Schwedisch ist gut, Latein ist besser? Spätmittelalterliche Sprachmischung aus normativer Perspektive (original) (raw)
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Die Lehrer, der Krankenschwester und ein neues Pronomen. Sprachliche Gleichstellung im Schwedischen
Muttersprache 2020/1, 2020
Die Lehrer, der Krankenschwester und ein neues Pronomen. Sprachliche Gleichstellung im Schwedischen Steffen Höder (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) Skandinavien gilt landläufig als gerade in sozialen Fragen besonders fortschrittlich und wird auch hierzulande häufig als gesellschaftspolitisches Vorbild bemüht. Tatsächlich präsentieren sich die nordischen Länder gerade im Hinblick auf die Gleichstellung der Geschlechter (schwedisch jämställdhet) als betont progressiv. Als Beispiel mag eine Momentaufnahme aus Schweden dienen: Hier definiert sich die aktuelle rot-grüne Regierung unter Ministerpräsident Stefan Löfven als ‚feministische Regierung', in der Gleichstellung in allen gesellschaftlichen Bereichen eine hohe Priorität genießt (Stand August 2019). 1 So eine Positionierung repräsentiert natürlich auch das politische Programm einer Regierung
Historia Scholastica , 2022
Abstract Decreasing Importance of the Transition from Childhood to Adolescence through Increased Latin Schooling in the Middle Ages? J. Hajnal set up the these that the Western European marriage pattern was charac-terized by a relatively late marriage in broad strata of the population below the elites. The adolescence, the long period between sexual maturity and marriage, was often spent in the service of a foreign household. I examined the view on children in popular, didactic texts aimed at urban laypeople, comparing sources from around 1300 with those from around 1500. Hajnal’s foregoing finding is primarily supported by the early sources. From adolescence on, the terms for young people changed from gender- unspecific “kint [child]” to “kneht” or “meit”. These youths are mostly mentioned as servants. By 1500, there were significantly more Latin schools than by 1300 and they did no longer serve the sole purpose of providing clerics. The examined sources from this period deal mainly with the socialization of boys to erudition; that of girls and unlearned boys, still the majority of adolescents, is mentioned only in passing. A different gender-specific socialization of “sun [son]” and “tochter [daughter]” appears to be a more important aspect than the break between childhood and adolescence in the life cycle.
Spracheinstellungen minderheitssprachiger Jugendlicher am Beispiel von Sorben und Finnlandschweden
2008
In der Studie werden zwei sprachliche Minderheiten in Europa miteinander verglichen: 16- bis 18-jährige sorbischsprachige Jugendliche in Deutschland und schwedischsprachige Jugend¬liche in Finnland. Der jeweilige soziohistorische Kontext schafft verschiedene sprachliche Rahmenbedingungen dieser Minderheiten, die Unterschiede z.B. im Sprach¬gebrauch erwarten lassen. Trotzdem sind Ähnlichkeiten feststellbar. Ein Vergleich zwischen zwei Sprachkontaktsituationen ist durch das von der Sozioprofilmethode angebotene Analyse¬muster möglich, in dem linguistische, geographische, geschichtliche und demo¬graphische Aspekte sowie der gesetzliche Status und die (offizielle) Sprachpolitik, die Präsenz und der Gebrauch der Sprache in verschiedenen Domänen sowie Identitätsaspekte behandelt werden. Als theoretischer Rahmen für die Studie wurde ein Spracheinstellungsmodell entwickelt, das den Sprachkontakt in einem soziohistorischen Kontext betrachtet. Als Einflussfaktoren von Spracheinstellungen gelt...
2010
In schwedischen Krankenhäusern ist es selbstverständlich, einen Krankenpfleger mit Syster 'Schwester' anzusprechen (also z.B. Syster Nils 'Schwester Nils'). Auch die Berufsbezeichnung von Schwester Nils ist weiblich: Er ist sjuksköterska, wörtlich 'Krankenpflegerin' (-ska ist schwedisches Movierungssuffix), also 'Krankenschwester'. Der im Schwedischen ganz geläufige Satz han är sjuksköterska 'er ist Krankenschwester' klingt für deutsche Ohren ungrammatisch. Vor etwa 30 Jahren war dies in Schweden nicht anders, doch hat man dieses Problem auf andere Weise gelöst als in Deutschland: Im Schwedischen ist die Sexusneutralisierung weiblicher Personen bezeichnungen möglich, genauer: möglich gemacht worden, während dies in Deutschland als unzulässiger Eingriff ins Sprachsystem betrachtet wird.The Gennan and Swedish systems of person denominations display fundamental differences. While in Swedish '- similar to English - a systematic neutralization ...
