Der christlich-islamische Dialog als Notwendigkeit einer „intra- und interkulturellen Standortbestimmung“ in der Medizinethik (original) (raw)

Christliches, islamisches und säkular-westliches Medizinverständnis

essentials, 2021

Im folgenden sind, in aller Kurze, einige wenige Grundzuge des christlichen, des muslimischen und des sakular-westlichen Verstandnisses von Medizin und medizinischen Interventionen einander gegenuberzustellen, die den theoretischen Hintergrund bilden, vor dem sich die bislang in ihrer konkret-lebensweltlichen Ausformung geschilderten Haltungen und Einstellungen auffalten.

Zur Verbreitung und Institutionalisierung der Medizinethik: Zwischen «Einheimischen» und «Fremden

SAEZ, 2016

Schon ein oberflächlicher Blick in die Tagespresse, in Printmedien und einschlägige Webressourcen zeigt, dass in vielen Industrieländern medizinethische Fra gen zunehmend auf der Tagesordnung stehen. Themen wie Präimplantationsdiagnostik, Suizidbeihilfe, Men schenwürde am Lebensende oder Umgang mit Demenz werden schon lange nicht mehr hinter verschlossenen Türen diskutiert. Auch ethische Expertise in Klinik, Lehre und Forschung hat mittlerweile ihren festen Stellenwert, ist etabliert, in zahlreichen Formen in stitutionalisiert und Teil eines «bioethics biz». Die Verbreitung von Medizinethik zeigt sich in vier Di mensionen: in der klinischen Praxis (Ethikberatung, Ethikkomitees, EthikKonsiliardienste, ethische Fall besprechungen etc.), in der Lehre (im Medizinstudium und in vielen anderen gesundheitsbezogenen Ausbil dungsgängen), in der Wissenschaft (medizinethische Forschung, nationale und internationale Förderpro gramme, medizinethische Institute und Forschungs zentren) und in der Gesellschaft (Ethikkommissionen zu Humanforschung und für die Beratung von Politik und Öffentlichkeit). Zu dieser Entwicklung tragen besonders die Komplexität der medizinethischen Fra gen und die Vielzahl an erforderlichen Expertisen bei. Denn gerade in Zeiten pluraler Weltanschauungen und Wertvorstellungen zeigt sich das Bedürfnis nach ver lässlicher ethischer Orientierung.

Muslimische Seelsorge in einem interreligiös geprägten Gesundheitswesen

Spiritual Care

Zusammenfassung Der Beitrag geht von dem illustrativen Fallbericht einer islamischen Seelsorgerin in einem Krankenhaus aus. In einem zweiten Schritt wird die Empirie in einen größeren Zusammenhang gestellt: Es geht um das Rollenverständnis islamischer Seelsorgepersonen in einem interreligiösen Kontext, den Glauben muslimischer Patientinnen und Patienten in diesem Kontext, ihre damit verbundenen Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit sowie die Bedeutung von Familie und Kultur für die seelsorgliche Begleitung. Abschließend skizziere ich die Situation von Musliminnen und Muslimen in den Niederlanden und danach das Umfeld der dortigen islamischen Seelsorge, näherhin die Ausbildungsmöglichkeiten und ihren Status in einer säkularen Organisation.

Zwischen Leben und Tod. Medizinethische Beiträge aus Judentum und Islam

2022

Medizinethische Themen wie Sterbehilfe, Schwangerschaftsabbruch oder geschlechtsverändernde Operationen an neugeborenen intersexuellen Kindern sind häufig von existentieller Bedeutung für den einzelnen Menschen, werden gesellschaftlich breit diskutiert und auch immer wieder aus religiöser Perspektive betrachtet. Die Autor*innen dieses Bandes stellen jüdische und muslimische Positionen und Argumente zu diesen Fragestellungen vor und bringen sie miteinander ins Gespräch. Gleichzeitig thematisieren sie die theologischen Grundlagen von Schöpfung, Leben und Tod sowie die Rolle des Rechts und der Ethik in den beiden Traditionen

Von der Notwendigkeit des christlich-islamischen Dialogs

Palaver, Wolfgang (2012): "Von der Notwendigkeit des christlich-islamischen Dialogs: Ein gutes Leben aller angesichts der Herausforderung der Globalisierung", in: A. Findl-Ludescher u.a. (Hg.): Gutes Leben – für alle? Theologisch-kritische Perspektiven auf einen aktuellen Sehnsuchtsbegriff (Kommunikative Theologie – interdisziplinär 16). Wien: LIT, 47-52.

