Homo oeconomicus. Menschenbilder in der Ökonomie als Herausforderung für evangelische Theologie (original) (raw)
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Die Historizität des Homo oeconomicus: Ein Plädoyer für die Relativität dieses Menschenbildes
Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik
Der Artikel beschäftigt sich mit der Bedeutung des Homo oeconomicus für die Wirtschaftswissenschaften in der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft. Quintessenz der Untersuchung ist, dass die wahre Bedeutung des Homo oeconomicus weniger in seiner methodologischen Funktion zu sehen ist, als vielmehr in seinem Beitrag zur Emanzipation der Ökonomik von der praktischen Philosophie. Da es sich bei der Entwicklung der Ökonomik zu einer den Naturwissenschaften nahestehenden Disziplin um einen historischen Prozess handelt, sollte der Homo oeconomicus relativ zu diesem betrachtet werden.
Zur Aktualität von Adam Smith: Homo oeconomicus und ganzheitliches Menschenbild
Adam Smith gilt zwar zu Recht als der Begründer der modernen Volkswirtschaftslehre, aber die anthropologische Fundierung seines Vorgehens steht, wie ausführlich gezeigt wird, im Gegensatz zu dem Versuch heutiger Ökonomen, aus dem Menschenbild der Ökonomik, dem homo oeconomicus, alle Formen menschlichen Verhaltens in der privatsphäre, der Politik und der Gesellschaft herzuleiten. Smith hat vor dem Hintergrund einer teleologischen Weltsicht ein mehrdimensionales Menschenbild entwickelt, das neben der Dimension des homo oeconomicus die Dimensionen des homo biolgicus, des homo politicus und des homo relgiosus umfaßt. Damit erscheint die Wirtschaftstheorie Smiths eingebettet in ethische, politische und religiöse Kontexte. Smiths Welt- und Menschenbild wird mit seinen Implikationen vorgestellt und in seiner Bedeutung für die gegenwärtge Theoriebildung in den Sozialwissenschaften gewürdigt. Full-text-Version siehe Diskussionspapier März 1998
1. Was hat Wirtschaftsethik mit Menschenbildern zu tun? 1.1 Zum Verhältnis von Wirtschaft und Ethik 1.2 Anthropologie als Grundlage der Ethik 1.3 Zum Modell des homo oeconomicus 2 Wirtschaftsethische Impulse aus der Anthropologie Dietrich Bonhoeffers 2.1 Relationales Verständnis von Personalität, Freiheit und Verantwortung 2.2 Bestimmung zur Nachfolge in der Welt bzw. im täglichen Berufsleben 2.3 Simul iustus et peccator – Dialektik von Letztem und Vorletztem
Der homo oeconomicus unter experimentellem Beschuß
2002
Für Nichtökonomen ist oftmals schwer zu verstehen, warum die Ökonomen das Eigennutzmotiv so sehr in den Vordergrund stellen. Es ist doch offenkundig, dass die Menschen aus den vielfältigsten Motiven heraus handeln - aus Dankbarkeit, aus Ärger, aus sozialer Verpflichtung und aus vielen, vielen anderen Motiven. Daß die Ökonomen dennoch das Eigennutzmotiv in den Vordergrundstellen hat mehrere Gründe. Drei Sichtweisen erscheinen besonders wichtig: - homo oeconomicus als nützliche Approximation - homo oeconomicus als Idealtyp - homo oeconomicus als Als-Ob-Konstruktion Diese Begründungen für die Eigennutz- oder homo-oeconomicus-Annahme werden kurz skizziert. Es wird erläutert, warum diese Begründungen empirisch nicht widerlegt, sondern lediglich in ihrer Relevanz angegriffen werden können. Anschließend wird der evolutorische Gesichtspunkt, der der Als-Ob-Verteidigung des homo oeconomicus zu Grunde liegt, radikalisiert und es wird und zeigen, dass es wird argumentiert, dass es zweckmäßig i...
