In Frage gestellt - Fragen stellen. Überlegungen zu Fragen in den Psalmen und ihrer Funktion in der Konstellation Gott-Beter-Gegner (original) (raw)

Fragen nach Gott in den _Neuen Gedichten_ [Rilke]

In: "Gott" in der Dichtung Rainer Maria Rilkes, ed. Norbert Fischer. Felix Meiner Verlag 2014. Wollte man nach Rilkes poetischem Gottesgedanken fragen, würde man dann an die Neuen Gedichte als einen wahrscheinlichen Ort für diese Untersuchung denken? Ja und nein. Die zwei Bände der Neuen Gedichte enthalten etwa fünfzehn explizit biblische Gedichte, zusammen mit einer Reihe von anderen, manche von ihnen gut bekannt, die Kathedralen, Engel, Heilige, christli-che Legenden, Mohammed und so weiter betreffen. Auf den ersten Blick also spielen religiöse Vorstellungen hier eine beträchtliche Rolle. Auf der anderen Seite bekräftigt die Rezeptionsgeschichte das Gefühl vieler heutiger Leser, daß der Schwerpunkt der Neuen Gedichte anderswo liegt.

Einleitung:in: "Wer lässt uns Gutes sehen?" (Ps 4,7). Internationale Studien zu Klagen in den Psalmen

2018

Der hier in Auszügen zugängliche Band dokumentiert eine Tagung des Exzellenzclusters "Religion und Politik" über Klagepsalmen vom Sommer 2015, bei der Psalmenspezialisten aus dem deutschsprachigen Raum und den USA zusammenkamen. Die Tagung und der Band sind auch ein Ergebnis einer Kooperation zwischen der Baylor University (Waco, Texas) und der Universität Münster. In der Psalmenexegese ist es im Blick auf die Methoden und Fragestellungen in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Paradigmenwechsel gekommen, der bei der Auslegung von Klagepsalmen besonders deutlich wird. Beispiele für eine veränderte Schwerpunktsetzung, der die Beiträge Rechnung tragen, sind Forschungsfragen nach anthropologischen Eigenheiten der Klagepsalmen, nach der Rolle von Gewalt, Armut oder Vergänglichkeit in ihren rhetorischen Konzepten, nach ethischen Implikationen, nach ihrem je individuellen Profil als poetische theologische Literatur, aber auch nach ihrer Funktion in der Komposition des Psalmenbuc...

„Ich bewirke Rettung …“ (Ps 12,6). Kommunikationsanalytische Untersuchung zu Psalm 12, Vetus Testamentum 68 (2018) 320–335

To date there have only been a few examinations of the psalms in terms of communication analysis. This article will illustrate the fruitfulness of such an approach by analysing Ps 12 according to it. First it will be demonstrated that the psalm consists of a series of speeches that occur in a liturgical sequence. It opens and closes with intercessory prayer, which forms a frame around a divine oracle in the centre. This oracle is itself further embedded in two instances of human address speech. The speaker functions as a “mediator” on behalf of a persecuted group. He presents their concerns to God in prayer, communicates God’s response back to them, and also communicates messages to them. The closest parallel to such a sequence can be found in the prophets (Habakkuk); as such Ps 12 is reminiscent of “cult prophecy.”

Klagen ist nicht das Letzte. Das Gespräch mit Gott als Prozess der Leidbewältigung. Gedanken zu Psalm 13, Brennpunkt Seelsorge 141 (3+4/2005) 46–51

Republished and updated version (2014): https://www.academia.edu/5911258 (pp. 464–472)

Desperation, bitterness, and fear not only bring people to doubt themselves but also God. Psalm 13 can help enter into a conversation with God and overcome the hopelessness. This article demonstrates how the path that Ps 13 follows can also be significant for the modern reader. It leads us through a process of prayer in which we move from complaint through petition into a new trust and God as well as (anticipatory) praise. The article also responds to (Christian) objections to the legitimacy of complaint, emphasizing the importance of this form of speech with God.

