Schwören, schriftlich. Liebe und Recht bei Ovid (original) (raw)

Ovids Liebesdichtung

Philologia Classica

Th e following article is divided into two parts. Th e fi rst one deals with a question of coexistence of various poetics in the "Amores" of Ovid. Th e author discusses it in connection with the poet's approach to the topic from the very beginning to going beyond the boarders of the Latin love elegy as genre. In this connection, 2, 1 and 3, 12 elegies from the "Amores" are brought to the forefront. Th e second part of the article studies changes in Ovid's concept of love and traces it from the "Amores" and the "Art of Love" to the "Heroides" and then to the "Metamorphoses". Among other things, the author studies Ovid's diff erent approaches to similar love stories in the earlier and later works of Ovid.

Ovid-Lektüren oder der antike Mythos im Trecento

Fühmittelalterliche Studien, Bd. 53, 2019

In the decades after 1300 you find in Italy an intensive re-reading of ancient texts and especial of Ovid, which is connected with the intellectual cultures of the cities. One example is of course Dante with his specific amalgam of ancient myths with the christian story of salvation. Important are also the lectures of Giovanni del Vergilo in Bologna, which retells the metamorphoses in a clear and simple language. An very interesting case is Paolo da Perugia, who in Naples works out complexe diagramms to explain the correlations of all the different mythological figures. His interests are mainly historical and cosmological. The young Petrarca however uses selected metamorphoses as metaphors of his emotional feelings as a loving poet. Petrus Berchorius writes in Avignon an extensive allegorical explanation of the metamorphoses. Beside theological interpretations he is discussing ethical questions, which are connected with the experiences of his readers. The text of Berchorius was soon connected with an extensive illustration. In a splendid version for Bruzio Visconti the miniatures offers an own, sensitive reading of the Ovidian narratives including the emotional tensions of the stories. A manuscript from Bergamo, which has only very simple drawings, can proof the existence of a model, where a detailed iconography of all the pagan gods was developed soon after 1350. Florentine drawings done by readers of the italian translation by Arrigo Simintendi focus again on the emotional aspects of the Ovidian stories. The individual readings differs widly in their interests, but all are in their own way a form of actualization and connect Ovid with the reality of the 14th century. They all together establish the ancient myth as a new system of reference.

Respondance: das der Rede eingeschriebene Andere, die Echoräume der Rede (mit Ovids Echo)

2014

Wahrend dem Konzept autoritativer Rede zufolge, deren Autor das Gemeinte uber die Zeiten, uber den Abstand hinweg, der den Sprecher von seiner Rede trennt, selbst uber dessen Tod hinaus noch sichern soll, sprechen die Echo und ihre Echos von der nicht-auktorialen ›Begrundung‹ der Rede und von der Nicht-Sicherbarkeit der Verfugung uber die Rede. Statt eines Anfangs, den die intentionale Rede selbst setzen konnen soll, finden wir ein ›Anfangen‹, das sich nicht selbst begrunden kann. Echo, der die Rede des Anderen schon »zufallig« begegnet sein muss (als ihr Zufall), damit ›ihre‹ Rede einsetzen kann, stellt damit vor, was jede Rede grundlos ›begrundet‹ und sie je schon anfanglich durchquert, von sich selbst abgeschieden (und die Instanz des souveran verfugenden Sprechers anfanglich von sich selbst geschieden) haben wird: dass sie je anfanglich von der Rede der (unbestimmten) anderen her-kommt, die selbst nicht sie selbst ist, von sich selbst differiert und nur derart vernommen: wieder-...

Schönheitspflege und Charakterstärke in Ovids Liebeslehre. Zum Proömium der 'Medicamina faciei

