Zurück zu Eichendorff! Zur Neufassung von Othmar Schoecks historisch belasteter Oper «Das Schloss Dürande» (original) (raw)
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Neue Zürcher Zeitung, 2018
Am 1. April 1943 fand an der Berliner Staatsoper die Uraufführung von Othmar Schoecks letzter Oper "Das Schloss Dürande" nach der Novelle Joseph von Eichendorffs statt. Reichsmarschall Hermann Göring kritisierte sie als "Bockmist" und setzte offenbar sie nach vier Aufführungen ab. Noch im gleichen Jahr gab es zwei Aufführungsserien in Zürich, die nach die nach schlechten Kritiken und schwachen Besucherzahlen ebenfalls vorzeitig abgebrochen wurden. Schoecks Spiel mit den Mächtigen hat ihm zwar eine Aufführung an der prominentesten Bühne ermöglicht. Karrierebruch und angeschlagene Gesundheit waren die Folgen, von denen er sich niemals mehr erholen konnte. -Was war da schief gelaufen? Wie ist nun "Das Schloss Dürande" wieder in die Diskussion und auf die Bühne zu bringen? Ein an der HKB angesiedeltes Nationalfondsprojekt "Das Schloss Dürande von Othmar Schoeck -Szenarien zu einer interpretierenden Restaurierung" unter der Leitung des Schreibenden erwog verschiedene Varianten einer Aktualisierung. Nun gibt es viele erfolgreiche Opern mit literarisch erschreckend schlechten Libretti, die im Umkehrschluss geradezu zum Bonmot verleiten, dies sei geradezu Voraussetzung für den Opernerfolg. Allerdings: Die kurzatmigen, teils abgehackten Verse Burtes stehen in deutlichem Widerspruch zu Schoecks Musik mit ihren weit ausgreifenden Melodie-und Spannungsbögen; manchmal stimmt auch die Periodisierung nicht überein, geschweige die literarisch-musikalische Dichte. Die Musik scheint sich manchmal um Details des Textes gar nicht zu kümmern. Gestützt wird dies durch die verbriefte Überlieferung, dass bei Schoeck die Musik oft zeitlich vorausging. Wie gestaltet sich nun der Prozess dieser aktualisierenden Rückführung? Ausgangspunkte bilden das ursprüngliche Libretto und dessen zeitgenössische Rezeption. Burtes Sprache ist oft gestelzt und holprig, in der Wortwahl prätentiös, in der Wortstellung verrenkt und umständlich, salbungsvoll, voll hohler Phrasen und Wichtigtuereitypische Merkmale eben der Lingua Tertii Imperii LTI, wie Victor Klemperer die Sprache des NS-Systems nannte. In Pressekritiken und Zeitzeugnissen finden sich Hinweise, die zu beherzigen wären: weitgehender Verzicht auf Reimereien, Einbezug der Traumwelt, Differenzierung der Charaktere, Kürzungen. Auf einer ersten Ebene galt es, mit gezielten Retuschen die klappernden Reime aufzubrechen, Reizwörter zu eliminieren, Gespreiztes durch natürliche
Schoecks Eichendorff-Oper wird reaktualisiert
Das Schloss Dürande» ist dank einem Nationalfondsprojekt und dem Brunner Schoeck-Festival wieder im Gespräch. Wie wird das Werk für die Wiederaufführung 2018 aktualisiert? Thomas Gartmann -Am 1. April 1943 fand an der Berliner Staatsoper die Uraufführung von Othmar Schoecks letzter Oper Das Schloss Dürande nach der Novelle Joseph von Eichendorffs statt. Reichsmarschall Hermann Göring kritisierte sie als «Bockmist» und setzte sie offenbar nach vier Vorstellungen ab. Noch im gleichen Jahr gab es zwei Aufführungsserien in Zürich, die nach schlechten Kritiken