Ethische Aspekte des Dolmetschens im mehrsprachig-interkulturellen Arzt-Patienten-Verhältnis

Ethik in der Medizin, 2018

Definition of the problem It is well-known that good physician-patient communication is decisive for proper treatment of a patient and the patient's self-determination. In intercultural-multilingual situations, intense discussions are even more important when possible discrepancies on both sides regarding presuppositions and actual facts have to be bridged. Hence, in case of language barriers, the use of qualified interpreters is ethically required. In interpreter-mediated consultations, both physicians and interpreters face specific ethical challenges. When qualified interpreters are not available, physicians, in difficult ethical reflections, have to weigh options regarding alternative solutions. To date, these two issues have received little attention in medical ethics. Arguments Based on research about community interpreting and interpreter-mediated discourse, this paper, first, identifies central ethical challenges and the corresponding spheres of responsibility of physicians and interpreters. It discusses the need of language support, the risk of excluding patients from interpreter-mediated consultations, the observation of the interpreters' ethical principles, the problem of ensuring confidentiality as well as the implications of cultural brokering. Second, the article approaches the physician's options under nonideal conditions when no sufficiently qualified interpreter is available. Calling in a nonprofessional person for spontaneous interpreting, e. g., a relative or a multilingual colleague requires ethical reflection. For this purpose, this article presents for the first time a framework based on nine criteria which can help physicians assess the ability of a specific person to interpret in a given physician-patient encounter and balance competing interests. Conclusion The ethical challenges in interpreter-mediated physician-patient interaction require qualified interpreting. Under nonideal conditions, the framework presented above supports physicians to select alternative solutions. However, it does not K

David, M.; Ilkilic, I. (2010): Religiöser Glaube - Islam. Mögliche Konflikte im im klinisch-gynäkologischen Alltag (Islamic religious beliefs. Possible conflicts for clinical gynecological practice)

Gynakologe, 2010

Bei der Behandlung und Betreuung von muslimischen Patientinnen können sowohl sprachliche als auch kulturelle Probleme auftreten, die einer optimalen Versorgung im Wege stehen. Für eine kompetente Bewältigung dieser Probleme und einen angemessenen Umgang mit auftretenden Konflikten sind Grundkenntnisse über den islamischen Glauben und dessen praktische Konsequenzen im Krankheitsfall hilfreich und oft erforderlich. Auf einige mögliche Konfliktfelder wie das Fasten im Ramadan, die Einhaltung islamischer Speisevorschriften, Fragen der ausreichenden und verständlichen Aufklärung sowie Aspekte der Reproduktionsmedizin und Kontrazeption bei muslimischen Patientinnen wird näher eingegangen. In the treatment and support of Muslim patients, linguistic and cultural problems occur which can hinder proper clinical practice of gynecology. To counter these problems and particularly cultural conflicts effectively, basic knowledge of the Islamic faith and its practical consequences in case of illness is helpful and often necessary. Possible fields of conflict such as fasting during Ramadan, Islamic dietary rules, adequate and clear patient information, and aspects of reproductive medicine and contraception in Muslims are discussed.

Die graeco-islamische Medizin als globale Medizin ihrer Zeit

This paper argues that today's "Unani Medicine" as practiced in India and other countries contrary to the self-conception of its practitioners is not essentially identical with earlier Graeco-Islamic medicine in India. In support of this notion the author examines crucial passages from three comprehensive Indo-Persian medical works of the 16th and 17th century CE and carves out the concept of medicine present in these works. This concept appears to be similar to the self-conception current in modern Western medicine in several respects while this does not apply to contemporary "Unani Medicine" in the same way. This is a critical difference between "Unani Medicine" and its historical precursor and should be further examined in future.