden und Mitgliederbeiträge. In der Frage des muslimischen Religionsunterrichts wurden allerdings bereits mehrjährige Erfahrungen gesammelt. Das Schulamt bietet einen Wahlunterricht für Kinder mit islamischem Glaubensbekenntnis an, der unter staatlicher Kontrolle steht. Bisher sind in der Offenen Jugendarbeit keine Fälle von radikalisierten muslimischen Jugendlichen bekannt. Auch sind Imame und Moscheen in Liechtenstein nicht mit Hasspredigten und Aufrufen zur Gewalt gegen Andersdenkende in Erscheinung getreten. Es ist in erster Linie Aufgabe der Moscheegemeinden selbst, solche Entwicklungen wie auch ausländische Einflüsse mit antiwestlichen und antidemokratischen Tendenzen zu unterbinden.

Österreichische Identitäten im Wandel

2020

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.

Religiöse Praxisformen junger MuslimInnen in Österreich im Alltag

2017

Der vorliegende Beitrag stellt Kernergebnisse der Mixed Methods Studie ‚Muslimische Milieus in Osterreich‘ vor. Prasentiert werden mittels kurzer qualitativer Einzelfalldarstellungen funf differierende Umgangsformen mit Religion im Alltag, die die Vielfalt der Glaubenspraxis der muslimischen Bevolkerung in Osterreich – mit Fokus auf jungen MuslimInnen im Alter von 16 bis 30 Jahren – abbilden. Ein spezielles Augenmerk erfahren zudem allgemeine Befunde, die fur alle Praxisformen gleichermasen zutreffen. Gemeint sind damit die Tendenz zur religiosen Bricolage, zur Virtualisierung sowie der Prozesscharakter des religiosen Lebens.