und schwachen Besucherzahlen ebenfalls vorzeitig abgebrochen wurden. Schoecks Spiel mit den Mächtigen hatte ihm zwar eine Inszenierung an der prominentesten Bühne im deutschen Sprachraum ermöglicht. Karrierebruch und angeschlagene Gesundheit waren aber die Folgen, von denen er sich niemals mehr erholen konnte. -Was war da schiefgelaufen? Schwachpunkt ist das durch Schoeck mitverantwortete Libretto von Hermann Burte. Schon während der Arbeit reagierte Schoeck kritisch, die Dramaturgie gefiel ihm gar nicht, ein eigenes Szenario weist stärker auf Eichendorff zurück, heftig verwahrte er sich gegen psychologische Vereinfachungen. Offensichtlich war Burte überfordert, die ambivalenten Figuren der Erzählung zu ebensolchen Operngestalten zu entwickeln. Plakative Darstellung dominiert. Das Traumhafte ging verloren, alles wurde in konkrete Handlung übersetzt. Sprachlich ist vieles schlecht, erinnert in Duktus und Haltung an NS-Ideologie, gerade dort, wo Burte Eichendorff für das Dritte Reich zu aktualisieren versuchte. Trotzdem dürfen nicht alle Probleme Burte angelastet werden, wie die Schoeck-Forschung es gerne tut; der Komponist hatte sich mit eigenen, aus heutiger Sicht teils fragwürdigen Ideen eingebracht. Gleich nach dem Zürcher Misserfolg unternahm der Schoeck-Kreis Rettungs-oder eher: Reparaturversuche. Der Germanist Emil Staiger bat Schoeck um Kürzungen und Verbesserungen der unmöglichsten Reime, die er doch gleich selbst vornehmen könnte. Ein halbherziger Wiedererweckungsversuch durch Gerd Albrecht 1993 in Berlin scheiterte. Gelobt wird in der Presse aber die Musik: «Was an typischer Eichendorff-Atmosphäre im Textbuch verloren gegangen ist, versucht die Musik einigermassen zurückzugewinnen.» Als Lösung wird eine Neutextierung vorgeschlagen: «Die Oper zu retten ist ihnen gleichwohl nicht gelungen. Dazu bedürfte es eines neuen Textbuchs.» Zurück zur Vorlage Wie ist nun dieses Werk wieder in die Diskussion und auf die Bühne zu bringen? Ein an der Hochschule der Künste Bern angesiedeltes Nationalfondsprojekt «Das Schloss Dürande von Othmar Schoeck -Szenarien zu einer interpretierenden Restaurierung» unter der Leitung des Schreibenden erwog verschiedene Varianten einer Aktualisierung. Es gibt viele erfolgreiche Opern mit literarisch erschreckend schlechten Libretti, die im Umkehrschluss zum Bonmot verleiten, dies sei geradezu Voraussetzung für einen Opernerfolg. Allerdings: Die kurzatmigen, teils abgehackten Verse Burtes stehen in deutlichem Widerspruch zu Schoecks Gesang mit seinen weit ausgreifenden Melodie-und Spannungsbögen; manchmal stimmt auch die Periodisierung nicht überein, geschweige die literarische mit der musikalischen Dichte. Der Komponist scheint sich manchmal um Details des Textes gar nicht zu kümmern. Gestützt wird diese Annahme durch die in Briefen zu verfolgende Tatsache, dass Schoeck die Musik oft schon komponiert hatte, wenn der Text erst entstand. Im Vorfeld zur Umarbeitung wurden auch radikale Ansätze erwogen, welche die Oper dekonstruiert hätten: ironische, dekonstruktive Textparodien, so der Wiederverzicht auf die von Schoeck neu eingeführte Figur der Gräfin Morvaille oder aber deren Umdeutung; dies hätte auch eine Neukonzeption der Handlung nach sich gezogen. Der Schoeck-Dirigent Mario Venzago, der sich enthusiastisch dem Projekt «Dürande»-Workshop am 10. September 2016 im Rahmen des Brunner Schoeck-Festivals: Mario Venzago, Thomas Gartmann, Francesco Micieli (v.l.) Foto: Daniel Allenbach (HKB-Forschung)