1981

Wenn ein Mann eine geliebte Frau für ungewöhnlich schön hält und wenn er sie vor allem wegen ihrer Schönheit zu lieben gesteht, so ist das weder im Leben noch in der Dichtung etwas Besonderes. Selbst der strenge Moralist nimmt im allgemei nen keinen Anstoß, wenn im individuellen Liebesbekenntnis Schönheit als Urgrund der Liebe gepriesen wird: die Geliebte gilt dem Liebenden als schön, eben weil er sie liebt, aber mit den Augen der Liebe erscheint nicht nur die äußere Schönheit in einem verklärenden Licht. Auch die Dichter der römischen Liebeselegie lieben die Geliebte, weil sie schön ist, und sie feiern die Schönheit und Anmut der Geliebten im Liebesgedicht. Gleich zeitig aber machen sie die äußere Schönheit in ganz eigentümlicher Weise zu einem Problem: Properz und Tibull ziehen eine scharfe Trennungslinie zwischen der von Natur verliehenen 'nackten' Schönheit einer Frau, die den Liebenden verlockt und bezaubert, und all den vielfältigen Möglichkeiten, den Glanz der Schönheit noch mehr erstrahlen zu lassen. Alles, was sich auf diesem Gebiet denken läßt, verfällt Literaturhinweise (die hier aufgeführte Lit. wird im Folgenden nur abgekürzt zitiert) Der Medicamina-Text wird zitiert nach der Oxford-Ausgabe (Carm. amat., ausgen. die Epist. Her.) von E.J. Kenney (1961/1977); zusätzlich herangezogen wurde die immer noch un entbehrliche Medic.-Ausgabe von Kunz, (s.u.); außerdem die beiden Ausgaben von Fr.W. Lenz (Rem. und Medic. enthaltend): die im Corpus Script. Lat. Paravianum (49) in Turin 1965 er schienene und die zweisprachige mit Einführung und Kurzkommentar (s.u.).

Ovid-Allusionen bei Lucan

Acta Classica Universitatis Scientiarum Debreceniensis , 2006

Die zwei wichtigsten Vorbilder Lucans sind Vergil und Ovid: Außer Zweifel stehen diese Autoren im Fokus seiner poetischen imitatio und aemulatio. Lucan führt mit ihnen auf den verschiedensten Ebenen einen Diskurs, wodurch nicht nur die Oberflächenstruktur der Pharsalia sondern auch die kleinsten Teile der dichterischen Technik augenfällig geprägt werden. B. M. Marti nennt das luca-nische Epos – die auf den Dichter öfters angewendeten emblematischen Aus-drücke, wie " Anti-Vergil " und " Anti-Ovid " , weiter ergänzend – beinahe ein Antiepos, das die bisherigen Erwartungen in Bezug auf ein Großepos ganz wie Luft behandelt, indem es zugleich seine Gattungsselbstidentität bewahrt. 2 Die Auslegung des Diskurses Lucans mit Vergil und Ovid wird von der er-wähnten dichterischen Intention als Voraussetzung bestimmt. Lucans Absicht war jedoch nicht über den Wert der künstlerischen Leistung der beiden Dich-tergenies eine Diskussion zu führen; meiner Beurteilung nach hat er das über-haupt nicht in Frage gestellt, vielmehr wollte er sich mit dem von Vergil und Ovid geschilderten Weltbild auseinandersetzen, das sie im Bewußtsein der ver-lorenen res publica Romana, und in Erfahrung des zustande kommenden Prin-zipats konstruiert hatten, nach ihrer besten Überzeugung. In Neros Zeiten wur-de für die Kenner der römischen Vergangenheit offenbar, daß die durch die Li-teratur dem Publikum vermittelten Werte bloße Gaukelei waren. Die Paradig-men, die die Dichter über die römische Vergangenheit und Zukunft sowie hin-sichtlich des moralisch gültigen Verhaltens – im weiteren Sinn des römischen Weltbildes und Morals – geschaffen hatten, wurden nunmehr in Frage gestellt.

Ovids Liebesdichtung. Philologia Сlassica 2016, 11(1), 42–53.

Albrecht M. von. Ovids Liebesdichtung. Philologia Сlassica 2016, 11(1), 42–53., 2016

The following article is divided into two parts. The first one deals with a question of co-existence of various poetics in the “Amores” of Ovid. The author discusses it in connection with the poet’s approach to the topic from the very beginning to going beyond the boarders of the Latin love elegy as genre. In this connection, 2, 1 and 3, 12 elegies from the “Amores” are brought to the forefront. The second part of the article studies changes in Ovid’s concept of love and traces it from the “Amores” and the “Art of Love” to the “Heroides” and then to the “Metamorphoses”. Among other things, the author studies Ovid’s different approaches to similar love stories in the earlier and later works of Ovid.

