Pieter Bruegel d.Ä. (original) (raw)
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Pieter Bruegel d.Ä. oder das Klischee vom Bauern-Maler
in: Müller, Jürgen (Hrsg.): Pieter Bruegel invenit - das druckgraphische Werk : [Katalog zur Ausstellung der Hamburger Kunsthalle vom 19. Januar bis 1. April 2001], Hamburg 2001, S. 9-13
Pieter Bruegel d. Ä. oder das Klischee vom Bauern-Maler Jürgen Müller Wer ist dieser Künstler, dem wir so viele geistreiche Inventionen für Kupferstiche verdanken? Da keine Briefe oder Berichte von Freunden aus der un mittelbaren Umgebung Pieter Bruegels d. Ä. über liefert sind, ist man gezwungen, sein Leben über literarische Q uellen zu rekonstruieren. Immer wieder ist für die Erklärung der Kunst Bruegels auf Garel van Manders Schilder-Boeck aus dem Jahre 1604 zurückgegriffen worden. 1 Dem flämischen
Pieter Bruegel d. Ä. und das Theater der Welt - Zur Einführung
In: Ingrid Mössinger/Jürgen Müller (Hrsg.): Pieter Bruegel d. Ä. und das Theater der Welt (Ausst.-Kat. Kunstsammlungen Chemnitz) Berlin/München, S. 14–23 , 2014
The text provides a brief introduction to the life of the Flemish painter and identifies the most important sources available to us today. Since Karel van Mander's 1604 biography of the artist is a literary construction and the few archival sources that directly concern the artist are inconclusive, Abraham Ortelius becomes the most important key witness to the intellectual network in which Bruegel found himself. Numerous letters show that the cartographer and humanist was a follower of Sebastian Frank throughout his life and even recommended this heretical author to his nephew for reading. Thus, it can be assumed that Bruegel was also familiar with Frank's texts and that traces of his theology can be found in his paintings. Der Text liefert eine kurze Einführung in das Leben des flämischen Malers und nennt die wichtigsten Quellen, die uns heute zur Verfügung stehen. Da Karel van Manders Biografie des Künstlers aus dem Jahre 1604 eine literarische Konstruktion darstellt und die wenigen archivalischen Quellen, die den Künstler direkt betreffen, nicht aussagekräftig sind, wird Abraham Ortelius zum wichtigsten Kronzeugen des intellektuellen Netzwerkes, in dem sich Bruegel befand. Aus zahlreichen Briefen geht hervor, dass der Kartograf und Humanist zeit seines Lebens ein Anhänger Sebastian Franks war und diesen häretischen Autor sogar seinem Neffen zur Lektüre empfahl. So steht zu vermuten, dass auch Bruegel mit den Texten Franks vertraut war und sich Spuren von dessen Theologie in seinen Bildern auffinden lassen.
Pieter Bruegel d.Ä. und das erasmische Ideal eines christlichen Malers
Müller, Jürgen (Hrsg.): Pieter Bruegel invenit - das druckgaphische Werk : [Katalog zur Ausstellung der Hamburger Kunsthalle vom 19. Januar bis 1. April 2001], Hamburg 2001, S. 14-21
Als ein wesentliches Merkmal der Kunst Pieter Bruegels d. Ä. hat die Kunstgeschichte unseres Jahrhunderts dessen Fähigkeit zur realistischen Darstellung herausgestellt. Ob man seine auf Holz gemalten T afeln oder seine Vorzeichnungen für Kupferstiche erklären wollte, Realismus schien der Schlüssel für den rechten Zugang zum Werk des flämischen Künstlers zu sein. Entsprechend svaren
Vorsicht ansteckend! Pieter Bruegel d. Ä. „Der gähnende Mann“. (K)eine Bagatelle
Ausst.-Kat. In aller Munde (Kunstmuseum Wolfsburg), hrsg. von Uta Ruhkamp, Berlin, S. 112-117, 2020
Pieter Bruegel the Elder's oak panel "The Yawning Man" from the Museum of Fine Arts in Brussels is an enigmatic painting. It measures 12,6 x 9,2 cm and is neither dated nor signed. Stylistically, we are dealing with a late work in which the artist opted for a reduced figure staff and large close-up. It was created in the period after 1566. An attribution to Bruegel the Elder is supported by the fact that the picture of a yawning man is already listed in Peter Paul Rubens' estate inventory. Furthermore, the post engraving by Lucas Vorsterman the Elder names the Flemish painter as inventor and shows that the small panel was considered authentic in the 17th century. The size of the panel represents a cabinet format and refers to a private use. In the Fleming's oeuvre, the work cannot be assigned to any work complex. In the sense of an everyday scene, it is a genre painting. However, it has been considered an affect study by numerous researchers. But does yawning represent an affect? is it not merely a symptom of a person's tiredness? Pieter Bruegels d. Ä. Eichentafel "Der gähnende Mann" aus dem Museum für Schöne Künste in Brüssel ist ein rätselhaftes Bild. Es misst 12,6 x 9,2 cm und ist weder datiert noch signiert. in stilistischer Hinsicht haben wir es mit einem Spätwerk zu tun, bei dem sich der Künstler für ein reduziertes Figurenpersonal und große Nahsicht entschieden hat. Es ist in der Zeit nach 1566 entstanden. Für eine Zuschreibung an Bruegel d. Ä. spricht der Umstand, dass bereits in Peter Paul Rubens’ Nachlassinventar das Bild eines Gähnenden aufgeführt ist. Darüber hinaus nennt der Nachstich von Lucas Vorsterman d. Ä. den flämischen Maler als inventor und zeigt, dass man die kleine Tafel im 17. Jahrhundert für authentisch hielt. Die Größe der Tafel stellt ein Kabinettformat dar und verweist auf einen privaten Gebrauch. Im OEuvre des Flamen kann das Werk keinem Werkkomplex zugeordnet werden. Im Sinne einer Alltagsszene handelt es sich um ein Genrebild. Von zahlreichen Forschern wurde es jedoch als Affektstudie erachtet. Aber stellt das Gähnen einen Affekt dar? ist es nicht lediglich Symptom für die Müdigkeit eines Menschen?