Als Schweizer bin ich neutral". Othmar Schoecks Oper "Das Schloss Dürande" und ihr Umfeld
2018
Diese PDF-Version ist seitenidentisch mit dem gedruckten Buch, das 2018 in der Edition Argus erschienen ist. Für die PDF-Version gelten dieselben Urheber-und Nutzungsrechte wie für das gedruckte Buch. Dies gilt insbesondere für Abbildungen und Notenbeispiele. Das heißt: Sie dürfen aus der PDF-Version zitieren, wenn Sie die im wissenschaftlichen Bereich üblichen Urheberangaben machen. Für die Nutzung von Abbildungen und Notenbeispielen müssen Sie gegebenenfalls die Erlaubnis der Rechteinhaber einholen. Herausgegeben von Martin Skamletz und Thomas Gartmann Band 10 Inhalt Vorwort 8 oper in brauner zeit-die situation 1943 Nils Grosch Populäres Musiktheater im ›Dritten Reich‹. Zum Problem der politischen Deutung musikalischen Stils und einer stilistischen Deutung von Verfolgung 13 Michael Baumgartner Die Staatsoper Unter den Linden unter nationalsozialistischer Herrschaft. Repertoireopern, Opernpremieren und Selbstzensur 23 Christian Mächler Szenen (k)einer Ehe. Das Schloss Dürande am Zürcher Opernhaus und das ›Dritte Reich‹ 51 Erik Levi Resisting Nazism-Hartmann, Blacher and von Einem 78 Roman Brotbeck Zwischen Opportunismus, Bewunderung und Kritik. Die französischen und schweizerischen Berichte zum Mozart-Fest 1941 in Wien 96 »bockmist«?-schoecks »das schloss dürande« Simeon Thompson Hermann Burte als ›Nazi-Dichter‹. Zur Auseinandersetzung mit dem Librettisten von Das Schloss Dürande 117 Beat Föllmi »Othmar Schoeck wird aufgenordet«. Schoecks Flirt mit dem nationalsozialistischen Regime und die Reaktionen in der Schweiz 130 Leo Dick Gegen eine Logik des Fortschreitens. Das ›total Präsentische‹ in Schoecks Opern als Modell für eine zeitgemäße Musiktheaterkonzeption 146 Thomas Gartmann »Wenn aber diesen äußerlichen, von Burte verschuldeten Schönheitsfehlern abgeholfen wäre, so hätten wir gewiß eine der prachtvollsten Opern der neueren Musik.« Versuch einer Rückdichtung 158 Thomas Gartmann im Gespräch mit Mario Venzago und Francesco Micieli Zurück zu Eichendorff! Eine poetische Rückdichtung 197 rezeption im wandel Ralf Klausnitzer »Deutschester aller deutschen Dichter«? Joseph Eichendorff in der ns-Zeit 219 Angela Dedié Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß. Hintergründe der Uraufführung in der Auseinandersetzung mit der romantischen Novelle Jud Süß und dem gleichnamigen nationalsozialistischen Propagandafilm 254 Robert Vilain Hofmannsthal und das ›Dritte Reich‹. Rezeption und fiktive Historie 267 Chris Walton Farbe bekennen. Schweizer Künstler und der Apartheid-Staat 286
Schoecks Oper wird reaktualisiert
Schweizer Musikzeitung, 2017