2021
Ausgehend von Beobachtungen zur deutschen Sprachgeschichte wird der Entwicklung maskuliner Deklinationsklassen der Substantive in den beiden nordgermanischen Sprachen Schwedisch und Dänisch nachgegangen. Ausgangspunkt ist der Wandel der schwachen Maskulina im Deutschen, der nach Arbeiten von Köpcke als schemagesteuerter Wandel auf Grundlage prosodisch und semantisch definierter Prototypen ablief. Dabei spielt insbesondere das Merkmal [+menschlich] eine Rolle. Für die nordgermanischen Sprachen wird anhand historischer Grammatiken und Wörterbücher untersucht, wie sich die maskulinen Deklinationsklassen mit Blick auf ihre Form und ihre lexikalische Besetzung wandeln, besonders mit Blick auf die Entfaltung semantischer Kriterien. Es stellt sich heraus, dass in beiden Sprachen schemabasierter Wandel erkennbar ist, dieser sich aber eher hintergründig und weniger klar auf ganze Deklinationsklassen bezogen ereignet als im Deutschen. So wird im Schwedischen bei den schwachen Maskulina ein prosodisches Grundmuster zeitweilig durch ein semantisches ergänzt, das sich aber offenbar nicht durchsetzen kann. Im Dänischen entwickeln sich vornehmlich phonologische Regularitäten, insbesondere bei bestimmten Derivatgruppen und Einsilbern aber zeigt sich, dass semantische Kriterien eine Wirkung entfalten, die innerhalb der e-Pluralklasse "im Hintergrund" an der Herausbildung entsprechender Schemata für die lexikalische Besetzung mitwirken. Im Vergleich mit dem Deutschen wird der weniger stringente Umbau der lexikalischen Besetzung in den beiden skandinavischen Sprachen dahingehend interpretiert, dass einerseits Deklinationsklasseninsbesondere im Dänischenstärker reduziert wurden als im Deutschen, wodurch weniger Möglichkeiten der Neusortierung anhand unterschiedlicher Kriterien bestanden, und dass andererseits die Bewahrung der Kasusmorphologie im Deutschen und die gut gewährleistete Disktinktion zwischen Agens-und Patiensrolle bei den schwachen Maskulina eine zusätzliche Stütze für die Auszeichnung der Substantive im höchsten Be
Lehnwörter und semantischer Wandel im Wortfeld pink in den skandinavischen Sprachen
Die Grundfarben erlernt man normalerweise bereits im Kindergartenalter, doch wie sieht es mit „exotischen“ Farben wie beige, türkis, magenta, rosa oder anderen sekundären Farben aus? Betrachtet man die heutige Generation, so sind diese Farbbezeichnungen keine Neuheit und stellen keinerlei Probleme dar. Recherchiert man im Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) beispielsweise die Farbe rosa, erhält man die Information, dass dieses Wort ursprünglich aus dem Lateinischen stammt und einen Blumennamen darstellt (DWDS 2016, s. rosa). Das heißt uns geläufige Farben, die wir in unserem täglichen Sprachgebrauch verwenden, haben ursprünglich eine andere Herkunft und sind über den Weg des semantischen Wandels in unsere Sprache gelangt. Zudem existieren Farbbezeichnungen wie pink, rosarot, hellrosa und viele mehr. Worin besteht bei all diesen Farbwörtern der Unterschied? Bleibt man bei dem Farbwort pink lässt sich feststellen, dass auch in den nordgermanischen Sprachen verschiedene Farbbezeichnungen dafür existieren. Explizit soll sich in dieser Arbeit auf die skandinavischen Sprachen Schwedisch, Norwegisch, Dänisch und Isländisch konzentriert werden. Die Hauptforschungsfrage soll behandeln, welche semantischen Entwicklungsprozesse dahinterstehen und wie es dazu kam. Die Theorie der Basic Colour Terms wurde von den Forschern Berlin und Kay (1969) aufgestellt, die trotz solider Argumentation auch einige Kritik einstecken musste. Es soll dabei darauf geachtet werden, ob diese Farbterme von Beginn an in der Sprache existent waren, ob sie später hinzukamen oder eventuell sogar erst seit einigen Jahren gegenwärtig sind. Anschließend soll geklärt werden, welche Begriffe es für den Term ‚pink‘ gibt oder ob die entsprechende Sprache hierfür andere Terme zur Verfügung hat. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Bedeutungswandel wie Bedeutungserweiterung, -verengung, -verschiebung, -verbesserung oder -verschlechterung sowie auf Formen sprachlicher Innovationen oder Entstehung neuer Wörter, d.h. auf lexikalischem Wandel, gelegt werden. Eine weitere Quelle für die Arbeit lieferte eine eigens durchgeführte Online-Umfrage, die sich speziell an Muttersprachler des Schwedischen, Norwegischen, Dänischen und Isländischen richtete.
Die sog. große Vokalverschiebung des Spätmittelalters gehört zu den nachhaltigsten Lautveränderungen im Bereich des Vokalismus in den nordischen Sprachen überhaupt und steht damit in ihrer Be deutung der des englischen 'Great Vowel Shift' für die Geschichte der germanischen Sprachen in nichts nach. Über ihre Entstehung und die Auswirkungen für die jeweiligen phonologischen Systeme ist in der Vergangenheit viel geschrieben worden, zuletzt in größerem Um fang in der Monografie von Gun Widmark (1998), in der ein Resümee der bisherigen Forschung unter dem metaphorisch-provokativen Titel des 'großen Vokaltanzes' gezogen wird. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es zu zeigen, dass es sich bei der 'großen Vokalverschiebung' (1) nicht primär um eine Vokalverschiebung mit quantitativen und qualitativen Auswirkungen handelt, sondern dass wir es mit einer Entwicklung zu tun haben, die ihren Ausgangspunkt im Ungleichgewicht zwischen betonten und unbetonten Silben hat und sich deshalb (2) nicht nur auf die Sprachen und Dialekte Schwedens und Norwegens beschränkt, sondern die ganze Nordgermania allerdings mit unterschiedlichen Konsequenzen erfasst hat. Ausgangspunkt dieser Entwicklung ist unserer Auffassung nach nicht eine sog. Schubkette im Sinne des klassischen Strukturalismus, die ihre Ursache in der (wie auch immer veranlassten) Verschiebung von (altnordischem) langem á zu /o:/, ó zu /u:/ und ú zu /u-:/ hat. Vielmehr haben wir es mit einer Folgeerscheinung aus der Verstärkung des dynamischen Druckakzents aufden betonten Silben zu tun. Eine weitere Konsequenz dieser ungleichgewichtigen Akzentverhältnisse ist unter dem Begriff der Akzentballung bzw. als Vorbedingung für den Stoßton (stød) im Dänischen in der Literatur diskutiert geworden (vgl. u.a. BandIe 1973:67-78 u. Karte 15).