Artikel 'Christliche Ökonomik'
in: Handbuch Literatur und Ökonomie, hrsg. v. Joseph Vogl, Burkhardt Wolf u. Alexander Mionskowski, Berlin: de Gruyter 2019, S. 371–388.
Vergötzung der Ökonomie in der Kirche? (2006)
A. Einleitung 1. Die Kirchen, die i.d.R. gemeinnützig und als K.d.ö.R. verfasst sind, gelten traditionell nicht als "Wirtschaftsunternehmen". Sie sind also nicht gewinnorientiert und sind daher eigentlich unverdächtig, dem Gott Mammon zu dienen. Wenn man in die Kirchengeschichte zurückblickt, fällt einem dazu ein, dass es früher relativ oft üblich war, sein Vermögen der Kirche zu vererben, so daß die Kirchen zu Land-und Immobilienbesitz und damit zu einem gewissen Reichtum kamen. Für die Kirchenbauten gab es immer wieder kleinere und größere Spendensammlungen. Besonders auffällig war der Ablaßhandel kurz vor der Reformation, der den Bau des Pertersdoms finanzieren sollte und der wegen seiner fragwürdigen Theologie einer der Auslöser der Reformation war. In der heutigen Zeit führt der Reichtum an Kirchenbauten allerdings auch eher dazu, dass viel Geld benötigt wird für die Instandhaltung der alten Gebäude. Im 20. Jahrhundert ging es den großen Kirchen durch das Kirchensteuersystem viele Jahre lang wirtschaftlich relativ gut, so dass man die Anzahl der Pfarrstellen in den 70er und 80er Jahren vergrößert hatte, um alle Gemeinden gut zu versorgen. Trotzdem gab es durch die Säkularisierung der Gesellschaft besonders in den 80er und 90er Jahren einen starken Mitgliederschwund durch sehr viele Kirchenaustritte und durch geringere Geburtenraten als früher. Dieser Mitgliederschwund führte zu stagnierenden oder teilweise sogar zurückgehenden Einnahmen in den Kirchen, und damit zu der seit über zehn Jahren andauernden Finanznot in den Kirchen, die sich zu einem massiven Stellenabbau "gezwungen" sahen. Während man vor 1990 im wesentlichen nur die theologischen Probleme des Gemeindeaufbaus diskutiert hatte, ist seitdem eine große Diskussion entstanden, wie man den Gemeindeaufbau und die Kirchenverwaltung effizienter gestalten könne, um mehr Geld zu sparen. Die verschiedensten Managementmethoden wurden diskutiert und ausprobiert, um die kirchlichen Haushalte zu sanieren. Die Ökonomisierung der Kirchen ist voll im Gange, aber sie ist bei den Kirchenvertretern auch ziemlich umstritten. Die Kirchenleitungen argumentieren, es bliebe ihnen nichts anderes übrig als zu sparen bei höheren Kosten und real sinkenden Einnahmen. Zugleich klagen viele Mitarbeiter, dass in (fast) allen Sitzungen nur noch darüber geredet werde, wie man noch mehr einsparen könne. Von einigen Theologen wird das ganze Programm pauschal verurteilt, weil der Glauben an Gott bzw. an Jesus eben nicht durch Management-Methoden vermittelbar sei. Man dürfe die Kirche daher nicht als "Unternehmen" 1 missverstehen, das "Kunden" eine "Dienstleistung" bringt. Glaube ließe sich nicht vermarkten wie ein Waschmittel, heißt es in dieser typischen Kritik weiter. Es gab aber nicht nur Kritik aus der konservativ-theologischen Ecke. Als im März 1997 in Hamburg ein Kongress zum Thema "Unternehmen Kirche" 2 veranstaltet wurde, kritisierte auch Uwe Birnstein in der Zeitschrift Junge Kirche (4/1997), dass der Kongress "das in Jahren mühsamer Aufklärung erreichte kritische Bewusstsein kapitalistischen Heilslehren gegenüber verwässert, sollte zumindest den Linken ein Dorn im Auge sein. Daß er die Gebote Gottes den Gesetzen des Marktes unterordnen könnte, sollte alle Christen beunruhigen." 1 Vgl. E. Gräb-Schmidt, Die Kirche ist kein Unternehmen!, in: Kirche in der Marktgesellschaft, hg. von J. Fetzer, Gütersloh 1999, 65-80. 2 Vgl. Wolfgang Nethöfel, Gebet und Controlling. Die Chancen des Unternehmens Kirche, in: Arnd Brummer u. Wolfgang Nethöfel (Hrsg.), Vom Klingelbeutel zum Profitcenter? Strategien und Modelle für das Unternehmen Kirche, Hamburg 1997, 15-24.