Das Schloss Dürande» ist dank einem Nationalfondsprojekt und dem Brunner Schoeck-Festival wieder im Gespräch. Wie wird das Werk für die Wiederaufführung 2018 aktualisiert? Thomas Gartmann -Am 1. April 1943 fand an der Berliner Staatsoper die Uraufführung von Othmar Schoecks letzter Oper Das Schloss Dürande nach der Novelle Joseph von Eichendorffs statt. Reichsmarschall Hermann Göring kritisierte sie als «Bockmist» und setzte sie offenbar nach vier Vorstellungen ab. Noch im gleichen Jahr gab es zwei Aufführungsserien in Zürich, die nach schlechten Kritiken und schwachen Besucherzahlen ebenfalls vorzeitig abgebrochen wurden. Schoecks Spiel mit den Mächtigen hatte ihm zwar eine Inszenierung an der prominentesten Bühne im deutschen Sprachraum ermöglicht. Karrierebruch und angeschlagene Gesundheit waren aber die Folgen, von denen er sich niemals mehr erholen konnte. -Was war da schiefgelaufen? Schwachpunkt ist das durch Schoeck mitverantwortete Libretto von Hermann Burte. Schon während der Arbeit reagierte Schoeck kritisch, die Dramaturgie gefiel ihm gar nicht, ein eigenes Szenario weist stärker auf Eichendorff zurück, heftig verwahrte er sich gegen psychologische Vereinfachungen. Offensichtlich war Burte überfordert, die ambivalenten Figuren der Erzählung zu ebensolchen Operngestalten zu entwickeln. Plakative Darstellung dominiert. Das Traumhafte ging verloren, alles wurde in konkrete Handlung übersetzt. Sprachlich ist vieles schlecht, erinnert in Duktus und Haltung an NS-Ideologie, gerade dort, wo Burte Eichendorff für das Dritte Reich zu aktualisieren versuchte. Trotzdem dürfen nicht alle Probleme Burte angelastet werden, wie die Schoeck-Forschung es gerne tut; der Komponist hatte sich mit eigenen, aus heutiger Sicht teils fragwürdigen Ideen eingebracht. Gleich nach dem Zürcher Misserfolg unternahm der Schoeck-Kreis Rettungs-oder eher: Reparaturversuche. Der Germanist Emil Staiger bat Schoeck um Kürzungen und Verbesserungen der unmöglichsten Reime, die er doch gleich selbst vornehmen könnte. Ein halbherziger Wiedererweckungsversuch durch Gerd Albrecht 1993 in Berlin scheiterte. Gelobt wird in der Presse aber die Musik: «Was an typischer Eichendorff-Atmosphäre im Textbuch verloren gegangen ist, versucht die Musik einigermassen zurückzugewinnen.» Als Lösung wird eine Neutextierung vorgeschlagen: «Die Oper zu retten ist ihnen gleichwohl nicht gelungen. Dazu bedürfte es eines neuen Textbuchs.» Zurück zur Vorlage Wie ist nun dieses Werk wieder in die Diskussion und auf die Bühne zu bringen? Ein an der Hochschule der Künste Bern angesiedeltes Nationalfondsprojekt «Das Schloss Dürande von Othmar Schoeck -Szenarien zu einer interpretierenden Restaurierung» unter der Leitung des Schreibenden erwog verschiedene Varianten einer Aktualisierung. Es gibt viele erfolgreiche Opern mit literarisch erschreckend schlechten Libretti, die im Umkehrschluss zum Bonmot verleiten, dies sei geradezu Voraussetzung für einen Opernerfolg. Allerdings: Die kurzatmigen, teils abgehackten Verse Burtes stehen in deutlichem Widerspruch zu Schoecks Gesang mit seinen weit ausgreifenden Melodie-und Spannungsbögen; manchmal stimmt auch die Periodisierung nicht überein, geschweige die literarische mit der musikalischen Dichte. Der Komponist scheint sich manchmal um Details des Textes gar nicht zu kümmern. Gestützt wird diese Annahme durch die in Briefen zu verfolgende Tatsache, dass Schoeck die Musik oft schon komponiert hatte, wenn der Text erst entstand. Im Vorfeld zur Umarbeitung wurden auch radikale Ansätze erwogen, welche