Update: Was ist ein Psalm?« Das Sefer Tehilim aus lyriktheoretischer Perspektive

Im Sefer Tehilim/Buch der Psalmen liegt uns eine sehr heterogene Sammlung an althebräischen Texten vor, die sich in ihrer Sprache und ihren Inhalten deutlich von den Erzähltexten und den prophetischen Texten/Reden der hebräischen Bibel unterscheiden. Es handelt sich um »Lobpreisun-gen« ‫,)תהילים(‬ um »Gesänge« ‫.)מזמור(‬ Schon alleine in ihren Bezeichnungen zeigen diese Texte ihre Heterogenität-und doch verbindet diese 150 so unterschiedlichen Texte etwas miteinander: Es handelt sich um Texte, die mit Lyrik in Verbindung gebracht werden. Sie werden mit Musikalität verbunden, jedoch auch ihre Struktur und ihre sprachlichen Eigenheiten sprechen dafür, dass es sich hier nicht um Erzähl-, Gesetzestexte oder Sprüche von Propheten handelt. Sowohl die christliche historisch-kritische als auch die jüdische-rabbinische Bibelwissenschaft haben sich intensiv mit dem Sefer Tehilim auseinandergesetzt und unterschiedliche Zugänge zu diesen Texten freigelegt und erarbeitet. Jedoch können nicht nur Ansätze aus der Bibelwissenschaft, sondern auch solche aus der Literaturwissenschaft einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zur Aus-einandersetzung mit den hebräischen Texten liefern. Nicht nur das hebräische Denken, sondern auch die hebräische Sprache bringen eine eigene Dynamik mit, die in der Arbeit mit den Texten der hebräischen Bibel ihre Berücksichtigung finden müssen. So ist es nötig, die Eigenheiten (alt)hebräischer Lyrik ernst zu nehmen, diese nicht nicht nur wahrzunehmen, sondern zu beschreiben und für die Arbeit mit dem Sefer Tehilim nutzbar zu machen. Innerhalb der Literaturwissenschaft hat sich im 20. und 21. Jahrhundert ein gattungs-und lyriktheo-retischer Ansatz entwickelt, der großes Potential auch für hebräischsprachige Texte und gerade die heterogene Sammlung im Sefer Tehilim birgt. Klaus W. Hempfer 1 entwickelt einen transhis-torischen und sprachenunabhängigen gattungstheoretischen Ansatz der »Prototypischen Kerne«, der davon ausgeht, dass es für jede Gattung einen (abstrakten) Kern gibt, um den sich Einzeltexte in unterschiedlicher Nähe und Ferne gruppieren. Dabei verbindet er das Konzepte der Wittgen-steinschen Familienähnlichkeit mit kognitionspsychologischen Ansätzen. Gerade für die Lyrik als »spezielle« Großgattung bietet dieses Konzept weitreichende Möglichkeiten. So entwirft Hempfer einen solchen »Lyriktypischen Kern« gibt, der sich u.A. vor allem aus einer lyrikspezifischen Kommunikationssituation ergibt. So sieht er Lyrik als »inszenierte Performativität« 2 : »Das spezifisch Lyrische scheint im Unterschied zum Erzählen gerade darin zu liegen, dass nicht eine Instanz-sei sie nun hetero-oder homodiegetisch-eine Geschichte vermittelt, sondern, dass ein Sprecher im Akt des Sprechens das tut bzw. erfährt, worüber er zeitgleich spricht. Ein lyrisches Sprechen erzählt also nicht, was geschehen ist, sondern konstituiert im Sprechen, worüber gerade gesprochen wird, oder anders formuliert: Lyrisches Sprechen basiert auf der Simultanität bzw. Koinzidenz von Sprechsituation und besprochener Situation. Diese Simultanität ist nun freilich eine fiktionale, insofern der schriftlich fixierte Text diese nicht de facto realisieren, sondern immer nur ›inszenieren‹ kann […]…«. 3 Dieses theoretische Fundament hat den entscheidenen Vorteil, dass ein solcher Prototyp »[…], der die historisch unterschiedlichen kommunikativen Kompetenzen beschreibbar macht, als theoretis-ches Konstrukt nicht einfach unser heutiges Lyrikverständnis nachkonstruiert, […].« 4 Es ist also möglich über die 150 Psalmen (und in weiterem Blick sogar unter Hinzunahme lyrischer Texte

Gute Fragen stellen Poimenische und empirische Reflexionen zur Kommunikation in der Seelsorge

Pastoraltheologie , 2022

Für das Fragenstellen in der Seelsorge wird zunächst ein Kommunikationsmodell entwickelt. Es umfasst drei Ebenen: die Tatsachen, die Bedeutung, die Menschen ihnen beimessen, und den Kern des Gesprächs. Anschließend analysiert der Artikel die Funktionen von unterschiedlichen Frageformen und mögliche Fallstricke. Danach wird der Schritt von der Fakten-zur Bedeutungsebene der seelsorglichen Kommunikation untersucht. Der nächste Abschnitt behandelt den Abstieg zum Kern eines Gesprächs. Ein Verbatim, das alle drei Ebenen des Kommunikationsmodells berührt, rundet den Beitrag ab.