Lob der Torheit. Über das Wunderbare, die Philosophie und die Liebe

Aus: Michael Hauskeller, Auf der Suche nach dem Guten, Kusterdingen: Die Graue Edition 1999, 13-31. Lob der Torheit, so lautet der Titel eines kleinen Büchleins des Humanisten und frühen Aufklärers Erasmus von Rotterdam. 1509 erschienen wurde es schnell berühmt und erlebte bis zum Tod seines Verfassers (1536) nicht weniger als 27 Auflagen. Das Lob der Torheit zu singen war im frühen 16. Jahrhundert natürlich nicht üblicher als heute. Daher wird die Feststellung kaum überraschen, daß es sich bei dem Werk um eine Satire handelt. Erasmus läßt darin die Torheit selbst auftreten und mit großer Eloquenz und viel Witz darlegen, wieviel ihr doch die meisten, wenn nicht alle menschlichen Tätigkeiten verdanken. Wie töricht etwa -spricht die Torheit -ist doch jeder Liebende, da er das Häßliche für schön hält. 1 Töricht ist auch, wer einem anderen Menschen die Freundschaft hält, da er die zahlreichen Fehler des Freundes nicht bemerkt oder verdrängt. 2 Töricht ist der Gutmütige 3 und der, der die Wahrheit sagt, obwohl es ihm schadet. 4 Töricht ist jeder, der sich den Verlockungen des Lebens hingibt und schließlich auch jeder, der überhaupt das Leben dem Tod vorzieht, indem er -törichterweise -vergangene Leiden schnell vergißt und den zukünftigen wider alle Wahrscheinlichkeit zu entgehen hofft. 5 Als töricht gelten diese Verhaltensweisen offenbar deshalb, weil sie allesamt auf einer Täuschung zu beruhen scheinen, und zwar recht besehen, immer derselben Täuschung, nämlich daß es in dieser Welt irgend etwas geben könnte, das wert sei, geliebt zu werden. In Wahrheit -so die Implikation -ist keine Sache, kein Mensch, nicht einmal das Leben selbst der Liebe wert, denn die Liebe geht ihrem Wesen nach -so will es die philosophische Tradition -auf das zeitlos Schöne und vollkommen Gute, 6 und das ist in dieser Welt bekanntlich nicht anzutreffen. Hier auf Erden ist die Schönheit nicht nur vergänglich, sondern von vornherein unwirklich, eine reizende

Ficta et Facta. Reflexionen über den Realgehalt der Dinge bei Ovid

In: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 60, 257-277, 2015

The ontology of fictional objects in fictional literary texts is one of the most debated issues of a general theory of fiction. This contribution starts from considerations by Rudolf Haller, connecting them with the model of the Possible Worlds Theory (PWT). A particular strength of this theory is that it does not only analyse the borders of fiction, which lie between the real and the text world, but that it offers in particular a more accurate differentiation within the text world itself by drawing attention to the issue of what is possible, impossible and necessary within a Textual actual world (TAW). In this way, for example, the ‚Wunschwelt’ of individual characters and their confrontation with what will be possible or actual within a particular text world, can be described in detail and, as in the case of Ovid's exile poems Tristia, the literary play with different levels of fictitiousness can be analysed.

Ovid, A. A. 3,343 und die zweite Auflage der Amores - Eine neue Konjektur

1998

Vor der ersten Elegie der Arnores steht ein Epigramm in dem Ovid uns mitteilt, dies sei die um zwei Bücher verkürzte Neuauflage einer Sammlung von ursprüng lich fünf Büchern1: Qui modo Nasonis fueramus quinque libelli, tres sumus; hoc illi praetulit auctor opus. ut iam nulla tibi nos sit legisse voluptas, at levior demptis poena duobus erit. Literarische Zeugnisse über zweite Auflagen antiker Texte sind selten2, und manche Interpreten mahnen zur Vorsicht. So meint etwa Goold, das Epigramm stamme nicht von Ovid3, während Nagle vermutet, die zweite Auflage unterscheide sich von der ersten nur durch ihre Dispositio: In der ersten Auflage habe jedes Buch zehn Elegien umfaßt: diese Elegien habe Ovid später neu arrangiert und unverän dert auf drei Bücher verteilt4. Holzberg ist der Ansicht, man verstehe das Epigramm falsch, wenn man daraus auf eine zweite Auflage schließe. Ovid erinnere vielmehr an Kallimachos' Ausspruch piya ßißXiov piya kcxkov (frg. 465 Pfeiffer)5 und gebe vor, er habe aus fünf Büchern, zu denen seine "Vorarbeiten" angewachsen seien, in strenger Selbstkritik die besten Gedichte ausgewählt6. Indes gibt es keinen Grund, weswegen Ovid das Epigramm nicht verfaßt haben sollte, und daß er eine ähnliche redaktionelle Vorbemerkung vor die Metamorpho 1 Einen weiteren Hinweis auf diese zweite Auflage enthalten möglicherweise die Ver se Tr. 4,10,59-62: moverat ingenium totam cantata per urbem / nomine non vero dicta Co rinna mihi, i multa quidem scripsi, sed quae vitiosa putavi, / emendaturis ignibus ipse dedi.