die Oper dekonstruiert hätten: ironische, dekonstruktive Textparodien, so der Wiederverzicht auf die von Schoeck neu eingeführte Figur der Gräfin Morvaille oder aber deren Umdeutung; dies hätte auch eine Neukonzeption der Handlung nach sich gezogen. Der Schoeck-Dirigent Mario Venzago, der sich enthusiastisch dem Projekt «Dürande»-Workshop am 10. September 2016 im Rahmen des Brunner Schoeck-Festivals: Mario Venzago, Thomas Gartmann, Francesco Micieli (v.l.) Foto: Daniel Allenbach (HKB-Forschung)
»Als Schweizer bin ich neutral«. Othmar Schoecks Oper und ihr Umfeld
Am 1. April 1943 fand an der Staatsoper Berlin trotz wiederholter Bombenangriffe die Uraufführung von Othmar Schoecks Oper Das Schloss Dürande nach der Novelle Joseph von Eichendorffs statt. Noch im gleichen Jahr gab es zwei Aufführungsserien in Zürich, die nach öffentlichen Protesten jeweils vorzeitig abgebrochen wurden. Seither wurde die Oper überhaupt nur noch ein einziges Mal und bloss in einer stark gekürzten konzertanten Fassung aufgeführt, nämlich 1993 durch Gerd Albrecht in Berlin. Schoecks Spiel mit den Mächtigen hat ihm zwar eine Auffuhrung an einer so prominenten Bühne ermöglicht. Aber er zahlte einen hohen Preis: Karrierebruch und angeschlagene Gesundheit waren die Folgen, von denen er sich niemals mehr erholen konnte. Bereits von Hermann Göring als «Bockmist» bezeichent, erscheint auch aus heutiger Sicht das Libretto von Hermann Burte als Schwachpunkt der Oper. Sprachlich wirkt es ungeschickt; vor allem aber sind ihm nationalsozialistische Phrasen und «Werte» eingeschrieben. Schoecks Werk zeigt indessen so ausserordentliche musikalische Schönheiten, dass sich eine «Rettung» geradezu aufdrängt. Ausgehend von einem SNF-Forschungsprojekt und einer damit verbundenen Tagung werden in diesem Sammelband die unheilvolle Begegnung zwischen dem deutschesten aller deutschen Dichter und den Nationalsozialisten neu bewertet. Die einzelnen Beiträge stellen kompositorische Vorkämpfer, Anpasser, Opportunisten, Mitläufer und Opponenten der kulturellen Diktatur vor, klären Kontext und Voraussetzungen der Aufführungen in Berlin wie in Zürich und diskutieren die Tragweite von Schoecks Diktum «als Schweizer bin ich neutral». Letztlich zielt der Sammelband auch auf die Frage nach der politischen Autonomie von Kunst respektive auf die Dichotomie von Schuld und Unschuld in Kunst und Kultur.
Castella Maris Baltici, 2021
Der Artikel vergleicht den Charakter der Restaurierungen der Schlösser in Marienburg und Schwerin in der ersten Hälfte des 19. Jh. als Beispiele romantischer Wiederherstellungsmaßnahmen mit unterschiedlichen Intentionen. Dabei vertritt die romantische Restaurierung der Marienburg liberale und rekonstruierende Haltung, während in Schwerin eine politisch restaurative und in die Bausubstanz stark verändernde Maßnahme erfolgte. The article compares the character of the restorations of the castles in Marienburg and Schwerin in the first half of the 19th century as examples of romantic restoration measures with different intentions. The romantic restoration of Marienburg represents a liberal and reconstructive attitude, while in Schwerin the measures were politically restorative and strongly modified the building fabric.
