David, M.; Ilkilic, I. (2010): Religiöser Glaube - Islam. Mögliche Konflikte im im klinisch-gynäkologischen Alltag (Islamic religious beliefs. Possible conflicts for clinical gynecological practice) (original) (raw)

Christliches, islamisches und säkular-westliches Medizinverständnis

essentials, 2021

Im folgenden sind, in aller Kurze, einige wenige Grundzuge des christlichen, des muslimischen und des sakular-westlichen Verstandnisses von Medizin und medizinischen Interventionen einander gegenuberzustellen, die den theoretischen Hintergrund bilden, vor dem sich die bislang in ihrer konkret-lebensweltlichen Ausformung geschilderten Haltungen und Einstellungen auffalten.

Der christlich-islamische Dialog als Notwendigkeit einer „intra- und interkulturellen Standortbestimmung“ in der Medizinethik

2017

In einer pluralistischen Gesellschaft wird der Ruf nach einer gemeinsamen Ethik immer lauter. Können sich die verschiedenen Individuen und Religionen einer Kultur innerhalb einer Gesellschaft und global auf gemeinsame Werte einigen? Braucht es gemeinsame Normen und Werte und wie verhält es sich zu den Fragen der angewandten Ethik, etwa der Medizinethik? Ich möchte aus Perspektive einer theologischen Ethikerin im Folgenden der Fragen nachgehen ob und wie eine solche intra- und interkulturelle Ethik im Bereich der Medizinethik aussehen könnte. Welche Relevanz kommt ethischen Aussagen der islamischen Theologie aus Perspektive des Christentums zu? Im Folgenden zeige ich auf, warum es für eine medizinethische Bewertung von essentieller Bedeutung ist die eigene Kultur und religiösen Überzeugungen in dieser Kultur mit ein zu beziehen. Es braucht auch für die Medizinethik eine „intra- und interkulturelle Standortbestimmung“, von der aus sie die neuen medizinischen Techniken sinnvoll bewerten kann, so meine These.

Muslimische Seelsorge in einem interreligiös geprägten Gesundheitswesen

Spiritual Care

Zusammenfassung Der Beitrag geht von dem illustrativen Fallbericht einer islamischen Seelsorgerin in einem Krankenhaus aus. In einem zweiten Schritt wird die Empirie in einen größeren Zusammenhang gestellt: Es geht um das Rollenverständnis islamischer Seelsorgepersonen in einem interreligiösen Kontext, den Glauben muslimischer Patientinnen und Patienten in diesem Kontext, ihre damit verbundenen Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit sowie die Bedeutung von Familie und Kultur für die seelsorgliche Begleitung. Abschließend skizziere ich die Situation von Musliminnen und Muslimen in den Niederlanden und danach das Umfeld der dortigen islamischen Seelsorge, näherhin die Ausbildungsmöglichkeiten und ihren Status in einer säkularen Organisation.

Islamrechtliche Fragestellungen in der Akutmedizin

2022

Koordinator Wissenstransfer an der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft 2 ISLAMRECHTLICHE FRAGESTELLUNGEN IN DER AKUTMEDIZIN 3 Vorwort 3 "Unter Progredienz (lateinisch: pro gredere-vorrücken, voranschreiten) versteht man das Fortschreiten einer Krankheit (progressiver Krankheitsverlauf) beziehungsweise eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustands." Quelle: Bionity.com 2021 Was sind akut-intensivmedizinische Entscheidungssituationen? Jede Minute zählt, jeder Hangriff muss sitzen im Schockraum eines Krankenhauses. Denn hier werden Patient_innen behandelt, die sich in einem lebensbedrohlichen Zustand befinden.

Göksu A, Ilkilic I (2018): Spiritualität und Seelsorge in der Gesundheitsversorgung von Muslimen (Spirituality and spiritual care in healthcare for Muslims), in: Spiritual Care, 7(1): 15-23.

Göksu A, Ilkilic I (2018): Spiritualität und Seelsorge in der Gesundheitsversorgung von Muslimen (Spirituality and spiritual care in healthcare for Muslims), in: Spiritual Care, 7(1): 15-23., 2018

Despite their long history, spirituality and spiritual care are relatively modern concepts in the context of spiritual caregiving for Muslim patients in German hospitals. To fill in the assumed gap in professional care within the spiritual care context, the authors first examine the Muslim conception of humanity and the understanding and interpretation of illness in Islam. The ensuing examination of soul concepts in Muslim intellectual traditions will provide points of reference for the academic debate ofspirituality and spiritual care, which is very timely, considering the current needs. Subsequently, the practice of Muslim spiritual guidance for ill persons will be dealt with and substantiated with examples of spiritual care and guidance provided by imams. Additionally, Islamic rituals for the dying and the dead will be outlined to provide an overview over the professional work done by imams in the healthcare sector. These considerations will lead to the recommendation of a three-step programme for professional spiritual care and guidance of Muslim patients in German hospitals to implement the important insights gained from this analysis.

Medizin im islamischen Kontext 1 Bedürfnisse muslimischer Patienten

Ursprung und Geschichte der Medizin sind über weite Zeiträume von einem reli-giösen Hintergrund nicht zu trennen (Bruchhausen, 2010). Bereits die Etymologie von Heil und Heilung macht deutlich, dass Krankheit und Heilen nicht getrennt von religiöser Heilserfahrung betrachtet werden können. Gerade im christli-chen Kontext werden diese Zusammenhänge besonders deutlich, hat doch der Religionsstifter des Christentums, Jesus aus Nazareth, seine Krankenheilungen als Gotteshandeln und sichtbares Zeichen für den Beginn einer neuen Heilszeit verstanden. Damit stand er auf dem Boden der altisraelischen Vorstellung von Medizin, die Krankheit und Heilung ausschließlich im religiösen Kontext sah: Erkrankungen galten als Strafe Gottes, Heilung als göttliches Wirken. Dement-sprechend war es Aufgabe der Priesterschaft, über Krankheit oder Gesundheit zu befinden; so z. B. den Befall mit oder die Heilung von bestimmten Krankheiten wie etwa Lepra festzustellen. Diese altisraelitischen Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit wurden vom Christentum übernommen und hatten bis weit ins Mittelalter und darüber hinaus Gültigkeit; noch heute wird von heiligen Gegen-ständen (Reliquien), wundertätigen Bildnissen und Statuen oder heiligen Orten (Pilgerorten) Heilung durch göttliches Heilshandeln erwartet. Eine andere Form des Krankheitsverständnisses entwickelte sich im Orient, wo in Ägypten, hervorgerufen durch die Praxis des Mumifizierens und die daraus resultierende Kenntnis des menschlichen Körpers, ein letztlich naturwissen-schaftliches Verständnis von Krankheit entstehen konnte, das Erkrankungen als Störung natürlicher Vorgänge im Körper auffasste, die man durch geeignete Maß-nahmen korrigieren konnte. Diese erste Form einer empiriegestützten Medizin wurde vor allem in Griechenland bzw. anschließend im hellenistisch geprägten Kulturraum weiterentwickelt und auf eine solide Theoriebasis (Hippokrates, später auch Galenus) gestellt, während die Philosophen Platon und Aristoteles die Einheit von Körper und Seele und damit die Bedeutung einer ganzheitlichen 1 Vgl. hierzu und zum Folgenden grundlegend Wunn (2006; 2010).