Überlegungen zu Pieter Bruegels d. Ä. Schiffe in ruhiger See
KUNSTGESCHICHTE. Open Peer Reviewed Journal , 2009
The seascape „Ships in Calm seas“ by Pieter Bruegel the Elder, formerly in the collections of the Palais Granvella in Besançon and then Rubens' is lost today. It is very likely that a representation of the seascape can be identified in the foreground of the „Allegory of Vision“ by Jan Brueghel the Elder and Peter Paul Rubens.
Müller, Jürgen: »Pieter der Drollige« oder der Mythos vom Bauern-Bruegel. 1997.
in: Ertz, Klaus (Hrsg.): Pieter Breughel der Jüngere, Jan Brueghel der Ältere : flämische Malerei um 1600, Lingen 1997, S. 42-53
Immer wieder ist für die Erklärung der Kunst Pieter Bruegels auf Karel van Manders »Schilder-Boeck« aus dem Jahre 1604 zurückgegriffen wor den. Dem flämischen Autor verdan ken wir die erste umfassende Biogra phie des berühmten Malers. Und da kaum andere Informationen zum Le ben des Künstlers existieren, ist die Auseinandersetzung mit Van Manders Lebensbeschreibung geradezu uner läßlich. 2 Seine Beschreibung der Vita Bruegels bildet gleichsam den Urtext, der von nun an nurmehr wiederholt werden mußte. Ja, es gibt kaum eine Bruegel-Monographie, in der nicht Van Manders Biographie in Gänze ab gedruckt wäre. 3 Über die Grenzen der N iederlandistik und Kunstgeschichte hinaus ist der Flame Karel van Mander (1548-1606) im Vergleich zu seinem unmittelbaren italienischen Vorläufer Giorgio Vasari wenig bekannt. N och der Titel eines »flämischen Vasari« macht deutlich, wie wenig eigenstän dig sein kunsttheoretischer Entwurf erschien: Das »Schilder-Boeck«, ein Opus maximum von ca. 500 dichtbe druckten Folia, erschien zuerst 1604 und wurde 1618 ein zweites Mal po stum ediert. Daß das Werk des Flamen relativ schnell in Vergessenheit geriet, ist weniger die Folge seines manieristischen Kunstideals, als vielmehr der schwindenden Bedeutung der Kultur sprache Niederländisch. Immerhin hat noch Joachim von Sandrart für seine »Teutsche Akademie« von 1675 ganze Passagen wörtlich aus Van Mander übernommen, ohne seine Quelle im mer kenntlich zu machen. 4 Das »Schilder-Boeck« besteht aus verschiedenen Teilen: Einem theoreti schen Lehrgedicht, dem »Grondt van de edel vry Schilder-const«, folgen die Vitensammlungen der antiken, italie nischen und nordeuropäischen Maler, welchen ein umfangreicher Ovidkommentar sowie eine »Ikonologie« im Sinne Ripas angeschlossen ist. Zwei felsohne kann man die Lebensbe schreibungen der nordeuropäischen Künstler, die auch die Bruegel-Vita enthalten, als den wohl prominente sten und einflußreichsten Teil des Werkes betrachten. 5 Auf die Wirkungsgeschichte des Werks jedenfalls übte die Biographie einen kaum zu überschätzenden Ein fluß aus. So erfreute sich noch in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts das dort vertretene Klischee des »Bauern-Bruegel« größter Beliebtheit. 6 Die kunsthistorische Forschung erblickte in der Lebensbeschreibung den einzig legitimen Schlüssel zum Werk, wes halb sie zunächst in deutscher Über setzung wiedergegeben sei: Das Leben des Hervorragenden Ma lers Piet er Breughel von Breugbel Wunderbar gu t ha t die Na t ur ihren Mann ge t roffen, der sie seinerseit s wie der aufs glücklichs t e t reffen soll t e, als sie ihn, der unsern Niederlanden zu dauerndem Ruhme gereich t , den so geis t reichen und humorvollen Pie t er Breughel un t er den Bauern eines un bekann t en Braban t er Dorfes auswähl t e und zum Maler mach t e, dami t er Bauern mi t dem Pinsel wiedergebe. Er wurde unwei t Breda in einem Dorfe namens Breughel, dessen Namen er geführ t und seinen Nachkommen hin t erlassen ha t , geboren. Die Malerei ha t er bei Pie t er Koeck van Aals t gelern t , dessen Toch t er, die er, als sie noch klein war, während seines Aufen t hal t es bei Aegidius Sadeler, Pieter Brueghel d.Ä., Kupferstich Anmerkungen 1 Bei dem folgenden Beitrag handelt es sich um eine überarbeitete Version eines Kapitels aus meiner Studie »Das Paradox als Bildform. Stu dien zur Ikonologie Pieter Bruegels d. Ä.«, die im Fink-Verlag erscheinen wird. 2 Eine Übersicht der biographisch-kunsthistori schen und kunsttheoretischen Quellen zu Pieter Bruegel von der frühen N euzeit bis ins 19. Jahr hundert findet sich bei Löhneysen, Hans-Wolf