Die Rezeption der italienischen Oper am Hofe des Olmützer Bischofs Schrattenbach
2013
1660-1738, Bischof seit 1711) war einer der bedeutendsten Förderer des mährischen Kulturlebens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine Person verkörperte gleichsam eine kulturelle Verbindung zwischen den mährischen Ländern und wichtigsten Musikzentren des damaligen Europa. Als Domherr und später Domdekan in Salzburg (Mai ) hatte Schrattenbach -im Vergleich zu anderen mährischen Musik-Mäzenen -einzigartige Gelegenheiten, das beste der zeitgenössischen Musik durch persönliches Erleben kennen zu lernen. Nach seiner endgültigen Übersiedlung nach Mähren im Jahre 1722 lag seine bedeutendste musikalische Aktivität in Aufführungen von Opern in den bischöflichen Schlössern zu Kremsier und Wischau sowie von Oratorien in Brünn. Die ersten wichtigen Informationen über Opernproduktionen am bischöflichen Hof bietet die Studie von Jiří Sehnal Počátky opery na Moravě aus dem Jahre 1974 an. 2 Seit 2005 wird der Schrattenbachischen Oper mehr Aufmerksamkeit gewidmet, dies im Rahmen des Förderprojekts "Italienische Oper in Mähren in der ersten Hälfte des 18. Jhs". Zu den Ergebnissen dieser Forschung kann man auch meine Dissertation Musik am Hofe des Olmützer Bischofs Schrattenbach (1711-1738). Beitrag zur Librettistik von Oper und Oratorium des Barock (Brno 2006) zählen. Gegenwärtig läuft die Aufarbeitung der Schrattenbach-Libretti im Rahmen des Projekts "Catalogue of the Italian Opera Libretti in Central Europe in the 1 st Half of the 18 th Century". Die Nachrichten über musikalische Aktivitäten Schrattenbachs stammen meist von gedruckten Libretti. Bis heute sind 24 Opern-und 36 Oratorienlibretti bekannt (siehe Tabelle 1 auf der nächsten Seite). Die Geschichte der italienischen Oper in Kremsier und Wischau fängt im Jahre 1727 an. In diesem Jahr sind drei Opern datiert: die lateinische Pastorale Endymio und die italienischen Opern Merope (Anonym) und Spartaco, letzterer mit höchster Wahrscheinlichkeit von Giuseppe Porsile verfasst (aufgrund des Ver-1 Der vorgetragene Text wurde revidiert gemäß den Ergebnissen der im Rahmen des Grantprojektes "Catalogue of the Italian Opera Libretti in Central Europe in the 1 st Half of the 18 th Century, I: Moravia" (Grantagentur der Tschechischen Republik, Reg.-Nr. P409/12/P940). 2 Jiří Sehnal, Počátky opery na Moravě. Současný stav vědomostí [Die Anfänge der Oper in Mähren. Gegenwärtiger Kenntnisstand], in: O divadle na Moravě, Praha 1974 [= Acta Universitatis Palackianae Olomucensis, Facultas Philosophica, Suppl. 21], S. 55-77.
Oper – Südwest: Beiträge zur Geschichte der Oper an den südwestdeutschen Höfen des 18. Jahrhunderts
2020
Fur Silke Leopold zum 70. Geburtstag vorgelegt von den Mitarbeitern der Forschungsstelle »Geschichte der Sudwestdeutschen Hofmusik« der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. »Oper – Sudwest« beleuchtet Aspekte des Musiktheaters vor allem an den sudwestdeutschen Hofen des 18. Jahrhunderts. So werden neue Moglichkeiten zur Rekonstruktion des Opernrepertoires in Rastatt, Baron Sigismund von Rumlings Musiktheater fur Zweibrucken und die besondere Finalgestaltung von Niccolo Jommellis Didone abbandonata am wurttembergischen Hof, aber auch der Kompositionsprozess von Johann Adolph Hasses Dresdner Opern thematisiert. Daneben widmen sich drei Beitrage Franz Danzi und dessen Auseinandersetzung mit Wolfgang Amadeus Mozart.
Toffen, Schloss. Neues zur Baugeschichte von Burg und Schloss
Das Schloss Toffen ist bislang wenig erforscht. Umso spannender sind die aktuellen bauarchäologischen Aufschlüsse zur Baugeschichte, die sich gut mit der ältesten Ansicht der frühen Neuzeit verbinden lassen. Das heutige Schloss ist aus einer spätmittelalterlichen Burg hervorgegangen. Erstaunlicherweise sind nur wenige Spuren der Burg im aufgehenden Bestand erhalten geblieben. Eine Rekonstruktion fällt deshalb noch schwer.