Die einschneidenden ökonomischen, gesellschaftlichen und ökologischen Krisen und Wandlungsprozesse der letzten Jahrzehnte haben in den Wirtschaftswissenschaften zu kontroversen Diskursen über Denkschulen, Modelle und Theorieansätze geführt. Es finden sich inzwischen vielfältige Erklärungs-und Gestaltungsansätze in der Betriebs-und Volkswirtschaftslehre, die nicht nur tradierte Annahmenwie etwa das Verhaltensmodell des homo oeconomicusüberwunden haben, sondern sich vielmehr bemühen, neue Herausforderungen und Entwicklungen wie beispielsweise Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Globalisierung, Interkulturalität, Entrepreneurship oder Wirtschaftsethik in ihre Überlegungen und Modelle zu integrieren. Die Wirtschaftspädagogik scheint nicht nur diese fachwissenschaftlichen Entwicklungen und Diskurse bislang kaum zur Kenntnis zu nehmen. Sie tut sich auch ausgesprochen schwer damit, auf die gesellschaftlichen Entwicklungen, die in dieser Ausdifferenzierung und z. T. paradigmatischen Neuorientierung der Ökonomie ihren Ausdruck finden, angemessene Antworten zu finden. Selbst in den curricularen Diskursen wird so das Kritik-und Innovationspotenzial der Wirtschaftswissenschaften nicht genutzt, das doch aus der Perspektive einer kritisch-emanzipatorischen Wissenschaftsorientierung dazu dienen könnte, dem Absolutheitsanspruch einer funktionalistischen Situationsorientierung eine normativ reflektierte, wertrationale Perspektive auf ein verantwortliches ökonomisches Handeln entgegenzusetzen. Es ist also nicht allein die Kritik am "Modernitätsrückstand" kaufmännischer Curricula und wirtschaftspädagogischer Curriculumtheorie, sondern viel wichtiger, die Kritik daran, dass das Veränderung-und Gestaltungspotenzial kritischer ökonomischer Wissenschaften nicht genügend genutzt wird. Ein deutliches Indiz dafür ist die Tatsache, dass die Frage nach der Substanz ökonomischer Bildung im Kontext kaufmännischer Berufsbildung kaum gestellt oder beforscht wird und, dass die Wirtschaftspädagogik den Diskurs um die richtige oder "bessere" ökonomische Bildung weitgehend den Didaktikern einer ökonomischen Allgemeinbildung überlassen hat. 2 EDITORIAL bwp@ Spezial 14 3 Modernisierung und Neuausrichtung kaufmännischer Curricula könnte über die Orientierung an Handlungslogiken des Entrepreneurship führen. Im Beitrag werden erste fachwissenschaftliche Zugänge illustriert. Christiane Thole zeigt in ihrem Beitrag auf, wie sich eine reflexive Wirtschaftspädagogik in den Curricula der Ausbildung von Kaufleuten im Einzelhandel verwirklichen lässt. Dazu verknüpft sie handlungstheoretische Ansätze mit beruflicher Identitätsarbeit. In ihrem Modell bilden die sozio-ökonomischen Lebenssituationen der Lernenden den Bezugspunkt für die Entwicklung von Persönlichkeit und moderner Beruflichkeit der Lernenden. Dank Wir möchten uns sehr herzlich bei allen Autorinnen und Autoren für die interessanten Beiträge bedanken.